
Friesenzeit (Friesenzeit MP3 Feed)
Podcast von Jürgen Jester
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* Jürgen Jester (Erzähler) Willkommen zu einer neuen Folge von Friesenzeit – dem Podcast für alte Sagen und düstere Legenden. In der heutigen, 11ten Folge sind wir zurück in Ostfriesland. Ich habe mir überlegt, künftig alle 5 oder vielleicht 10 Folgen einen Ausflug über die Grenzen zu machen. Wir werden sehen – doch auch künftig liegt der Schwerpunkt natürlich auf den sagenhaften Orten in Ostfriesland. Danke an die liebe Annette, eine Hörerin der ersten Stunde, die sich so sehr die alte Titelmelodie zurückgewünscht hat :-) Aber genug erzählt, hier kommt die neue Geschichte: Folge 11: Der Hilgenstein – Ein Schwur in der Wildnis Willkommen zu Friesenzeit – der Podcast für alte Sagen und düstere Legenden. In der heutigen Folge begegnen wir keinem Ritter, keinem Spuk, keinem Fluch… Die heutige Folge widmen wir einem Mann des Glaubens. Es geht um eine Pilgerreise. Und einem Stein, der heute noch stiller Zeuge dieser Sage ist. Dies ist die Geschichte vom Hilgenstein – und dem Mönch Mimko von Meerhusen. Lassen Sie uns an die Grenze zwischen Aurich und Wittmund reisen, denn unsere Geschichte beginnt im einstigen Kloster Meerhusen, das der Benediktinerorden am Ende des 12. Jahrhunderts östlich des damaligen Westermeeres bei Aurich gründete. Über die Geschichte des Klosters ist leider wenig bekannt, da nach der Reformation sämtliche Archive zerstört wurden und die Gebäude verfielen. Doch eine Sage, die hier ihren Ursprung hat, erzählt von einem jungen Mönch, der in diesem Kloster diente. Sein Name war Mimko – und in ihm brannte schon seit jungen Jahren das Verlangen, einmal das Heilige Land zu betreten, wo Christus einst gewandelt war. Und dieser Wunsch nach mehr, als Gebeten hinter den Klostermauern, erreichte schließlich sogar die Türen des Klosters in Ihlow. Ein Möch namans Hayo hegte schon lange denselben Wunsch und bot Mimko an, die Pilgerreise zusammen zu unternehmen. Und gemeinsam machten sie sich zu Fuß auf – über die Alpen, durch fremde Länder und Städte und so wurden schließlich die Wochen zu Monaten. Der Weg war hart, das Wetter oft erbarmungslos, das Brot meist hart und das Wasser schal. Doch endlich, nach unzähligen Etappen, erreichten sie Jerusalem. Die heilige Stadt. Sie standen vor dem Grab Christi – und weinten. Sie verweilten zusammen an vielen Orten, an denen Jesus gewirkt hatte: In Nazareth, am See Genezareth, in Gethsemane am Westhang des Ölbergs, der im Neuen Testament erwähnt wird. Endlich wurde ihnen bewusst, angekommen zu sein als sie andere Pilger aus fernen Ländern trafen. Doch die Reise forderte ihren Preis und Hayo erkrankte schwer. Ein Fieber, das sich leise anschlich, das ihm zuerst die Kraft nahm, dann die Farbe aus dem Gesicht. Und trotz Mimkos Fürsorge wurde es nicht besser. Eines Morgens blieben Hayos Augen geschlossen – er verstarb im heiligen Land. Mimko war erschüttert. Sein Freund, sein Gefährte, sein Bruder auf dem Weg zu Gott – lag nun still unter fremder Erde. In seiner Verzweiflung wandte sich Mimko in der kleinen Kapelle von Nazareth an die Jungfrau Maria. Er kniete, stundenlang. Und er schwor: > „Lass mich heimkehren. Wenn du mir das Leben erhältst, will ich es dir weihen. Für alle Zeit. Ich will fern der Menschen leben, allein, im Gebet. Und dich nie mehr verlassen.“ Sein Fieber verging. Langsam kehrte seine Kraft zurück. Als hätte jemand seine Hand auf ihn gelegt. Oder als wäre sein Schwur tatsächlich gehört worden. So trat Mimko den langen Rückweg an. Wieder durch Dörfer und Wälder, durch Städte und Hitze, über die Alpen zurück an die Nordseeküste. Ja und endlich, nach so vielen Wochen der Entbehrung, stand er wieder vor dem Tor des Klosters Meerhusen. Die Brüder dort trauten ihren Augen kaum, denn es grenzte fast an ein Wunder, dass Mimko unbeschadet heimgekehrt war. Doch auch nach allen Strapazen hatte er nicht vergessen, was er der Jungfrau Maria in der kleinen Kapelle von Nazareth versprochen hatte.So trat er am nächsten Morgen vor den Abt – und sprach mit ruhiger Stimme: > „Ich habe überlebt, weil ich der Jungfrau Maria etwas versprochen habe. Ich muss daher das Kloster verlassen und will allein leben, > > > in der Einöde, und für Maria beten, solange mir Tage gegeben sind.“ Der Abt widersprach nicht. Stattdessen machte er sich mit Mimko auf den Weg hinaus in die Natur. Und sie fanden einen Ort zwischen den Dörfern Middels und Ardorf, im Schutz eines kleinen Eichenwaldes. Fern von Wegen, doch nicht zur Gänze unzugänglich. Dort baute sich Mimko eine Hütte aus dem, was der Wald hergab. Und schließlich nahm er noch zwei Wacholderbüsche aus dem Klostergarten mit – pflanzte sie links und rechts neben die Tür. Als Zeichen des Lebens. Als Erinnerung an den Ort, von dem er kam. Die Tage wurden zu Jahren. Mimko wurde ein fester Teil des Landes und ein stiller Wächter im Schatten der Eichen. Bald nannte man ihn in den umliegenden Dörfern nur noch den heiligen Mann. Und nach und nach kamn die Menschen zu ihm. Es begann mit Neugier, doch dann aus Ehrfurcht – denn Mimko hatte etwas mitgebracht: einen kleinen Stein – kaum größer als eine Faust, den er an der Mauer des Hauses Jesu in Nazareth mitgenommen hatte. Und wenn jemand krank war – ein Kind mit Fieber, ein Greis mit Schmerzen, eine Frau mit Kummer – dann legte Mimko den Stein auf und sprach ein stilles Gebet… und oft – sehr oft – besserte sich der Zustand. Die Menschen erzählten sich, dass es nicht der Stein allein war, sondern das Herz des Mannes. Seine Worte spendeten jedem Trost. Seine sanften Hände und sein Schweigen ließ manche mehr erfahren, als eine laute Predigt von der Kanzel. Und so wuchs der Efeu über die Wände der Hütte. Die Wacholderbüsche wurden zu stattlichen Pflanzen und jahr ein jahraus nisteten neue Vogelpaare unter dem Dach. Drei Jahrzehnte lebte er das Leben, das er selbst gewählt hatte. Und dann – ward es still. Er war still entschlafen, als man ihn eines Morgens fand. Die Klosterbrüder von Meerhusen holten ihn zurück, betteten seine Überreste in einen steinernen Sarkophag und bestatteten ihn auf dem Kirchhof. Man sagte: Selbst die Tiere des Waldes seien dem Trauerzug gefolgt. Jahrhunderte vergingen. Mehr als sechshundert Jahre. Dann, bei einem Sturm, den wir nur an der Küste erfahren, wurde eine alte Eiche entwurzelt – und unter ihrem Wurzelwerk kam ein steinerner Sarg zum Vorschein. Es war Mimkos Grab. Die Inschrift war zwar etwas verwittert, doch noch zu erkennen und man brachte den Sarkophag nach Emden, ins Museum – als Zeugnis einer Zeit, in der Menschen noch an etwas glaubten, das größer war als sie selbst. Doch an der Stelle, wo einst seine Hütte stand, blieb nur ein einziger Stein zurück. Groß. Vierkantig. Wie eine große Schwelle. Heute nennt man ihn den Hilgenstein – den heiligen Stein. Ende. Und auch heute noch kann man diesen Stein besuchen, ich war gerade da. Er liegt leider nicht mehr am selben Ort, denn der Hilgenstein und somit auch Mimkos Hütte, lag seiner Zeit auf dem heutigen Gelände des Militär-Flughafens in Wittmund. Nach Wikipedia wurde der Hilgenstein 1951 wiederentdeckt und an seinen heutigen Standort nach Ardorf verbracht. Dort befindet er sich am nördlichen Ortsrand, 200 m südlich des Ortsausgangs auf der östlichen Seite der Heglitzer Straße in einer Umfriedung. Haltet doch mal inne, wenn ihr durch Ardorf kommt und legt eine Hand auf den Stein. Und wenn man still ist, sehr still… könnte man vielleicht, das Rascheln des Efeus hören, oder das leise Flüstern eines Gebets. Bis bald, wenn es hoffentlich bald wieder heißt, willkommen zur Friesenzeit. Quellen: Author und Ausarbeitung: Jürgen Jester https://de.wikipedia.org/wiki/Hilgensteen [https://de.wikipedia.org/wiki/Hilgensteen] Titelbild Brunnen-Hintergrund: Pixabay Titelmusik von Julius H. auf Pixabay [https://pixabay.com/de/users/juliush-3921568/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=music&utm_content=8052] Weitere Musikstücke zur Untermalung: Lizenziert von Phat Phrog Studios und Monument Studios Der Beitrag Mimko und der Hilgenstein – Friesenzeit #11 [https://www.nakieken.de/mimko-und-der-hilgenstein-friesenzeit-11/] erschien zuerst auf Nakieken [https://www.nakieken.de].

Willkommen zu einer neuen Folge Friesenzeit – dem Podcast für alte Sagen und düstere Legenden. Ab der heutigen, der zehnten Jubiläumsfolge, werde ich euch künftig mit auf die Reise zu sagenhaften Orten auch jenseits der Grenzen Ostfrieslands nehmen. Ich entführe Dich in Zeiten, in der Burgen Schatten warfen, in denen das Böse lebte und dunkle Gestalten durch die Wälder streiften. Manche Geschichten sind wahr, andere sind vielleicht nur Legenden, die der Volksmund doch noch immer erzählt. Heute erzähle ich von einem Mann, dessen Name selbst nach Jahrhunderten Schrecken verbreitet: DER FLUCH VON SCHARFENECK Wer heute von Landau in Richtung Annweiler in den Pfälzer Wald fährt, wird auf halber Strecke von der B10 in Richtung Ramberg eingeladen. Um Ramberg zu erreichen, folgt man ab hier einfach der Beschilderung. Im Ort geht dann der Weg rechts ab zur nahen Burgruine, die nicht nur in der Region als ein lohnenswertes Ausflugsziel gilt. Aber das war natürlich nicht immer so. Denn in längst vergangenen Tagen hätte hier niemand, der bei Trost war, nur zum Vergnügen einen Fuß in den dunklen Wald gesetzt. Denn schroffe Felsen, finstere Gesellen und tiefe Täler – das war der Pfalzer Wald im finsteren Mittelalter. Und mittendrin: die trutzige Burg Scharfeneck, beherrscht von einem Mann, dessen Name selbst den Tapfersten das Blut in den Adern gefrieren ließ… Ritter Einaug von Scharfeneck wurde er genannt – ein Raubritter, wie er im Buche stand. Seit er in einer Schlacht sein rechtes Auge verloren hatte, war nicht nur sein Gesicht entstellt – sondern auch seine Seele. Was ihn einst gut in ihm war, ist mit dem verlorenen Auge erloschen – man kannte ihn nur als grausam und undunbarmherzig. Sein Blick – nicht immer verborgen hinter einer schwarzen Binde – durchbohrte die Menschen wie ein glühender Dorn, und wer ihm begegnete, spürte diese Angst, abgrundtief und nagend. Doch ‚Einaug‘ war mehr als nur grausam – er war listig. Und so schmiedete er einen Plan, von dem er nicht wusste, dass es zu Lebzeiten sein letzter werden würde: Die reiche, friedvolle Burg Ramberg sollte sein nächstes Opfer sein. Aber er wollte nicht mit seinen schwer gepanzerten Schergen anrücken. Nein – heimlich sollte es geschehen. Lautlos. Heimtückisch. Er nahm nur einen mit: seinen treuesten, aber ebenso gewissenlosen Knecht. Bei Mondschein flüsterte er ihm zu: „Hör mir gut zu, Gesell. Der Ramberger sitzt auf mehr Gold, als zehn Pferde tragen könnten. In dieser Nacht werden wir ihn erleichtern. Du schleichst dich in sein Schlafgemach… und stichst ihn nieder. Dann leerst du die Kästen und nimmst die wertvollsten Schätze mit. Ich beseitige die Wächter, öffne das Burgtor und warte mit unseren Pferden im Hof.“ Der Knecht grinste und zeigte seine schlechten Zähne im Schein der Fackel. „Ein Plan nach meinem Geschmack“, zischte er. So kamen sie zur Burg Ramberg – in schlichten Reisekleidern, friedlich und freundlich nach Obdach bittend. Man kannte Ritter Einaug nicht persönlich, und so ließ man ihn und seinen Begleiter ohne Arg ein. Sie wurden freundlich empfangen, bewirtet, sogar mit Wein beschenkt, ehe ihnen ein Schlafplatz zugewiesen wurde. Sie taten, als wären sie erschöpft von einer langen Reise. Doch ihre Augen – blieben wachsam und gierig. Aber in dieser Nacht geschah etwas, womit keiner von ihnen gerechnet hatte… Der Burgherr, Ritter von Ramberg, konnte nicht schlafen. Etwas – vielleicht eine Ahnung, vielleicht ein göttlicher Fingerzeig – trieb ihn in die Burgkapelle. Dort kniete er nieder, allein mit seinem Gebet, während in den Mauern seiner Burg das Verderben lauerte. Derweil schlich sich der Knecht durch die dunklen Gänge und hörte in den angrenzenden Zimmern hier und da die Bewohner schlafen. Vor dem Gemach des Burgherrn ging er lautlos wie ein Schatten in die Hocke um die Tür zu inspizieren. Alles war ruhig – so öffnete er das Schlafgemach – es war leer. „Ah, falsch abgebogen“, murmelte er. Im nächsten Raum hörte er ein tiefes, kehliges Schnarchen. Ohne zu zögern, trat er leise ein und stach sofort zu – einmal, zweimal, dreimal – es war ein lautloser Mord im Dunkeln. Zufrieden mit seiner Tat tastete er nach den Geldtruhen. Doch – nichts. Kein Gold, keine Kästen. Nur Kleider, Schatten und Stille. Dann – Schritte hinter ihm. Ein Licht. Und eine autoritäre Stimme, die rief „Was treibst du da?“ Es war der Burgherr selbst. Der Knecht – starr vor Schreck, konnte nichts tun – die Klinge rutschte ihm aus der Hand und binnen Sekunden war er überwältigt. Als das Licht heller wurde, da immer mehr Knechte herbeieilten, blickte er auf den leblosen Körper im Bett. Ein starrer Blick – nur ein Auge. Der Knecht hatte seinen eigenen Herrn erstochen. Entsetzt sank er auf die Knie, stammelte, flehte, gestand alles. Der Ritter von Ramberg – ein frommer Mann – hörte ihm zu. Und dann… tat er das Unerwartete: „Geh – Lerne daraus – und kehr nicht zurück.“ Er ließ ihn frei. Nicht aus Schwäche – sondern weil er glaubte, dass Reue stärker sein kann als Rache. Doch Einaug… der fand keinen Frieden. Nicht im Tod. Nicht in der Ewigkeit. Bis heute, so erzählt man sich, geistert er durch die Wälder rund um Scharfeneck – als wilder Jäger mit nur einem Auge, als dämonischer Reiter, der Fremde in die Irre treibt, als unsichtbare Last auf dem Rücken von Wanderern, so schwer, dass ihnen der Schweiß von der Stirn rinnt und die Knie nachgeben. Und wenn er genug hat, springt er mit Gelächter von ihrem Rücken, ein Lachen, das nicht von dieser Welt ist – und das jedem, der es hört, das Blut in den Adern gefrieren lässt. Also, wenn du dich einmal nachts in die Wälder der Pfalz wagst – und ein fernes Wiehern hörst, ein heiseres Lachen aus dem Dunkel, dann kehr besser um und bete, dass Einaug nicht auf Deiner Spur ist. ENDE Wenn euch diese Geschichte gefallen hat, dann lasst eine Bewertung da und abonniert Friesenzeit, damit ihr keine weitere dunkle Stunde verpasst. Kennt ihr selbst eine Sage aus eurer Heimat, die nicht vergessen werden darf? Dann schreibt mir – vielleicht wird sie hier bald erzählt. Bis zum nächsten Mal – wenn der Nebel sich wieder senkt und die Schatten Geschichten flüstern. Euer Jürgen Der Beitrag Der Fluch von Scharfeneck – Friesenzeit #10 [https://www.nakieken.de/der-fluch-von-scharfeneck-friesenzeit-10/] erschien zuerst auf Nakieken [https://www.nakieken.de].

* Jürgen Jester (Erzähler) Hallo liebe Hörerinnen und Hörer! Zu Weihnachten möchte ich euch in das südlichere Ostfriesland mitnehmen, genauer gesagt zwischen Detern und Hollen, vielleicht sogar nah an Deternerlehe soll diese alte Geschichte gespielt haben. Da ich mittlerweile in mehr als nur einem Buch von dieser Geschichte gelesen habe, wollte ich diese tragische Sage gerne noch erzählen, ehe das Jahr zu Ende geht. Gerade in der aktuellen weltpolitischen Lage, wo immer häufiger Menschen ohne Führungsqualitäten sich in höchste Machtpositionen kaufen und diese dann schamlos ausnutzen, würde ich mir hin und wieder wünschen, dass es eine höhere Macht gäbe, die wie in unserer heutigen Geschichte für Recht und Ordnung sorgt. Nachdem ich von meinem guten Freund Oliver schon vor der letzten Folge ein neues (aber sehr altes) Buch über Sagen aus Ostfriesland zum Geburtstag bekam, habe ich auch diese schöne Sage etwas weiter ausgearbeitet und für eine Erzählung umgeschrieben. Wie immer ist unter Quellen das Buch oder die Bücher verlinkt. Darum würde ich mir auch wünschen, dass auch diese alte Geschichte nicht in Vergessenheit gerät! Wenn Du mich dabei unterstützen magst, freue ich mich sehr, wenn Du die Folge mit Freunden oder Familie teilst – danke :) Ich hoffe, die neue Folge gefällt Dir und kann vielleicht beim Einschlafen oder beim Träumen von Ostfriesland helfen ;-) Wie immer freue ich mich natürlich über jeden Kommentar, neue Ideen oder Anregungen aller Art :) Viele liebe Grüße aus Wiesmoor, Jürgen Hier nochmal die Textversion. Aufmerksame Hörer:innen werden es vielleicht schon bemerkt haben, dass ich mal wieder hier und da beim Einsprechen mich wieder spontan für ein paar Änderungen im Text entschieden habe, weil es dann vielleicht besser klingt – man möge mir verzeihen. Hier also zum Mitlesen: ---------------------------------------- DER HEILBRUNNEN VON DETERN Es war einmal vor langer Zeit, als in den Nebeln der norddeutschen Vorzeit Moor und Marsch einen großen Teil Ostfrieslands ausmachten. In jenen Tagen glaubten die Menschen auch nicht selten, dass die Kräfte der Natur von höheren Mächten gelenkt wurde. Und eben in dieser Epoche soll sich diese Geschichte zutragen haben. Zwischen den kleinen Dörfern Detern und Deternerlehe erstreckte sich ein geheimnisvolles Stück Land, der sogenannte Püttkamp. Diese alten sumpfigen Wiesen verbergen noch immer ein düsteres Geheimnis, ein Geheimnis über das heute noch ein paar wenige Menschen Kenntnis haben. Einst galt der Püttkamp ein Ort des Segens, denn dort sprudelte tatsächlich eine Quelle, die mehr bot als nur Wasser. Sie entsprang scheinbar tief, war glasklar und wurde wegen ihrer heilenden Kräfte als Geschenk Gottes verehrt. Viele Menschen, geplagt von Krankheit und Schmerz, pilgerten von überall her, um das Nass aus dem Brunnen zu kosten. Ein jeder war getrieben von der Hoffnung, bald der eigenen Pein entfliehen zu können, weshalb sich die Geschichte um den Brunnen auch immer weiter verbreitete. Jene Quelle selbst lag gut geschützt innerhalb der Mauern einer mächtigen Burg, die dem Geschlecht der Grafen von Egge gehörte. Unter der Herrschaft des alten Grafen, eines weisen und gütigen Mannes, stand der Brunnen allen offen – reichen Adeligen gleichsam dem armen Bauernvolke. Und so war es kein Wunder, dass der alte Graf in der Burg auch eine Kirche erbauen ließ, wo die Menschen aus der Region Sonntags zur Messe eingeladen waren. Als der alte Graf dann eines Tages den Weg alles Irdischen ging, übernahm sein Sohn, ein Mann von kühlem Herzen und glühendem Stolz, nach dessen Tod die Burg und Herrschaft. Der junge Graf Egge war bekannt für seine Härte und seinen Hochmut und so kam es wie es kommen musste: Kaum war er Herr der Burg, schloss er die Tore für die Kranken und Bedürftigen. Der Brunnen, einst ein Symbol göttlicher Gnade, wurde mit einem goldenen Gitter eingefasst, und bewaffnete Wächter mussten jeden abweisen, der auch nur wagte, dem Brunnen zu nahe zu kommen. „Kein Tropfen dieser Quelle“, sprach der Graf, „gehört einem Bauern oder Bettler. Sie ist mein Besitz, wie die Felder, Wälder und Menschen, die mir untertan sind.“ DIE BURG SELBST WURDE ZU EINER FESTUNG UMGESTALTET Hohe Wälle erhoben sich ringsum, und ein breiter, von dunklem Wasser gefüllter Graben schnitt sie von der Außenwelt ab. Auf zwei mächtigen Wachtürmen hielten Wächter Tag und Nacht Ausschau, denn der Graf misstraute dem Volk, das ihn insgeheim verfluchte. Und doch … wagte niemand, gegen ihn aufzubegehren. Die Bauern, die er für sich schuften ließ, mussten Zeuge sein, wie ihre Ernten niedergetrampelt wurden, wenn der Graf mit seinen Pferden durch ihre Felder jagte. Ihr Vieh wurde geraubt, ihre Dörfer unterdrückt. Er herrschte mit eiserner Faust, und es dauerte nicht lange, bis sich ein kalter Schatten über das Land legte. Wer es sich leisten konnte, zog in die Ferne – doch blieb dem größten Teil des Volkes im aufkommenden Winter nicht anderes übrig, als zu bleiben, um nicht vollends zu verarmen. Doch das Schicksal eines Tyrannen sollte sich wandeln. Es war an einem heiligen Sonntag, als die gerechte Vergeltung nahte. Der Graf, der sich für den Herrn über alles hielt, hatte dem Priester befohlen, den Gottesdienst erst dann zu beginnen, wenn er selbst in der Kirche erschienen sei. Und er ließ den Prediger von Mal zu Mal länger warten, weil es ihm gefiel, den Priester zu demütigen. Doch an jenem Tag, als die Kirchenglocken bereits viel länger als gewöhnlich litten und die sich Gläubigen im kalten Gotteshaus versammelt hatten, blickte der Pastor auf seine Schäfchen. Es sah viel Elend in seinen Reihen, Kranke husteten, Kinder jammerten hier und da, doch alle froren sichtbar. Der Pfarrer verweigerte sich, dieses sadistische Machtspiel des Grafen weiter zuzulassen und begann die Messe, ohne auf den Grafen zu warten. Die Menschen freuten sich sichtlich, dass die Messe ohne den Unterdrücker begann. Kaum waren die ersten glücklichen Strophen gesungen, öffneten sich die Türen mit einem ohrenbetäubenden Krachen, und der Graf trat ein. SCHLAGARTIG WURDE ES MUCKSMÄUSCHENSTILL IN DER KIRCHE! In seinen Augen brannte Zorn, und in seiner Hand hielt er das Schwert, das viele Menschen schon zuvor das Leben gekostet hatte. „Wie wagst du es, gegen meinen Befehl zu handeln?“ donnerte er. Doch der Priester, ruhig und unerschrocken, wandte sich ihm zu und sprach: „Ich diene nicht dir, Graf von Egge, sondern dem Herrn aller Herren. Dein Gebot hat in diesen Mauern des Herrn keinen Platz.“ Der Graf sah in den Gesichtern der Leute, dass sie die Meinung des Herrn Pfarrer teilten. In einem Anfall von Wut, wie ihn selbst seine engsten Gefolgsleute nie zuvor gesehen hatten, riss der Graf sein Schwert empor und schlug damit den Priester nieder. Das Blut tränkte die Stufen des Altars und ein Aufschrei ging durch die versammelte Gemeinde. Gerade als die ersten geschockt aufsprangen, erfüllte ein unheimliches Grollen die Luft. Die Erde begann zu zittern, als hätte eine große Macht selbst den Frevel des Grafen gespürt. Dunkle Wolken sollen sich über der Burg zusammen gezogen haben, und ein gewaltiger Sturm brach los. Die Menschen flohen in Panik aus der Kirche, während die Mauern der Burg zu erbeben schienen. Als der letzte vom Volke die Burg verlassen hatte und der Graf noch immer den Gläubigen trotzig hinterherblickte, öffneten sich hier und da Risse. Aber nicht nur im Mauerwerk der Burg, auch im Boden. Bis sich schließlich mit donnernden Grollen die Erde überall unter der Burg auftat und das Bauwerk, mitsamt seinem goldenen Brunnen, den Wachtürmen und all seinem Glanz, in den Tiefen der Erde riss. Der Graf und seine Schergen wurden nie wieder gesehen. Was blieb, war nur ein dunkler Tümpel, die Pütte, dessen Wasser von nun an bitter und kalt war. Von der Burg des Grafen Egge blieb nichts übrig, außer einem Namen, der in den Dörfern als Erinnerung weitergegeben wurde. Die Straße, die einst zur Burg führte, trägt bis heute den Namen des Grafen: die Graf-Egge-Straße. Sie führt an der Pütte vorbei, die stumm von jener Zeit erzählt, als Stolz und Grausamkeit über das Land herrschten – bis höhere Mächte Gerechtigkeit walten ließen. So wird die Sage noch heute erzählt, um zu mahnen, dass kein Herrscher größer, als andere Menschen und kein Hochmut vor dem Fall sicher ist. Danke fürs Hören :-) Quellen: Author / Ausarbeitung: Jürgen Jester Sage: „Die Burg des Grafen Egge“ aus dem Buch „Deutsche Burgensagen“ von Arno Reissenweber, Verlag Pawlak Herrsching o.J. , 70er Jahre Titelbild Brunnen-Hintergrund: Pixabay Titelmusik von Julius H. auf Pixabay [https://pixabay.com/de/users/juliush-3921568/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=music&utm_content=8052] Weitere Musikstücke zur Untermalung: Lizenziert von Phat Phrog Studios und Monument Studios Der Beitrag Der Heilbrunnen von Detern – Friesenzeit #9 [https://www.nakieken.de/der-heilbrunnen-von-detern-friesenzeit-folge-9/] erschien zuerst auf Nakieken [https://www.nakieken.de].

* Jürgen Jester (Erzähler) Hallo liebe Hörerinnen und Hörer! Endlich geht es wieder auf den Winter zu, das heißt, ich habe wieder ein wenig mehr Zeit für neue Fortsetzungen des Hörspiel-Podcasts Friesenzeit [https://www.nakieken.de/category/podcast/]. Wer mich kennt, weiß – hier geht es rund um Märchen, Sagen und Legenden aus den alten Ostfriesland. Heute reisen wir wieder ein paar Jahrhunderte zurück in der Zeit nach Aurich / Kirchdorf. Nachdem ich von einem guten Freund ein neues (sehr altes) Buch über Sagen zum Geburtstag bekam, habe ich diese schöne Sage etwas weiter umgearbeitet und für eine Erzählung umgeschrieben. Unter Quellen ist das Buch verlinkt. Hoffentlich kann ich dazu beitragen, dass auch diese Sage nicht in Vergessenheit gerät, denn diese Geschichte war mir neu! Wenn Du mich dabei unterstützen magst, freue ich mich sehr, wenn Du die Folge mit Freunden oder Familie teilst – danke <3 Ich hoffe, die neue Folge gefällt Dir und kann vielleicht beim Einschlafen oder beim Träumen von Ostfriesland helfen ;-) Wie immer freue ich mich natürlich über jeden Kommentar, neue Ideen oder Anregungen aller Art :) Viele liebe Grüße aus Wiesmoor, Jürgen Hier nochmal die Textversion. Aufmerksame Hörer:innen werden es vielleicht schon bemerkt haben, dass ich mal wieder hier und da beim Einsprechen mich für ein paar Änderungen im Text entschieden habe, weil es dann vielleicht besser klingt – man möge mir verzeihen. Hier also nochmal zum Mitlesen: DIE STUMMEN GLOCKEN VON KIRCHDORF IN DEN STÜRMISCHEN ZEITEN DES 16. JAHRHUNDERTS, ALS DIE SCHATTEN DES DREISSIGJÄHRIGEN KRIEGES SICH BEREITS ÜBER EUROPA ZU LEGEN BEGANNEN, MERKTE MAN DAVON NOCH NICHTS IM KLEINEN DÖRFCHEN KIRCHDORF. DIESE ALTE SIEDLUNG, DIE BEREITS 1599 ALS „KERCKDORP“ URKUNDLICH ERFASST WURDE UND VON DER DIESE SAGE ERZÄHLT, GEHÖRTE SEINER ZEIT ZU DEN SOGENANNTEN „NEGEN LOOGEN“. DIES WAR EINE GRUPPE VON NEUN DÖRFERN, DIE EINSTMALS RINGFÖRMIG UM DEN SPÄTEREN KERN DER STADT AURICH LAGEN. NEBEN EXTUM, HAXTUM, WALLE, SANDHORST, WALLINGHAUSEN, EGELS UND POPENS BILDETE KIRCHDORF ALS SITZ DER KIRCHE DAS ZENTRUM DIESER KLEINEN GEMEINSCHAFT. DIE BEWOHNER DIESES KLEINEN OSTFRIESISCHEN ORTES WAREN HART IM NEHMEN UND GEWOHNT, DEN RAUEN UND UNBERECHENBAREN ELEMENTEN DER NORDDEUTSCHEN NATUR ZU TROTZEN. KIRCHDORF WAR EIN BLÜHENDES DORF UND GESEGNET MIT FRUCHTBAREN FELDERN. SEIN WOHLSTAND STAND IN KRASSEM GEGENSATZ ZU DEM BENACHBARTEN AURICH, EINER NOCH JUNGEN SIEDLUNG, DEREN BEWOHNER NEIDVOLL AUF DIE REICHTÜMER DER KIRCHDORFER SCHIELTEN. IN DIESER ZEIT DER ZWIETRACHT UND DES MISSTRAUENS SOLLTE SICH EINE GESCHICHTE ENTSPINNEN, DIE VON GIER, LIST UND EINEM FLUCH HANDELN WÜRDE, DER NOCH LANGE NACHKLINGEN SOLLTE. UNSERE GESCHICHTE BEGINNT IN EINER GEMÜTLICHEN TAVERNE VON KIRCHDORF. DIE BEWOHNER FEIERTEN EINE REICHE ERNTE UND HOBEN GERNE EINEN BECHER AUF IHRE FRUCHTBAREN FELDER. KIRCHDORF WAR WEITHIN BEKANNT FÜR SEINEN WOHLSTAND, UND SELBST DIE BEWOHNER DES BENACHBARTEN AURICH, EINER DAMALS NOCH JUNGEN SIEDLUNG, PILGERTEN SONNTAGS HIERHER, UM IN DER KIRCHE GOTTESDIENSTE ZU FEIERN. DENN AURICH BESASS NOCH KEINE EIGENE KIRCHE UND WAR NOCH WEIT DAVON ENTFERNT, DEN REICHTUM KIRCHDORFS ZU ERREICHEN. UND GENAU DIESER UMSTAND NÄHRTE BEI DEN AURICHERN EINEN NEID, DER SICH MIT JEDEM JAHR VERSTÄRKTE. DER BURGHERR VON AURICH, EIN GERISSENER MANN, ERKANNTE DIESE STIMMUNG UND SAH DARIN EINE CHANCE, SEINEN BESITZ ZU MEHREN. ANLÄSSLICH DES FESTES IN KIRCHDORF BESUCHTE ER DAS WIRTSHAUS UND STIESS MIT DEN DORFBEWOHNERN AUF IHREN ERFOLG AN. ER LOBTE IHREN FLEISS UND IHRE KLUGHEIT UND LIESS REICHLICH WEIN AUSSCHENKEN. DER BÜRGERMEISTER VON KIRCHDORF, BEREITS BESCHWINGT VOM WEIN, FÜHLTE SICH GEEHRT. ALS DER AURICHER BEKLAGTE, DASS SEIN EIGENES LAND IM VERGLEICH ZU DEN REICHEN FELDERN KIRCHDORFS RECHT DÜRFTIG SEI, DA ER NICHT ÜBER SO VIEL FRUCHTBARES LAND VERFÜGE, BOT IHM DER BÜRGERMEISTER FREIMÜTIG AN: „EUER GNADEN, NEHMEN SIE SICH SO VIEL LAND, WIE SIE UND IHRE LEUTE AN EINEM EINZIGEN TAG MIT EINEM SCHLOT UND EINEM WALL UMZÄUNEN KÖNNEN!“ DER AURICHER LÄCHELTE VERSCHLAGEN. AM NÄCHSTEN MORGEN ERSCHIEN ER MIT HUNDERTEN SEINER GETREUEN IN KIRCHDORF. ER WIES SIE AN, NUR EINEN SPATENSTICH TIEF ZU STECHEN UND DIE AUSGEHOBENE ERDE DANEBEN AUFZUHÄUFEN. AUF DIESE WEISE ENTSTAND EIN GRABEN, MIT WALL – NUR SEHR KLEIN. SO ZOGEN DIE AURICHER IN EINER LANGEN REIHE ÜBER DIE FELDER UND UMZÄUNTEN AN DIESEM TAG SO VIEL IHRE SPATEN KONNTEN. BIS ZUM SONNENUNTERGANG HATTEN SIE EIN RIESIGES GEBIET EROBERT, DIE BESTEN WEIDEN UND FRUCHTBARSTEN ÄCKER KIRCHDORFS. DIE KIRCHDORFER, DIE IHREN RAUSCH AUSGESCHLAFEN HATTEN, WAREN FASSUNGSLOS. SIE HATTEN SICH ZWAR AN IHR VERSPRECHEN GEHALTEN, DOCH DER BURGHERR HATTE SIE MIT SEINER LIST SCHAMLOS ÜBERLISTET. VON DA AN VERARMTE KIRCHDORF ZUSEHENDS, WÄHREND AURICH IMMER REICHER WURDE. DIE EINST PRÄCHTIGE KIRCHE VON KIRCHDORF VERFIEL LANGSAM, DA DIE GEMEINDE SICH IHRE INSTANDHALTUNG KAUM MEHR LEISTEN KONNTE. IN DER HOFFNUNG AUF MEHR UNTERSTÜTZUNG SPENDETEN DIE KIRCHDORFER SCHLIESSLICH IHRE WERTVOLLEN GLOCKEN AN DIE NEUE ERRICHTETE KIRCHE VON AURICH. SIE HOFFTEN, DASS DER ADELSMANN ANGESICHTS IHRER NOT ETWAS VON SEINEM REICHTUM TEILEN WÜRDE, UM DEN KOMMENDEN WINTER ÜBERSTEHEN ZU KÖNNEN. DOCH ALS DIE GLOCKEN IN AURICH AUFGEHÄNGT UND ZUR EINWEIHUNG GELÄUTET WURDEN, ERTÖNTE KEIN KLANG. EGAL WIE KRÄFTIG DER PASTOR AN DEN STRICKEN ZOG, DIE GLOCKEN BLIEBEN STUMM. DIE MENSCHEN STAUNTEN UND RÄTSELTEN ÜBER DIESEN UNERKLÄRLICHEN UMSTAND. EIN ALTER MANN AUS KIRCHDORF, DER ZUGEGEN WAR, ALS DIE GLOCKEN FÜR KIRCHDORF GEWEIHT WURDEN, VERMUTETE, DASS DIE GLOCKEN NUR DANN IHREN KLANG ENTFALTEN WÜRDEN, WENN SIE IN RICHTUNG IHRES URSPRÜNGLICHEN ORTES, ALSO NACH SÜDEN, SCHWINGEN DÜRFEN. DIE AURICHER, DIE KEINE BESSERE IDEE HATTEN, FOLGTEN SEINEM RAT ZWEIFELND UND HÄNGTEN DIE GLOCKEN UM. UND TATSÄCHLICH, ALS MAN ERNEUT LÄUTETE, ERFÜLLTE EIN MÄCHTIGER KLANG DIE KIRCHE UND DIE UMLIEGENDEN FELDER. DER ADELSMANN VON AURICH WAR BEEINDRUCKT UND ERKANNTE, DASS ER DURCH SEINE LIST SCHEINBAR ETWAS WERTVOLLES ZERSTÖRT HATTE UND BESCHLOSS, KIRCHDORF ENTSPRECHEND ZU UNTERSTÜTZEN. ER LIESS LEBENSMITTEL UND KLEIDUNG IN DAS VERARMTE DORF BRINGEN UND VERSPRACH, FÜR DIE EINWOHNER ZU SORGEN. VON DA ENTSTAND EIN IMMER BESSERES VERHÄLTNIS ZWISCHEN KIRCHDORF UND AURICH UND DIE GESCHICHTE DER STUMMEN GLOCKEN ERINNERTE DIE EINWOHNER BEIDER DÖRFER IMMER DARAN, DIE GESCHICHTE IHRER HEIMAT UND DIE TATEN IHRER VORFAHREN NIEMALS ZU VERGESSEN. ICH HOFFE, DIE HEUTIGE EPISODE HAT EUCH GEFALLEN. WENN IHR MEHR ÜBER DIE ARBEIT HINTER FRIESENZEIT ERFAHREN MÖCHTET, SCHAUT DOCH AUF MEDI2GO.DE [https://www.medi2go.de] VORBEI. VON DORT AUS ENTSTEHT DIESER PODCAST – UND AUCH VIELE WEITERE KREATIVE PROJEKTE. DANKE, DASS IHR DABEI WART! QUELLEN: AUTHOR / AUSARBEITUNG: JÜRGEN JESTER SAGE/LEGENDE: „KIRCHDORF“ AUS DEM BUCH „OSTFRIESISCHE SAGEN UND SAGENHAFTE GESCHICHTEN“ VON WILHELMINE SIEFKES AUS DEM JAHR 1963, VERLAG OSTFRIESISCHE LANDSCHAFT TITELBILD HINTERGRUND: PIXABAY [https://pixabay.com/de/photos/kirchenglocke-turmglocke-glocke-1281485/] TITELMUSIK VON JULIUS H. AUF PIXABAY [https://pixabay.com/de/users/juliush-3921568/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=music&utm_content=8052] WEITERE MUSIKSTÜCKE ZUR UNTERMALUNG: LIZENZIERT VON PHAT PHROG STUDIOS: ‚TWILIGHT PATH‘, ‚BLACK FLAGS‘ UND ‚WRITHING SHADOWS‘ DER BEITRAG DIE STUMMEN GLOCKEN VON KIRCHDORF – FRIESENZEIT FOLGE 8 [https://www.nakieken.de/die-stummen-glocken-von-kirchdorf-friesenzeit-podcast-folge-8/] ERSCHIEN ZUERST AUF NAKIEKEN [https://www.nakieken.de].

* Jürgen Jester (Erzähler) Hallo liebe Hörerinnen und Hörer! Wieder gibt es eine neue Fortsetzung des Hörspiel-Podcasts Friesenzeit [https://www.nakieken.de/category/podcast/] rund um Sagen und Legenden aus Ostfriesland und darüber hinaus. Heute freue ich mich mega euch mit nach Moormerland zu nehmen – jedoch reisen wir ein paar Jahrhunderte zurück in der Zeit. Nachdem ich dann noch einige Inhalte recherchiert hatte, ist es jetzt so weit. Ich konnte die Sage neu niederzuschreiben und endlich alle Elemente einsetzen, die mir für die Erzählung und ein wenig Spannung wichtig erschienen. Hoffentlich kann ich dazu beitragen, dass auch diese Sage nicht in Vergessenheit gerät. Wenn Du mich dabei unterstützen magst, freue ich mich sehr, wenn Du die Folge mit Freunden oder Familie teilst – danke <3 Ich hoffe, die neue Folge gefällt Dir und kann vielleicht beim Einschlafen oder beim Träumen von Ostfriesland helfen ;-) Wie immer freue ich mich natürlich über jeden Kommentar, neue Idee oder Anregungen aller Art :) Viele liebe Grüße aus Wiesmoor, Jürgen Hier nochmal die Textversion. Aufmerksame Hörer:innen werden es vielleicht schon bemerkt haben, dass ich hier und da beim Einsprechen mich doch für ein paar Änderungen entscheide, weil es dann vielleicht besser klingt – man möge mir verzeihen. Hier also zum Mitlesen: DIE GLOCKEN VON AYENWOLDE Das Transcript des Podcasts Unsere Geschichte trug sich in einer frostigen Nacht zu. Und dort, wo die fernen Weiten Ostfrieslands von salziger Luft und rauen Winden geprägt war, erstreckte sich noch vor wenigen Jahrhunderten eine unheilvolle Landschaft, die viele Legenden und Geschichten erzählen kann. Die Region, wo sich unsere Erzählung zugetragen haben soll, kennen wir heute unter dem Namen Moormerland. Wer nun wissentlich nickt, möchte ich nur entgegnen, dass es ein ganz anderes Moormerland war, als heute. In den alten Tagen, war Moormerland viel größer und umfasste die größten Teile der heutigen Samtgemeinden Jümme, Hesel und der Stadt Leer. Hier, wo der Himmel sich mit einem undurchdringlichen Grau über das Land legte und das winterliche Klima der Nordsee für einen Niederschlag nach dem anderen sorgt, lagen die beiden alten Dörfer Ayenwolde und Hatshausen, das damals noch den Namen Harstahusum trug. Zwischen diesen Gemeinschaften, deren gegenseitige Abneigung scheinbar genauso alt schien wie die rauen Winde unserer Küste, entspann sich ein schicksalhafter Vorfall, dessen Geschichte bis heute überliefert wird. Die Einwohner beider Gemeinden lebten in einem unerbittlichen Zwist. Und bei jeder Gelegenheit suchte man in beider Orten nach der nächsten Boshaftigkeit gegen die andere Gemeinde. Wie bei einer Schachpartie dauerte es nie sehr lange, bis die nächste Niedertracht ausgeheckt war. Und als der Frost Ostfriesland wieder einmal fest im Griff hatte, schmiedeten die Bewohner von Hatshausen einen neuen finsteren Plan, der alle anderen Taten früherer Anschläge bei weitem übertreffen sollte: Der Diebstahl der Glocken von Ayenwolde. Wenige Tage später, als der Mond von trächtigen Wolken erstickt wurde, schlichen sich die Hatshausener im Schutze der Nacht wie Geister auf Schlitten und Gespannen durch die frostige Landschaft nach Ayenwolde, wo die meisten Bürger nach einer feierlichen Völlerei tief schliefen. Ein schauerlicher Wind fegte durch die Straßen und der Schnee dämpfte die Geräusche derer, die zum Rauben gekommen waren. Die Aufregung unter den Dieben wuchs, als sie sich mit Schlitten und Hebebaum dem Turm der Ayenwolder näherten und wahrhaftig alle Bewohner des Ortes tief schliefen. Gedämpfte Stimmen vermischten sich mit dem Knirschen des gefrorenen Bodens, als die Hatshausener geschickt und fast lautlos jedes Hindernis überwanden und den Glockenturm erreichten. Mit geschickten Händen und unterdrücktem Atem öffneten sie die Tür, die sich problemlos in die frostige Nacht öffnete. Niemand im Ort schien mit einem so niederträchtigen Plan des Nachbarortes gerechnet zu haben. Im Inneren wurden die beiden Glocken, die seit Generationen das Leben der Ayenwolder begleitet hatten, behutsam mit dem Hebebaum übernommen. Ein Moment der Stille durchzog den Raum, bevor die Diebe behände die Glocken vorsichtig auf ihre Schlitten luden, als wäre eine spürbare Aura der Vergangenheit in ihrer Umgebung. Die Flucht begann leise im Schatten des Turms und des nächtlichen Eispanoramas. Die gestohlenen Glocken ruhten auf den Schlittenkufen, während die Pferde unter dem Gewicht der hinterlistigen Tat schnaubten. Ein eisiger Wind peitschte durch die winterlichen Lande, als die Hatshausener mit ihren kostbaren Beutestücken gen Heimat davoneilten. In der Dunkelheit hallte nur das Knirschen des Eises und das gedämpfte Flüstern des Windes im Schnee. Der Raub, perfide und zugleich majestätisch, wurde zu einem neuen Tanz zwischen den Dörfern. Denn während die entwendeten Glocken stillschweigend ihre eigene Geschichte in die kalte Nacht trugen, wurde der Diebstahl doch bemerkt. Die Ayenwolder, durch den Klang der Pferde und Schlitten geweckt, eilten den Dieben hinterher. Entschlossen, ihre heiligen Glocken zurückzuholen, war es nicht schwer, den tiefen Spuren im Schnee zu folgen. Als die Männer aus Hatshausen die Verfolger hinter sich hörten, trieben sie ihre Pferde zu noch größerer Geschwindigkeit an und wählten dafür das eisige Sandmeer, das von einer dicken Eisschicht bedeckt war. Doch das Schicksal lauerte unter der eisigen Decke. An einer Stelle, die dem Gewicht nicht gewachsen war, brach das Eis, verschlang Schlitten, Glocken und Hebebaum im moorigen Eiswasser. Mit knapper Not schnitten die Hatshausener die Riemen durch, um wenigstens ihre Pferde zu retten. An einem gähnenden Loch im Eis standen sie nun. Während die Ayenwolde auf der einen Seite vergeblich nach ihren gestohlenen Glocken Ausschau hielten, konnten die Hatshausener die Tat noch immer nicht glauben. Ungläubig starrten beide Parteinen auf den Ort des Geschehens als sich schließlich Resignation ausbreitete, da alle, die hier standen, sicher waren, dass die Glocken verloren waren. Die verlorenen Glocken von Ayenwolde gerieten jedoch nie in Vergessenheit und immer wieder erzählten Reisende, die die Region durchquerten, von ungewöhnlichem Glockenklang. Selbst als das Wasser sich nach Jahren zurückzog und Schlamm an die Stelle des Wassers trat, blieben die Glocken verschwunden. Und weitere Dekaden später, als das Sandmeer bereits trocken gelegt war und die Menschen mutig genug wurden, das versunkene Geheimnis zu ergründen, wagten sie sich erneut mit Spaten und Hacken an die gefrorene Erde. Doch das rätselhafte Schicksal der Glocken schien standhaft … und von einer unsichtbaren Hand geschützt zu sein. Im flüsternden Wind und über die Anstrengung der Ausgrabungsarbeit hinweg fanden die Suchenden nichts bis auf das Echo vergangener Zeiten. Es rankten sich heute viele Legenden um die verlorenen Glocken. Manche behaupteten noch immer, den fernen Klang der Glocken in einsamen kalten Nächten zu hören, während andere glaubten, dass sie von Geistern gehütet wurden, die in den vielen vergangenen Streitigkeiten beider Dörfer zum Opfer gefallen sind. Ganz so, als wollten sie die Lebenden immer wieder daran erinnern, welches Leid Konflikte bedeuten. Damals … genau wie heute. Vielen Dank, dass du mir auch in dieser Folge wieder dein Ohr geschenkt hast. Lass uns doch gerne auch auf anderen Kanälen in Kontakt bleiben. Du findest mich zum Beispiel unter Friesenzeit auf Instagram oder unter meinem Namen auf LinkedIn. Beide Links findest du auch in den Shownotes. Wir hören uns in der nächsten Folge wieder. Bis dahin, bleib gesund und ein schönes – hoffentlich friedliches Weihnachtsfest … bis bald, bis es wieder heißt: Willkommen zur Friesenzeit. Geschichte / Author: Legende aus verschiedenen Quellen, ausgearbeitet von Jürgen Jester Quelle: Titelbild: KI / Midjourney Weiterführende Links: https://www.moormerland-tourismus.de [https://www.moormerland-tourismus.de] https://docplayer.org/39313103-Geschichte-der-ortschaften-hatshausen-und-ayenwolde.html [https://docplayer.org/39313103-Geschichte-der-ortschaften-hatshausen-und-ayenwolde.html] https://de.wikipedia.org/wiki/Hatshausen [https://de.wikipedia.org/wiki/Hatshausen] https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/hatshausen/ [https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/hatshausen/] Musik: Titelmusik von Julius H. auf Pixabay [https://pixabay.com/de/users/juliush-3921568/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=music&utm_content=8052] Zwischenstück / Musik by Ashot Danielyan auf Pixabay [https://pixabay.com/de/users/ashot-danielyan-composer-27049680/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=music&utm_content=118548] Winterlicher Sound Effect by Gioele Fazzeri auf Pixabay [https://pixabay.com/de/users/gioelefazzeri-16466931/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=music&utm_content=164512] Der Beitrag Die Glocken von Ayenwolde – Friesenzeit Podcast Folge 7 [https://www.nakieken.de/die-glocken-von-ayenwolde/] erschien zuerst auf Nakieken [https://www.nakieken.de].