
SWR2 Kultur Aktuell
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Diese unterschiedlichen Facetten Marc Aurels sind in Trier in gleich zwei Museen zu sehen: Das Rheinische Landesmuseum Trier zeigt sein Leben und Wirken, während das Stadtmuseum Simeonstift sich der Frage nach der guten Herrschaft zuwendet. Wertvolle internationale Leihgaben und moderne interaktive Stationen machen die Ausstellungen zu einem eindrücklichen Erlebnis, ohne das Publikum zu überfordern.

BEI KOSUTH GEHT ES UM DIE KUNST ALS IDEE Die erste Begegnung mit diesem Künstler, besser gesagt mit seinem Kunstwerk, macht einfach nur gute Laune. „NEON“ steht da in großen Lettern geschrieben. Das Wort geformt aus weißen Neonröhren. Eine geniale Idee, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn für Joseph Kosuth zählt eigentlich nicht das Schriftobjekt, das da so neon-keck vor der Wand steht. Ihm geht es um die Kunst als Idee. Und die macht in diesem Fall Sprache sichtbar. Eine frühe Arbeit, die Joseph Kosuth jetzt noch einmal mit einem besonderen Kommentar gewürzt hat. „Das Schöne ist auch, dass er die Titel verändert und noch mal ein bisschen zugespitzt hat“, erklärt Ulrike Groos, Direktorin des Stuttgarter Kunstmuseums. So schrieb er zu seinem Werk NEON von 1965 „selfdefined“, selbst definiert, „weil das wirklich selbsterklärend ist.“ FÜNF WÖRTER UND FÜNF FARBEN Auch eine andere Arbeit von 1965 hat es der Museumsdirektorin angetan: „Five Words And Five Colors“, ebenfalls absolut selbsterklärend ist. „Da hat er den Zusatz gemacht: ‚A Description‘. Es ist ihm sehr wichtig, mit Sprache und Worten ganz genau umzugehen und zu differenzieren“, ergänzt Groos. Der Klassiker „Five Words And Five Colors”, auch in Stuttgart zu sehen, funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Fünf Wörter in Neonschrift: das erste in rot, das zweite in violett, das dritte in grün, das vierte in gelb und das fünfte in blau. Fünf Wörter und fünf Farben. Wie gesagt: eine geniale Idee. WEITERGEDACHT ZWISCHEN BEZEICHNENDEM UND BEZEICHNETEM Bei der zweiten Begegnung mit diesem Künstler heißt es ein wenig um die Ecke denken. Mit dem Werk „One And Three Chairs“ hat Joseph Kosuth vor 60 Jahren seinen Ruhm als Konzeptkünstler begründet. Es besteht aus einem Stuhl, einem Foto des Stuhls und einem Lexikonartikel, der das Wort „Stuhl“ beschreibt. In Stuttgart ist ein ähnliches Werk zu sehen, allerdings um eine kleine, pfiffige Idee weitergedacht: Ein klassischer 1950er-Jahre-Holzaktenschrank steht da. Links daneben an der Wand ein Foto des Aktenschranks in derselben Größe und Höhe. Rechts daneben ein vergrößerter Lexikon-Artikel – nicht zum Aktenschrank, sondern zum Stichwort „File“ (Akte). Eine überraschende Wendung, die einen anerkennend schmunzeln lässt. JOSEPH KOSUTH BESCHÄFTIGTE SICH MIT APPROPRIATIONSSTRATEGIEN Und bei der dritten Begegnung mit diesem Künstler wird es tricky: da stellt sich die Welt auf den Kopf: „Joseph Kosuth ist einer der ersten Künstler, der sich mit Appropriationsstrategien beschäftigt hat“, erklärt Ulrike Groos. „Das klingt jetzt etwas kompliziert, aber im Grunde geht es darum, sich etwas anzueignen, etwas zu verwenden, etwas zu kopieren: vorgefundene Materialien, vorgefundene Texte, Bilder.“ Die Arbeit, ein auf den Kopf gestellte Porträt einer Frau aus der Renaissance-Zeit im Stil Alter Meister, ist geheimnisvoll und wirft Fragen auf. Da hilft auch die Bildunterschrift nicht weiter. Joseph Kosuth will seine Kunst nicht erklären. Im Gegenteil: Er fordert sein Publikum heraus. ARBEITEN ZWISCHEN INSTALLATION, TEXT UND SATZFRAGMENTEN „Investigationen“ heißt denn auch eine sehr originelle Installation: sechs identische Tische, Stühle und Wanduhren sind entlang der Wand platziert. Auf jedem Tisch liegt ein Ringbuch mit Sprachrätseln, wie sie in einem Einstellungstest oder in der Schule vorkommen könnten. Hier darf man Platz nehmen und sich den Kopf zermartern. Ein Trainingslager für Rätselfreaks. Und es geht noch mehr: es gibt reine Textarbeiten, die sich mit der Mehrdeutigkeit von Begriffen beschäftigen, dann wieder Texte, die aus Satzfragmenten bestehen, scheinbar unlogisch und doch voller philosophischer Erkenntnisse stecken. Konzeptkunst von Josef Kosuth setzt eben nicht auf Farben, Formen oder Materialien, meint die Direktorin des Kunstmuseums Ulrike Groos: „Er will sich auf Bedeutung, auf Textsprache konzentrieren. Das heiß,t man findet sehr viele Zitate von Wittgenstein, Textfragmente von Beckett, und dann gibt es Walter Benjamin und Sigmund Freud in der Ausstellung. Und es ist mit Sicherheit anspruchsvoller.“ Man müsse mehr denken, so Ulrike Groos, „aber Gedankenerkenntnisse sind ja auch etwas, was einen wirklich euphorisiert wieder aus so einem Raum entlässt.“

EINE VERGEWALTIGUNG WIRD VOR GERICHT VERHANDELT Katharina Schlüters starrer Blick geht ins Leere. Die bekannte TV-Moderatorin im hellen, akkurat sitzenden Hosenanzug beschuldigt ihren Ex-Geliebten, sie vergewaltigt zu haben. Weil es keine Zeugen für die Tat gibt, ist ihre Aussage zentraler Bestandteil der Gerichtsverhandlung. Sabine Fürst verkörpert die Rolle der Nebenklägerin eindringlich. Die sonst kontrollierte, rationale und strahlende Starmoderatorin ringt im Stück während ihrer Aussage sichtlich um Fassung, aber sie verliert sie nicht. Sie muss das Intimste vor der Öffentlichkeit ausbreiten. Ihr Stuhl ist in der Inszenierung von Martin Schulze in Richtung des Publikums ausgerichtet. WURDE AUS LIEBE GEWALT? Sie habe wohl kein Stück so oft gelesen wie dieses, bestimmt 40, 50 Mal, erklärt Schauspielerin Sabine Fürst. „Weil ich dieser Figur erstmal nicht geglaubt habe. Der Text, den sie spricht, ist so parat, weil diese Rolle eben schon so oft verhört wurde – über Stunden. Alles sagt sie nicht zum ersten Mal. Das kam mir wie heruntergebetet vor.“ Ihre erste Frage an den Regisseur sei deshalb gewesen, ob das, was die Figur sage, überhaupt stimme. Ihre Figur, Katharina Schlüter, und der Unternehmer Christian Thiede hatten über Jahre eine Affäre – trotz ihrer Familien. Aber: Es war für beide die große Liebe. Nach der schmerzhaften Trennung treffen sie sich zufällig. Sie kommen sich wieder näher – ab hier unterscheiden sich die zwei Geschichten des Ex-Paares. Nach der Schilderung der Moderatorin akzeptierte Thiede ihr Nein nicht, als sie nicht mehr wollte. Seine Verteidigerin aber erklärt: Alles war einvernehmlich. SCHMERZ AUF BEIDEN SEITEN DER VERHANDLUNG Schnell wird klar: Nicht nur für den Angeklagten steht alles auf dem Spiel, auch Katharina Schlüters altes Leben ist zerstört – Familie, Karriere und der gute Ruf. Schauspieler Ralf Stech spielt den Angeklagten. Eine Herausforderung – denn der Unternehmer entscheidet sich zunächst, zu schweigen. Sein Recht vor Gericht. Und doch sprechen seine Blicke Bände. Der grauhaarige Mann im grauen Anzug ist offenbar sichtlich mitgenommen. Nur ganz selten treffen sich die Blicke der Ex-Geliebten. Und der Schmerz auf beiden Seiten manifestiert sich förmlich auf der Bühne. „Man hat natürlich dieses krasse Bild eines Vorstandvorsitzenden, der sehr souverän sein muss“, erklärt Stech. „Wie viel Emotionen zeigt er, wie viel Schwäche? Da haben wir ein bisschen gerätselt und experimentiert. Wenn man das als starken Mann verkauft, dann glaubt man ihm überhaupt nicht.“ FERDINAND VON SCHIRACHS TEXT IN EINEM SCHNÖRKELLOSEN GERICHTSSAAL Die Inszenierung ist sehr zurückgenommen. Ein schnörkelloser Gerichtssaal, oben thronen Richterin und Staatsanwältin, am Tisch links darunter sitzen Anwalt und Nebenklägerin und gegenüber der Angeklagte mit seiner Verteidigerin. Nur selten kommt auf der Bühne Bewegung ins Spiel, zum Beispiel bei einer ganz entscheidenden Szene, in der die psychologische Sachverständige in einem eindringlichen Monolog näher ans Publikum herantritt. WAS HEISST WAHRHEIT VOR GERICHT ÜBERHAUPT? Sabine Christiane Dotzer macht in der Rolle der Psychologin deutlich, warum immer noch so viele Frauen damit kämpfen, eine Vergewaltigung anzuzeigen: > Eine unbescholtene Frau wird in einer dunklen Gasse von einem bewaffneten Mann angegriffen, vergewaltigt und dabei schwer verletzt. Das Opfer leistet Widerstand. Danach geht das Opfer schnurstracks zur Polizei. So ist es in den Köpfen der Menschen verankert. Aber die meisten Vergewaltigungen werden im sozialen Umfeld verübt. [...] Je weiter eine Tat von diesem Mythos abweicht, desto weniger wird ihm geglaubt. > > > Quelle: aus Ferdinand von Schirach: „Sie sagt. Er sagt“ Am Anfang scheint das Urteil ganz klar. Aber bis zuletzt sorgen mehr oder weniger schlüssige Wendungen im Stück dafür, dass das Publikum hin- und hergerissen ist. Wer spricht die Wahrheit? Und was heißt Wahrheit vor Gericht überhaupt? Am Ende, wenn die Beweise nicht weiterführen, bleibt nur „Sie sagt. Er sagt.“ Das handlungsarme Stück lebt von der vielschichtigen Darbietung der Darsteller. Schauspielerin Sabine Fürst hofft, dass das Stück vielen Zuschauern bewusst macht, wie schnell man im Urteilen und Verurteilen ist. „Ich glaube, da ein bisschen Verwirrung zu stiften und ein Nachdenken anzuregen. Allein dafür ist das Stück schon wichtig“, so Fürst. AM ENDE STEHT DER UNAUFLÖSBARE KONFLIKT Mit der Realität in deutschen Gerichtssälen bei Vergewaltigungsprozessen hat das Stück de facto wenig zu tun, aber darum geht es Schirach wie so oft auch nicht. Dramatisch zugespitzt geht es ihm darum deutlich zu machen, wie schwierig es ist, wenn sich vor Gericht zwei glaubhafte Versionen der Wahrheit gegenüber stehen. Am Ende bleibt ein unauflösbarer Konflikt. Umso wichtiger, dass ein Urteil vor einem echten Gericht, mit der Strafprozessordnung als Fundament des Rechtsstaates, eben alles andere als schnell gefällt wird.

Mehr als drei Jahrhunderte regierte der Zarismus Russland. Im Frühjahr 1917 fällt das Zarenreich jedoch innerhalb weniger Tage wie ein Kartenhaus zusammen. „Schon zwei Wochen nach dem Beginn der Brotproteste ist von der alten Welt kaum noch etwas zu spüren“, schreibt Jörg Baberowski. In packenden Geschichten zeichnet er mit dramaturgischem Geschick und erzählerischem Esprit den Zusammenbruch minutiös nach. Einer der Zeitgenossen, dem er über die Schulter blickt, ist der exzentrische Komponist Sergei Prokofjew [https://www.swr.de/swrkultur/musik-klassik/musikstueck-der-woche/sergej-prokofjew-4-etueden-fuer-klavier-op-2-100.html]. > Prokofjew kehrt zum Winterpalast zurück, und von dort läuft er zum Marsfeld. Lastwagen fahren an ihm vorbei, johlende Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten schwenken rote Fahnen und schießen Gewehrsalven in die Luft. Langsam begreift auch Prokofjew, dass die Tage des Friedens gezählt sind, die Revolution kein Geschehen ist, das man einfach ignorieren könnte. > > > Quelle: Jörg Baberowski – Die letzte Fahrt des Zaren ÜBERFORDERT VON DEN GESCHEHNISSEN Baberowski folgt dem Geschehen aus der Perspektive einer Vielzahl von Personen. Oft sind die Politiker, Generäle, Höflinge und Revolutionäre weniger Handelnde, sondern mehr Getriebene – mitgerissen vom Strudel der historischen Ereignisse. So faszinierend die detailreiche Darstellung ist, so sehr fordert sie auch die Konzentration der Leser, um in der chaotischen Szenerie nicht – gleichsam wie die historischen Akteure – den Überblick zu verlieren. Am Anfang vom Ende steht eine massive Versorgungskrise, die sich rasch zur Legitimationskrise auswächst. Während immer mehr Menschen auf die Straße gehen, Brot und ein Ende des Krieges fordern, während die herbeigerufenen Soldaten sich mit den Protestierenden verbünden, versäumt es die Regierung, „im richtigen Augenblick richtige Entscheidungen zu treffen“, notiert Baberowski. Aber auch Sozialisten und Liberale, die den Umbruch propagiert haben, sind überfordert von den Geschehnissen. > Die Ereignisse haben keinen Urheber, es scheint, als vollzöge sich die Revolte unabhängig von den politischen Parteien und ihren intellektuellen Interpreten. Stets haben sie in der Vergangenheit von Reformen und Revolutionen gesprochen, sich damit gebrüstet, es besser zu wissen als die dunkle Masse. Und nun tanzt das Volk auf den Straßen, und niemand weiß, welche Antwort man darauf geben soll. > > > Quelle: Jörg Baberowski – Die letzte Fahrt des Zaren ERST DIE FAMILIE, DANN DAS LAND Weil ihm sein Innenminister versichert, alles unter Kontrolle zu haben, verlässt der Zar die kriselnde Hauptstadt. Baberowski zeichnet Nikolai als willens- und antriebsschwachen Menschen, der sich mehr um seine Familie als um das Land sorgt. Widerstandslos willigt er in die Abdankung ein. Seine letzte Zugreise wird zu einer Irrfahrt, die auf dem Abstellgleis endet. Wo Institutionen verfallen, gewinne persönliche Autorität an Bedeutung zurück, schreibt Baberowski prononciert. Doch auch der Mann, der sich wie kein anderer als Sprachrohr und Führer der Massen in Szene setzt, zögert in den entscheidenden Momenten. Baberowski hält nicht viel von Alexander Kerenski, dem zweiten Ministerpräsidenten der Provisorischen Regierung. Er porträtiert ihn als eitlen, selbstverliebten Mann der billigen Effekte. Ganz anders agiert der aus dem Exil nach Russland zurückgekehrte Lenin. Zielgerichtet und rücksichtslos strebt er an die Macht. > Niemand weiß besser als Lenin, dass die Grausamkeit und die anarchistischen Gefühle des desorientierten Volkes Triebkräfte sind, die sich der revolutionäre Wille zunutze machen kann. Nicht verbrüdern will er sich mit den Massen. Er will sie vielmehr zwingen, dem Ruf der Wissenden zu folgen und sich von sich selbst zu befreien. Auf Technik und Strategie, nicht auf Programm und Überredung kommt es in diesen Tagen an. > > > Quelle: Jörg Baberowski – Die letzte Fahrt des Zaren Jörg Baberowski schildert die revolutiuonären Ereignisse als eine Abfolge von Augenblicken und Situationen, die immer neue Möglichkeiten eröffnen. Das Geschehen folgt keinem Plan und keiner Notwendigkeit. Als seine Henker Nikolai eröffnen, dass er und seine Familie hingerichtet werden, entgegnet er nur erstaunt und fassungslos: „Wie bitte?“

Wer ist der wahre König von Mallorca – tatsächlich der Schlagersänger Jürgen Drews? Das Rechercheteam des neuen SWR Podcast „Die Könige von Malle“ hat noch andere prägende Figuren gefunden. Sie haben die Druckbetankungsmeile Ballermann aufgebaut – darunter auch zwei spanische Gastronomen mit durchaus zwielichtigen Methoden. Podcast-Host Jakob Baumer war vor seinen Recherchen noch nie auf der Insel Mallorca. Wie er sich so mit einem völlig frischen Blick der Insel und seiner Partygeschichte zuwandte, erzählt er im Gespräch mit SWR Kultur.
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