Evidenz-Update mit DEGAM-Präsident Martin Scherer
Podcast de Martin Scherer (DEGAM), Denis Nößler (Ärzte Zeitung)
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129 episodiosÜber die klinische Relevanz eines kardiovaskulären Risikomarkers Lipoprotein (a) ist ein – bekanntlich nicht ganz mehr so neuer – heißer Trend. Mitte der 1990er-Jahre erlebte Lp(a) das erste Hoch in der wissenschaftlichen Literatur, und jetzt steigt die Anzahl an Publikationen dazu wieder an. Kommt da ein neuer Biomarker für die Ermittlung des kardiovaskulären Risikoprofils auf die Versorgung zu? Oder vielleicht doch sogar ein neues therapeutisches Target? Aus konkretem Anlass haben wir auf die rezente Literatur dazu geschaut. Wir schauen auf die Assoziationen zwischen erhöhten Lp(a)-Spiegeln und kardiovaskulären Ereignissen. Und wir überlegen, wann eine Lp(a)-Bestimmung sinnvoll sein kann: Wirklich für jedermann und jederfrau einmal im Leben? Oder ist selbst das schon zu viel Gießkanne? Und was soll an einem Laborwert mehr oder weniger eigentlich falsch sein? (Dauer: 16:39 Minuten) Shownotes: 1. Uniklinikum Frankfurt. Neues Gesetz zur Herzgesundheit: Effektive Prävention statt Äpfel essen. presseportal.de. 2024. https://www.presseportal.de/pm/176092/5856538 [https://www.presseportal.de/pm/176092/5856538] (accessed 21 Oct 2024). 2. Amiri M, Raeisi-Dehkordi H, Verkaar AJCF, et al. Circulating lipoprotein (a) and all-cause and cause-specific mortality: a systematic review and dose-response meta-analysis. European Journal of Epidemiology 2023;38:485–99. doi:https://doi.org/10.1007/s10654-022-00956-4 [https://doi.org/10.1007/s10654-022-00956-4] 3. Emerging Risk Factors Collaboration, Erqou S, Kaptoge S, et al. Lipoprotein(a) Concentration and the Risk of Coronary Heart Disease, Stroke, and Nonvascular Mortality. JAMA 2009;302:412. doi:https://doi.org/10.1001/jama.2009.1063 [https://doi.org/10.1001/jama.2009.1063] 4. Emerging Risk Factors Collaboration, Di Angelantonio E, Danesh J. Lipid-Related Markers and Cardiovascular Disease Prediction. JAMA 2012;307:2499–506. doi:https://doi.org/10.1001/jama.2012.6571 [https://doi.org/10.1001/jama.2012.6571] 5. Gianos E, Duell PB, Toth PP, et al. Lipoprotein Apheresis: Utility, Outcomes, and Implementation in Clinical Practice: A Scientific Statement From the American Heart Association. Arteriosclerosis Thrombosis and Vascular Biology Published Online First: 7 October 2024. doi:https://doi.org/10.1161/atv.0000000000000177 [https://doi.org/10.1161/atv.0000000000000177]
Und ein Blick in die Zukunft Im internationalen Vergleich gibt es nur wenige Länder, die pro Kopf Einwohner so viele Ärztinnen und Ärzte haben, wie die Bundesrepublik. Dennoch erleben wir heute schon einen Arztzeitmangel, in Praxen und Klinikabteilungen täglich ganz konkret. Ob der demografisch bedingt zunehmenden Morbidität und erwartbaren ärztlichen Ruhestandswelle dürfte sich die Situation weiter verschlechtern. In der Politik – und nicht nur dort – werden mehr Studienplätze für die Humanmedizin als eine Antwort darauf genannt: konkret plus 5.000. Nur ist das die Lösung? Oder ist die hiesige Situation nicht auch Folge von Fehlverteilungen? Wir schauen in einige Analysen zu diesen Befunden und überlegen, was Lösungsansätze wären. Cliffhanger: Sie dürften neue Kontroversen nach sich ziehen. (Dauer: 25:40 Minuten) Anregungen? Kritik? Wünsche? Schreiben Sie uns: evidenzupdate@springer.com [evidenzupdate@springer.com] Shownotes 1. DEGAM-Kongresse kompakt. Ärzte Zeitung. 2024. https://www.aerztezeitung.de/Kongresse/DEGAM [https://www.aerztezeitung.de/Kongresse/DEGAM] (accessed 10 Oct 2024). 2. Nößler D. Ärztemangel? Wir haben mal nachgerechnet. Ärzte Zeitung. 2024. https://www.aerztezeitung.de/Politik/Aerztemangel-Wir-haben-mal-nachgerechnet-449423.html [https://www.aerztezeitung.de/Politik/Aerztemangel-Wir-haben-mal-nachgerechnet-449423.html] (accessed 10 Oct 2024). 3. Mitglied werden - DEGAM. 2021. www.degam.de [http://www.degam.de] (accessed 10 Oct 2024). 4. Lipovsek J, Schulz M, Hering R, et al. Bedarfsprojektion für Medizinstudienplätze in Deutschland – Aktualisierung 2024. Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Published Online First: 2024. doi:10.20364/FB3-24.01 5. Kocalevent RD, Böttcher V, Boczor S, et al. Reale Dauer der fachärztlichen Weiterbildung in Deutschland – Ergebnisse der KarMed-Studie zehn Jahre nach Approbation. Das Gesundheitswesen 2023;86:124–9. doi:10.1055/a-2107-4717 6. Zich K, van den Bussche H, Nolting H-D. Untersuchung zur Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin im internationalen Vergleich. IGES 2023. www.iges.com [http://www.iges.com] (accessed 10 Oct 2024). 7. Hausärztliche Weiterbildung – nicht die Länge macht‘s, oder doch? Ärzte Zeitung. 2024. https://www.aerztezeitung.de/Kongresse/Hausaerztliche-Weiterbildung-nicht-die-Laenge-machts-oder-doch-453147.html [https://www.aerztezeitung.de/Kongresse/Hausaerztliche-Weiterbildung-nicht-die-Laenge-machts-oder-doch-453147.html] (accessed 10 Oct 2024). 8. Fachkräfte im Gesundheitswesen: Nachhaltiger Einsatz einer knappen Ressource. Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und in der Pflege 2024. www.svr-gesundheit.de [http://www.svr-gesundheit.de] (accessed 10 Oct 2024). 9. Hering R, Schulz M, Czihal T. Zukünftige relative Beanspruchung von Vertragsärzten – Eine Projektion nach Fachgruppen bis 2035. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) Published Online First: 10 August 2023. doi:10.20364/VA-23.07
Live-Podcast mit Jürgen Windeler vom DEGAM-Kongress Gaga, Skandal, Murks, Trauerspiel, Schlag ins Gesicht, Drama des evidenzfreien Regierens: das sind Reaktionen der EbM-Szene auf die Pläne für eine Gesundes-Herz-Gesetz (GHG). Zeit für Antworten, die wir im ersten live vor Publikum aufgenommenen „EvidenzUpdate“-Podcast suchen: Am Freitag, 27. September, haben wir mit Jürgen Windeler, dem ehemaligen IQWiG-Chef, im Audimax der Uni Würzburg über die Metaphysik evidenzbasierter Politik gesprochen. Wir haben überlegt, warum die Methoden der EbM offensichtlich so wenig en vouge sind, von vielen nicht verstanden werden, und warum selbst in der Ärzteschaft EbM-Kritik oft missverstanden wird. In Gesetzen, auch dem GHG-Entwurf, wird zwar von evidenzbasierter Medizin gesprochen, aber letztlich das Gegenteil davon gemacht. Jürgen Windeler kritisierte, dass die Politik den „Sinn und Hintergrund von EbM“ weitgehend verloren habe. Auch die ärztliche Selbstverwaltung werde oft von partikularen Interessen dominiert, wodurch die Konsensbildung erschwert werde. Ein Vorschlag aus dem Gespräch zwischen Martin Scherer und Jürgen Windeler: Die EbM-Szene, Wissenschaftler sollten aktivistischer vorgehen und eine Lobby für EbM aufbauen. Laut Windeler wird EbM nicht automatisch verstanden oder akzeptiert. „Evidenzbasierte Medizin ist kein Selbstläufer“, warnte Martin Scherer, der betonte, dass sich die Ärzteschaft zusammenschließen müsse, um als Einheit die Verbreitung dieser Methodik voranzutreiben. Es müsse auch innerhalb der ärztlichen Gemeinschaft mehr Konsens geben, wie EbM angewendet wird. Oftmals dominierten die Interessen einzelner Fachgruppen, was zu einem Rückgang des Vertrauens in die EbM führe. Hier müsse man, so Windeler, „mit guten Argumenten, mit Respekt und mit Aktivismus“ dagegenhalten. Die Weiterverbreitung der EbM-Prinzipien, so das Podium, dürfe nicht allein durch wissenschaftliche Publikationen oder Leitlinien erfolgen. Es brauche eine breitere gesellschaftliche Diskussion, um die Menschen für evidenzbasierte Entscheidungen zu sensibilisieren. Abschließend formulierte Windeler die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens: „Machen und lauter werden.“
Am 27. September bei der DEGAM-Jahrestagung „Eine empirische Wissenschaft vermag niemanden zu lehren, was er soll, sondern nur was er kann und – unter Umständen – was er will.“ Das hat Max Weber in seinem Objektivitätsaufsatz geschrieben. Und 120 Jahre später beobachten wir aus der medizinischen Wissenschaft mit Blick auf die Politik, wie relevant diese Aussage noch immer ist: nicht nur am Beispiel des sogenannten Gesundes-Herz-Gesetz (GHG). Zeit für eine ganz besondere Episode vom EvidenzUpdate-Podcast. Martin Scherer, Jürgen Windeler und Denis Nößler wollen beim DEGAM-Kongress in Würzburg, am Freitag, 27. September, ab 13 Uhr über Wissenschaft und Politik sprechen. Wie kann wissenschaftliches Handeln, wissenschaftliche Methode und letztlich deren Ergebnisse mehr in der Politik durchdringen? Und welche Alternativen gibt es zum GHG? Cliffhanger: Es gibt (mindestens) eine, die in Würzburg vorgestellt werden wird. (Dauer: 11:10 Minuten) Shownotes Live-Aufzeichnung des EvidenzUpdate-Podcasts während der DEGAM-Jahrestagung an der Universität Würzburg am Freitag, den 27. September, von 13-14 Uhr, im Audimax (Raum 216). Mitmachen ist explizit erwünscht! Special Guest ist der ehemalige und langjährige IQWiG-Chef Professor Jürgen Windeler. Alle Details zum Kongress auf degam-kongress.de.
Wie man selektiv und falsch zitiert Lobbyismus sei etwas Gutes, sagt man. Weil Politiker gar nicht alles verstehen können, wozu sie Gesetze machen sollen. Nur was ist, wenn Abgeordnete dann 59 Fußnoten verstehen müssen? So ist es in einer jüngsten Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zum sogenannten „Gesundes-Herz-Gesetz“ geschehen. Die geneigte Leserschaft, auch im Parlament, reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Wer soll all das verstehen? Keine Sorge! Dafür gibt’s ja uns, liebe Parlamentarier. Wir helfen durchs Studiendickicht. Spoiler: Wir waren selbst erschrocken, wie mit selektiven Quellenangaben versucht werden kann, Behauptungen mit angeblicher Evidenz zu unterfüttern, die gar keine ist oder im krassesten Fall die Behauptung sogar widerlegt. Oder anders gesagt: Man muss nur lang genug bei Pubmed suchen, um vermeintliche Belege dafür zu finden, dass die Erde eine Scheibe ist. Oder noch einfacher: Man fügt einfach willkürlich Fußnoten an (Public Underst Sci 2023; 32(7): 835–844). (Dauer: 53:25 Minuten) Anregungen? Kritik? Wünsche? Schreiben Sie uns: evidenzupdate@springer.com [evidenzupdate@springer.com] Quellen: auf www.aerztezeitung.de [http://www.aerztezeitung.de]
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