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WirTier (1): Wespenschwärmerei

Erik wird gerufen, um sie zu töten. Doch dann passiert dieser eine Moment, in dem der Schädlingsbekämpfer zum ersten Mal spürt, dass Wespen soziale Wesen sind. Bei WirTier erzählt Erik von seiner lebensverändernden Begegnung und stellt Host Vici vor eine Herausforderung, bei der es für die Wespen um alles geht. CREDITS: Gast: Erik Ahlborn, Wespenberater und Naturpädagoge Hosts und Reporter: Victoria Marciniak und Julius Bretzel Dramaturgie und Regie: Katharina Hübel Redaktion: Bernhard Kastner Technik: Stefan Oberle Musik: Dagmar Petrus Distribution: Alexandra Klockau, Celine Frohnapfel, Katharina Hübel und Bernhard Kastner Idee und Konzeption: Bernhard Kastner und Katharina Hübel Herzlichen Dank für die Unterstützung bei dieser Folge und der Formatentwicklung: Dennis Müller, Franziska Konitzer und Philipp Artelt Danke ans BR-Storyteam: Till Ottlitz und Florian Nöhbauer Danke ans BR-Qualitätsmanagement: Veronika Wagner und Alexander Loos Wir Tier ist eine Produktion der Redaktion Grundbildung, Geschichte und Gesellschaft des Bayerischen Rundfunks 2025. Und wenn ihr uns schreiben wollt - zum Beispiel von euren Mensch-Tier-Begegnungen: wir-tier@br.de Wir freuen uns! Das Manuskript von WirTier (1): Wespenschwärmerei findet ihr hier: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/manuskript-radiowissen-tier-mensch-beziehung-wespe-umwelt-insekten-nuetzlinge-garten-100.html LINKS: Wir haben noch einen Podcast-Tipp für euch: Wespen mögen manchmal nervig sein, sind aber wichtig für die Natur - um solche und andere spannende Fakten geht's im ARD-Garten-Podcast "Komm mit in den Garten". Dort nimmt Nadine Witt Euch mit auf eine Reise durchs Gartenjahr, spricht über Erfolge und lernt aus Misserfolgen. Dabei trifft sie Experten, die sie rund um Pflanzen, Beete aber zu auch tierischen Mitbewohnern im Garten beraten. Lust auf mehr Naturwissen, praktische Gartentipps und überraschende Aha-Momente? Dann hört rein in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt: https://1.ard.de/gartenpodcast Mehr Infos über Wespen ... ... und Tipps zum richtigen Umgang mit den Insekten findet ihr beim bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz): www.lbv.de/wespen  Sowie beim BUND: https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/tiere/insekten/wespen/ Erik Ahlborn ist aktuell als Wespenberater leider nicht mehr aktiv. Außerdem bei ARD Alpha: Insektenstiche - So verhindert ihr Stiche von Wespe, Hummel und Biene Die wichtigste Regel: Fuchtelt nicht herum! Regel Nummer zwei: Entfernt Wespennester nicht selbst. Die Tiere stehen unter Artenschutz. https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/insektenstiche-so-vermeiden-sie-angriffe-von-wespe-hummel-biene-100.html Wie sehen Biene, Wespe, Hornisse, Hummel eigentlich von ganz nah aus? https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/insekten-stiche-bienen-wespen-hummeln-hornissen-stachel-100.html Wie gefährlich ist die "große Wespe", die Hornisse, eigentlich? Sie ist in etwa doppelt so groß wie ihre Verwandte, die Wespe. Aber keine Panik - größer bedeutet nicht aggressiver oder giftiger! https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/hornisse-stich-gift-wespe-insekten-100.html Und auch bei Radiowissen findet ihr viele spannende Tier- und Naturthemen: Hornissen - Die Falken unter den Wespen https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/hornissen-die-falken-unter-den-wespen/bayern-2/78751484/ Auch sie kommen in unserer ersten WirTier-Folge vor: die Hornissen. Sie sind die größten der bei uns heimischen Wespen und streng geschützt. Hornissen sind einerseits die 'großen Schwestern der Wespen‘ und zugleich auch deren großen Feinde, denn Hornissen sind äußerst erfolgreiche Insektenjäger. Sie vertilgen aber auch Stechmücken und Fliegen und andere sogenannte Schadinsekten.   Die Wespe - Ungeliebtes Insekt mit großem Nutzfaktor https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/die-wespe-ungeliebtes-insekt-mit-grossem-nutzfaktor/bayern-2/78751134/ Die Wespen aus naturwissenschaftlich-biologischer Sicht: Hier findet ihr noch weitere interessante Fakten zum Leben der Wespen. Insektenvielfalt auf der Wiese - Eine Welt für sich https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/insektenvielfalt-auf-der-wiese-eine-welt-fuer-sich/bayern-2/10400889/ Eine natürliche Wiese bietet unzähligen Insektenarten Lebensraum. Ob in der Erde, an der Oberflächen oder in den Gräsern und Blüten: zahlreiche krabbelnde und fliegende Insekten halten das System Wiese am Laufen. Ein jedes Lebewesen erfüllt in diesem Netzwerk eine wichtige Funktion, ein eng miteinander verbundenes Lebenssystem, das wir erst langsam zu verstehen beginnen. Superorganismen im Tierreich - Alles Natur! https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/superorganismen-im-tierreich-alles-natur/bayern-2/94658124/ Insekten sind die wahren Superorganismen im Tierreich: Mit ihren unzähligen Individuen funktionieren diese hochdifferenzierten Systeme, weil jedes Tier seine feste Aufgabe im Insektenstaat hat. Interessanterweise können sich diese Aufgaben bei manchen Arten im Lauf des Lebens aber auch wieder ändern. Wie genau diese Superorganismen funktionieren, wie Aufgaben verteil werden und wie untereinander kommuniziert wird: das alles beginnt man erst langsam zu verstehen. CREDITS: Gast: Erik Ahlborn, Wespenberater und Naturpädagoge Hosts und Reporter: Victoria Marciniak und Julius Bretzel Dramaturgie und Regie: Katharina Hübel Redaktion: Bernhard Kastner Technik: Stefan Oberle Musik: Dagmar Petrus  Distribution: Alexandra Klockau, Celine Frohnapfel, Katharina Hübel und Bernhard Kastner Idee und Konzeption: Bernhard Kastner und Katharina Hübel Herzlichen Dank für die Unterstützung bei dieser Folge und der Formatentwicklung: Dennis Müller, Franziska Konitzer und Philipp Artelt Danke ans BR-Storyteam: Till Ottlitz und Florian Nöhbauer Danke ans BR-Qualitätsmanagement: Veronika Wagner und Alexander Loos  Wir Tier ist eine Produktion der Redaktion Grundbildung, Geschichte und Gesellschaft des Bayerischen Rundfunks 2025. Und wenn ihr uns schreiben wollt – zum Beispiel von euren Mensch-Tier-Begegnungen: wir-tier@br.de Wir freuen uns!  Das Manuskript von WirTier (1): Wespenschwärmerei findet ihr HIER [https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/manuskript-radiowissen-tier-mensch-beziehung-wespe-umwelt-insekten-nuetzlinge-garten-100.html].  LINKS: Wir haben noch einen Podcast-Tipp für euch: Wespen mögen manchmal nervig sein, sind aber wichtig für die Natur - um solche und andere spannende Fakten geht's im ARD-Garten-Podcast „Komm mit in den Garten“. Dort nimmt Nadine Witt Euch mit auf eine Reise durchs Gartenjahr, spricht über Erfolge und lernt aus Misserfolgen. Dabei trifft sie Experten, die sie rund um Pflanzen, Beete aber zu auch tierischen Mitbewohnern im Garten beraten. Lust auf mehr Naturwissen, praktische Gartentipps und überraschende Aha-Momente? Dann hört rein in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt: https://1.ard.de/gartenpodcast [https://1.ard.de/gartenpodcast] Mehr Infos über Wespen … … und Tipps zum richtigen Umgang mit den Insekten findet ihr beim bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz): www.lbv.de/wespen [https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/insekten-im-garten/wespen/]  Sowie beim BUND: https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/tiere/insekten/wespen/  [https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/tiere/insekten/wespen/ ] Erik Ahlborn ist aktuell als Wespenberater leider nicht mehr aktiv.  Außerdem bei ARD Alpha: Insektenstiche - So verhindert ihr Stiche von Wespe, Hummel und Biene Die wichtigste Regel: Fuchtelt nicht herum! Regel Nummer zwei: Entfernt Wespennester nicht selbst. Die Tiere stehen unter Artenschutz. https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/insektenstiche-so-vermeiden-sie-angriffe-von-wespe-hummel-biene-100.html [https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/insektenstiche-so-vermeiden-sie-angriffe-von-wespe-hummel-biene-100.html] Wie sehen Biene, Wespe, Hornisse, Hummel eigentlich von ganz nah aus?  https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/insekten-stiche-bienen-wespen-hummeln-hornissen-stachel-100.html [https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/insekten-stiche-bienen-wespen-hummeln-hornissen-stachel-100.html] Wie gefährlich ist die "große Wespe", die Hornisse, eigentlich? Sie ist in etwa doppelt so groß wie ihre Verwandte, die Wespe. Aber keine Panik – größer bedeutet nicht aggressiver oder giftiger! https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/hornisse-stich-gift-wespe-insekten-100.html [https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/insekten/hornisse-stich-gift-wespe-insekten-100.html] Und auch bei Radiowissen findet ihr viele spannende Tier- und Naturthemen:  Hornissen - Die Falken unter den Wespen https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/hornissen-die-falken-unter-den-wespen/bayern-2/78751484/ [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/hornissen-die-falken-unter-den-wespen/bayern-2/78751484/] Auch sie kommen in unserer ersten WirTier-Folge vor: die Hornissen. Sie sind die größten der bei uns heimischen Wespen und streng geschützt. Hornissen sind einerseits die ‚großen Schwestern der Wespen‘ und zugleich auch deren großen Feinde, denn Hornissen sind äußerst erfolgreiche Insektenjäger. Sie vertilgen aber auch Stechmücken und Fliegen und andere sogenannte Schadinsekten.    Die Wespe - Ungeliebtes Insekt mit großem Nutzfaktor https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/die-wespe-ungeliebtes-insekt-mit-grossem-nutzfaktor/bayern-2/78751134/ [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/die-wespe-ungeliebtes-insekt-mit-grossem-nutzfaktor/bayern-2/78751134/] Die Wespen aus naturwissenschaftlich-biologischer Sicht: Hier findet ihr noch weitere interessante Fakten zum Leben der Wespen. Insektenvielfalt auf der Wiese - Eine Welt für sich https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/insektenvielfalt-auf-der-wiese-eine-welt-fuer-sich/bayern-2/10400889/ [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/insektenvielfalt-auf-der-wiese-eine-welt-fuer-sich/bayern-2/10400889/] Eine natürliche Wiese bietet unzähligen Insektenarten Lebensraum. Ob in der Erde, an der Oberflächen oder in den Gräsern und Blüten: zahlreiche krabbelnde und fliegende Insekten halten das System Wiese am Laufen. Ein jedes Lebewesen erfüllt in diesem Netzwerk eine wichtige Funktion, ein eng miteinander verbundenes Lebenssystem, das wir erst langsam zu verstehen beginnen.  Superorganismen im Tierreich - Alles Natur! https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/superorganismen-im-tierreich-alles-natur/bayern-2/94658124/ [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/superorganismen-im-tierreich-alles-natur/bayern-2/94658124/] Insekten sind die wahren Superorganismen im Tierreich: Mit ihren unzähligen Individuen funktionieren diese hochdifferenzierten Systeme, weil jedes Tier seine feste Aufgabe im Insektenstaat hat. Interessanterweise können sich diese Aufgaben bei manchen Arten im Lauf des Lebens aber auch wieder ändern. Wie genau diese Superorganismen funktionieren, wie Aufgaben verteil werden und wie untereinander kommuniziert wird: das alles beginnt man erst langsam zu verstehen.  Mehr über insektenfreundliche Gärten und viele weitere Tipps rund um Pflanzen, euren Garten oder Balkon findet ihr bei Querbeet [https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/querbeet/index.html]. Jeden zweiten Montag um 19 Uhr im BR Fernsehen. Alle Folgen findet ihr hier: Querbeet - alle verfügbaren Videos - jetzt streamen! [https://www.ardmediathek.de/sendung/querbeet/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNlcmllcy9icm9hZGNhc3RTZXJpZXM6L2JyZGUvZmVybnNlaGVuL2JheWVyaXNjaGVzLWZlcm5zZWhlbi9zZW5kdW5nZW4vcXVlcmJlZXQ] Zum Weiterhören: Mit Tieren sprechen - Ein Podcast über die besondere Verständigung von Mensch und Tier von Natalie Putsche "Prolog, Ich und der Schwan": Es beginnt mit Liebeskummer. Natalie will alleine sein, setzt sich immer wieder an einen Teich. Dort lebt ein Schwan und langsam freunden sich die beiden an.  https://1.ard.de/ich-und-der-schwan [https://1.ard.de/ich-und-der-schwan] Ein Leben ohne Tier ist möglich, aber sinnlos. Dieser abgewandelte Loriot-Satz stimmt für alle, die Host Natalie für ihren Podcast trifft. Aber wie kann es sein, dass sich Mensch und Tier so gut verstehen, obwohl sie nicht die gleiche Sprache sprechen?

25. aug. 2025 - 49 min
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Staudämme - Mauern für das Wasser

Wasser ist der Quell des Lebens - aber auch schier ungeahnter Kräfte. Talsperren mit ihren Wassermassen hinter hohen Staumauern und Staudämmen sind wichtiger Bestandteil unseres Wasserhaushalts. Sie können Überflutungen verhindern, die Mauern für das Wasser dürfen aber selbst nie brechen. Von Inga Pflug (BR 2023) Credits Autorin dieser Folge: Inga Pflug Regie: Rainer Schaller Es sprachen: Gabi Hinterstoisser, Christian Jungwirth Technik: Tim Höfer Redaktion: Nicole Ruchlak Im Interview: Thomas Keller, Leiter Wasserwirtschaftsamt Ansbach; Helga Pfitzinger-Schiele, Wasserwirtschaftsamt Ansbach; Professor Dr. Dirk Carstensen, Wasserbauingenieur. Technische Hochschule Nürnberg; Georg Simon Ohm, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft; Präsident des Deutschen Talsperrenkomitees; Dr. Martin Meiske, Experte für Wissenschafts-, Technik- und Umweltgeschichte am Deutschen Museum  Diese hörenswerten Folgen von radioWissen könnten Sie auch interessieren: Die Brooklyn Bridge - Die unglaubliche Geschichte ihrer Entstehung JETZT ANHÖREN [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/die-brooklyn-bridge-die-unglaubliche-geschichte-ihrer-entstehung/bayern-2/10852625/] Literaturtipps: Martin Meiske, „Die Geburt des Geoengineerings“ – Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Beherrschbarkeit der Natur und bauliche Großprojekte als Lernorte des Menschen Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de [radiowissen@br.de]. RadioWissen finden Sie auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | RadioWissen JETZT ENTDECKEN [https://www.ardaudiothek.de/sendung/radiowissen/5945518/] Das vollständige Manuskript gibt es HIER [https://www.br.de/radio/bayern2/service/manuskripte/radiowissen/radiowissen-manuskripte-staudaemme-mauern-wasser-staumauer-wasser-deich-damm-100.html]. Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript: Sprecherin:  Der Brombachsee im Fränkischen Seenland: Badestrände, Campingplätze und Freizeitanlagen, schattige Wälder, Bootsanlegestellen und Radwege locken hier Einheimische und Touristen an. Hier wird geangelt, dort gesurft oder mit dem Standup Paddle der See erkundet. Wasservögel ziehen hier ihre Bahnen, Wellen schwappen ans Ufer, 8,7 Millionen Quadratmeter Wasserfläche bietet allein der Große Brombachsee mit seinen gut fünf Kilometern Länge. Er ist damit fast so groß wie der bayerische Tegernsee … MUSIK Bioreactor,  Science in motion, Backes, Daniel; Moslener, Peter, 0:33 Min) Sprecher:  … doch dieses Natur-Idyll ist nicht natürlich. Das wird an der Brombachsee-Ostseite deutlich: Große Steine säumen hier die Wasserkante – und auffällig gerade steigt hier eine Böschung empor. Nur mit Gras bewachsen und oben so breit, dass Fahrzeuge den Weg auf der Kuppe entlangfahren können.  Ganze 1,7 Kilometer erstreckt sich der hohe Wall von einer Uferseite zur anderen. Und beim Blick von oben auf die wasserabgewandte Seite hinunter wird klar: Dieser Wall bildet eine Wand und hindert die schier unvorstellbaren Wassermassen des Sees daran, sich ins darunterliegende Tal zu ergießen – es zu überfluten. Es ist der Hauptdamm des Brombachsees.  01 Pfitzinger-Schiele:  Hier sieht man schön diese Mächtigkeit des Dammes und eben auch diese Abstufung im Prinzip: Oben ist er schmäler und er wird dann immer breiter. Und das ist im Prinzip das Gewicht, das dann diesen Damm auch hält. Sprecherin:  Erklärt Bauingenieurin Helga Pfitzinger-Schiele. Sie arbeitet beim Wasserwirtschaftsamt Ansbach und erklärt: Der Staudamm muss nicht nur Wind und Wetter trotzen, sondern auch 144 Millionen Kubikmeter Wasser im See halten. Also 144 Millionen mal 1.000 Liter. Zum Vergleich: Ein Schwimmbecken von 50 mal 20 Metern und 2 Metern Tiefe fasst zwei Millionen Liter Wasser. Das wären 72000 Schwimmbecken. Sprecher: Entsprechend hoch ist der Staudruck des Wassers. Um das Wasser im Tal sicher zu stauen, sind für den Hauptdamm am Großen Brombachsee rund 3,5 Millionen Kubikmeter Erdreich nötig – das haben genaue Berechnungen ergeben.  Sprecherin:  Im Querschnitt sieht der Staudamm wie in Trapez aus. Also unten breit und oben schmal, bestehend aus mehreren Erd-Schichten.  02 Pfitzinger-Schiele:  Der hat in der Mitte im Prinzip einen Dichtkern und an diesem Dichtkern angelagert ist dann das homogene Material, dichte Material, und außen drauf, also das letzte dann, um im Prinzip das Gewicht auch für den Damm herzustellen, ist dann der Stützkörper.  Sprecherin: … beschreibt Helga Pfitzinger-Schiele. Lapidar gesprochen sorgt der Stützkörper also dafür, dass das Wasser den Damm nicht wegschiebt. Auf einer Schemazeichnung sieht es aus, als lehnten Erdmassen von beiden Seiten an einer senkrecht stehenden Mauer. Wobei:  03 Keine Mauer: Keine Mauer, sonders das ist auch Erdmaterial, aber hoch vergütet, also wirklich kaum durchlässig. Und das ist also dieser Dichtkern, so bezeichnen wir das, und außen ist dann im Prinzip noch vergütetes Material, Dichtmaterial und dann kommt der Stützkörper.  Sprecherin:  36 Meter ist die künstliche Böschung hoch – unten 150 Meter breit. Und damit kein Wasser unter dem Damm hindurch laufen kann, ist auch der Sandstein unterhalb des Damms noch einmal abgedichtet: Ein bis zu 38 Meter tiefer Schlitz ist hier in den Untergrund gefräst und mit Beton verfüllt. So dass das Wasser, das der Staudamm quer zur Fließrichtung im Tal absperrt, insgesamt auf mehr als 70 Metern Höhe auf eine Barriere trifft.  MUSIK  (Drytech, Reduced and neutral - Music for film, Kreuzer, Anselm C.; Delmonte, Tony, 0:51) Sprecher:  So oder so ähnlich sehen Staudämme an Talsperren weltweit aus. Sie halten den Wassermassen quasi durch ihr Eigengewicht und den flachen Böschungswinkel Stand. Je höher das Wasser eingestaut werden soll, desto breiter muss auch der Damm werden.  04 Carstensen:  Also ich beschreibe es den Studierenden immer so: einen Meter nach oben, drei Meter nach rechts und die Schräge, die sich dadurch ergibt, so wäre der Damm dann jeweils geneigt.  Sprecherin:  … erklärt der Wasserbauingenieur Professor Dirk Carstensen die Faustformel. Er lehrt an der Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Außerdem ist er Präsident des Deutschen Talsperrenkomitees Sprecher:  Die Faustformel bedeutet auch: Da geht es ganz schön in die Breite. Bei 50 Metern Höhe schon 150 Meter Breite – auf beiden Seiten des Trapez‘. Die Kronenbreite dazu gerechnet, steht so ein Damm dann rund 315 Meter breit in der Landschaft.  Sprecherin:  Der Platzbedarf ist also enorm und nicht überall lassen sich solche schieren Massen an Material beschaffen oder hinbewegen.  Sprecher:  Wo kein geschütteter Staudamm zum Einsatz kommen kann, setzen Wasserbauingenieure auf massive Staumauern, die danach klassifiziert werden, wie sie den Wassermassen standhalten. Eine gängige Bauweise sind sogenannte Gewichtsstaumauern, beschreibt der Wasserbauingenieur:  06 Carstensen:  Die haben also eine relativ gerade Vorderfront und sie haben dann in der Regel eine Dreiecksform nach hinten. Was mit der eigentlichen Masse oder der Gewichtskraft zu begründen ist, dass das Ding gegen den Wasserdruck, der von der Wasserseite kommt, auch dort stehen bleibt und nicht weggeschoben werden kann. Das Wasser, wenn es in der Höhe da vor der Mauer steht, will es ja eigentlich die Mauer wegschieben. Und damit das nicht möglich ist, wird das Ding so gebaut. Es kippt dann nicht, das Ganze, durch diese Dreiecksform. Und es ist auch schwer genug, dass es stehenbleibt. Zusätzlich ist es natürlich an den Flanken und im Untergrund verankert.  Sprecherin:  Auch sogenannte Pfeiler-Staumauern tragen den Staudruck des Wassers dank ihres Eigengewichts in die Umgebung ab. Beide kommen in breiteren Tälern mit tragfähigem, felsigem Untergrund in der Talsohle in Betracht.  Sprecher:  Bogen-Staumauern dagegen nutzen statisch-wirksame Formen, um dem Wasserdruck Stand zu halten: Ähnlich wie die Gewölbe von Kirchendächern leiten sie die Kräfte in die Umgebung ab, also in die Hänge oder Gebirgsflanken. Die Bogen-Staumauer selbst wölbt sich dabei dem Wasser entgegen. Im Vergleich zu Staudämmen wirken Staumauern geradezu zu filigran.  Sprecherin:  Gemeinsam haben die unterschiedlichen Formen der Absperrbauwerke aber vor allem eins: jedes ist ein Unikat, angepasst an seinen individuellen Standort, betont Dirk Carstensen. 07 Carstensen:  Man muss den Fluss angucken. Man muss das Tal angucken. Man muss eine vernünftige Basis haben für Stauraum und Größe des Bauobjektes. Die Standsicherheit ist eine ganz wichtige Frage; Nutzungen, die dann später damit verbunden sind. Und ich denke natürlich auch an viele ökologische Fragen. Aber ich will deswegen nicht sagen, dass wir keine Möglichkeiten hätten. Wir haben Möglichkeiten, um auch solche Objekte in Zukunft in Deutschland noch zu errichten. MUSIK (ARD-Labelmusik Celestial red, Filled with wonder. Music for film, Koerner, Michi; Watzinger, Sebastian, 0:34 Min) Sprecher:  Die Gründe für den Bau von Talsperren sind vielfältig: Staubecken nehmen Wasser auf und speichern es – und aus den Staubecken kann das gespeicherte Wasser dann wieder kontrolliert abgegeben werden.  Somit dienen Stauseen als Puffer und Zwischenspeicher bei Hochwasser – und bei Trockenheit können die Flusspegel unterhalb aus dem Reservoir gespeist werden. „Niedrigwassererhöhung“ ist hier der Fachbegriff.  Sprecherin: Aber das ist nicht das einzige. Mittels Wasserkraft kann Strom erzeugt werden. Und das Oberflächenwasser kann zu Trinkwasser aufbereitet werden – wie etwa an den Trinkwassertalsperren Mauthaus in Oberfranken oder Frauenau in Niederbayern. Sprecher:  Und noch etwas: Stauseen können dem Freizeitsport dienen, sind Erholungsgebiete, Tourismusmagnete und Wasserreservoir für Landwirtschaft und Industrie.  Sprecherin: Die Landschaft zu formen und ihre Wasserführung zu verändern – ein früher Wunsch der Menschheit:  08 OT Meiske:  Zu den ältesten bekannten Dammprojekten, wenn man so möchte, gehören jene, die so am Euphrat und Tigris, in Mesopotamien und im Mittleren Osten so um 3.000 bis 2.500 vor unserer Zeitrechnung entstanden. Aber auch für die Zeit des römischen Imperiums so gerade im ersten und zweiten Jahrhundert sind einige antike Staudämme überliefert, … Sprecherin:  … sagt Dr. Martin Meiske, Experte für Wissenschafts-, Technik- und Umweltgeschichte am Deutschen Museum.  09 OT Meiske:  Also vor allem in den Provinzen des Imperiums, die im heutigen Nordafrika, Vorderasien, aber eben auch auf der iberischen Halbinsel liegen. Das heißt, wir haben auch heute noch zumindest in Teilen erhaltene Dämme, die in Spanien zu finden sind. Und jetzt mal so, um einige Beispiele aus dieser antiken Kategorie zu nennen, es gibt den See von Homs in Syrien oder die Proserpina-Talsperre in Spanien, die sind noch erhalten, oder da gibt es zum Teil dann eben modernere Überbauten, die man sich anschauen kann. Sprecherin:  Diese frühen Bauwerke – meist Stein- oder Erdschüttdämme – dienten wohl vor allem der Bewässerung und sollten vor der zerstörerischen Kraft des Wassers bei Überflutungen schützen.  MUSIK (In carta, Neo String Quartet, Le procédé Rodesco / Letort, 0:18 Min) Sprecher:  Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts dürfte es dagegen das Verlangen nach der energetischen Kraft des Wassers sein, die das Interesse an Talsperren intensiviert:  10 Meiske:  Wir befinden uns in dieser Hochphase der Elektrifizierung: beleuchtete Städte, elektrische Antriebe, Transformation in Industrie und Mobilität. In der Zeit werden eben diese größeren Wasserturbinen auch entwickelt, und in Kombination mit entsprechenden Generatoren kann man dann größere Mengen an Strom produzieren. Und natürlich entwickeln sich diese Baumaterialien auch weiter. Ja, also, es werden in dieser Zeit im Lauf des zwanzigsten Jahrhunderts Unmengen an Beton genutzt und dessen Einsatz und Qualität entwickelt sich Anfang des 20. Jahrhunderts natürlich deutlich.  Sprecher:  1924 wird im Süden Deutschlands das Walchensee-Kraftwerk fertiggestellt, das heute als Wiege der industriellen Stromerzeugung in Bayern gilt; in den 1950ern entsteht im Allgäu durch den Roßhaupten-Damm schließlich der Forggensee, der flächenmäßig größte Stausee Deutschlands. 11 Meiske:  Es gibt einen ganz großen Antrieb in den 30er und 40er Jahren auf beiden Seiten des Atlantiks. Aber die Hochphase ist tatsächlich eher so in den Fünfziger und 70er-Jahren also, was man jetzt im gemeinhin so als die Zeit der großen Beschleunigung, des globalen Wirtschaftswachstums und der Ressourcenmobilisierung beschreibt. Und dafür ist eben Wasserkraft auch ein Teil davon.  MUSIK (Checkless progress (b), Engineering science, Jebsen, Lars, 0:27 Min) Sprecherin:  Das weltweite Talsperrenregister der Internationale Kommission für große Talsperren listet mehr als 59.000 große Talsperren.  Als „groß“ gilt eine Talsperre dann, wenn es vom tiefsten Punkt der Gründung bis zur Krone des Damms mehr als 15 Meter sind. Oder auch, wenn mehr als drei Millionen Kubikmeter Wasser gestaut werden.  Maßstäbe, die die mittlerweile gebauten oder geplanten Absperrbauten längst übertreffen: 300 Meter und mehr messen die höchsten Bauwerke auf der Liste der Internationalen Kommission. Sprecher:  Damit sind sie zwar „nur“ so hoch wie etwa der Eiffelturm in Paris – doch die Absperrwerke stehen ja eben nicht frei in der Luft, sondern stemmen sich riesigen und somit gewichtigen Wasserreservoirs entgegen. Die Volumina der Speichervermögen sind so groß, dass sie nicht in Millionen, sondern in Milliarden Kubikmetern angegeben werden.  Sprecherin:  Und – auch das gehört zur Wahrheit über Talsperren: Die Bauwerke bringen nicht nur Licht, sondern auch Schatten in die Täler:  12 Meiske:  Weil diese Eingriffe natürlich starke Nebeneffekte haben wie Erosion, Abfall von Grundwasser in den Regionen… Sprecherin:  …sagt Technik- und Umwelthistoriker Martin Meiske – aber nicht nur das: 13 Meiske:  Man schätzt so ungefähr, dass so 40 bis 80 Millionen Menschen inzwischen umgesiedelt werden mussten. Oft ist es auch so, dass die ländlichen Gemeinden, die dann da häufig ja betroffen sind, auch andere Formen der Landschaftsnutzung oder auch der Wassernutzung haben, die damit in Konflikt stehen, mit diesen Ausbauten.  Sprecherin:  … die dann aber den Wassermassen weichen müssen. 14 Meiske:  Das sind ja oft ländliche Gemeinschaften, teils indigene Communities. Das sind dann ganz asymmetrische Machtkonflikte mit großen Unternehmen, mit Staaten, die sozusagen dann diesen Ausbau vorantreiben. Und da werden natürlich auch nicht zuletzt die Agrarflächen und Flussläufe, sondern auch so erinnerungskulturell bedeutende Stätten durchschnitten oder überflutet. Und das ist auch Teil des Konflikts. Sprecherin:  Dazu kommen Auswirkungen auf das Ökosystem, wenn aus Feldern und Wiesen plötzlich Seen werden – oder Flussbetten nicht mehr trockenfallen. In aufgestauten Seen können sich Mückenlarven vermehren, die Krankheiten übertragen. Künstliche Dauerbewässerung kann zu einer Versalzung des Bodens führen, und ausbleibendes Wasser unterhalb von Talsperren hat nicht nur Auswirkungen auf die Fischpopulationen und deren Wanderrouten, sondern auch auf die Menschen am Unterlauf der Flüsse, die gegebenenfalls vom Fischfang leben.  Sprecher:  In den 1990er-Jahren drängen Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen daher darauf, die sogenannte “World Commission on Dams“ einzusetzen. Das Expertengremium spricht in seinem Abschlussbericht im Jahr 2000 von einem positiven Effekt von Staudämmen auf die Entwicklung vieler Länder – denen aber oft enorme soziale und ökologische Schäden gegenüberstünden. Sprecherin:  In Bayern etwa fordern verschiedene Gemeinden einen Ausgleich für ihre Leistungen und die Nachteile, die für sie entstehen, weil sie Trinkwasser bereitstellen. Der Markt Nordhalben im Landkreis Kronach gehört zum Beispiel dazu: Auf seinem Gebiet liegt Bayerns erste Trinkwassertalsperre Mauthaus, auch Ködeltalsperre genannt. Sie versorgt 70 oberfränkische Kommunen mit Trinkwasser – die Lasten durch strenge Auflagen trage aber die wasserliefernde Kommune, so die Argumentation.  Sprecher:  Nicht zuletzt gehört zur Geschichte der Dämme außerdem auch die Geschichte der Damm-Katastrophen. Deren Liste ist lang. Martin Meiske nennt als Beispiel etwa die Katastrophe von Vajont, in den 1960er-Jahren in Italien:  15 Meiske:  Durch den besonderen Druck, der auf das Tal entstanden war, gab es hier sozusagen Erdrutsche, die zu einer Flutwelle geführt haben, der schätzungsweise 2.000 Menschen zum Opfer gefallen ist. Der San Francis Damm in Kalifornien zum Beispiel 1928, wo über 400 Leute dann im Rahmen der Überflutung gestorben sind. Oder wir wissen natürlich auch aus aktuellen Konfliktsituationen, dass so ein Damm auch Ziel von kriegerischen Angriffen sein kann. Mann schafft natürlich, oder man konzentriert ein gewisses Risiko durch diesen Dammbau. ATMO Damm außen  Sprecherin:  Zurück am Großen Brombachsee im Fränkischen Seenland: Gespeist mit den Hochwassern der Altmühl ist der See seit dem Jahr 2000 vollständig eingestaut.  Sprecher:  Nur den wenigsten Wassersportlern, Wanderern und Radfahrern dürften die weißen Quader auffallen, die an der Böschung des Hauptdamms in regelmäßigen Abständen aus dem Gras ragen. Messpunkte für die Dammüberwachung, erklärt Thomas Keller vom zuständigen Wasserwirtschaftsamt: 16 Keller:  Also wir haben über 4.000 Messpunkte, die untersucht werden. Wir untersuchen Damm-Verformungen, wir untersuchen Höhenlagen, wir untersuchen Wasserdrücke, also ein Potpourri oder ein Blumenstrauß an Sicherheitsmessungen. Und wenn Sie rein optisch – und auch das gehört dazu, regelmäßige Damm-Begehungen – eine feuchte Stelle erkennen würden, dann müssten sofort die Alarmanzeichen losgehen.  Sprecherin:  Auch überspült werden darf der Damm nie. Sogenannte Hochwasserentlastungsbauwerke schützen bei Stauanlagen daher vor einem unerwünschten oder unkontrollierten Anstieg des Wasserspiegels im Staubecken. Quasi wie der Überlauf bei einem Waschbecken – die kleine Öffnung oben am Rand, die das Wasser ableitet, bevor es über den Beckenrand schwappt und das Badezimmer überschwemmt– leiten diese Entlastungsbauwerke ein Zuviel an Wasser ab, bevor es durch ein Überlaufen Schaden anrichten würde. Sprecher:  Kontrolliert wird aber nicht nur von außen:  Etwas abseits, hinter einem Zaun, liegt der Zugang zum sogenannten Krafthaus. Zwei Durchströmturbinen und Generatoren erzeugen hier Strom aus dem Wasser, das aus dem See abgelassen wird. Quasi nebenbei, denn der eigentliche Zweck des Speichersees ist die Anhebung der Niedrigwasserführung in den Flüssen unterhalb. Zutritt haben hier nur Berechtigte. Denn von hier aus führt auch ein Tunnel in den Damm.  ATMO Kraftwerk ATMO Schlüssel  18 Keller:  Also, wir sind jetzt im Damm des großen Brombachsees. Wir laufen quasi jetzt in Richtung Wasserfläche, in das Dammbauwerk hinein und da hindurch und sind am Ende dieses Kontrollwegs dann rund 30 Meter unter Wasserstand. ATMO Damm innen Sprecherin:  In regelmäßigen Abständen sind Druckanzeiger an den Betonwänden des Gangs angebracht. Farbige Markierungen am Boden und an den Seiten dienen als Orientierung für Messungen, jede Fuge ist bemaßt, so dass jede Veränderung bemerkt werden würde.  In der Mitte des Damms angekommen, führt eine schmale Treppe ein Stück im Damm nach oben. Hier verläuft der Kontrollgang einmal durch die komplette Länge des Damms: 1,7 Kilometer. Neonröhren erhellen den Tunnel, der sich in der Ferne in einer ganz leichten Biegung verliert. Ein leises Plätschern erinnert daran, dass auf der anderen Seite der Betonwand ein riesiger See liegt. Ein Plätschern, das für Thomas Keller kein Grund zur Beunruhigung ist:  ATMO  Sickerwasser 19 Keller:  Das ist jetzt eine Zusammenfassung von mehreren Blöcken, wo wir das anfallende Sickerwasser, was immer kommt, ein Erdbauwerk ist ja nie hundertprozentig dicht, anfällt. Und für uns ist eben wichtig: Wieviel ist es? Ist es im tolerierbaren Rahmen? Haben wir eine Veränderung? Gibt es eine Tendenz nach oben, ist es gleichbleibend – also das ist für uns, drum müssen wir es auch wiederkehrend immer wieder messen. Wird auch aufgezeichnet, dass die geringste Abweichung eventuell zu Maßnahmen führen würde. Sprecherin:  Als letzter Ausweg aus einer Katastrophe bliebe die Notabsenkung. Dann würde dem Brombachsee quasi der Stöpsel gezogen und die Flüsse unterhalb müssten das Wasser ableiten. Entsprechend hohe Pegelstände wären die Folge. MUSIK m03 (C1589890109, Drytech, Reduced and neutral - Music for film, Kreuzer, Anselm C.; Delmonte, Tony, 0:31) Sprecher:  Wasser ist der Quell des Lebens, wo es fehlt, geht nichts mehr: Industrie, Schifffahrt und Landwirtschaft hängen vom Wasser ab. Es erzeugt Energie und ist nicht zuletzt unser wichtigstes Lebensmittel. Gleichzeitig bedroht es uns bei Starkregenereignissen und Unwettern, klimawandel- und jahreszeitlich bedingt mit seiner schieren Kraft und Masse. Für Wasserwirtschaftler wie Dirk Carstensen vom Deutschen Talsperrenkomitee sind Stauanalgen deshalb elementare Werkzeuge – und zwar sowohl im Nutz- als auch im Schutzwasserbau. Auch wenn nicht immer alles gleichzeitig zu haben ist:  21 Carstensen:  Wenn ich zum Beispiel Wasserkraft betreiben will, dann brauche ich viel Wasser, also hohe Wasserstände. Wenn ich aber andererseits Hochwasserschutz betreiben will, dann sollte ich vor dem Hochwasser möglichst viel Platz in meiner Talsperre haben, damit ich das Hochwasser aufnehmen kann. Da haben wir einen gewissen Widerspruch. Touristische Nutzung und Trinkwasser – ja, das sind zum Teil konkurrierende Zwecke. Die Betreiber versuchen dort, das entsprechend auszugleichen und möglichst viele Zwecke anzubieten. Aber es gibt durchaus ausschließende Faktoren, ausschließende Kriterien. MUSIK  (Bioreactor,  Science in motion, Backes, Daniel; Moslener, Peter, 0:43 Min) Sprecherin:  So sind beispielsweise Trinkwassertalsperren zwar hervorragende Naherholungsgebiete – Wassersport sollte dort aber eben nicht betrieben werden.  22 Carstensen:  Es werden immer mehr Menschen, immer mehr Menschen brauchen immer mehr Wasser. Und wir sehen ja selber, wie es ist, wenn wir aus dem Grundwasser ziehen und der Regen nicht hinterherkommt, dass wir dann auch Defizite kriegen können.  Sprecher:  … argumentiert Dirk Carstensen. Angesichts des Klimawandels wäre der Bau weiterer Stauanlagen für ihn eine logische Konsequenz.  23 Carstensen:  Zum Trinken, zum Waschen, zum Duschen: 570 Millionen Kubikmeter Wasser, das sind ungefähr zehn Prozent der Wasserversorgung, werden im Moment aus Talsperren bestritten, in Deutschland. Das könnten und werden wahrscheinlich auch in Zukunft mehr werden. Und wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir dieses Wasser bereitstellen wollen – und da bin ich nun mal auch in meiner Funktion beim deutschen Talsperrenkomitee mehr oder weniger verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass Talsperren eine ideale Möglichkeit dafür sind, Wasser zu sparen und verschiedene Zwecke damit zu betreiben. Sprecherin:  Für andere „bodengebundene“ Zwecke wäre so ein geflutetes Tal dann allerdings verloren. Weshalb neben allen geologischen und wirtschaftlichen Faktoren gesellschaftlicher Konsens eine Grundvoraussetzung für den Bau neuer Staudämme, Staumauern und Talsperren sein muss.

I går - 22 min
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Frauen in der Bronzezeit - Die weibliche Macht?

Vor ca. 4200 Jahren begann mit der Bronzezeit eine der spannendsten Epochen der europäischen Urgeschichte. Das neue Material eröffnete sensationelle Möglichkeiten bei der Geräte- und Waffenherstellung. Gleichzeitig entstanden zur Beschaffung des eher seltenen Zinns neue Handelswege. Was bedeutete das für die Frauen dieser Zeit? Autorin: Carola Zinner Credits Autor/in dieser Folge: Carola Zinner Regie: Susi Weichselbaumer Es sprachen: Irina Wanka, Peter Weiß Technik: Susanne Harasim Redaktion: Andrea Bräu Im Interview: Philipp W. Stockhammer vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, Professor für prähistorische Archäologie an der LMU München; Rainer Linke und Siglinde Matysik vom Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg, Mitarbeiter des Archäologischen Museums Königsbrunn Linktipps: Noch mehr Interesse an Geschichte? Dann empfehlen wir: ALLES GESCHICHTE - HISTORY VON RADIOWISSEN [https://www.ardaudiothek.de/sendung/alles-geschichte-history-von-radiowissen/82362084/] Skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Das Kalenderblatt erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum. Ein Angebot des Bayerischen Rundrunks. DAS KALENDERBLATT [https://www.ardaudiothek.de/sendung/das-kalenderblatt/5949906/]  Frauen ins Rampenlicht! Der Instagramkanal frauen_geschichte versorgt Sie regelmäßig mit spannenden Posts über Frauen, die Geschichte schrieben. Ein Angebot des Bayerischen Rundfunks. EXTERNER LINK | INSTAGRAMKANAL frauen_geschichte [https://www.instagram.com/frauen_geschichte/] Literaturtipp: Stockhammer, Philipp W. ORCID logo, Mittnik, Alissa, Massy, Ken and Knipper, Corina (2018): Mobilität - Die wissenden Frauen vom Lechtal. In: Spektrum der Wissenschaft Spezial Archäologie - Geschichte - Kultur, Vol. 2018, Nr. 4: S. 38-41  Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de [radiowissen@br.de]. RadioWissen finden Sie auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | RadioWissen JETZT ENTDECKEN [https://www.ardaudiothek.de/sendung/radiowissen/5945518/] Das vollständige Manuskript gibt es HIER [https://www.br.de/radio/bayern2/service/manuskripte/radiowissen/radiowissen-manuskripte-frauen-bronzezeit-lechtal-raetsel-sozialstruktur-mobilitaet-100.html]. Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript: MUSIK atmoartig, unterlegen. Anmutung „Vorgeschichte“  ZUSPIELUNG 1 (Stockhammer) Die Bronzezeit ist in meinen Augen eine der spannendsten Epochen der europäischen Urgeschichte.  ZUSPIELUNG 2 (Linke) Die Bronze war wichtig, das war's A und O. ZUSPIELUNG 3 (Matysik) Und ich finde das fantastisch, dass man da das genau regional begrenzen kann, wo diese Leute hergekommen sind.  ERZÄHLERIN Philipp Stockhammer, Siglinde Matysik und Rainer Linke haben auf verschiedene Art zum Wissen über die Bronzezeit beigetragen: Linke und Matysik sind Mitglieder eines regionalen Arbeitskreises, der bei Grabungen im südlichen Landkreis Augsburg prähistorische Überreste frei legte. Und Philipp Stockhammer, Mitarbeiter des Max-Planck-Institutes für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Professor für prähistorische Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München konnte unter anderem anhand dieser Funde das Leben in jener Zeit neu beleuchten. ZUSPIELUNG 4 (Stockhammer) Wir können da ganz viele naturwissenschaftliche Verfahren einsetzen, das nimmt einem schier den Atem, aber zwingt uns jetzt halt auch als Archäologen und Archäologinnen, die Vergangenheit irgendwie auch wieder neu zu denken und wegzukommen von diesen alten, überkommenen Erzählungen. MUSIK geht über in ZUSPIELUNG 5 ATMO Museum  ZUSPIELUNG 6 (Matysik) Die meisten Leute kommen auf die Grabung. Erste Frage habt ihr Gold gefunden? Dabei ist Gold gar nicht so wichtig. (Linke) Meistens, wenn wir die ausgraben, die Bronzefunde, dann sind die meistens blau, dann weiß man schon, da ist sehr viel Kupfer drin.  ERZÄHLERIN Königsbrunn bei Augsburg: Im Untergeschoss des Rathauses präsentiert ein kleines archäologische Museum Funde aus der Region, darunter auch zahlreiche Stücke aus der Epoche zwischen 2200 bis 800 vor Christus – der mitteleuropäischen Bronzezeit.  ZUSPIELUNG 7 ATMO ERZÄHLERIN Die beiden Ausstellungsmacher Siglinde Matysik und Rainer Linke stehen vor einer großen Vitrine.  ZUSPIELUNG  8 (Matysik) Dieses Skelett ist wirklich original, und wir wollen anhand dessen die Bestattungssitten zeigen: das ist der Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit: die Männer wurden immer mit dem Kopf nach Norden beerdigt, die Frauen mit dem Kopf nach Süden, Blickrichtung Richtung Osten, also aufgehende Sonne.  ERZÄHLERIN Lange ließ sich nicht einmal mit Sicherheit bestimmen, ob es sich bei menschlichen Skeletten um die Überreste eines Mannes oder einer Frau handelte. Hinweise gaben etwa die Lage und Größe der Verstorbenen, ihre Kleidung und Grabbeigaben wie Schmuck, Waffen oder Haushaltsgegenstände. Mittlerweile ist die Forschung deutlich weiter: DNA-Überreste geben heute zuverlässig Auskunft über das Geschlecht und über Verwandtschaftsbeziehungen. Und mithilfe der so genannten Strontium-Isotopenanalyse lässt sich sogar erkennen, in welcher Region die Menschen aufgewachsen sind. Denn die ganz spezifische chemische Zusammensetzung des jeweiligen Bodens, die über die Nahrung in den Körper gelangte, hat in den Zähnen eine Art Signatur hinterlassen.  ZUSPIELUNG 9 (Stockhammer) Das heißt, ich kann, wenn sagen wir, eine Frau oder ein Mann in München bestattet ist, kann ich sehen, passen die Backenzähne zur Boden-Signatur zur Münchner Schotterebene. Wenn das nicht der Fall ist, kann ich sagen, die haben offensichtlich ihre Kindheit woanders verbracht.   MUSIK  ERZÄHLERIN Im Süden von Augsburg liegt, umrahmt von den Flüssen Lech und Wertach, die breite Schotterebene des Lechfeldes. Und, daran angrenzend, das „Hochfeld“: eine fruchtbare Lößterrasse, die bereits den Menschen der frühen Bronzezeit ideale Bedingungen für den Ackerbau bot. Ihre Höfe lagen am Rand des Hochfeldes lose aneinander gereiht wie Perlen an einer Schnur, mit genügend Abstand zum Fluss, um bei Hochwasser in Sicherheit zu sein, und doch nah genug, um die relativ karge Alltagskost - Getreidebrei, Beeren, Pilze, Milchprodukte, ohne großen Aufwand mit Fisch und Wild aufbessern zu können. (MUSIK hoch). Zu den Gehöften gehörte auch jeweils ein Gräberfeld für die Verstorbenen. Deren Überreste nun mithilfe bioarchäologischer Analysen genauer bestimmt werden können.   ZUSPIELUNG 10 (Stockhammer) Wir hatten Glück, dass wir eine fantastische DNA-Erhaltung haben. Insgesamt haben wir 800 Jahre dort untersucht, so zwischen 2500 und 1700 vor Christus.  ERZÄHLERIN  EIN Ergebnis der Untersuchungen: Die einzelnen Höfe wurden über vier, fünf Generationen von ein- und derselben Familie bewohnt. Allerdings zieht sich die Verwandtschaft nur in männlicher Linie durch; es gibt Väter und Söhne, Brüder und Onkel. Die Mütter der Kinder jedoch stammen allesamt von auswärts; sie hatten hier keine Vorfahren. Und unter den hier geborenen Frauen wiederum findet sich keine einzige Bestattung, bei der die Verstorbene älter als 17 Jahre war. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Töchter in diesem Alter ihre Familien und die Heimat verlassen mussten - wohl in erster Linie, um anderswo einzuheiraten.  MUSIK hoch Dieser Befund ist allerdings keineswegs außergewöhnlich; die Archäologie kann diese so genannten patrilinearen Heiratsmuster, die ja zumindest partiell noch heute in einigen Teilen der Welt existieren, für viele Epochen und Regionen nachweisen. Ein anderes Ergebnis der Untersuchungen aber ließ die Fachwelt aufhorchen. Es war die Entdeckung der „fremden Frau aus der Ferne“, die hier weder Vorfahren noch Nachkommen besaß. ZUSPIELUNG 11 (Stockhammer) Total spannend. Also wir haben da schon gesehen, okay, genetisch scheinen alle Mütter von außerhalb zu kommen und gleichzeitig sehen wir jetzt von den Isotopenanalysen, dass ein erheblicher Teil der Frauen offensichtlich von ganz weit herkommt, also über 400 Kilometer, ja?  ERZÄHLERIN Besonders auffällig war, dass die Bestattungen dieser „Frauen aus der Fremde“ zu den reichsten in der Region gehörten. Und das, obwohl es keine leiblichen Kinder gab, die für ein angemessenes Begräbnis Sorge hätten tragen können. Was könnte für andere Gründe gegeben haben für die Hochachtung, die die Gesellschaft diesen Migrantinnen offenbar entgegenbrachte? Die Spurensuche führt in die ursprüngliche Heimat der Frauen, die Regionen um Halle, Leipzig und Prag. Und damit in die High-Tech-Zentren jener Epoche, die gekennzeichnet ist vom wachsenden Wissen um die Herstellung und Bearbeitung von Bronze - einer Legierung aus Kupfer und Zinn.    ZUSPIELUNG 12 (Stockhammer) Das richtig coole an Bronze ist, wenn die frisch gegossen ist, ist sie so hart wie Stahl, glänzt wie Gold, und man kann es ja auch viel besser gießen als Kupfer. ERZÄHLERIN Allerdings kommt Zinn - im Gegensatz zu Kupfer – nur selten in Europa vor. Die wichtigsten Lagerstätten befinden sich in Südengland und im Erzgebirge. Um an das begehrte Metall zu gelangen, braucht es ein großräumiges Netz von Handelsbeziehungen. ZUSPIELUNG 13 (Stockhammer) Deshalb ist die Bronzezeit auch etwas, was Menschen über weite Distanzen ganz neu miteinander in Austausch gebracht hat, und letztlich, so kann man sagen, die erste globale Epoche der Menschheitsgeschichte in Eurasien zur Folge hatte.  ERZÄHLERIN In der Forschung, sagt Philipp Stockhammer, herrschte früher auch ein relativ klares Bild davon, in welcher Form dieser Austausch stattfand.   ZUSPIELUNG 14 (Stockhammer) Die Erzählung meiner Studienzeit war eben: Mobilität war vor allem der Mann mit der Waffe oder der Mann, der Handwerker, oder der Mann, der Händler, der quasi glücksbringend durch die Bronzezeit Europas zieht.  MUSIK andere Färbung, Dänemark, Bronzezeit  ERZÄHLERIN Am 24. Februar des Jahres 1921 machte der Bauer Peder Platz im dänischen Egtved einen eigenartigen Fund. Er war gerade dabei, die Reste eines kleinen Hügels beiseite zu räumen, als er in dessen Mitte auf einen ausgehölten Eichenstamm stieß, in dem Leiche einer jungen Frau lag, eingewickelt in ein Kuhfell. Peder Platz beriet sich zuerst einmal mit seinem Nachbarn, dann setzten sich die beiden hin und schrieben einen Brief an das Nationalmuseum von Kopenhagen. ZITATOR Ich vermute, dass es sich um ein altes Begräbnis handelt und dass dieses von Interesse für das Museum sein könnte. Ich habe deshalb die Arbeit eingestellt. ERZÄHLERIN Tatsächlich erwies sich der Fund als absolute Sensation: Beim „Mädchen von Egtved“ handelt es sich um eine der am besten erhaltenen Bestattungen aus der Bronzezeit. Die schafwollene Kleidung der bei ihrem Tod etwa 17jährigen - eine Bluse mit halblangen Ärmeln und ein knielanger Rock aus gedrehten Schnüren, ihre Haare – vorne und an den Seiten kurz geschnitten, hinten halblang, ihr Schmuck – Gürtelpatte, Armreifen und ein Ohrring aus Bronze – all das hatte die Jahrtausende ebenso gut überstanden wie die Dose aus Birkenrinde am Fußende des Sarges, in der sich Reste eines mit Honig gesüßten Biers aus Weizen und Beeren fanden.  MUSIK hoch (spätestens bei der nächsten Zuspielung weg) Der mittlerweile mehr als 100 Jahre zurückliegenden Entdeckung von Peder Platz verdankt die Archäologie zahlreiche Erkenntnisse über das bronzezeitliche Leben. Dazu gehört nun, dank moderner Untersuchungsmethoden, auch der Nachweis, dass sich die junge Frau zu ihren Lebzeiten keineswegs immer nur in Dänemark aufgehalten hat. Sie war offenbar gleich mehrmals in Süddeutschland unterwegs gewesen, wo sie unter Umständen – ganz einig ist sich die Forschung in dieser Beziehung nicht - auch geboren wurde. Aus welchen Gründen aber mag sie sich auf die lange und wohl auch einigermaßen gefährliche Tour quer durchs Land begeben haben? In welchem Rahmen reiste sie? Und – was hatte sie dabei im Gepäck? Auf jeden Fall steht ganz abseits jener Fragen fest: die alte Vorstellung von Handel und kulturellen Austausch in der Bronzezeit – ein Mann zieht bewaffnet oder mit Waren im Gepäck durch die Lande und schlägt sich allein und auf eigene Faust von Ansiedlung zu Ansiedlung durch - ist, wenngleich nicht unbedingt falsch, so doch höchstens ein Teil des Gesamtbildes, zu dem die jungen Frau aus Dänemark ebenso gehört wie die Migrantinnen des Lechtals.  ZUSPIELUNG 15 (Stockhammer) (Gut möglich, dass es ihn gab, diesen Händler. Weil: Der einzelne Krieger hat es schon irgendwie geschafft. Aber) jetzt habe ich Mädels mit 17 Jahren, die zu Fuß entweder aus der Gegend von Prag oder aus der Gegend von Leipzig nach Augsburg kommen, das ist schon ein Stück. Und was wir auch sehen können über die Zähne, dass immer auch wieder Jungs im Alter von sieben Jahren aus dem Lechtal weggeschickt wurden und dann als erwachsene Männer mit 17 wiedergekommen sind. Weil die Zähne bis zum siebten Lebensjahr sind lokal; vom siebten bis zum 17. Lebensjahr ist es dann die Gegend Halle, Leipzig, und dann sind sie aber wieder vor Ort bestattet, also die sind sozusagen ausgeschickt worden, um in der Ferne zu landen… Ich meine, schicken Sie heute mal einen Siebenjährigen quer durch Deutschland!  ERZÄHLERIN  Sollte so eine Reise auch nur ansatzweise Aussicht auf Erfolg haben, dann musste es auf jeden Fall Begleitpersonen geben, die es gewohnt waren, mit Schwierigkeiten umzugehen, von Überfällen durch Mensch oder Tier bis hin zu plötzlichen Krankheiten. Vorstellbar wäre es etwa, dass sich zu bestimmten Zeiten im Jahr Trecks im Stil von Karawanen auf den Weg zu zentral gelegenen Plätzen machten, wo man zusammenkam, um religiöse Feiern abzuhalten und sich bei der Gelegenheit auch für zukünftige Termine verabredete und untereinander Tausch betrieb, ob es nun um Waren oder Wissen ging, Saatgut, Vieh oder Mensch.  ZUSPIELUNG 16 (Matysik) Ein Grab aus der Gemeinde Wehringen: das ist die Ausstattung von einem Frauengrab.  ERZÄHLERIN Auch wenn das kleine Museum von Königsbrunn keinen Jahrhundert-Fund wie das „Mädchen von Egtved“ zu bieten hat, kam doch bei den Grabungen der Ehrenamtlichen Beachtliches zutage. Siglinde Matysik zeigt auf ein üppig mit Bronzeschmuck versehenes weibliches Skelett: Ein massiver Halsring und zahlreiche „Tutuli“ - kleine Pyramiden aus Bronzeblech, die einst einen mittlerweile längst zerfallenen Stoff schmückten. Dazu im Bereich der Brust Bronzeplatten und um die Waden lange Spiralen aus Bronze, dessen einstiger Goldton sich über die Jahrtausende im Schotterfeld in ein sanft schimmerndes Türkis-Grün verwandelt hat.   ZUSPIELUNG 17 (Matysik) Das ist für mich immer so schwer nachvollziehbar, dass die auf den ganzen Reichtum verzichtet haben und haben das dann mit ins Grab weitergegeben.  ERZÄHLERIN Die kostbare Bronze sollte offenbar der Verstorbenen auch im Jenseits das gute „Standing“ sichern, das sie im irdischen Leben besaß. Denn eine derart reiche Beerdigung bekamen nur Angehörige der Oberschicht.  MUSIK ERZÄHLERIN Die Bronzezeit ist nicht nur die Epoche, in der das Know-How in Sachen Metallbearbeitung rapide wächst und Handel und damit auch Mobilität eine immer größere Rolle spielen; sie ist auch geprägt von großen sozialen Unterschieden. Die Bestattungen des Lechtals zeugen davon: neben den reich mit Waffen und Schmuck ausgestatteten Gräbern gibt es auch solche, die so gut wie keine Beigaben enthalten. Die  Verstorbenen waren offenbar arm gewesen. Und sie besaßen, wie die Analysen ergaben, keinerlei Verwandtschaft im Lechtal.  ZUSPIELUNG 18 (Stockhammer) Wir haben diese Gruppe interpretiert als vielleicht Bedienstete, Mägde, Knechte, ob die jetzt unfrei waren oder nicht, also Sklaven oder so, wissen wir alles nicht: sie haben in dem Gehöft gelebt, sie wurden auf dem Familienfriedhof bestattet, also sie sie waren schon Teil der Familie, aber sie hatten den ganzen niedrigen Status.  ERZÄHLERIN Sprich, ihre Situation war ganz anders als die „fremden Frauen aus der Ferne – obwohl doch die Grundbedingungen – ursprünglich nicht hier beheimatet, keine Verwandten, keine Kinder - auf den ersten Blick ganz ähnlich wirken. Der Unterschied:  die „fremden Frauen“ kamen aus Technologiezentren. Und brachten wohl aus ihrer Heimat etwas extrem Wertvolles mit, nämlich Wissen und Können – insbesondere, was die Herstellung von Bronze betraf.   ZUSPIELUNG 19 (Stockhammer) Da ist nichts Körperliches, wo man sagt, das kann doch nur ein Mann, das braucht so besondere Kraft: Sie beobachten, wann hat das Metall die richtige Temperatur erreicht von der Färbung her, wie machen Sie die Gussform, welchen Ton wählen Sie für den Schmelztiegel aus?    ERZÄHLERIN Ausgerüstet mit diesem Know-How, vielleicht auch mit Werkzeug oder Bronze im Gepäck trafen die „Frauen aus der Fremde“ also auf dem jeweiligen Gehöft ein, auf dem sie fortan leben sollten, in einer Art Wohngemeinschaft mit dem Bauern und, sofern sie noch am Leben waren, mit seinen Eltern, Brüdern und mit den Schwestern unter 17 Jahren. Dazu kamen noch die – eingeheiratete - Ehefrau des Bauern und die Kinder des Paares. An deren Pflege und Erziehung die „Frau aus der Fremde“ vermutlich maßgeblich beteiligt war.  ZUSPIELUNG 20 (Stockhammer) Wenn mal eine Frau mit einem Kind bestattet ist, dann ist es nicht die biologische Mutter, sondern eine Frau von ganz weit her. Worauf das für mich hindeutet, ist, dass wir letztlich andere Formen von Mutterrollen haben als wir uns vorstellen: Jedes Kind hatte sozusagen seine biologische Mutter, die immer wieder schwanger geworden ist, und auf der anderen Seite eine soziale Mutter, die vermutlich halt dem Kind auch ganz viel Wissen mitgegeben hat.  ERZÄHLERIN Angesichts der hohen Müttersterblichkeit, aber auch angesichts der Tatsache, dass die Frauen bei der Heirat fast noch Teenager waren, hatte eine solche „Aufteilung“ der Mutterrolle mit Sicherheit Vorteile. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag damals zwischen 20 und 30 Jahren – und jede Geburt stellte ein hohes Risiko dar. Eine „Ersatzmutter“, die zudem über größeres Wissen als der Durschnitt verfügte, konnte hier ein, wie Philipp Stockhammer es nennt, „Schlüssel zur Optimierung“ sein.    ZUSPIELUNG 21 (Stockhammer) Einerseits der Reproduktion, und andererseits, um den Kindern maximales Wissen und Überlebensmöglichkeiten zu garantieren. Und es ist so spannend, weil es einfach zeigt, wie komplex das Zusammenleben in diesen Häusern war und weit es über das hinausgeht, wie wir uns immer dieses, ach, einfache Leben in der Urgeschichte vorstellen.  MUSIK ERZÄHLERIN Dank bioarchäologischer Methoden lässt sich heute vieles beantworten, was früher unlösbar erschien. Doch jede Antwort bringt unzählige neue Fragen hervor. Was etwa mögen die „fremden Frauen“ wohl sonst noch mitgebracht haben aus ihrer Heimat: Neue Techniken der Textilherstellung? Der Essenszubereitung? Lieder? Ihre Sprache? Medizinische Kenntnisse? ((Und wie ist - ohne die Hilfe unseres modernen Wissens über Verhütung - jene durchgehende Kinderlosigkeit zustande gekommen, die ja offenbar für die hoch angesehenen „fremden Frauen“ ebenso galt wie für die Frauen der Unterschicht.   ZUSPIELUNG 21 (Stockhammer) Ich glaube, dass es ganz strikte Regeln gegeben haben muss, wer mit wem Nachkommen zeugen durfte und wer nicht, und es hat offensichtlich funktioniert, weil wir keinen einzigen genetischen Beleg dafür haben, dass irgendwo mal ein Seitensprung oder ähnliches… das würden wir ja genetisch sehen. Und das ist schon sehr spannend und zeigt uns, wie strikt und klar dieses System funktioniert haben muss.)) ERZÄHLERIN Ein System, das – wiewohl es offenbar sehr gut funktionierte – dann nach rund 750 Jahren trotzdem relativ abrupt endet. Die frühbronzezeitlichen Gehöfte des Lechtals sterben nach und nach aus, während parallel dazu andere Menschen in die Region ziehen, die sich, oftmals nur ein paar hundert Meter entfernt, neue Häuser bauen und ihre Toten auf andere Art bestatten. Was mag da wohl dahinterstecken? Und – weitere Fragen: Was war eigentlich mit den armen Bewohnern der Höfe? Wo und wie kamen sie her? Waren sie gekauft oder gar gekidnappt worden? Oder kamen sie womöglich freiwillig, froh, einen Unterschlupf zu finden, der ihnen in der rauen Welt der Bronzezeit zumindest einigermaßen das Überleben sicherte? Fragen über Fragen - auf die es wohl kaum je Antworten geben wird. Denn jener Teil unserer Geschichte, aus dem nichts Schriftliches und nur einige wenige Bilder überliefert sind, bleibt verborgen wie hinter einem Vorhang, der nur kleine Einblicke auf das gewährt, was dahinter liegt. Alles andere bleibt reine Spekulation.

22. aug. 2025 - 20 min
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ABBA Forever - Das Pop-Phänomen aus Schweden

1974 gelang der schwedischen Pop-Band ABBA mit "Waterloo" ein erster Welthit. Das Quartett der anfänglich noch verheirateten Paare steht für gutgelaunte, international erfolgreiche Popsongs Made In Sweden. Von Markus Mayer (BR 2022) Credits Autor/in dieser Folge: Markus Mayer Regie: Es sprachen: Katja Amberger, Andreas Neumann, Katja Schild, Carsten Fabian Redaktion: ,Dr. Nicole Ruchlak Im Interview: * Dietmar Schwenger - Journalist, München  (Branchenblatt Musikwoche) Noch mehr Interesse an Wissenschaft und Musik? Dann empfehlen wir: Kosmos Musik Fördert Klavierspielen die Intelligenz? Warum ist Singen gut fürs Immunsystem? Und wie klang der Urknall? Auf diese und andere spannende Fragen antwortet der neue Wissens-Podcast "Kosmos Musik" mit der Astrophysikerin und angehenden Astronautin Suzanna Randall: BR PODCAST I KOSMOS MUSIK - DER WISSENS-PODCAST MIT SUZANNA RANDALL [https://www.br.de/mediathek/podcast/kosmos-musik-mit-suzanna-randall-wissens-podcast/875] Literatur: Bandbiographien:  Licht und Schatten – ABBA – die wahre Geschichte. Carl Magnus Palm. Bosworth Berlin London Wien. 2006. Die offiziöse, ‚amtliche‘ Bandbiographie des schwedischen Journalisten Carl Magnus Palme erzählt die Geschichte der Band aus der Sicht der Landsleute.  ABBA – Thank You For The Music. Andrew Oldham, Tony Calder, Colin Irwin. Aus dem Englischen von Heike Steffen. Ullstein 2. Auflage 2000. Politisch höchst unkorrekte Bandbiographie voller Sottisen und schmutziger Witze, des öfteren schallend gelacht bei der Lektüre. Könnte heutzutage nicht mehr geschrieben bzw. veröffentlicht werden, ein zutiefst sexistisches Buch, das zeigt in welchen Kontexten, die Karriere des Schweden-Quartetts einst verhandelt wurde.  ABBA – The Music Still Goes On – Die Story zu ihren Songs. Robert Scott. Deutsch von Karin Miedler und Ursula Pesch. Rockbuch Verlag. Schlüchtern 2005 Bildbiographie mit zahlreichen, teilweise ganzseitigen Farbfotos, klassisches „Fan“-Produkt i.e. ein Buch, das für Fans, wenngleich mit Bildern, die viel über die Professionalität der ABBA-Mitglieder verraten und informativen Kurztexten.   ABBA – Ihre ganze Geschichte. Fréderic Tonnon & Marisa Grau. Schwarzkopf & Schwarzkopf. Berlin 2005 Lexikoneinträge in folgenden Kompendien:  Von ABBA bis Zappa – Die Klassiker des Rock & Pop. Hg. v. Peter Kemper, Reclam 2015, darin Artikel über Abba von Uwe Schütte. S. 11 – 17.   Spitzzüngiger Abriss eines kompetenten Autors, profunde Informationen und Einschätzungen.   Rock und Pop von A bis Z. Von Julia Edenhofer. Bastei Lübbe. Bergisch Gladbach. 1993. S. 55 - 56. Nichtssagender Artikel.    Das neue Rocklexikon. Band 1. Hg. von Barry Graves, Siegried Schmidt-Joos & Bernward Halbscheffel. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Hamburg 1998. S. 36 - 37. Cooler Abriss mit Zitaten aus angelsächsischer Presse eines ungenannten Autors.  Rock Rough Guide. Hg. Von Jonathan Buckley und Mark Ellingham. Verlag J.B. Metzler. Stuttgart, Weimar. 1998. S. 1 – 2. Artikel von Jonathan Kennaugh.  Pop-Splits Die besten Songs aller Zeiten und ihre Geschichte. Hg. von Frank Bruder. Illustriert von Tim Dinter. Aufbau Taschenbuch Verlag. Berlin 2004 Zu Schweden: Gebrauchsanweisung für Schweden. Antje Rávik Strubel. Piper Verlag München, sechste Auflage 2019. Darin: S. 154  - 174 / Kapitel Auffallen verboten!  Linktipps: Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de [radiowissen@br.de]. Radiowissen finden Sie auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | Radiowissen JETZT ENTDECKEN [https://www.ardaudiothek.de/sendung/radiowissen/5945518/] Das vollständige Manuskript gibt es HIER [https://www.br.de/radio/bayern2/service/manuskripte/radiowissen/radiowissen-manuskripte-abba-vier-schweden-erobern-die-pop-welt-esc-100.html]. Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript: ERZÄHLERIN Sechster April 1974. Beim Eurovision Song Contest im englischen Seebad Brighton vertritt die Gruppe ABBA Schweden. Das Quartett war im Vorjahr bei der schwedischen Vorentscheidung ausgeschieden.   ERZÄHLER Der Eurovision Song Contest, kurz ESC, ist eine Veranstaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Europas. Ziel ist es, europäische Kulturen darzustellen und zu fördern.   ERZÄHLERIN Der Dirigent des Orchesters, das die Band begleitet, trägt einen Zweispitz und eine historische Uniform wie Napoleon Bonaparte. Denn der Song von ABBA heißt Waterloo, Schauplatz der größten Niederlage des Heerführers.   ZUSPIELUNG ABBA: Waterloo /           Z9464472 001                                 1‘31   ERZÄHLER Der Song von ABBA spielt auf die Redewendung ‚ein persönliches Waterloo erleben‘ an, also im eigenen Leben einen großen Misserfolg erleiden. Im Liedtext wird eine Liebesbeziehung mit Napoleons letzter Schlacht verglichen.   ERZÄHLERIN ABBA haben die Startnummer acht: Agnetha trägt eine hautenge, blaue Satinhose, die blonden Haare werden bedeckt von einem neckischen Mützchen. Anni-Frid, die ihren rötlich-brünetten Haare eine Dauerwelle verpasst hat, ist mit einem schicken Rock in Maxi-Länge bekleidet. Björns Beine stecken in silberglänzenden Stiefeln mit Plateauabsätzen, der Korpus seiner silberfarbenen E-Gitarre ist wie eine Sternenexplosion gezackt. Der bärtige Benny, der hinter dem Klavier nur selten ins Bild kommt, wirkt verglichen mit den anderen fast unauffällig. Die Gesichter der Damen tragen Glitzer-Makeup, an allen Kostümen funkeln Silber-Kettchen - ABBA treten gemäß der Mode auf, die damals in der Pop-Arena angesagt ist.     ERZÄHLER Glamrock, kurz für Glamour- oder Glitter Rock steht für den großen, theatralen Auftritt, für Schminke, Androgynität und Künstlichkeit. Entwickelt wurde er von Vordenkern wie David Bowie, Marc Bolan, Roxy Music und Gary Glitter.   ERZÄHLERIN ABBA wirken zwar nicht wirklich androgyn, gewinnen aber den ESC mit Waterloo. Das ist bemerkenswert. Erstens, weil Schweden damit zum ersten Mal Siegerland wird. Zweitens, weil der Song tatsächlich ungewöhnlich peppig und eingängig ist. 2020 wird er zum beliebtesten ESC-Song aller Zeiten gewählt. Und Drittens, weil die schwedische Band mit einem Popsong auf Englisch, der Rock-Elemente enthält, angetreten ist. Meist singen ESC-Teilnehmer in den Landessprachen. So tragen Cindy & Bert, die Deutschland 1974 vertreten, das Lied „Die Sommermelodie“ vor. ERZÄHLER Was ABBA mit angelsächsischem Pop und Glam Rock verbindet, formuliert ein Kritiker der amerikanischen Musikzeitschrift Rolling Stone so: ZUSPIELUNG ABBA: Waterloo     ZITATOR „Mit ihren prägnanten und temporeichen Pop-Nummern liegen ABBA viel näher beim eigentlichen Rock’n’Roll als viele dieser übersteigerten Gitarrenkanonen oder diese seelenguten Gruppierungen, die den verwirrten Massen kosmo-dynamische Erleuchtung bringen wollen.“ ZITATORIN ABBA Forever – Wie vier Schweden die Popwelt erobern     ZUSPIELUNG ABBA: The Winner Takes It All   ERZÄHLER ABBA haben es also geschafft, sie sind weltweit Nummer Eins. Eigentlich könnte dies das Ende dieser Gruppe sein, aber Björn und Benny, die Songwriter des Projekts, haben Blut geleckt. Beide sind Ende 20, relativ alt also für eine Popstar-Karriere. Sie bilden bereits seit Jahren ein hervorragendes Songschreiberteam. Und was einmal gelungen ist, lässt sich auch ein zweites Mal und öfter schaffen.         ERZÄHLERIN Eine Pop-Band mit zwei Songschreibern und zwei Frauen, die den Ton angeben – das ist neu. Es passt in die Zeit von Women’s Liberation, Emanzipation und Partnerlook.   ZUSPIELUNG ABBA: Super Trouper /   ERZÄHLERIN Anni-Frid und Agnetha sind mehr als ein attraktives Aushängeschild, sie verfügen über Stimmen, die sich optimal ergänzen: Anni-Frid bildet mit ihrem vollen, runden Mezzosopran das Fundament, über den sich Agnethas Sopran in der Tonlage darüber mühelos in die Höhe schrauben kann. Beide haben wie auch Björn und Benny zahllose Auftritte absolviert, auch mit den Anforderungen von Fernseh- und Aufnahme-Studios sind sie vertraut.   ERZÄHLER Der Müncher Musikjournalist Dietmar Schwenger ist ABBA-Fan seit Kindheitstagen   ZUSPIELUNG DIETMAR Schwenger über kunstvolle Stimmführung Wenn man dann hört, wie die zwei Stimmen kunstvoll miteinander verwoben sind. Mal unisono, dann wieder im Terzabstand, miteinander gesungen haben. Ein großer Teil der ABBA-Magie liegt darin, wie die beiden Stimmen eingesetzt sind.   ZUSPIELUNG ABBA: Take A Chance /           Z8006513 208                     21’’   ERZÄHLERIN Björn Ulvaeus, geboren 1945 in Göteborg, und Benny Andersson, 1946 in Stockholm zur Welt gekommen, haben sich über die Hep Stars kennen gelernt, eine schwedische Band, bei der Benny Orgel spielt. Die Hep Stars empfinden in den 60er Jahren angloamerikanische Songs nach. Bei einem Auftritt der Gruppe im Juni 1966 treffen sie sich zum ersten Mal. Als dann der Hep Stars-Gitarrist ausfällt, springt Björn, der in Folkbands Gitarre gespielt hat, ein. Sein Jurastudium hängt er an den Nagel.   ERZÄHLER Weil Björn und Benny sich gut verstehen, bilden sie eine Arbeitsgemeinschaft, die für Polar Music tätig ist. Das ist eine Schallplatten-Firma mit Musikverlag, die der Geschäftsmann und Branchenkenner Stig Anderson führt.   ERZÄHLERIN Eine der Künstlerinnen von Polar Music, für die Björn und Benny Songs schreiben, ist die Jazzsängerin Anni-Frid Lyngstad, geboren 1945 in Norwegen. Sie ist ein so genanntes “Tyskerbarn”, ein Deutschenkind. Ihre Mutter war erst 19, als sie auf die Welt kam. Anni-Frid ist das Kind einer Liebschaft zwischen einer Norwegerin und einem deutschen Besatzungssoldaten. Ihr Vater, heißt es, wäre in den letzten Kriegstagen gefallen. Weil ihre Mutter 1947 an einem Nierenversagen stirbt und Tyskerbarna mit Diffamierungen und Ausgrenzung zu rechnen haben, zieht Anni-Frids Großmutter mit ihr nach Schweden. Mit 14 verlässt sie die Schule und beginnt eine Schneiderlehre. Später gestaltet sie einige Bühnen-Kostume von ABBA.   ZUSPIELUNG Anni-Frid Lyngstad - Peter Pan    ERZÄHLER Die Jüngste im Bunde ist Agneta Fältskog, geboren 1950 in der Provinzhauptstadt Jonköping als Tochter eines Kaufhausgeschäftsführers. Sie geht mit 15 von der Schule ab und arbeitet als Telefonistin. Davor hat sie bereits in einem Mädchen-Vokaltrio gesungen. 1967 produziert sie mit einer Band ein Demoband mit Liedern, die sie selbst geschrieben hat. Es landet auf dem Schreibtisch einer Plattenfirma in Stockholm und führt dazu, dass Agnetha unter Vertrag genommen wird.   ZSP Agnetha Fältskog: Wer schreibt heut noch Liebesbriefe  ERZÄHLERIN 1968 nimmt die ehrgeizige Sängerin mehrere deutsche Schlager auf, die allerdings floppen. Bei einem Auftritt in Schweden lernt sie Björn Ulvaeus kenne, damals ein gefeierter Teeniestar. Als sich die beiden ein Jahr später bei der Aufzeichnung einer Fernsehsendung wiedersehen, kommt es zu einer Liaison, die von der Boulevardpresse aufgegriffen wird. Derweil veröffentlicht Agneta ihr Debutalbum mit selbstgeschriebenen Songs – ein Erfolg beim jungen Publikum.

22. aug. 2025 - 22 min
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Erkämpft und verhasst - Die Geschichte des Datenschutzes

Datenschutz - deutsche Erfindung oder digitale Bremse? Von Hessens Pioniergesetz 1970 über den Volkszählungs-Protest bis zur DSGVO und dem Einsatz von Max Schrems gegen Facebook: Eine Geschichte zwischen Grundrechten, Überwachungssorgen und dem Ruf nach mehr digitaler Freiheit. Autor: Stefan Foag. (BR 2025) Credits Autor: Stefan Foag Regie: Sabine Kienhöfer Sprecher: Christian Baumann, Peter Veit Technik: Wolfgang Lösch Redaktion: Yvonne Maier Im Interview: *        Prof. Dr. Kai v. Lewinski, Universität Passau, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Medien- und Informationsrecht *        Hartmut Bäumer, ehemaliger Landtagsabgeordneter (Bündnis 90/Die Grünen) *        Leopold Beer, Research Assistant bei Open Search Foundation e.V. Und noch eine besondere Empfehlung der Redaktion: eat.READ.sleep. Bücher für dich [https://www.ardaudiothek.de/sendung/eat-read-sleep-buecher-fuer-dich/urn:ard:show:21785c45dc44e254/] Nach einer literarischen Vorspeise servieren Katharina Mahrenholtz, Daniel Kaiser und Jan Ehlert aktuelle Neuerscheinungen und Lieblingsbücher. Für die Bestseller-Challenge lesen sie sich durch die Titel der aktuellen Top Ten - kneifen gilt nicht, deutliche Meinung ist erwünscht! Beim Quiz können alle ihr Literatur-Wissen testen und Fun Facts für die nächste Party sammeln. Dazu gibt es Interviews mit Büchermenschen und Insights aus der Buchbranche. JETZT ENTDECKEN [https://1.ard.de/eatreadsleep-cp] Linktipps: Geschichte der Privatsphäre - Menschliches Grundbedürfnis oder Konstrukt? [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/geschichte-der-privatsphaere-menschliches-grundbeduerfnis-oder-konstrukt/bayern-2/83456380/] Das Recht auf Widerstand - Wer sich nicht wehrt [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/das-recht-auf-widerstand-wer-sich-nicht-wehrt/bayern-2/78750218/] Überwachung, Spitzel, Zensur - Das "System Metternich" [https://www.ardaudiothek.de/episode/radiowissen/ueberwachung-spitzel-zensur-das-system-metternich/bayern-2/14164709/]   Literatur: -       Von Lewinski, Kai (2021) „Zur Geschichte von Privatsphäre und Datenschutz – eine rechtshistorische Perspektive“ – spannende Zusammenfassung mit juristischer Brille   -       M. Friedewald, J. Lamla, and A. Roßnagel (2017) „Informationelle Selbstbestimmung im digitalen Wandel“ – für tiefgründige Einblicke in die Rechtsdebatten   Weiterführende Links: Internetseite der Initiative „Open Web Search EU“ https://openwebsearch.eu/ [https://openwebsearch.eu/] Radiowissen finden Sie auch in der ARD Audiothek: ARD Audiothek | Radiowissen JETZT ENTDECKEN [https://www.ardaudiothek.de/sendung/radiowissen/5945518/] Das vollständige Manuskript gibt es HIER [https://www.br.de/radio/bayern2/service/manuskripte/radiowissen/radiowissen-manuskripte-datenschutz-grundrecht-dsgvo-meta-volkszaehlung-social-media-100.html]. Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript: Sprecher Im Fernsehen läuft Werbung. Fragebögen werden vorbereitet; teilweise kommen Mitarbeiter persönlich an die Haustür und überprüfen die Aussagen. Routine, wie in den anderen Volkszählungen auch. Doch diesmal sagen viele: Was geht das eigentlich alles den Staat an?   Zsp 6 Datenschutz Die einzelnen Daten sind gar nicht so problematisch, aber die die Verknüpfung dann eben auch der persönlichen Daten mit diesen fachlichen Fragen. Das war damals das Problem. Sprecher Erklärt Hartmut Bäumer. Die Sorge: Staatliche Behörden könnten nicht nur herausfinden, wie viele Menschen etwa mit dem Zug zur Arbeit fahren, sondern den Arbeitsweg des Einzelnen unter seinem Namen. Grünen-Politiker wie er empfehlen den Leuten damals, sich nicht zu beteiligen. Ohne direkt zum Boykott aufzurufen – das wäre strafbar:   Zsp 7 Datenschutz                            Aber es war natürlich informell schon ein Aufruf zu boykottieren, das ist richtig, aber man muss ja nicht unbedingt, gerade wenn man Jurist ist, ins sozusagen ins offene Messer laufen. Sprecher Denn das Ausfüllen des Fragebogens ist Pflicht - ein Gesetz. Im ganzen Land kämpfen Aktivisten gegen die Volkszählung. ((Ein Bericht des politischen Fernsehmagazins Panorama in der ARD beginnt mit fünf Personen mit schwarzer Jacke, Hut und Sonnenbrille. Sie betreten einen Waschsalon in Hamburg. Mit Klemmbrettern gehen sie auf die dort sitzenden Menschen zu:   Zsp 8 Datenschutz            „Haben Sie ein Klo? Oder wo duschen Sie? PKW? Marke, Name, Kennzeichen? Auf wessen Kosten? Alter, Name, Geschlecht, Telefon? Arbeit oder entlassen?“ Die Fragen klingen absurd, aber sie stammen, wenn auch ein wenig verfremdet, aus den Fragebögen zur Volkszählung 83.))   Sprecher Die Bundesregierung aus Union und FDP hat kein Verständnis für den Protest.   ((Zsp 9 Datenschutz         Wir brauchen diese Angaben für den Bürger. Die Zahl seiner Arbeitsstätten, die Anzahl der Berufe. Wir müssen wissen, wer heizt mit Holz, Kohle, Gas! Wo geschieht das? Wie viele Wohneinheiten? Der Wohnungsbauminister, die ganze Bauwirtschaft ist darauf angewiesen, die ganzen Unterlagen zu erhalten, die für die Planung der nächsten zehn Jahre notwendig ist.))   Sprecher Der damalige Innenminister, Friedrich Zimmermann von der CSU wirft den Aktivisten im Magazin „Der Spiegel“ darüber hinaus „eine Diffamierungskampagne“ vor und einen „Angriff auf das ganze System“. Straßen, Schulen, Sozialleistungen lassen sich ohne Daten schwer organisieren. Doch in den 1980ern blicken viele anders auf den Staat, sagt Hartmut Bäumer:   Zsp 10 Datenschutz     Also man sah […] eher den bösen Staat und nicht den helfenden Sozialstaat, den es ja auch gibt.   Zsp 11 Datenschutz Computer-Atmo [nach Belieben einbauen und drunterlegen]   Sprecher Zur allgemeinen Staatskepsis kommt damals noch etwas dazu: Sorgen vor der Technik. Der Panaroma-Beitrag zeigt den Computer-Raum der Hamburger Polizei: Bildschirme im Bierkasten-Größe; in Schränken laufen Bänder an Filmrollen:    Zsp 12 Datenschutz Die technischen Möglichkeiten moderner Computer sind kaum zu überschätzen. […] Viele Millionen Einzeldaten werden auf diesen Computern gespeichert. Die Polizei lässt hier arbeiten, der Verfassungsschutz und das Finanzamt …   Sprecher Auf digitale Daten können Behörden schneller zugreifen und sie auch mit anderen Informationen verknüpfen, so die Sorge …   Zsp 13 Datenschutz Und wenn da dann entsprechende Leute an der Macht sind, können sie diese Daten natürlich durch Verknüpfung auch gegen die einzelne Person verwenden.   Sprecher Hartmut Bäumer und andere denken damals dabei zwangsläufig an die jüngere Geschichte:   Zsp 14 Datenschutz Hitler ist per Wahl an die Macht gekommen und hat dann alles geändert. Sprecher 1933 und 1939 fanden auch Volkszählungen statt. Wie viel der damals erhobenen Daten für die spätere Judenverfolgung genutzt wurde, ist unklar. Fakt ist: Der millionenfache Mord wurde auch dadurch möglich, dass ein Bürokraten-Apparat sensible Daten systematisch erfasst hatte:   Zsp 15 Datenschutz Und diese Überlegung, wir alle wissen, wie ein totalitäres System funktioniert. Und wenn wir jetzt als Zugabe noch den Computer dazugeben, heijeijei ich glaube, das war das Gefühl.   Sprecher Sagt der Jurist Kai von Lewinski. Er ist Professor an der Universität Passau und hat sich mit der Geschichte des Datenschutzes beschäftigt. Er sagt: Zwar wurde auch in anderen Ländern, vor allem in den USA, über Datenschutz diskutiert. Aber Proteste in dem Ausmaß wie in der Bundesrepublik Deutschland gab es in anderen Ländern nicht. ((Dass ausgerechnet hier die Debatte so hochkochte, hält Lewinski für …   Zsp 16 Datenschutz Keine geschichtliche Notwendigkeit oder auch kein deutscher Sonderweg.)) Aber durch die Geschichte Erfahrung mit dem Nationalsozialismus, vielleicht auch: Wir neigen ja so ein bisschen zu Bedenkenträgerei. Das war dann die Mischung, die dazu geführt hat, dass es sich so entwickelt hat, wie es sich entwickelt hat.   Sprecher Zu dieser Entwicklung gehört auch, dass das erste Datenschutz-Gesetz weltweit aus der BRD kommt. Und zwar schon deutlich vor den Protesten zur Volkszählung. In den 1960ern entstehen die ersten Computer. Intellektuelle warnen, dass die neue Technik fürs Sammeln von Daten missbraucht werden könnte. Darüber schreibt der FAZ-Journalist Hanno Kühnert 1969 einen Kommentar. Warnt vor den „Tücken der Computer“ und ihre Gefahr für die Privatsphäre. Ein entscheidender Startschuss für die Auseinandersetzung.

22. aug. 2025 - 22 min
En fantastisk app med et enormt stort udvalg af spændende podcasts. Podimo formår virkelig at lave godt indhold, der takler de lidt mere svære emner. At der så også er lydbøger oveni til en billig pris, gør at det er blevet min favorit app.
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Rigtig god tjeneste med gode eksklusive podcasts og derudover et kæmpe udvalg af podcasts og lydbøger. Kan varmt anbefales, om ikke andet så udelukkende pga Dårligdommerne, Klovn podcast, Hakkedrengene og Han duo 😁 👍
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