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200-mal Extrawurst mit Schampus! Der Amazon-Boss heiratet und Venedig ist geliefert

Jeff Bezos und Herzdame Lauren Sánchez lassen tagelang die italienische Lagunenstadt belagern, um sich das Ja-Wort zu geben. Das sorgt für Proteste, ätzende Leserkommentare und ein böses Erwachen bei den Untertanen. Ist das alles nur Show? Schön wär’s. Denn die Verheerungen sind echt. Von Ralf Wurzbacher. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Das sei ein „regelrechter Überfall“ [https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/amazon-gruender-bezos-hochzeit-spaltet-venedig,Up7haXH], empörte sich eine Einheimische. Ja, so kann sich das anfühlen, was Venedig dieser Tage heimsucht. Jeffrey Preston Bezos, genannt Jeff, hält Hochzeit mit seiner Herzdame Lauren Sánchez und verordnet der Lagunenstadt im Nordosten Italiens eine Woche lang Belagerung. Er mietet diverse Luxushotels, lässt mehrere Viertel abriegeln, touristische Hotspots entvölkern, Straßen, Plätze und Kanäle von ehemaligen US-Marines überwachen – und das alles nur, um Party, Party und noch mehr Party zu machen. Und die Medien staunen, die Boulevardpresse [https://www.gala.de/stars/jeff-bezos---lauren-s%C3%A1nchez--ihre-hochzeit-der-superlative-in-bildern-24403848.html] hyperventiliert, und bloß vereinzelt klingen Töne der Kritik durch: Schon irgendwie abgehoben das Ganze, aber wenn man das Geld dazu hat … Nur abgehoben? Sind Menschen, die so etwas veranstalten, nicht längst abgetrennt, abgelöst, dem Hier und Jetzt komplett entrückt, ganz weit weg im Orbit schwebend, von wo aus sie nach unten niederschauen und einen prächtigen blauen Planeten sehen, der in Wahrheit auf dem letzten Loch pfeift, woran sie selbst eine gehörige Mitschuld tragen? Milliardäre verursachen in 90 Minuten mehr Treibhausgase als der Durchschnitt der Menschheit in einem ganzen Leben, steht im Oxfam-Bericht „Carbon Inequality Kills“ [https://www.oxfam.de/system/files/documents/carbon_inequality_kills.pdf] geschrieben. Fast schon logisch, dass ausgerechnet Superreiche wie Bezos und Tesla-Chef Elon Musk ihr Heil im Weltraum suchen. Wenn diese Welt alsbald nicht mehr schnauft, muss eine andere aufgetrieben werden, wo die Menschheit eines schönen Tages wieder frei durchatmen kann. Psychologen sprechen hier von Kompensation oder der Macht der Verdrängung. Aus der Portokasse Erst im April hatte sich Sánchez nebst fünf weiteren schwerreichen Amerikanerinnen zu einem „postfeministischen Kaffeekränzchen“ [https://www.nachdenkseiten.de/?p=131690] in die Erdumlaufbahn schießen lassen. Hoch ging es mit der „New-Shepard“-Rakete von Blue Origin, des Weltraumunternehmens ihres damals noch Verlobten. Der ist offenbar bereit, sogar seine Geliebte für seine Träume zu opfern – und opfert nebenbei einmal mehr das, was die Menschen auf dem Boden der Tatsachen zum Leben brauchen. Der erst in den Kinderschuhen befindliche Weltraumtourismus wird sich in naher Zukunft zu einem desaströsen Klimakiller auswachsen. Ein Zehn-Minuten-Trip ins All kostet die steinreichen Flieger ein kleines Vermögen, aber „den höchsten Preis bezahlt die Umwelt“ [https://www.ardalpha.de/wissen/weltall/raumfahrt/weltraum-tourismus-raketen-co2-bilanz-umwelt-100.html]. Dagegen sind die zehn Millionen US-Dollar, die Bezos’ Sause in Venedig kosten soll, zu vernachlässigen. Bei einer geschätzten Habe von über 220 Milliarden Dollar gilt das erst recht für ihn selbst. So etwas begleicht er aus der Portokasse. Dafür kann er es mit seinesgleichen mal so richtig krachen lassen. Über 200 illustre Gäste sollen seiner Einladung gefolgt sein, darunter ein Haufen Promis aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness. Die lassen sich freilich nicht lumpen und fahren alles auf, was Kleiderschrank, Schmuckschatulle und Fuhrpark hergeben. Allein rund 100 Privatjets haben den örtlichen Flughafen angesteuert, dazu etliche Megayachten angelandet, darunter das 70-Millionen-Dollar-Prachtstück des US-Investors Bill Miller oder die noch größere und teurere „Kismet“ des US-Milliardärs Shahid Khan. Menschenliebhaber unter sich Es gab Zeiten, als sich die gehobenen Kreise in Diskretion und Zurückhaltung übten, auch aus Sorge, ihr Reichtum könnte zu viel Neid und Missgunst erregen. Heute protzen, prahlen und prunken die Reichen und Superreichen mit allem, was sie haben, ohne jede Scham und frei von Gewissensbissen, dass ihr obszöner Reichtum etwas mit der grassierenden globalen Armut zu tun haben könnte. Ach was! Man hat sich das alles verdient, und außerdem tut man ja Gutes. Man spendet zu wohltätigen Zwecken oder ruft Stiftungen ins Leben, die in Afrika Kinder vorm Sterben bewahren. Dass diese Art von „Caritas“ das eigene Vermögen am Ende noch mehrt, und zwar durch Steuervorteile oder Abgreifen staatlicher Fördergelder – geschenkt! „Philanthropen“ dieser Machart, also Menschenliebhaber, lassen sich natürlich gerne auch bei der Traumhochzeit des Jahres blicken. Mit besagtem Miller, der Inderin Natasha Poonawalla und Microsoft-Gründer Bill Gates sollen wenigstens drei ihre Aufwartung gemacht haben. Mit ihrem Geld könnte der Hunger der Welt locker zwei Jahre pausieren. Aber Gates profitiert vom Elend, indem er Impfprogramme auflegt, dafür Milliarden bei der Staatengemeinschaft einsammelt und genau die Pharmakonzerne Gewinne einfahren, bei denen er investiert hat. Man kann sicher sein, dass er darin nichts Verwerfliches sieht, und dass Rohstoffe für Microsoft-Produkte von Kinderhänden in afrikanischen Minen geschürft werden, konnte er ja nicht ahnen [https://www.netzwerkafrika.de/klage-wegen-kinderarbeit-in-minen-abgewiesen] … Zahl endlich Steuern! Muss man ihm nachsehen. Die „masters of the universe“ sind schließlich nicht mehr ganz von dieser Welt, kriegen also auch nicht alles mit; aber sind eben doch so wichtig, sich der Welt in ihrem ganzen Glanz und Gloria zur Schau zu stellen. Jeff Bezos soll allein in den USA 14 Villen besitzen, darunter eine feudale Bleibe [https://www.stern.de/lifestyle/leute/jeff-bezos--neues-anwesen-fuer-165-millionen-us-dollar-9137110.html] in Beverly Hills, umgeben von einem 36.000 Quadratmeter großen Park mit Swimmingpool, Gästehäusern, Gewächshäusern und Neun-Loch-Golfplatz. Seine Megafete hätte er durchaus auch dort steigen lassen können, zumal seine Gäste dann nicht hätten über den Atlantik jetten oder schippern müssen. Aber das wäre wohl zu piefig gewesen, zu unglamourös, stillos. Deshalb: Rein ins pralle Leben und weg mit allem, was da sonst so lebt, also Venezianer. Seht zu, wo ihr bleibt! Das konnte nicht gut ankommen, und bei einem Funken Gespür hätten Jeff und Lauren das wissen und es sein lassen müssen. Die Stadt ist schon seit Wochen Schauplatz von Protesten. „Wenn du Venedig für deine Hochzeit mieten kannst, kannst du auch mehr Steuern zahlen“, war auf einem riesigen Plakat zu lesen, das Aktivisten von Greenpeace am Dienstag auf dem Markusplatz entrollten. Der Ärger der in der Gruppe „No Space for Bezos“ zusammengeschlossenen Bürgerverbände richtet sich einerseits gegen die Superreichen, die die vom Massentourismus und Absaufen bedrohte Lagunenstadt als Kulisse für ihr pompöses Getue missbrauchen. Auch Bürgermeister Luigi Brugnaro bekommt Feuer, weil er den Ausverkauf Venedigs vorantreibe, statt sich um Probleme wie Wohnungsknappheit oder steigende Mieten zu kümmern. Aber das perlt an ihm ab. Das Ereignis sei eine „Ehre“ und die Stadt werde zur „Weltbühne“, gab er zum Besten, und Italiens Tourismusministerin Daniela Santanchè wünscht sich gar, „dass noch viele Bezos nach Italien kommen, um zu heiraten“ [https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/amazon-gruender-bezos-hochzeit-spaltet-venedig,Up7haXH]. Alles nur gespielt? Ganz wie gewünscht lief es trotzdem nicht für das Liebespaar. Eigentlich war der Plan, an Bord von Bezos’ 500-Millionen-Dollar-Segelyacht Koru, geleitet von einem mächtigen Beiboot namens Abeona, in den Hafen zu gleiten und sich in den staunenden Augen Abertausender Schaulustiger zu sonnen – ganz so wie ein richtiges Königspaar. Beide Schiffe sind laut Greenpeace [https://www.greenpeace.de/klimaschutz/finanzwende/jeff-bezos-hochzeit-auf-kosten-von-menschen-und-klima] auf den Kaimaninseln registriert, einem Steuerparadies in der Karibik, so wie die große Mehrheit dieser zerstörerischen und ressourcenfressenden Ungetüme [https://www.nachdenkseiten.de/?p=94395]. Jedenfalls wurde nichts aus der glitzernden Ouvertüre. Italienische Behörden legten Bezos nahe, etwas dezenter aufzutreten in einer Zeit mit etlichen Kriegen und Krisen in der Welt und möglichen Terrorattacken auch in Europa. Aus Sicherheitsgründen wurde außerdem die für Samstagabend vorgesehene Abschlussparty aus dem Herzen der Stadt in eine Halle etwas außerhalb verlegt. Und dann ist da noch eine Kleinigkeit, die nicht ins Bild passen will. Nach Informationen der britischen Daily Mail ist das Paar längst verheiratet [https://www.stern.de/lifestyle/leute/jeff-bezos-und-lauren-s%C3%A1nchez--ist-das-paar-schon-laengst-verheiratet--35845550.html], womit die am Freitag vollzogene sogenannte Trauung ein bisschen was von Fake News hätte. „Alles nur Show in Venedig?“, entgeisterte sich prompt die Bild-Zeitung. Ein Leserkommentar unter einem Beitrag bei Zeit.de [https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-06/jeff-bezos-venedig-lauren-sanchez-hochzeit] vom Donnerstag lautete: „Vor dem Anblick des realen Gesichts der Welt und der Probleme der echten Menschen ein schlicht ekelhaftes, feudales Scheissen auf alles, was gerecht, sozial und ökologisch sinnvoll ist.“ Und, möchte man hinzufügen, ein Scheißen aufs Publikum. Titelbild: F/shutterstock.com[http://vg09.met.vgwort.de/na/57dc44d2122e424eb3bb212ee9cbdf46]

Eilen - 9 min
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Ein Russland-Forscher von besonderem Format – Nachruf auf Kai Ehlers

Am 22. Juni ist Kai Ehlers in Hamburg verstorben. Er war ein – vor allem in alternativen Kreisen – bekannter Russland-Forscher, Buchautor und Journalist[1 [https://www.nachdenkseiten.de/?p=135123#foot_1]]. Ehlers bereiste Russland seit 1989 auf eigene Faust. Er schrieb darüber, was der deutsche Mainstream überging, den Alltag der Russen, ihre Werte, Traditionen und Hoffnungen. Ehlers schrieb auch über die russischen politischen Ränder – links und rechts – sowie über Russlands Sicht auf den Westen. Seine Reisen finanzierte er mit Büchern, Radio-Features und Vorträgen. Auch die NachDenkSeiten veröffentlichten Beiträge von ihm [https://www.nachdenkseiten.de/?gastautor=kai-ehlers]. Ein Nachruf von Ulrich Heyden (Moskau). Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Ehlers reiste nicht ausgestattet mit Geld und Weisungen eines deutschen Verlages oder einer deutschen Uni durch Russland. Er probierte es auf eigene Faust und hatte Erfolg. Er lernte Russisch und fragte sich von einem Kontakt zum nächsten durch. Innerhalb von fast 40 Jahren bereiste er zahlreiche Regionen Russlands. In den 1990er-Jahren begann der Journalist, Features für den Norddeutschen Rundfunk zu produzieren. Die Nachfrage nach authentischen Geschichten aus Russland war damals riesig. In allen Medienberichten schwang die bedrohliche Frage mit: Wird Russland angesichts des Chaos, welches während der Einführung der Marktwirtschaft herrschte, „zurück“ in den Kommunismus „fallen“, oder werden gar Ultrarechte die Macht erobern? Ehlers hatte seinen eigenen Kopf. Er baute zwar in alternativen Kreisen in Hamburg seit den 1990er-Jahren verschiedene Diskussionszirkel auf, war aber mit niemandem eng. Alle seine Bücher erschienen bei verschiedenen Verlagen. Kriegskind Ehlers war ein Kriegskind. Er wurde 1944 in Brüx (bei Prag) geboren. Als er aufwuchs, war der Krieg schon vorbei, aber in den Köpfen der Mitmenschen waren Krieg und Faschismus noch in der einen oder anderen Form präsent. Nach dem Abitur studierte er Germanistik, Publizistik und Theaterwissenschaft in Göttingen und ab 1967 in Berlin. Dort lebte er eine Zeit lang in der „Kommune 1“. Die linksorientierte Jugend demonstrierte damals gegen Notstandsgesetze und für Solidarität mit dem Volk von Vietnam. Viele Jugendliche – auch Ehlers – wollten neue, selbstbestimmte, nicht-patriarchale Lebensformen ausprobieren. Nach den ersten Experimenten fand er den Weg zur organisierten politischen Arbeit. Von den 1970ern bis Ende der 1980er-Jahre gehörte er zum Leitungsgremium des Kommunistischen Bundes (KB). Ehlers leitete die Antifa-Kommission des KB, welche sich mit Untersuchungen über staatliche Repression, Neonazis und deren Ideologie beschäftigte. Nach Meinung des Kommunistischen Bundes gab es in der Bundesrepublik Deutschland eine schrittweise Faschisierung, welche die Herrschenden betrieben – nicht aus Angst vor der Opposition, sondern präventiv. Als der KB sich 1991 auflöste, begann Ehlers, als freier Journalist und Publizist zu arbeiten. Seine politische Vergangenheit verschwieg er – wie andere „68er“ – nicht. Dazu war er in der linken Szene zu bekannt. Auch widersprachen Anpasserei und Wegducken seinen Prinzipien. Russland von innen Als freier Journalist stieg Ehlers bei einem der brennendsten Themen ein, das es Ende der 1980er-Jahre gab: die Auflösungstendenzen der Sowjetunion beziehungsweise Russlands. Während die deutschen Mainstream-Medien nur interessierte, wer in Russland gewinnt – Boris Jelzin, Michail Gorbatschow oder russische Ultranationalisten –, interessierte Ehlers vor allem, was die einfachen Russen umtreibt, welche Erfahrungen, Traditionen und Vorstellungen von der Zukunft sie haben. Ehlers begann seine journalistische und schriftstellerische Arbeit in Leningrad, heute St. Petersburg. Dorthin war er als Teilnehmer einer Gruppenreise des CVJM gefahren. Später schlug er sich dann nach Tschuwaschien an der Wolga durch, wo er sich mit dem Leiter des Tschuwaschischen Kulturzentrums anfreundete. Es drängte ihn weiter nach Osten. Er begleitete eine Gruppe von Psychologen bei ihren Arbeitseinsätzen in Sibirien. Schließlich reiste er in die Mongolei, weil man Eurasien nur verstehen kann, wenn man auch in der Mongolei war, so Ehlers. Er war nicht nur Fragensteller und Interview-Sammler, er hatte auch seine eigene politische Werteskala. Demokratisch, sozial, sebstbestimmt und selbstorgansiert standen ganz oben auf dieser Skala. Feldforschung in Russland Für einen westdeutschen Linken war das Reisen in die Sowjetunion und Russland in den 1980er- und 1990er-Jahren abenteuerlich. Man kannte zwar die grundlegenden Werke von Lenin, die Reden von Gorbatschow und die kritischer Intellektueller wie der Soziologin Tatjana Saslawskaja, die mit ihrem „Manifest von Nowosibirsk“[2] 1983 einen Anstoß für die Perestroika gab. Aber man wusste nichts vom realen Leben in Russland, nichts von den Hürden und Freuden des Alltags, nichts von den Sitten, den Beziehungen zwischen Männern und Frauen, der Rolle der Familie, dem Blick auf den „Großen Vaterländischen Krieg“ und die Deutschen. Die Eingewöhnung in den neuen kulturellen Raum war zwar anstrengend, aber auch sehr belebend, insbesondere, wenn man aus dem mit antikommunistischem Müll übersäten Westdeutschland kam. Kai Ehlers reizte Russland, was zwar oft chaotisch war und Nerven kostete, wo aber die Menschen einen mit Neugier, Offenheit und Herzlichkeit für alle Strapazen entschädigten. Ehlers suchte – wie man es von seiner Herkunft her hätte vermuten können – nicht zuallererst Kontakt zu russischen Kommunisten. Er suchte interessante Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die ihm Russland erklären konnten. Oft waren es gebildete Menschen, aber nicht nur. Er führte auch Interviews mit bekannten Sowjetdissidenten wie Walerija Nowodworskaja, die wegen ihrer systemkritischen Haltung in einer psychiatrischen Anstalt gesessen hatte. Er sprach auch mit dem Emporkömmling der neuen liberal-kapitalistischen Klasse, Alfred Koch. Dieser verwaltete Anfang der 1990er-Jahre das staatliche Eigentum von St. Petersburg und später von ganz Russland. Was waren die Leitgedanken von Ehlers? Obstschina Kai Ehlers war davon überzeugt, dass Russland durch seine Tradition der Obstschina – die Selbstverwaltung der dörflichen Gemeinschaften – politische Unruhen und Wirtschaftskrisen überleben kann. Die Obstschina, welche in den 1920er-Jahren durch die Zwangskollektivierung vom Staat „gekapert“ wurde, könne in einer freieren Gesellschaft neu entstehen und zu einer Alternative zum liberal-kapitalistischen Weg werden. Das arbeitete er in seinem Buch „Kartoffeln haben wir immer“ (2010) heraus. Russland als Alternative Aufgrund seiner multinationalen Struktur, dem großen Raum, der geographischen Lage und der Obstschina-Tradition könne Russland positive Impulse für eine soziale und friedliche Entwicklung in der Welt geben. Kulturelle Verflechtungen Man muss Russland als Zentrum Eurasiens wahrnehmen und statt Gegnerschaft kulturelle Gemeinsamkeiten herausstellen. Der Autor fand bei einem Freund, dem Leiter des Tschuwaschischen Kulturzentrums an der Wolga, „eine bisher unbekannte Fassung des Nibelungenliedes, die zugleich die Geschichte des tschuwaschischen Volkes erzählt: Attilas Geschichte aus östlicher, hunnischer Sicht. Das Epos enthält die dramatische Geschichte von der Begegnung zwischen Attil und Krimkilte, die mit dem Tod des mächtigen Herrschers, dem Zerfall des Hunnenreiches und dem Rückzug der Hunnen aus Europa endete und dazu führte, dass die Vorfahren der Tschuwaschen an der Wolga eine neue Heimat fanden.“[3] Zusammen mit ostdeutschen Forschern veröffentlichte Ehlers das tschuwaschische Original des Epos in dem Buch „Attil und Krimkilte“ (2011). Warnungen vor Zbigniew Brzezinski Ehlers warnte immer wieder vor den Plänen des US-Geopolitikers Zbigniew Brzezinski. Seine Warnungen wiederholte er wie ein Mantra, fand aber selbst in der deutschen Linken wenig Widerhall. Von Brzezinski stammte die Idee, die afghanischen Mudschahedin militärisch zu unterstützen. So könne man die Sowjetunion destabilisieren, indem man ihr „ein Vietnam“ beschert. In seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ (1997) schrieb Brzezinski unverhohlen, Russland dürfe nie wieder Imperium werden. Es gehe darum, Russland zu schwächen und aufzuspalten. Wer das „Herzland“, das Zentrum Eurasiens, beherrsche, könne die Welt beherrschen [Anm. d. Red.: basierend auf der sogenannten „Heartland-Theorie“ von Halford John Mackinder]. Die immer wieder geäußerten Warnungen Ehlers‘ waren – wie der Griff der NATO auf die Ukraine zeigt – berechtigt. Sympathie für Putin Als Wladimir Putin im Jahr 2000 Präsident Russlands wurde, kommentierte Ehlers das mit Hoffnung. Er war kein wirklicher Fan von Putin, konnte dem russischen Präsidenten aber viel Positives abgewinnen. Putin habe das Transformationschaos, den wilden Kapitalismus, den Separatismus und den drohenden Zerfall Russlands gestoppt. Als Analytiker schätzte Ehlers einen Mann, der ab 2022 zum erklärten Gegner von Putin wurde. 2015 veröffentlichte Ehlers im Laika-Verlag zwei Bände „25 Jahre Perestroika“ mit Interviews, die er über die Jahre mit dem russischen Soziologen und Chefredakteur der Internetzeitung Rabkor, Boris Kagarlitzky, geführt hatte. Kagarlitzki kritisierte Putin ab 2022 wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine. Der russische Chefredakteur sitzt seit 2023 im Gefängnis. Der Brückenbauer Ehlers sah sich nie nur als Journalist, er wollte auch Brückenbauer sein. Anfang der 1990er-Jahre gründete er den Verein Nowostroika, mit dem er russische Demokraten und Antifaschisten aus dem Pro-Jelzin-Lager in Moskau mit an Russland interessierten Menschen in Deutschland vernetzen wollte. Eine Klammer zwischen beiden Seiten war damals das Interesse, dass Russland nicht in einen Ultranationalismus à la Schirinowski abgleitet. Man bemühte sich um finanzielle Unterstützung aus Brüssel, was jedoch nicht klappte. Zur Existenzsicherung entwickelte Ehlers ein zweites Standbein. Er trat auf Konferenzen Russland-interessierter, meist alternativer Kreise mit Vorträgen über Russland auf. Seit den 2000er-Jahren beschäftigte sich Ehlers verstärkt auch mit der Frage der Verarmung in Deutschland. Außerdem nahm er aktiv Anteil am Leben deutscher Landkommunen. Gegen den Zentralismus der EU-Bürokratie stellte er seine Vorstellung von einem „Europa der Regionen“. Parallel zu seinen politischen Analysen beschäftigte sich der Publizist auch mit spirituellen Fragen. Ein Bezugspunkt wurde für ihn der Philosoph Rudolf Steiner. Ich kenne Kai Ehlers seit Jahrzehnten. Was die Berichterstattung aus Russland betrifft, waren wir oft Konkurrenten, denn der Markt für unsere Berichte war immer klein. Trotzdem schätzten wir uns. Ich bewunderte ihn für sein Draufgängertum, allein durch Russland zu reisen. Und ich freute mich darüber, dass er in Russland auch das Positive suchte und nicht nur auf das Negative guckte. Manchmal kamen mir seine Gedanken zu träumerisch-wolkig vor. Mir schien, dass er die Bedeutung der Obstschina-Tradition im heutigen Russland überschätzte. Trotzdem fand ich seinen Ansatz, die positiven, nicht gleich sichtbaren Traditionen in Russland zu beachten und zu untersuchen, richtig. Offen gesagt: Kai Ehlers fehlt mir jetzt. Wer soll an seine Stelle treten? Der Platz des mutigen, unabhängigen Forschers droht zu verwaisen. Das Ehlers-Archiv Dass Kai Ehlers am 84. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion starb, ist ein merkwürdiges Zusammentreffen zweier trauriger Ereignisse. Im August 2024 hat der Journalist und Publizist auf seiner Website das letzte Mal einen Text veröffentlicht. Ehlers starb an einer Krebserkrankung. Er lebte mit seiner Frau. Er hatte Kinder und hinterlässt ein großes Werk, zahlreiche Bücher über Russland und Eurasien, einen großen Bestand an Audio-Cassetten mit in Russland und der Mongolei geführten Interviews. Wie ich hörte, wurde bereits begonnen, das Archiv zu ordnen und die Audio-Aufnahmen zu digitalisieren. Einer derjenigen, die sich um dieses Archiv kümmern wollen, ist der im russischen Tarussa lebende deutsche Journalist Gunnar Jütte (Russland.news), bei dem Ehlers oft wohnte. Man kann nur hoffen, dass es gelingt, das Archiv zu digitalisieren und die wertvollen Original-Interviews mit russischen Gesprächspartnern aus allen Gesellschaftsschichten und Regionen zu vollenden. So wird es möglich sein, dass Interessierte einen tieferen, authentischen Blick in die russische Gesellschaft bekommen, als „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ bieten. Titelbild: Screenshot/Weltnetz.TV ---------------------------------------- [«1] Website von Kai Ehlers kai-ehlers.de [http://www.kai-ehlers.de] [«2] Die Hauptthesen des „Manifests von Nowosibirsk“ waren: Die Sowjetunion befindet sich in einer Systemkrise. Das Wirtschaftswachstum sinkt. Die Effektivität geht zurück. Die Arbeiterklasse strebt nicht mehr nach qualitativ guter Arbeit und Erneuerungen. Die Arbeiter sind nicht nur eine Klasse, sondern auch Persönlichkeiten und Träger von Kultur. Um die Situation der Wirtschaft zu verbessern, muss man nicht nur vom Klassenstandpunkt ausgehen, sondern auch von nationalen Besonderheiten, den persönlichen Interessen und Werten der Bürger. Die persönlichen Interessen der Parteibürokratie sind zu bestimmend. Ohne radikale Reformen wird das Land nicht weiterkommen. [«3] Kai Ehlers in: Attil und Krimkilte, Rhombos-Verlag, Berlin, 2011, S. 9 [https://vg04.met.vgwort.de/na/7d4a439248c04117a5947cd363d58394]

Eilen - 14 min
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Von der Illusion technischer Sicherheit – Warum Überwachung nicht hält, was sie verspricht

In politischen Debatten über innere Sicherheit in Deutschland dominiert die Vorstellung, mehr staatliche Überwachung schaffe automatisch mehr Sicherheit. Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner oder biometrische Gesichtserkennung werden als probate Mittel zur Kriminalitätsbekämpfung präsentiert – unabhängig davon, ob ihre Wirksamkeit tatsächlich belegt ist. Selten wird gefragt, ob Überwachung ihre selbstgesetzten Ziele überhaupt erreicht. Noch seltener wird der Blick auf die psychologischen Nebenwirkungen gelenkt – oder auf jene Ursachen gesellschaftlicher Unsicherheit, die tiefer liegen: soziale Ungleichheit, Ausgrenzung und der Verlust sozialer Teilhabe. Von Detlef Koch. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Was sagen die Zahlen? – Überwachung und ihre begrenzte Wirkung Die bislang umfassendste wissenschaftliche Erhebung zur Überwachungspraxis in Deutschland, die vom Max-Planck-Institut entwickelte Überwachungsgesamtrechnung 2025, zeigt: Die flächendeckende Ausweitung staatlicher Überwachungsbefugnisse führte nicht zu nachweisbar höheren Aufklärungsquoten. Im Gegenteil, es existiert ein strukturelles Missverhältnis zwischen dem Umfang der Überwachung und ihrem empirisch belegbaren Nutzen[1]. Besonders die Evaluation polizeilicher Videobeobachtung in Nordrhein-Westfalen belegt eindrücklich: In sieben von acht überwachten Innenstadtzonen blieb die Kriminalitätsrate konstant oder stieg sogar leicht an. Einen Generalverdacht gegen unsere Bürger konnten wir verzeichnen – ein generalisierter Rückgang krimineller Aktivitäten ließ sich nicht beobachten[2]. Ebenso zeigte eine Studie zur Vorratsdatenspeicherung, dass deren Abschaffung 2010 in Deutschland keine messbare Verschlechterung bei der Aufklärung schwerer Straftaten zur Folge hatte[3]. Auch die vielfach propagierte Gesichtserkennung in öffentlichen Räumen scheiterte im Pilotprojekt „Südkreuz“ an zu vielen Fehlalarmen: Hochgerechnet auf die Realität bedeutete dies mehrere hundert Falschmeldungen pro Tag[4] und damit eine Abwertung unserer Bürger als potentielle Kriminelle. Der präventive oder aufklärende Nutzen von Überwachungstechnologie bleibt marginal – ihr praktischer Effekt auf die öffentliche Sicherheit ist gering. Was bewirkt das Gefühl, überwacht zu werden? Staatliche Beobachtung hat nicht nur technische, sondern auch psychologische und politische Dimensionen. Die repräsentative Umfrage der Verbraucherzentrale NRW aus dem Jahr 2017 ergab, dass 68 Prozent der Menschen einen Supermarkt meiden würden, wenn dort Gesichtserkennung zum Einsatz kommt[5]. Diese Form des „Chilling Effect“ – also der selbstverordneten Zurückhaltung aus Angst vor Überwachung – findet sich auch in anderen Lebensbereichen wieder: Nach den Enthüllungen Edward Snowdens änderten laut Sicherheitsreport 2020 nur wenige ihr Verhalten im Internet, doch Studien zeigen einen deutlichen Rückzug aus öffentlichen Debatten, insbesondere bei sensiblen Themen[6]. Eine weltweite Umfrage von Amnesty International aus dem Jahr 2015 verdeutlicht darüber hinaus das tiefgreifende Misstrauen gegenüber staatlicher Massenüberwachung: In Deutschland lehnten 69 Prozent der Befragten die Überwachung ihrer Online- und Telefonkommunikation ab, 81 Prozent äußerten dieselbe Ablehnung gegenüber US-Behörden[7]. Der Verlust von Vertrauen und die Erosion von Privatsphäre untergraben langfristig all die demokratischen Prozesse, die unsere Politiker ständig vorgeben, beschützen zu wollen. Das Ergebnis – sinkende Beteiligung, schwindende Meinungsfreiheit oder Polarisierung. Sicherheit ohne Gerechtigkeit? – Soziale Ungleichheit als Kriminalitätsfaktor Demgegenüber ist der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Kriminalitätsraten vielfach empirisch belegt. Eine Studie des Jahres 2025 fasst über vierzig einschlägige Untersuchungen zusammen: In Gesellschaften mit großen Einkommensdisparitäten treten signifikant häufiger Gewaltverbrechen auf – insbesondere Tötungsdelikte, Raub und schwere Körperverletzung[8]. Der Gini-Koeffizient, der Einkommensungleichheit misst, korreliert demnach klar mit der Mordrate. Laut UNODC steigt diese mit jedem Punkt Anstieg im Gini-Index um 6,6 Prozent[9]. Auch innerstaatliche Analysen – etwa auf Bundesstaatenebene in den USA – zeigen, dass in Regionen mit hoher Ungleichheit auch bei Kontrolle anderer Faktoren wie Armut oder Urbanisierung deutlich mehr Gewaltverbrechen registriert werden[10]. Die Zahlen lassen sich zwar nicht 1:1 auf Deutschland übertragen, die Wirkmechanismen allerdings schon. Theoretische Modelle wie die Theorie der relativen Deprivation erklären diesen Effekt: Wer sich im Vergleich zu anderen dauerhaft benachteiligt sieht, neigt eher zu Frustration, Aggression oder kompensatorischem Verhalten[11]. Besonders in Stadtteilen mit schlechter sozialer Infrastruktur, hoher Arbeitslosigkeit und mangelnden Aufstiegschancen gedeihen Kriminalität und Misstrauen – während technische Überwachung dort lediglich Symptome erfasst, nicht aber Ursachen behebt. Fazit: Warum Überwachung kein Ersatz für Sozialpolitik ist Der Sicherheitsreport 2020 zeigt: Die Sorge der Bevölkerung gilt nicht primär der Überwachung – sondern dem gesellschaftlichen Auseinanderdriften. 67 Prozent der Befragten nannten die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich als ernstes Problem. Dagegen machten sich nur 28 Prozent große Sorgen wegen staatlicher Überwachung[12]. Das Problem liegt also nicht im Mangel an Kontrolle, sondern im Mangel an Gerechtigkeit. Während Überwachung kurzfristige politische Handlungsfähigkeit demonstriert, bleibt sie langfristig wirkungslos – ja, volkswirtschaftlich kontraproduktiv und sozialpsychologisch gefährlich. Denn sie adressiert nicht die Ursachen von Unsicherheit, sondern verschiebt sie in den Bereich technischer Kontrolle. Doch Sicherheit ohne soziale Teilhabe bleibt ein Trugbild. Der Rechtsstaat, der Freiheit garantieren will, muss auf Prävention durch soziale Gerechtigkeit setzen – nicht auf technische Machbarkeit. Nur so lässt sich Vertrauen in eine offene Gesellschaft bewahren – oder müssen wir schon sagen, zurückgewinnen? Titelbild: Fuad_Naser_Bondhon / Shutterstock ---------------------------------------- [«1] Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht: Überwachungsgesamtrechnung für Deutschland – Pilotstudie 2025, Band 1: Projektbericht, Freiburg 2025. [«2] Glaubitz, Christoffer u. a.: Evaluation der polizeilichen Videobeobachtung in NRW gem. § 15a PolG, KFN-Forschungsbericht Nr. 143, Hannover 2018. [«3] Albrecht, Hans-Jörg u. a.: Schutzlücken nach dem Wegfall der Vorratsdatenspeicherung, MPI Freiburg im Auftrag des BMJ, 2011/12. [«4] Verbraucherzentrale NRW: Marktwächter Digitale Welt – Gesichtserkennung im Einzelhandel, Düsseldorf 2017. [«5] Institut für Demoskopie Allensbach: Sicherheitsreport 2020, im Auftrag des Centrums für Strategie und Höhere Führung. [«6] Institut für Demoskopie Allensbach: Sicherheitsreport 2020, ebenda. [«7] Amnesty International: Globaler Widerstand gegen Massenüberwachung, Pressemitteilung vom 18. März 2015. 8 Soziale Ungleichheit und Kriminalität: Empirische Befunde seit 2000, Forschungsüberblick 2025. [«9] Soziale Ungleichheit und Kriminalität: Empirische Befunde seit 2000, Forschungsüberblick 2025. [«10] United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC): Global Study on Homicide, Wien 2019. [«11] WHO-Studie zur Gewaltverteilung in US-Bundesstaaten, zitiert nach: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/violence-study [http://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/violence-study] [«12] Institut für Demoskopie Allensbach: Sicherheitsreport 2020, ebenda.

27. kesäk. 2025 - 7 min
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Kampfdrohnen für die Ukraine: Wenn Deutschland autonome Zerstörung exportiert

Die Bundesregierung will noch dieses Jahr 6.000 moderne Kampfdrohnen an die Ukraine liefern: fliegende autonome Waffensysteme – ausgestattet mit künstlicher Intelligenz, Zielerkennung, Abfanglogik und Sprengköpfen. Diese Drohnen können töten, ohne einen Menschen zu fragen. Sie schlagen zu, wenn das interne Bewertungssystem einen Schwellenwert überschreitet, ohne Abwägung, ohne Kontext. Die Verantwortung verdampft im Systemdesign. Niemand haftet. Das Recht hinkt der Technik hinterher. Die Moral wird geopfert für die Effizienz. Ein „Game-Changer“, jubeln die Militärs. Und „die Ethik“? Die schweigt. Von Günther Burbach. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Es sind Zahlen, die fast beiläufig in der Medienflut auftauchen: Sechstausend. So viele Drohnen will die Bundesregierung noch dieses Jahr an die Ukraine liefern, laut Welt vom 27. Mai 2025. Es sind keine simplen Aufklärungsgeräte. Keine passiven Beobachter aus der Luft. Es sind Kampfdrohnen. Und nicht irgendeine Generation. Die Rede ist von HX-2 – fliegenden autonomen Waffensystemen, ausgestattet mit künstlicher Intelligenz, Zielerkennung, Abfanglogik, Sprengköpfen. „AI-powered strike drones“, bewirbt der Hersteller Helsing sein Produkt. Eine Drohne, so klein wie ein Snowboard, so tödlich wie ein gezielter Schuss, nur eben ohne menschlichen Finger am Abzug. Die Quellen zu diesem Artikel finden sich unter dem Text. Wem der Begriff autonom nicht genügt: Die HX-2 funktioniert wie ein digitaler Raubvogel. Sie ortet, erkennt, entscheidet, tötet. Sie braucht keine permanente Steuerung. Kein Pilot sitzt mehr in einem Container in Ramstein. Die Maschine ist die Entscheidung. Der Tod wird delegiert, nicht mehr von Soldat zu Soldat, sondern von Mensch zu Algorithmus. Es sind Drohnen „Made in Germany“. Gefertigt, gefördert, gefeiert. Bezahlt mit deutschem Steuergeld, um Menschen in der Ostukraine zu töten, Menschen, die, ob wir es hören wollen oder nicht, in russischen Uniformen stecken. Die Frage, ob sie freiwillig dort kämpfen, ob sie Verbrechen begehen oder einfach nur Befehle befolgen, sie wird nicht mehr gestellt. Die HX-2 stellt keine Fragen. Sie vollstreckt. Was heißt es, wenn ein Land, das sich über Jahrzehnte dem „Nie wieder“ verpflichtet fühlte, zum Exporteur intelligenter Tötungsmaschinen wird? Was bedeutet es, wenn wieder russische Soldaten durch deutsche Technik sterben und dieses Mal nicht mehr durch Panzer oder Artillerie, sondern durch lernende Maschinen? Was bedeutet das für das Völkerrecht? Für unser Gewissen? Für die Idee, dass Technik dem Leben dienen soll und nicht seiner Auslöschung? Noch ist es nur ein Paket. Noch ist die Auslieferung in Vorbereitung. Doch wenn es geschieht, beginnt eine neue Ära: Deutschland exportiert nicht mehr nur Waffen. Deutschland exportiert Entscheidungssysteme, die töten. Im Dutzend. Im Schwarm. Und der Krieg, den wir angeblich nur „unterstützen“, trägt dann auch ganz real unsere Handschrift. Diese Geschichte ist keine Science-Fiction. Sie ist unsere Gegenwart. Und sie verlangt, dass wir endlich hinschauen, bevor der Himmel sich wieder verdunkelt. Nicht durch Wolken, sondern durch hundertfache deutsche Drohnen, die in Richtung Osten fliegen. Die HX-2: Wie eine deutsche Drohne zum automatisierten Vollstrecker wird Die HX-2 ist keine ferngesteuerte Bastelware aus Garagenproduktion. Sie ist ein Produkt deutscher Hightech-Rüstung. Entwickelt vom Münchner Unternehmen Helsing, das sich selbst als „Verteidiger der Demokratie durch Künstliche Intelligenz“ versteht und von Investorengiganten wie Spotify-Mitgründer Daniel Ek unterstützt wird. Ein Start-up mit Militärauftrag. Eine Denkfabrik mit Sprengköpfen. Was diese Drohne unterscheidet von allem, was bisher am Himmel kreiste: Sie kann töten, ohne einen Menschen zu fragen. Laut Herstellerdaten handelt es sich um ein leichtes autonomes Luftfahrzeug, elektrisch betrieben, mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Es operiert in Bodennähe oder über urbanem Gelände, verfügt über ein multispektrales Erkennungssystem, das Fahrzeuge, Menschen, Wärmequellen oder Zielsignaturen eigenständig identifizieren kann. Die KI analysiert Bewegungsmuster, lernt aus vorherigen Einsätzen, passt sich an. Bei Störsignalen agiert sie vollständig offline, das heißt: Kein Kontakt zur Kommandozentrale nötig, kein Eingreifen mehr möglich. Das System kann mit verschiedenen Typen von Munition bestückt werden, von panzerbrechenden Ladungen bis zu Streumunition. Auch wenn Letzteres international geächtet ist: Das System ist offen konzipiert. Im Zweifelsfall entscheidet der Nutzer oder das System selbst. Noch beunruhigender: Die HX-2 ist netzwerkfähig. Sie kann mit anderen Drohnen im „Schwarm“ kommunizieren. Bedeutet: Eine Drohne erkennt ein Ziel, sendet Koordinaten, andere Drohnen nehmen es ins Visier, zeitgleich oder nacheinander. Koordinierte Angriffe ohne menschliche Koordination. Ein maschinelles Geflecht mit einem einzigen Ziel: maximale Effizienz beim Töten. Der Hersteller nennt es „autonomes Wirknetzwerk“. Das Militär nennt es „game changer“. Die Ethik? Die schweigt. Die Illusion der Kontrolle Offiziell betont die Bundesregierung, es gebe bei jedem Einsatz eine menschliche Aufsicht. Doch in der Praxis sieht das anders aus. Die meisten dieser Drohnen werden nicht im deutschen Verantwortungsbereich operieren, sondern unter ukrainischem Kommando. Die Bundeswehr hat keine Möglichkeit, nachzuvollziehen, wer die Drohne auslöst, oder ob sie überhaupt ausgelöst wird. Denn: Die Drohne entscheidet selbst. Das „human-in-the-loop“-Prinzip, also ein Mensch, der final befiehlt, ist technisch vorgesehen, aber operativ kaum zu garantieren. Sobald eine Einheit aus zwanzig, fünfzig oder hundert HX-2-Drohnen im Feld ist, vernetzt, versendet und bewaffnet, übernimmt das System den Ablauf. Was zuerst nur als „Entlastung des Soldaten“ gedacht war, wird zum Verlust menschlicher Kontrolle. Und dieser Verlust ist kein Fehler. Er ist Absicht. Effizienz, Schnelligkeit, Präzision, all das sind Argumente, die von Politik und Industrie ins Feld geführt werden. Doch im Kern heißt es: Der Mensch ist zu langsam. Der Mensch ist zu unsicher. Also lassen wir die Maschine töten. Der nächste Schritt: autonome Kriegsszenarien Man stelle sich ein realistisches Szenario vor: Ein russischer Konvoi bewegt sich durch die Ostukraine, fünf Fahrzeuge, zwei mit Soldaten, eines mit Sanitätskennzeichnung. Eine HX-2 erkennt über Wärmebild und Zielprofil zwei der Wagen als militärische Ziele. Der dritte wird ignoriert oder falsch klassifiziert. Es gibt keine Rückfrage, keine Verifizierung, keinen Funkkontakt. Nur noch Algorithmen, die entscheiden, was Leben ist und was nicht. In Sekunden schlägt die Drohne zu. Es gibt Tote. Vielleicht ein Verwundeter, vielleicht ein Zivilist, vielleicht ein Arzt. Vielleicht ein russischer Rekrut, der nicht einmal wusste, wo genau er war. Der Operator, falls es überhaupt noch einen gibt, erhält Sekunden später eine Rückmeldung: „Ziel neutralisiert.“ So funktioniert diese neue Kriegslogik: Sterben ohne Geschichte. Töten ohne Verantwortung. Wenn deutsche Technik wieder russische Soldaten tötet Es ist ein Satz, der schwer wiegt. Schwer, weil er nach Geschichte klingt. Schwer, weil er heute wieder Realität ist und doch kaum jemand ihn ausspricht: Deutschland liefert Waffen, mit denen russische Soldaten sterben. Die Schlagzeile über die 6.000 HX-2-Drohnen klang nüchtern. Technisch. Neutral. Doch was heißt das konkret? Jede dieser Drohnen ist ein potenzieller tödlicher Einsatz. Ein autonomes System, das in den nächsten Monaten russische Militärfahrzeuge aufspüren, analysieren und vernichten soll, inklusive der Menschen, die sich darin befinden. Ob sie überzeugte Putinisten sind, Kriegsverbrecher oder gerade einmal zwanzigjährige Rekruten, spielt keine Rolle. Der Algorithmus kennt keine Biografien. Die Maschine macht keinen Unterschied zwischen Ideologie, Zwang, Zweifel. Sie kennt nur Zielprofile und Muster. Und sobald die Erkennung zuschlägt, beginnt die Auslöschung. Vom „Nie wieder“ zum „Jetzt erst recht“ Man kann sich der Symbolik kaum entziehen: Noch vor wenigen Jahrzehnten galt es als zivilisatorischer Grundkonsens, dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen dürfe. Dass deutsche Waffen niemals wieder Russen töten dürften, aus historischer Verantwortung, aus moralischer Selbstachtung. Heute, 80 Jahre nach dem deutschen Vernichtungskrieg im Osten, heißt es: Liefern wir, aber schnell. Die Argumentation: „Es sind Putins Soldaten. Russland hat angegriffen. Die Ukraine verteidigt sich.“ Und ja, der russische Angriffskrieg ist ein Bruch des Völkerrechts. Unentschuldbar. Aber daraus folgt nicht automatisch, dass Deutschland erneut zur aktiven Kriegspartei wird. Die Grenze zur Beteiligung verläuft nicht mehr an der Front, sondern in den Schaltkreisen der Technologie. Und eine Drohne, die autonom in deutschem Auftrag handelt, ist nicht nur Technik, sie ist Verantwortung. Die Leerstelle im öffentlichen Diskurs Es ist frappierend, wie wenig darüber gesprochen wird. Keine breiten Debatten in Talkshows. Keine historische Selbstreflexion. Kein zentrales Wort aus dem Kanzleramt. Während Ex-Kanzler Scholz öffentlich beteuerte, man wolle keinen Krieg mit Russland, verhandelte sein Verteidigungsministerium über die Lieferung von Waffen, die ohne menschliches Zutun töten können. Die Frage, was es bedeutet, wenn deutsche Technik russisches Blut vergossen hat, sie bleibt unbeantwortet. Stattdessen: Verharmlosung durch Sprache. Man spricht von „Schutzdrohnen“, „taktischer Unterstützung“, „intelligenter Zielerfassung“. Doch am Ende steht der gleiche tödliche Output wie 1941, nur diesmal in Hightech-Verpackung. Die ethische Schuld delegiert sich nicht Was diese Debatte so gefährlich macht, ist nicht nur der technische Fortschritt. Es ist der moralische Rückschritt. Denn niemand will mehr Verantwortung übernehmen. * Der Hersteller verweist auf die „technische Neutralität“. * Die Bundesregierung verweist auf das „ukrainische Kommando“. * Das Militär verweist auf die „Dringlichkeit der Lage“. Und der Bürger? Zuckt mit den Schultern, klickt zum nächsten Thema. Aber das Töten ist real. Die Schuld verschwindet nicht, nur weil sie ausgelagert wird. Weder an die Maschine. Noch an die Ukraine. Wenn ein russischer Soldat durch deutsche KI stirbt, ist das kein „Kollateralschaden“, sondern eine historische Wiederholung und eine Frage, die wir beantworten müssen. Nicht weil wir Putin schützen wollen. Sondern weil wir unsere eigene Integrität schützen müssen. Die neue Kriegsform: Wenn Entscheidungen maschinell, aber die Folgen menschlich sind Es ist der wohl gefährlichste technologische Fortschritt unserer Zeit und zugleich der unsichtbarste: die Verlagerung tödlicher Entscheidungen vom Menschen zur Maschine. Was nach Science-Fiction klingt, ist längst Realität. Mit der HX-2-Drohne wird erstmals ein autonomes System in großem Stil in einem konventionellen Krieg eingesetzt. Und was dabei verloren geht, ist nicht nur menschliches Mitgefühl, sondern die Kontrolle. Die Bundesregierung, die sich selbst als „besonnen“ bezeichnet, verweist darauf, dass jede Lieferung „im Rahmen des Völkerrechts“ erfolge. Der Hersteller Helsing betont, dass ein Mensch grundsätzlich in den Entscheidungsprozess eingebunden sei. Doch was bedeutet das in der Praxis, wenn sich ein Drohnenschwarm über dutzende Quadratkilometer autonom vernetzt, Ziele selbstständig priorisiert und sie mit einer Mischung aus Algorithmen und militärischer Logik eliminiert? Wer drückt da noch welchen Knopf? Die HX-2 ist nicht einfach eine fliegende Waffe. Sie ist ein taktisches System, das Daten verarbeitet, Muster erkennt und Entscheidungen umsetzt. Ihre Sensorik basiert auf multispektraler Zielerkennung. Sie erkennt Fahrzeuge, Uniformen, Wärmesignaturen, sie verfolgt Bewegungen, analysiert Aufenthaltswahrscheinlichkeiten, erstellt Feindprofile. Nicht in Minuten, in Sekunden. Und sie schlägt zu, wenn das interne Bewertungssystem einen Schwellenwert überschreitet. Ohne Rückfrage, ohne Abwägung, ohne Kontext. Wer oder was dabei getroffen wird, ist abhängig vom Trainingsstand der KI. Je nachdem, womit sie zuvor „gefüttert“ wurde, kann ein ukrainischer Transporter mit einem russischen verwechselt werden, oder eine Sanitätseinheit als feindliche Formation erscheinen. Solche Irrtümer gab es auch in früheren Kriegen. Doch sie waren menschlich. Verantwortlich war ein Soldat, ein Befehlshaber, ein System mit Namen und Adresse. Heute ist es nur noch ein Fehlercode. Was früher der tragische Irrtum war, wird nun zur „technischen Anomalie“ erklärt. Die Verantwortung verdampft im Systemdesign. Niemand haftet. Niemand wird befragt. Der Tod wird zur Betriebsstörung. Die Entmenschlichung des Krieges hat damit nicht nur einen neuen Grad erreicht, sie hat sich institutionalisiert. Diese Entwicklung vollzieht sich nicht über Nacht, sondern schleichend. Die Öffentlichkeit bekommt davon wenig mit. Das Wort „autonom“ fällt in den Regierungsmitteilungen, wenn überhaupt, nur nebenbei. Kritische Nachfragen? Fehlanzeige. In den Talkshows dominiert die Frage, wie viel Deutschland „noch leisten“ könne, nicht, was wir da eigentlich tun. Denn mit jeder gelieferten Drohne rückt der Moment näher, in dem Deutschland nicht nur Beihilfe leistet, sondern durch KI-Systeme eigenständig tödliche Wirkung entfaltet und zwar ohne jede demokratische Rückkopplung. Kein Bundestag hat je darüber abgestimmt, ob autonome Systeme eingesetzt werden dürfen. Kein Gericht hat sich mit der Frage befasst, wie tödliche Entscheidungen von Maschinen juristisch zu bewerten sind. Und kein Sender hat in der Hauptsendezeit erklärt, was „autonome Zielerfassung mit Streumunition“ tatsächlich bedeutet. So entsteht ein tödlicher Mechanismus: Maschinen entscheiden, aber Menschen sterben. Und niemand fühlt sich mehr verantwortlich, weil die Verantwortung im System verschwunden ist. Genau das ist der gefährlichste Aspekt dieser neuen Kriegsform: Sie ersetzt nicht nur Menschen auf dem Schlachtfeld, sondern auch Moral in der Entscheidungsstruktur. Die neue Schwelle: Wenn Technologie schneller tötet, als Demokratie reagiert Am Ende dieser Recherche bleibt ein beunruhigendes Bild: Deutschland liefert ein Waffensystem, das nicht nur technisch revolutionär ist, sondern ethisch entgrenzt. Die HX-2 steht nicht einfach für einen weiteren Schritt in der Rüstungsmodernisierung. Sie steht für eine neue Ära: die Ära des entpersonalisierten Krieges. Diese Drohne braucht keine menschliche Führung im klassischen Sinn. Sie orientiert sich an Zielprofilen, an Daten, an mathematischen Gewichtungen von Bedrohungsszenarien. Ein Mensch muss sie nicht mehr direkt steuern. Er muss nur das System starten, den Rest erledigt ein neuronales Netz. Es wird nie müde. Es kennt keine Zweifel. Und es kennt auch keine Empathie. Dass diese Technologie ausgerechnet von einem deutschen Unternehmen stammt, macht die Sache doppelt brisant. Deutschland, das jahrzehntelang zurückhaltend war, wird damit zum Pionier eines autonomen Kriegsmodells, das schon bald andere kopieren werden. Was folgt, ist nicht mehr nur ein neues Kapitel der Militärgeschichte, sondern ein Kipppunkt für die gesamte Weltordnung: Ein globales Wettrennen um tödliche Intelligenz. Russland wird reagieren, China wird analysieren, die USA perfektionieren und Europa? Europa liefert. Die HX-2 mag als „Verteidigungshilfe“ in der Ukraine begonnen haben. Doch der Mechanismus, den sie lostritt, ist global. Wer einmal das Prinzip akzeptiert, dass Maschinen töten dürfen, wird es nicht wieder einfangen. Das Recht hinkt der Technik hinterher. Die Moral wird geopfert für die Effizienz. Und das, was man früher Krieg nannte, wird zur technologischen Konvergenz tödlicher Systeme. Noch ist es Zeit, sich dagegenzustellen. Noch ist es möglich, Debatten zu führen, Regeln zu fordern, Grenzen zu ziehen. Aber eines muss klar sein: Was da kommt, ist keine Science-Fiction. Es ist Gegenwart. Und sie fliegt, Made in Germany. Titelbild: PHOTOCREO Michal Bednarek / Shutterstock Mehr zum Thema: Analyse: Drohnen als neue Waffensysteme auf den Schlachtfeldern des 21. Jahrhunderts [https://www.nachdenkseiten.de/?p=134641] Drohnen lohnen: Wie deutsche Start-ups beim ferngesteuerten Morden absahnen und dabei von Ethik faseln [https://www.nachdenkseiten.de/?p=134738] Quellennachweise: Herstellerangaben zur HX-2 – Helsing Technologies (offiziell) Titel: HX-2 – Autonome Kamikaze-Drohne mit künstlicher Intelligenz Medium: Helsing.ai (offizielle Website) Link: helsing.ai/de/hx-2 [https://helsing.ai/de/hx-2] Produktions- und Lieferumfang (6.000 Drohnen) Titel: Helsing produziert weitere 6.000 Kampfdrohnen für die Ukraine Medium: Helsing Newsroom Erscheinungsdatum: Februar 2025 Link: helsing.ai/de/newsroom/helsing-produziert-weitere-6000-kampfdrohnen-fuer-die-ukraine [https://helsing.ai/de/newsroom/helsing-produziert-weitere-6000-kampfdrohnen-fuer-die-ukraine] Berichterstattung über die Lieferung durch deutsche Medien Titel: KI-gesteuert: Deutschland liefert Ukraine in diesem Jahr 6.000 Hightech-Drohnen Medium: WELT (Springer) Erscheinungsdatum: 27. Mai 2025 Link: welt.de/politik/deutschland/article255418740/KI-gesteuert-Deutschland-liefert-Ukraine-in-diesem-Jahr-6000-Hightech-Drohnen.html [https://www.welt.de/politik/deutschland/article255418740/KI-gesteuert-Deutschland-liefert-Ukraine-in-diesem-Jahr-6000-Hightech-Drohnen.html] Details zur Finanzierung des Drohnenpakets Titel: Die neue Generation der KI-Kampfdrohnen für die Ukraine Medium: Merkur.de Erscheinungsdatum: 28. Mai 2025 Link: merkur.de/politik/die-neue-generation-der-ki-kampfdrohnen-fuer-die-ukraine-zr-93572803.html [https://www.merkur.de/politik/die-neue-generation-der-ki-kampfdrohnen-fuer-die-ukraine-zr-93572803.html] Internationale Berichterstattung zur HX-2 (Englisch) Titel: German firm to supply Ukraine with 6,000 AI-powered kamikaze drones Medium: Anadolu Agency (AA) Erscheinungsdatum: 25. Mai 2025 Link: aa.com.tr/en/russia-ukraine-war/german-firm-to-supply-ukraine-with-6-000-ai-powered-kamikaze-drones/3480665 [https://www.aa.com.tr/en/russia-ukraine-war/german-firm-to-supply-ukraine-with-6-000-ai-powered-kamikaze-drones/3480665] Ethische Bedenken – Autonome Waffen, Stellungnahme Papst & NGOs Titel: Autonome Waffen und bewaffnete Drohnen: „Ethik spielt keine Rolle mehr“ Medium: Sonntagsblatt.de (Evangelisches Magazin) Erscheinungsdatum: 29. Mai 2025 Link: sonntagsblatt.de/artikel/medien/autonome-waffen-und-bewaffnete-drohnen-ethik-spielt-keine-rolle-mehr [https://www.sonntagsblatt.de/artikel/medien/autonome-waffen-und-bewaffnete-drohnen-ethik-spielt-keine-rolle-mehr] Menschenrechtsorganisationen gegen autonome Waffensysteme Titel: Killer-Roboter stoppen! Warum wir autonome Waffensysteme verbieten müssen Medium: Amnesty International Österreich Link: amnesty.at/themen/autonome-waffensysteme/killer-roboter-stoppen-warum-wir-autonome-waffensysteme-verbieten-muessen [https://www.amnesty.at/themen/autonome-waffensysteme/killer-roboter-stoppen-warum-wir-autonome-waffensysteme-verbieten-muessen]

27. kesäk. 2025 - 17 min
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Irre Zeiten, irres Handeln: Völlig ungeniert offenbaren Medien ihre zynischen Schwärmereien – hier für B-2-Bomber und Piloten aus den USA

Das Objekt der Begierde bellizistischer deutscher Journalisten ist im Folgenden der Einsatz von Bomberpiloten der US-Luftwaffe, die nach Iran geflogen waren, um dort ihre vernichtende Last abzuwerfen. Der Ton dieser journalistischen Veröffentlichung gerät im Gegensatz zu kritischen Artikeln über die US-Politik zu einer einzigen Schwärmerei. Nach getanem Bomben-Job freuten sich deutsche Medien dann auch, dass die US-Boys froh wieder heimflogen. Besser, sie wären gar nicht aufgestiegen. Ein Zwischenruf von Frank Blenz. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Militarisierung der Gesellschaft – Begeisterung für Bomber, coole Piloten und außergewöhnliche Waffensysteme inklusive Wenn man heutzutage mit dem Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ um die Ecke kommt, kann es einem schon passieren, dass der Anblick vom Gegenüber mit einem Lächeln frei nach dem Motto quittiert wird: „Ach Gottchen, wie süß, aber einfach nur naiv“. Doch das ist auszuhalten – unerträglich ist für mich dagegen, dass die Begeisterung für die Militarisierung der Gesellschaft weiter andauert und sich überaus vielfältig ausdrückt. Krieger werden bejubelt, ihr feines Kriegsgerät bewundert, deren Einsatz im Krieg wird gutgeheißen. Ein für mich beschämender wie zeitgemäßer Artikel der Zeitung Merkur steht exemplarisch für den folgsamen, fanatischen Ton, der in irren, bedrohlichen Zeiten angesagt ist. Die Rede ist darin von der Bomberstaffel der USA, die den Iran angegriffen hat: > Bomber-Crews fliegen bequemer als die Kampfjet-Kameraden: Trumps Piloten teilen sich die Aufgaben und schlafen abwechselnd. Jet-Piloten müssen leiden. > > Washington D.C. – „Über 24 Stunden zu fliegen, manchmal sogar bis zu 30 Stunden, war eine Herausforderung“, zitierte Anfang Januar die Presseabteilung der 5. Luftwaffe der USA Oberstleutnant Vanessa Wilcox. „Es baut auf unserer Bereitschaft auf und trainiert uns, die Fähigkeiten zu entwickeln, die wir brauchen, um verschiedene Teile der Welt zu erreichen, insbesondere den Pazifikraum“, lobte die Kommandeurin von Donald Trumps Bomber Task Force (BTF) nach den Einsatzübungen des Jahres 2024. Aus diesen Übungen wurde jetzt Ernst durch den Krieg in Israel – mit den Bombenangriffen auf die iranischen Atomanlagen. Fast 40 Stunden sollen die Bomber-Besatzungen unterwegs gewesen sein. > > (Quelle: Merkur [https://www.merkur.de/politik/iran-mission-piloten-nutzen-mikrowelle-kuehlschrank-und-klo-zr-93798225.html]) Die Begeisterung für diesen völkerrechtswidrigen Einsatz, die Verbundenheit mit Bomberpiloten fiel mir neben dem Artikel des Merkur zuvor schon beim auflagenstarken Boulevardblatt der Springerpresse auf. Ein kleines Video wurde passend dazu noch ins Netz gestellt, der erleichterte Seufzer-Ton inklusive: Nach getaner Arbeit kommen die US-Boys nach Hause. [https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/250627_b2-01.jpg] USA-Iran nonstop und retour: B-2-Piloten kämpfen komfortabel Der Krieg muss echt angenehm sein, kam mir sarkastischerweise bei der Schlagzeile „USA-Iran nonstop und retour: B-2-Piloten kämpfen komfortabel“ in den Sinn – vor allem, wenn Soldaten modernste Militärtechnik zur Verfügung haben und ihr Risiko, den Angriff nicht zu überleben, sehr gering erscheint. Man stelle sich vor: Die US-Piloten fliegen in einem echt schönen, angenehmen Bomber, sie leben komfortabel, sie können sogar schlafen, und ein WC ist auch an Bord. Dann klinken sie, am Zielort angekommen, aus ihren Fliegern Bomben mit enormer Zerstörungskraft aus und fliegen danach wieder von dannen, als wäre das alles ein Computerspiel. Ganz so einfach sei das dann doch nicht, fand letztens aber der verständnisvolle Bundeskanzler, der meinte, der Einsatz der amerikanischen Freunde sei halt doch „Drecksarbeit“, die die (auch) für uns machten. Nebenbei, all die US-Piloten dürfen das sogar. Die Spezialsoldaten sind befugt, einmal um die ganze Welt und zurück zu fliegen und zu bomben, ohne zuvor jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen. Wenn ihr Boss – der US-Präsident – das anordnet, ist das voll in Ordnung. Das geschieht ja alles für? Für die Freiheit, die Demokratie, für die westlichen Werte und so weiter und so fort. Wenn bei einem dieser Langzeitflüge eine B-2 aufgetankt oder vielleicht zwischengelandet werden muss, ist das ebenfalls überhaupt kein Problem. Die USA hat schließlich auf dem ganzen Erdball genügend Militärstützpunkte. Was für ein Ungetüm – der Northrop B-2 Der Artikel im Merkur informierte den interessierten Leser gern auch darüber, dass dieses Flugzeug, B-2 genannt, ein einzigartiges, ja besonderes Kriegsgerät ist. > Die B-2 sei der einzige US-Bomber, der in der Lage sei, für einen Atombomben-Abwurf feindliches Gebiet zu durchdringen und unbeschadet zurückzukehren, behauptet Defense-News-Autor Jeff Bolton. Tatsächlich soll die B-2 das teuerste Kampfflugzeug der Welt sein. Es wird auch Tarnkappenbomber genannt, weil dieses Flugzeug vom Gegner schwerer zu erkennen sei als andere Kampfflugzeuge. Schließlich ist die B-2 als Atomwaffenträger konzipiert. Diesmal kam eine Flotte der B-2 Bomber mit konventionellen Bomben aus … Neben Bomben auch Kühlschränke und Mikrowellen an Bord Ich lese schließlich im Artikel davon, dass Bomberpiloten neben schwerster Munitionierung auch Kühlschränke an Bord haben und dass für einen solch langen Flug und einen Bombenabwurf, soll dieser sehr präzise sein, Schlaf wichtig sei. Ja, ausgeschlafen waren die Piloten dann auch … > Abgehoben sind sie letztendlich von der Whiteman Air Force Base im US-Bundesstaat Missouri im Mittleren Westen der USA – zwischen dem Startpunkt und der Aufbereitungs-Anlage Fordo liegen geschätzte 12.000 Kilometer Luftlinie. Mit an Bord waren neben den bunkerbrechenden GBU-57 Massive Ordnance Penetrator (MOP)-Bomben auch Kühlschränke sowie Mikrowellen für den Komfort für die Piloten, wie die Bild hervorhebt. Für so einen Hin- und Rückweg plus einem präzisen Bombenabwurf ist allerdings offenbar Schlaf eine der wichtigsten Ressourcen, legt Defense News nahe. > > (Quelle: Merkur [https://www.merkur.de/politik/usa-iran-nonstop-und-retour-piloten-kaempfen-komfortabel-zr-93798225.html]) Titel: Alex Izeman/shutterstock.com

27. kesäk. 2025 - 7 min
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