
SWR Kultur lesenswert - Literatur
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Mehr als drei Jahrhunderte regierte der Zarismus Russland. Im Frühjahr 1917 fällt das Zarenreich jedoch innerhalb weniger Tage wie ein Kartenhaus zusammen. „Schon zwei Wochen nach dem Beginn der Brotproteste ist von der alten Welt kaum noch etwas zu spüren“, schreibt Jörg Baberowski. In packenden Geschichten zeichnet er mit dramaturgischem Geschick und erzählerischem Esprit den Zusammenbruch minutiös nach. Einer der Zeitgenossen, dem er über die Schulter blickt, ist der exzentrische Komponist Sergei Prokofjew [https://www.swr.de/swrkultur/musik-klassik/musikstueck-der-woche/sergej-prokofjew-4-etueden-fuer-klavier-op-2-100.html]. > Prokofjew kehrt zum Winterpalast zurück, und von dort läuft er zum Marsfeld. Lastwagen fahren an ihm vorbei, johlende Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten schwenken rote Fahnen und schießen Gewehrsalven in die Luft. Langsam begreift auch Prokofjew, dass die Tage des Friedens gezählt sind, die Revolution kein Geschehen ist, das man einfach ignorieren könnte. > > > Quelle: Jörg Baberowski – Die letzte Fahrt des Zaren ÜBERFORDERT VON DEN GESCHEHNISSEN Baberowski folgt dem Geschehen aus der Perspektive einer Vielzahl von Personen. Oft sind die Politiker, Generäle, Höflinge und Revolutionäre weniger Handelnde, sondern mehr Getriebene – mitgerissen vom Strudel der historischen Ereignisse. So faszinierend die detailreiche Darstellung ist, so sehr fordert sie auch die Konzentration der Leser, um in der chaotischen Szenerie nicht – gleichsam wie die historischen Akteure – den Überblick zu verlieren. Am Anfang vom Ende steht eine massive Versorgungskrise, die sich rasch zur Legitimationskrise auswächst. Während immer mehr Menschen auf die Straße gehen, Brot und ein Ende des Krieges fordern, während die herbeigerufenen Soldaten sich mit den Protestierenden verbünden, versäumt es die Regierung, „im richtigen Augenblick richtige Entscheidungen zu treffen“, notiert Baberowski. Aber auch Sozialisten und Liberale, die den Umbruch propagiert haben, sind überfordert von den Geschehnissen. > Die Ereignisse haben keinen Urheber, es scheint, als vollzöge sich die Revolte unabhängig von den politischen Parteien und ihren intellektuellen Interpreten. Stets haben sie in der Vergangenheit von Reformen und Revolutionen gesprochen, sich damit gebrüstet, es besser zu wissen als die dunkle Masse. Und nun tanzt das Volk auf den Straßen, und niemand weiß, welche Antwort man darauf geben soll. > > > Quelle: Jörg Baberowski – Die letzte Fahrt des Zaren ERST DIE FAMILIE, DANN DAS LAND Weil ihm sein Innenminister versichert, alles unter Kontrolle zu haben, verlässt der Zar die kriselnde Hauptstadt. Baberowski zeichnet Nikolai als willens- und antriebsschwachen Menschen, der sich mehr um seine Familie als um das Land sorgt. Widerstandslos willigt er in die Abdankung ein. Seine letzte Zugreise wird zu einer Irrfahrt, die auf dem Abstellgleis endet. Wo Institutionen verfallen, gewinne persönliche Autorität an Bedeutung zurück, schreibt Baberowski prononciert. Doch auch der Mann, der sich wie kein anderer als Sprachrohr und Führer der Massen in Szene setzt, zögert in den entscheidenden Momenten. Baberowski hält nicht viel von Alexander Kerenski, dem zweiten Ministerpräsidenten der Provisorischen Regierung. Er porträtiert ihn als eitlen, selbstverliebten Mann der billigen Effekte. Ganz anders agiert der aus dem Exil nach Russland zurückgekehrte Lenin. Zielgerichtet und rücksichtslos strebt er an die Macht. > Niemand weiß besser als Lenin, dass die Grausamkeit und die anarchistischen Gefühle des desorientierten Volkes Triebkräfte sind, die sich der revolutionäre Wille zunutze machen kann. Nicht verbrüdern will er sich mit den Massen. Er will sie vielmehr zwingen, dem Ruf der Wissenden zu folgen und sich von sich selbst zu befreien. Auf Technik und Strategie, nicht auf Programm und Überredung kommt es in diesen Tagen an. > > > Quelle: Jörg Baberowski – Die letzte Fahrt des Zaren Jörg Baberowski schildert die revolutiuonären Ereignisse als eine Abfolge von Augenblicken und Situationen, die immer neue Möglichkeiten eröffnen. Das Geschehen folgt keinem Plan und keiner Notwendigkeit. Als seine Henker Nikolai eröffnen, dass er und seine Familie hingerichtet werden, entgegnet er nur erstaunt und fassungslos: „Wie bitte?“

Und wieder steht ein Akteur aus der Pflanzenwelt im Zentrum des Geschehens. Nach „Der Fluch der Muskatnuss“ [https://www.swr.de/swrkultur/literatur/amitav-ghosh-der-fluch-der-muskatnuss-100.html]widmet sich der indische Romancier und Essayist Amitav Ghosh in seinem neuen Buch dem Schlafmohn und damit einer der wirkmächtigsten Pflanzen der Menschheitsgeschichte. OPIUM ALS STÜTZE DES BRITISCHEN KOLONIALREGIMES In „Rauch und Asche“ beleuchtet Ghosh die kolonialen Hintergründe der Opiumerzeugung in Indien und beschreibt, wie Großbritannien den chinesischen Markt im 18. und frühen 19. Jahrhundert illegal mit dem verderbenbringenden Handelsgut überschwemmte, um sein Handelsdefizit auszugleichen. > Es gibt möglicherweise keine Wirtschaftspolitik, die jemals erfolgreicher umgesetzt worden ist als das Opiumprogramm des britischen Empire. Genau wie geplant lösten diese Maßnahmen innerhalb weniger Jahrzehnte das Zahlungsbilanzproblem der East India Company: Anstatt dass riesige Silbermengen von England nach China flossen, bewegten sich nun massenhaft Goldbarren in die andere Richtung. > > > Quelle: Amitav Ghosh – Rauch und Asche OPIUMGELD FÜR AUFBAU VON US-INFRASTRUKTUR Nicht nur die Briten profitierten vom Opiumschmuggel. Rasch nach der Unabhängigkeitserklärung stiegen auch blutjunge US-amerikanische Kaufleute in den chinenischen Drogenhandel ein. Nach ihrer Rückkehr aus Kanton investierten diese „Brahmanen von Boston“ ihre kolossalen Gewinne in die entstehende Industrie und in die Eisenbahn. Sie gründeten und finanzierten Schulen, Bibliotheken und Krankenhäuser. > Im Wesentlichen hatte der Kolonialismus eine Machtstruktur geschaffen, der zufolge die aus Europa kommenden Eliten und ihre Verbündeten unter den europäisch stämmigen Diasporagruppen eine derart absolute Vorherrschaft genossen, dass es tugendhaften jungen Amerikanern möglich war, in fernen Ländern Verbrechen zu begehen, mit sauberen Händen in ihre Heimat zurückzukehren und sich dort als Helden für ihre Rolle beim Aufbau der amerikanischen Wirtschaft feiern zu lassen. Mit anderen Worten, sie konnten mithilfe des weltweiten Kolonialismus das verwirklichen, wonach Drogenbarone wie Lucky Luciano und Pablo Escobar sich immer gesehnt hatten: endlich »legal« zu werden. > > > Quelle: Amitav Ghosh – Rauch und Asche FOKUS AUF VERLIERER DES UNGLEICHEN „HANDELS“ Hier klingt an, wo Ghoshs Sympathien beheimatet sind. Er interessiert sich für die Verlierer dieses ungleichen, mit Waffengewalt durchgesetzten „Handels“. Für die abhängigen Bauern in Indien, für die der Mohnanbau ein katastrophales Verlustgeschäft war. Für die Verheerungen in China, das sich in zwei Opiumkriegen vergeblich gegen den Schmuggel zur Wehr setzte. Und für die langfristigen wirtschaftlichen und sozialen Folgen, die bis in die Gegenwart reichen. Die sogenannte Opioid-Krise in den USA interpretiert Ghosh als trauriges „Echo" auf die Erfahrungen Chinas im 19. Jahrhundert. Millionen US-Amerikaner sind süchtig nach jahrzehntelang leichtfertig verschriebenen opioidhaltigen Schmerzmitteln, Überdosierungen – zuletzt vor allem von Fentanyl – fordern jährlich zehntausende Menschenleben. Ghosh stellt sich gegen die scheinheilige Behauptung der Drogenhändler des 19. und der Pharmaunternehmer des 21. Jahrhunderts, wonach sie lediglich eine ungedeckte Nachfrage bedienen würden. > Eine sonnenklare Tatsache ist, dass bei Opioiden nicht die Nachfrage, sondern das Angebot der verantwortliche Faktor für den steigenden Konsum ist. Wenn Opioide im Überfluss vorhanden sind, schaffen sie ihre eigene Nachfrage: Und das ist genau der Grund, warum Opium als eine eigenständige historische Kraft betrachtet werden muss. > > > Quelle: Amitav Ghosh – Rauch und Asche Lange hat Ghosh gezögert, ob er die Geschichte dieser „abscheulichen Gemeinheit“ erzählen solle, wie er unumwunden zugibt. Dieses Zaudern ist dem Text stellenweise anzumerken. Er ist weniger zwingend und kohärent als „Der Fluch der Muskatnuss“ und mit seinen zahlreichen Verweisen auf sein eigenes literarisches Œuvre bisweilen ein wenig selbstreferenziell. Aber wieder beeindruckt Ghoshs Sinn für den großen Bogen und sein Talent für mutige Parallelen. „Rauch und Asche“ ist ein schonungsloses Manifest gegen die Heuchelei und gegen das Unter-den-Teppich-Kehren der dunklen Geschichten hinter dem Siegeszug des globalen Kapitalismus.

Zugegeben: Es ist ein ungewöhnlicher Ansatz, vom deutschen Herbst 1989 von Paris aus zu erzählen, und eben nicht aus der DDR. Aber Patricia Holland Moritz hat aus der Begegnung einer gelernten DDR-Bürgerin mit der Stadt des Lichts einen Roman mit mehreren Ebenen geschaffen: eine Geschichte vom Einwandern, eine kleine Liebesgeschichte – einen scharfen Blick auf den Umbruch in der DDR und zugleich eine feinfühlige Skizze der Metropole. > Die Stadt war ein Kinosaal, in dem ein Film in Endlosschleife lief und ich kommen und gehen konnte, wann ich wollte. In Paris redete jede Straßenecke zu dem, der die Geschichten hören wollte. Besonders laut tuschelten die Gässchen mit ihren eingerückten Mauern. > > > Quelle: Patricia Holland Moritz – Drei Sommer lang Paris PARISER KULTURGESCHICHTE - INDIVIDUELL ERKUNDET Es sind besondere Pariser Geschichten, für die sich Ulrike interessiert. Sie ist von jeher eine begeisterte Leserin; und jetzt spürt sie teils jung verstorbenen Schriftstellern und Künstlern nach, die einst hier arbeiteten: Gertrude Stein und Ernest Hemingway - James Joyce - Samuel Beckett, aber auch Jim Morisson, Frédéric Chopin. Deren Welt entdeckt sie auf eigenwillige Art: mit einer alten Kamera, einer stilechten Rolleiflex, auf deren Mittelformat-Film gerade einmal zwölf Aufnahmen passen. Das totale Gegenteil der digitalen Bilderflut von heute. > Die Fotos waren von der schwarz-weißen Eleganz der Vergangenheit. Selbst beim Betrachten verspürte ich noch jenen seltsamen, fast morbiden Reiz, an denselben Orten zu stehen, dieselbe Luft zu atmen, in denselben Himmel zu schauen wie jene, deren Zeitfaden zu früh abgerissen war. Tragische und kurze Leben riefen in mir das Gefühl verpasster Möglichkeiten hervor. Der flüchtige Kontakt mit den Verstorbenen ließ mich glauben, ich könne einen Teil ihres Mythos berühren und mich gegen verpasste Möglichkeiten wappnen. > > > Quelle: Patricia Holland Moritz – Drei Sommer lang Paris DER UMBRUCH IN DER DDR - DISTANZIERT BETRACHTET Denn Ulrike selbst hat sich in den Kopf gesetzt, einen Paris-Roman zu schreiben. Den beginnt sie auf der letzten Seite des Buches, und herausgekommen ist natürlich jener Roman, den man jetzt in der Hand hält. Ulrike hat sich zwar mit Haut und Haaren ins Leben in Paris gestürzt; was gerade in der DDR passiert, das nimmt sie nur aus der Distanz wahr. Aber ihr Zorn erwacht: auf die Diktatur – zugleich darauf, wie die von ihr so lange Gegängelten mit der neuen Freiheit umgehen. Und darauf, wie jene Gegängelten jetzt von den bislang unverdient Privilegierten der Geschichte – den Westlern – behandelt werden. Das ist keine Ex-Post-Besserwisserei der Autorin – wer es denn wollte, der konnte die Probleme schon Anfang 1990 heraufziehen sehen. Die neuen deutsch-deutschen Brüche, auch den damaligen Blick des Auslands auf den Wandel in Deutschland – all dies hat die Autorin souverän in Dialoge zwischen ihren Figuren gegossen. PARIS HAUTNAH UND AUTHENTISCH Gewürzt wird es mit feinem ironischem Humor und mit liebevollen Detailschilderungen: wenn Ulrike etwa zur tiefgründigen Ballade Nantes der Chansonnette Barbara langsam über die Stadtautobahn Péripherique fährt; und dass einmal in Ulrikes Großraumbüro die ungemein tanzbare Zouk-Musik aus der Karibik ertönt, verrät, wie 'tief drin' Patricia Holland Moritz damals in Paris gelebt hat. Wohl sind ein paar sprachliche Details a-historisch geraten; und etwas ärgerlich, dass der Autorin ausgerechnet in einem ihrer elegantesten Dialog-Sätze gegen Ende ein Grammatikfehler unterläuft: Aber wenn man auf einer Sache besteht, dann stand diese Sache jedenfalls 1989 im Dativ. Immerhin, diese abschließenden dreißig Seiten bringen noch eine überraschende, dabei aber schlüssige und vor allem ganz und gar zeittypische Wendung. Dieser Roman bleibt bis zuletzt spannend und birgt trotz seiner über vierhundert Seiten keinerlei Leerlauf. Eine feinfühlige, authentische und dabei vielschichtige Erzählung über Paris und über eine junge Ostdeutsche vor 35 Jahren.

Neue Bücher von Juan S. Guse, Sebastian Haffner, Maureen Duffy und Marlene Streeruwitz

Statt Beifall gibt es am Ende jedes Vortrags ein Klopfen auf den Tisch – wie ihren Heimat-Universitäten Stuttgart, Tübingen und Bamberg nach einer Vorlesung üblich. Rund 30 Studierende sitzen an diesem Donnerstagnachmittag im modernen Konferenzraum des Literaturarchivs Marbach [https://www.swr.de/swrkultur/literatur/comics-im-literaturarchiv-marbach-sucht-den-anschluss-100.html]. Bei einer Tagung, die sich ganz dem Thema Literatur und Podcast widmet. Studentin Antonia stellt einen Podcast in ihrem knapp 30-minütigen Vortrag vor. PRAXIS UND THEORIE KOMBINIERT Wir sind im wissenschaftlichen Teil der Studierendentagung, zu der das Literaturarchiv die jungen Podcasthörer und -macher geladen hat. An zwei Tagen treffen sie sich in Marbach. Heike Gfrereis ist Honorarprofessorin am Deutschen Literaturarchiv und hat die Tagung mitorganisiert. Für sie stehen heute zwei Dinge im Fokus: „Zum einen literaturwissenschaftliche Vorträge: Was passiert, wenn ein Fach wie die Germanistik sich diesem neuen Medium Podcast – und zwar Podcast über Literatur und Podcast als Literatur annimmt? Und: Was uns besonders interessiert, welche Ideen haben die Studierenden wenn sie selber Podcasts machen dürfen? Das heißt, was lesen die, wie lesen die, wie realisieren sie dieses Medium? Das ist auch für uns spannend, weil es nochmal eine andere Generation ist, die damit umgeht, die einen anderen Literaturbegriff hat. Wie wir heute gesehen haben – mit ganz ungewöhnliche und tolle Ideen bei der Umsetzung.“ PODCAST ALS LITERATURVERMITTLUNG Podcasts sind längst kein Nischenphänomen mehr. Für viele ist das Medium ein neuer Weg, Literatur jenseits der klassischen Kritik zu erleben. Eine Studentin meint: „Da ist der Podcast wahrscheinlich eine gute Möglichkeit auch jüngere Leute anzusprechen. Auch mit dem, was sie lesen, dass sie sich da eben mehr repräsentiert fühlen.“ Man ist sich einig. Die Landschaft der Literaturvermittlung befindet sich im Wandel. Digitale Formate werden immer beliebter. Wie sieht die Zukunft der Podcasts aus? Können sie bei der literarischen Vermittlung den traditionellen Formen den Rang ablaufen? Ja – sagt diese Studierenden: „Auf jeden Fall. Also, ich würde auch sagen, das ist auf jeden Fall das neue Medium. Wer hat noch Zeit wirklich aktiv zu lesen, es ist viel einfacher zu hören. Man kann nebenbei Sport machen, Haushalt... Deswegen würde ich schon sagen, Podcasts erobern das Feld.“ EXPERIMENTIEREN MIT NEUEN PODCAST-IDEEN Die eigenen Podcast-Ideen haben die Teilnehmer bereits am Mittag in kleinen Gruppen erarbeitet. Nancy Hünger, Mit-Organisatorin und Leiterin des Studios Literatur und Theater an der Universität Tübingen ist von den ersten Entwürfen begeistert. „Das sind ganz unterschiedliche Formate, die Studenten haben quasi auch nach Leerstellen gesucht. Was interessiert sie, was gibt es noch nicht? Es gibt z.B. die Idee für einen „Nature Writing Podcast“, wo jetzt schon eine erste Folge konzipiert wurde. Es gibt einen Podcast, der heißt „Verstehst du mich?“ Da geht es um Muttersprache, Fremdsprache, aber auch verschiedene Ebenen der Kommunikation und des Verstehens. Dann haben wir eine Literaturpodcast, der versucht die Literaturwissenschaften besser zu vermitteln. Also ist das, was für alle? Was können die Leute lernen im Umgang mit Literatur? Dann gibt’s die Idee für einen Schullektüre begleitenden Podcast, der für Schüler quasi die gängigen Schulbücher aufschlüsseln kann. Kapitel für Kapitel, damit sie quasi Lust aufs Lesen bekommen haben.“ PODCASTS MACHEN LITERATUR NAHBAR Lyrikerin Carolin Callies [https://www.swr.de/swrkultur/literatur/carolin-callies-teilchenzoo-swr2-lesenswert-kritik-2023-06-02-100.html] steht mit in der Runde und lacht. Sie gehört ebenfalls zum Organisationsteam. Als Host des Podcasts „Kapriolen“, den sie gemeinsam mit dem Literaturhaus Stuttgart produziert, weiß sie was den Reiz an diesem relativ neuen Medium ausmacht: „Warum unbedingt Podcasts? Weil ich finde es ist ein unglaublich nahbares Erleben miteinander über Literatur zu sprechen. Es ist ein sehr intimes Sprechen, was man auf sein Ohr bekommt, wenn sich zwei Leute über Literatur unterhalten. Es macht Lust, es ist ein sehr persönliches Sprechen, es ist ein sehr persönlicher Zugang, mit anderen Menschen sich über Literatur auszutauschen und insofern etwas, das die Literatur vom hohen Ross runterholt und nahbar macht. Und deswegen sollte man ganz viel hören und vielleicht sogar selbst machen.“ Das Digitale hält schon länger Einzug ins Deutsche Literaturarchiv Marbach. Und Podcasts? Sie werden in Zukunft eine deutlich größere Rolle bei der Arbeit im Literaturarchiv einnehmen. Vom Austausch profitieren also sowohl die Gastgeber als auch die Studierenden. DISKUSSIONSRUNDE ZUM ABSCHLUSS Am Abend: Vortrag und Diskussion. Literaturwissenschaftler und Journalist Johannes Franzen [https://www.swr.de/swrkultur/literatur/johannes-franzen-wut-und-wertung-warum-wir-ueber-geschmack-streiten-100.html], Podcasterin und Literaturkritikerin Linn Penelope Rieger sowie Markus Gottschling vom Seminar für Allgemeine Rhetorik in Tübingen nehmen an der Stirnseite der Diskussionsrunde Platz. Gut 90 Minuten geht es um die Zukunft der Literaturkritik, praktische Podcasts-Tipps und persönliche Erfahrungen der Teilnehmer. Johannes Franzen resümiert: „Ich finde, es ist sehr schön gelaufen. Die Stimmung ist sehr produktiv, es kommen viel Fragen, aber das liegt natürlich auch daran, dass es eine Studientagung ist. Ich denke, da sind interessante Impulse dabei rumgekommen. Es ist auf jeden Fall so, dass ich selbst begeistert Podcasts höre und ich viele Menschen kenne, die das tun. Dementsprechend bin ich tatsächlich zuversichtlich, was zumindest diese Form von kultureller Betätigung angeht.“ Ein langer, aber interessanter Tag geht zu Ende. Und weil jetzt auch keine Tische mehr aufgebaut sind, gibt’s dann ganz zum Schluss von allen Teilnehmern statt Klopfen doch noch Applaus.
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