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14 afleveringenDer heute 80-jährige Roland Begert war drei Wochen alt, als seine Mutter ihn in ein Kinderheim in Grenchen brachte. Mit zwölf Jahren kam er als Verdingkind zu einem Bauern. Anschliessend: Giesserlehre in Winterthur und zu viel Alkohol. Ein geplatzter Blinddarm war der Auftakt zu einem neuen Leben. Begert, der die Primarschule besuchen musste und vorm Lehrer nur mit «Bub» angesprochen wurde, zog in die Westschweiz und arbeitete bei einem Bäcker. Da war genug Zeit, eine Handelsschule zu besuchen und Italienisch zu lernen. Aber Roland Begert wollte mehr: Er schrieb sich am Abendgymnasium ein und studierte nach bestandener Matur Betriebswirtschaft und Recht und doktorierte sogar. Er, der Rechtlose, wollte wissen, wie es um seine Rechte steht. Der Vater einer erwachsenen Tochter musste lernen, was es heisst, selber Vater zu sein. Den Draht zu seiner leiblichen Mutter hat er nie gefunden, sagt er heute rückblickend. Und seinen Vater, einen stadtbekannten Clochard und Entfesslungskünstler, hat er ein einziges Mal in seinem Leben gesehen: In einen schmutzigen Mantel gehüllt auf einer Parkbank liegend. Begert war damals elf Jahre alt. Dass er einen Bruder hat, wusste er lange Zeit nicht. Obwohl die beiden Brüder zusammen ins Kinderheim kamen, wollte es die Heimleitung nicht, dass «Kinder aus solchen Verhältnissen voneinander wussten». Der pensionierte Gymnasiallehrer für Wirtschaft und Recht ist heute versöhnt mit seiner Vergangenheit. Vielleicht auch, weil er seine Lebensgeschichte in zwei Büchern («Lange Jahre fremd» und «Die letzte Häutung») niedergeschrieben hat. Wiederholung einer Sendung vom April 2015
Willy Oechslin gehörte im zarten Alter von 15 Jahren zu den sogenannten «Halbstarken». Diese bildeten Ende der fünfziger Jahre die erste Jugendszene der Schweiz. Mit glänzender Haartolle, Jeans, Westernstiefel und einem bis auf den Bauchnabel aufgeknüpften Hemd waren sie damals die pure Provokation. Nach einem Jahr Herumhängen in Zürich, bekam er ein behördliches Rayonverbot für die Stadt. Um als Minderjähriger ins Kino zu gehen, fälschte er seinen Ausweis. Das war zuviel und er landete in einer Erziehungsanstalt, in der ein hartes Regime herrschte. Er absolvierte dort eine Lehre zum Schlosser und ab da ging es in seinem Leben in geordneten Bahnen weiter; mit ein paar Stolpersteinen. Heute blickt Willy Oechslin (73) zufrieden auf sein Leben zurück und sagt, dass er nach grossen Startschwierigkeiten auch einiges Glück im Leben hatte. Wiederholung der Sendung vom 10. April 2016.
Rahel Schönthal ist eine richtige Waldfrau. Schon als Kind ging sie gern alleine in den Wald. Ein Porträt. In ihrer Jugend besprach sie mit ihrem stillen Freund ihre Sorgen, erzählte ihm von ihren Ängsten. Ihr war, als höre sie in der Stille des Waldes und im sanften Rauschen der Blätter Antworten, die ihr Halfen, ihren Weg zu gehen. Als junge Frau begann Rahel Schönthal, ganz allein mitten im Wald zu übernachten. Am Morgen fühlte sie sich jeweils wie neu geboren. Schon lange hegte die junge Physiotherapeutin den Wunsch, im Wald zu wohnen; ihren Ratgeber gleich vor der Türe zu haben. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Sie lebt seit dem letzten Frühling in einem alten Jagdschlösschen mitten im «Forst», einem grossen Waldstück westlich von Bern. Wiederholung der Sendung vom 1. Januar 2017
Zwei Panikattacken – die erste im Gotthardtunnel, Catherine Ackermann alleine und am Steuer, die zweite im Flugzeug. Was blieb, das war die Angst vor einer neuen Attacke. Die Tochter des Bankmanagers Joe Ackermann hat sich ihrer Angst gestellt. Heute betrachtet sie diese sogar als Geschenk. Die einfachste Begründung für ihre Panikattacken, wäre ihre Herkunft. Diese verschweigt Catherine Ackermann nicht. Immer «die Tochter von» zu sein, das hat sich wie ein roter Faden durch ihr Leben gezogen. In der Primarschule, auf dem Gymnasium, sogar in Deutschland auf der Filmhochschule hat man sie als Tochter von Joe Ackermann, dem früheren Chef der Deutschen Bank und der Credit Suisse, erkannt. «Aber in Deutschland hatte das keine Nachteile. Film- und Theaterleute interessieren sich für Emotionen und sind kreativ, da spielt die Herkunft keine Rolle», sagt die heute 33-Jährige. Woher ihre Ängste kamen, weiss sie bis heute nicht. Vielleicht hatte sie einfach zu viel um die Ohren und ihr Körper setzte ein Signal, kürzer zu treten? Der Sieg über die Angst Ihrer Angst ist sie Herr geworden, indem sie sich dieser bewusst gestellt hat. Geflogen ist sie zwar eine Weile nicht mehr, dafür umso mehr Zug gefahren und das sei eine Bereicherung für sie gewesen. «Ich habe auf diese Weise viele Landschaften gesehen, die ich sonst nie gesehen hätte.» Sie hat sich ihrer Angst gestellt. Ist Auto gefahren, wenn auch in Begleitung. Dann, auf einer Autofahrt ganz alleine von Deutschland in die Schweiz, ist sie in einen Schneesturm gekommen und hat ihre Angst im Auto einfach weggelacht. Da wusste sie: «Ich habe es geschafft.» Ein Mensch wie ein Lächeln Mittlerweile begegnet sie aufflackernder Angst mit einem Lachen. Lachen ist Catherine Ackermann sowieso wichtig. Sie halte es wie Charles Chaplin: «Einmal pro Tag sollte man im Minimum gelacht haben.» Kein Wunder, hat man den Eindruck von ihr, als ob sie ein einziges Lächeln wäre. Aber kein verkniffenes oder aufgesetztes Lachen. Das Lächeln eines Menschen, der in sich ruht und seine Mitte gefunden hat. Eigene Firma ohne Fremdmittel der Eltern Die gelernte Schauspielerin hat nach Engagements in Deutschland, unter anderem am Staatstheater in Weimar, die Filmhochschule in Ludwigsburg besucht. Mittlerweile hat sie ihre eigene Firma als Filmproduzentin. Die Firma hat sie selber aufgebaut, ohne finanzielle Mittel ihres Vaters. «Mir nachzusagen, ich hätte sowieso ein finanzielles Polster ist grundverkehrt. Dem müsste ja ein äusserst trauriges Ereignis vorausgehen: Der Tod meiner geliebten Eltern.» Was sie von ihren Eltern hat, das ist von der Mutter das Interesse für Kunst und Kultur und vom Vater «das Wirtschaftliche». Die idealen Voraussetzungen, um als Filmproduzentin, bei der alle Fäden zusammenlaufen, zu arbeiten. «Eine Filmproduzentin hat mich während meines Praktikums bei Warner Brothers in Hollywood darauf aufmerksam gemacht.» Aus Angst werden Beruf und Berufung Catherine Ackermann hat noch mehr Talente an sich entdeckt: «Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und betreue und coache ihre Projekte.» Nach dem gewonnenen Kampf gegen ihre Angst hat sie immer wieder Anfragen von Leuten bekommen, wie sie das geschafft habe. «So habe ich gemerkt, dass Coaching – was ich eigentlich schon als Filmproduzentin mache – vielleicht meine Berufung ist.» Im Sommer schliesst sie ihre Ausbildung zum Coach ab.
Dänu Wisler (51) ist Musiker von Beruf und aus Leidenschaft. Der Weg dorthin war weit und nicht vorgezeichnet. Aufgewachsen im Emmental, fand er nämlich als Jugendlicher für seinen Berufswunsch absolut kein Musikgehör. Mit seinem ersten Lehrlingslohn kaufte er sich seine erste Gitarre. Nach einer Mechanikerlehre flüchtete er aus seiner Heimat, die ihm zu eng geworden war, besuchte während eines Jahres die Jazz-Schule in Luzern, wurde Katechet, Jugendarbeiter in Thun und in Spanien und baute in der Ostschweiz eine Musikschule auf. Heute lebt er von seiner Musik; den Konzerten, den CDs und dem Songschreiben. Unterdessen schreibt er auch Bücher: Über den Reformator Zwingli in seinem neusten Buch, oder Geschichten und Gedankengänge aus seiner Emmentaler Heimat. Dänu Wisler ist nicht nur leidenschaftlicher Musiker. Er liebt es auch zu Wandern, Klettern, Kochen und Lesen. Wandernd fand er seinen Weg durchs Leben, der ihm vor einigen Jahren auch eine grosse Krise beschert hatte. Mittlerweile ist er in seiner Mitte angekommen und hat sich mit der Emmentaler Heimat versöhnt.
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