
Evidenz-Update mit DEGAM-Präsident Martin Scherer
Podcast de Martin Scherer, Denis Nößler
Erst war dieser Podcast ein Corona-Update. Von Ende März bis Ende Juni 2020 hatten wir über die Sicht der Allgemeinmedizin auf die Coronavirus-Pandemie gesprochen. Wir, das sind Professor Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, und Denis Nößler. Doch SARS-CoV-2 ist einer von vielen Infektionserregern, COVID-19 nur eine von tausenden Krankheiten. Wir alle waren im "Corona-Tunnel". Und da wollten wir rauskommen, also haben wir aus dem Corona-Update ein Evidenz-Update gemacht. Künftig wollen wir hier regelmäßig einmal in der Woche über sogenannte "Wahrheiten" in der Medizin sprechen. Wir schauen auf die medizinische Wissenschaft, auf Studienergebnisse und Expertenaussagen. Wir ordnen ein, was wir eigentlich wissen können und was nicht. Und wo es schlicht Grenzen gibt – auch für Ärztinnen und Ärzte.
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Teil 2 zur Kritik an der NVL KHK Im zweiten Teil der Doppelfolge zur Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Chronische KHK werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Leitlinienarbeit – und in die Konflikte. Nachdem wir in Teil 1 die kardiologische Kritik an der NVL Version 7 besprochen haben, geht es in Episode 138 um die Grundsatzfragen: Wie entstehen Leitlinien? Wer hat das Sagen? Was passiert, wenn Fachgesellschaften sich zurückziehen – und ist das eigentlich noch kollegial oder schon destruktiv? Was auf den ersten Blick wie eine methodische Auseinandersetzung wirkt, ist oft ein Ringen um Deutungshoheit, Gewichtung von Evidenz und darüber, Standards zu setzen. Die Kritik der Kardiolog:innen ist für Scherer vielfach nachvollziehbar – aber eben nicht abschließend. Viele der zitierten Studien seien durchaus bekannt gewesen und bereits im NVL-Prozess diskutiert worden. Der Unterschied liege im Umgang mit der Evidenz: Welche Studien ziehe ich heran, wie gewichte ich sie – und vor allem: für welches Setting gelten sie überhaupt? An dieser Stelle wird es grundsätzlich – und auch ein wenig philosophisch. „Ist das nicht manchmal auch einfach Liebhaberei?“ – die Liebe zum eigenen Score, zur vertrauten Methode? Scherer: „Jeder bringt seine immateriellen Interessenskonflikte mit.“ Es sei menschlich, an Bewährtem festzuhalten. Doch genau deshalb brauche es klare Strukturen, konsentierte Fragestellungen (PICO!) und methodische Disziplin in der Leitlinienarbeit. Nur so ließen sich persönliche Vorlieben zurückstellen und gemeinsam getragene Empfehlungen erarbeiten. „Es geht nicht darum, wer den Methodensport gewinnt“, sagt Scherer, „sondern darum, die richtigen Patient:innen zur richtigen Zeit mit der richtigen Diagnostik zu versorgen.“ Deutlich kritischer fällt sein Blick auf das Vorgehen der kardiologischen Fachgesellschaften aus. Dass sie sich nachträglich öffentlich aus dem NVL-Prozess zurückziehen und ihre Kritik in einem Fachjournal platzieren, sei ein „historischer Vorgang“ – leider im negativen Sinne. Leitlinienarbeit sei kein Wunschkonzert, sondern ein strukturierter Prozess mit klaren Spielregeln. Wer Teil davon sei, trage auch Verantwortung für das Ergebnis – nicht erst nachher, sondern währenddessen. „Rückzugsrhetorik“, so Scherer, untergrabe diese Verantwortung. Es brauche nicht weniger, sondern mehr Gespräch, mehr Diskurs – auch mit Dissens, aber im richtigen Rahmen. Was also tun, wenn das Gespräch stockt? Die Podcast-Episode ist „eine Art hörbarer Leserbrief an die Kardiologie“. Auch wenn das Gespräch momentan stockt, plädiert Scherer dafür, die Kommunikationsfäden wieder aufzunehmen. Dass es gelingen kann, zeigt das Beispiel der Diabetes-Leitlinien, in denen Dissens offen benannt und dennoch gemeinsam bearbeitet wurde. „Wir müssen nicht Best Friends werden“, sagt Scherer, „aber wir müssen miteinander reden – und nicht übereinander.“ Der Blick nach vorn: Die Auseinandersetzung rund um die NVL KHK zeigt nicht nur, wie konfliktanfällig der Prozess sein kann – sondern auch, dass Leitlinien agiler und aktueller werden müssen. Der Weg dahin: Living Guidelines, also Leitlinien, die kontinuierlich aktualisiert werden, ohne jedes Mal zur Mammutaufgabe zu werden. Doch auch das, so Scherer, brauche klare Strukturen und Ressourcen – sonst drohe der „Flickenteppich“. Und es geht nicht um gegenseitiges Bashing, sondern um einen ehrlichen, konstruktiven Blick auf das, was in der Leitlinienarbeit gut läuft – und was besser werden muss. Mit Selbstreflexion, methodischer Klarheit und einem ungebrochenen Wunsch, die Versorgungsqualität zu verbessern. Oder wie Martin Scherer es formuliert: „Das NVL-Projekt ist kein Projekt einzelner Personen. Es ist ein demokratischer Akt der Selbstverpflichtung zur besseren Medizin.“

Was steckt hinter der Kritik? Immer noch NVL und schon wieder Kritik: Im März sind drei wichtige Fachgesellschaften aus dem Herausgeberkreis der Nationalen VersorgungsLeitlinie Chronische KHK zurückgetreten. Ende März haben die drei – Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (DGPR) – acht Kritikpunkte an der S3-Leitlinie publiziert. Die aktuelle Version 7 der Leitlinie war erst im August 2024 veröffentlicht worden, an dem Update haben die drei Fachgesellschaften mitgearbeitet. Den Rückzug aus der NVL bezeichnet die DGK selbst als „bisher beispiellosen Vorgang“. Die Kritiker sehen durch die NVL „potenziell die Patientensicherheit gefährdet“. Vor allem stoßen sich die drei medizinischen Fachgesellschaften daran, dass aus ihrer Sicht „aktuelle wissenschaftliche Evidenz bei mehreren entscheidenden Aspekten nicht berücksichtigt“ wurde. Wir schauen uns die Kritik in dieser Episode vom EvidenzUpdate genauer an. Im ersten, hier publizierten Teil besprechen wir die Quellen und Argumente der Kritiker. In einem zweiten Teil des Gespräch, der in den kommenden Tagen veröffentlicht wird, denken wir über die „Metaphysik der Leitliniengenese“ nach und über einen inklusiven wissenschaftlichen Diskurs. Spoiler für diese Episode: Der Rückzug der Fachgesellschaften aus der NVL markiert keinen Bruch, sondern eine Chance: für wissenschaftlichen Diskurs, methodische Klärung und kollegialen Austausch. Die Kritik der DGK benennt wichtige Punkte – etwa zur Berücksichtigung moderner PCI-Techniken, zur Rolle der Zielwertstrategie oder zur Symptomatik bei Frauen. Die NVL wiederum bietet differenzierte, evidenzbasierte und bewusst offene Empfehlungen, die die Versorgungsrealität im hausärztlichen Alltag abbilden. Ein Zwischenfazit: Unterschiedliche Perspektiven sind kein Hindernis, sondern Grundlage guter Medizin – wenn man sie transparent macht und miteinander ins Gespräch bringt. Scherer: „Wir brauchen keine Dogmen – sondern methodische Transparenz, die auch unterschiedliche Blickwinkel sichtbar macht.“ Kapitel: * 00:05:46 – Die acht Kritikpunkte * 00:07:44 – Bypass-Op oder PCI? * 00:20:30 – Übergriffige Entscheidungshilfen? * 00:26:04 – Therapieziel Prognoseverbesserung * 00:38:09 – Statin-Indikation bei 75-Jährigen * 00:45:55 – Ezetimib und Bempedoinsäure * 00:56:00 – Treat-to-Target vs. Fire-and-Forget * 01:14:36 – Dyspnoe als Angina-Äquivalent * 01:22:00 – Marburger Herz-Score vs. RF-CL-Modelle Zusammenfassung und Literatur findet ihr künftig auf www.evidenzupdate.de [http://www.evidenzupdate.de]

Über All-you-can-eat-Politik In dieser Episode vom EvidenzUpdate-Podcast nehmen wir die gesundheitspolitischen Pläne der mutmaßlich künftigen Koalition von CDU/CSU und SPD unter die Lupe – oder besser gesagt: das bunte Sammelsurium aus Ideen und Maßnahmen, die bislang ohne kohärentes Gesamtkonzept daherkommen. Was ist gut? Was ist wohlmeinend, aber unausgegoren? Und was eher Stoff für eine Soundmaschine? 🎛️ 🩺 Vorbeugemedizin – oder: Gießkanne mit Bias „Es ist kein Gesamtkonzept vorhanden, es ist ein Sammelsurium aus Einzelaspekten.“ – Martin Scherer Die Koalition will Prävention stärken, etwa durch ausgeweitete U-Untersuchungen und Einladungswesen – doch Scherer mahnt: Ohne Evidenz wird‘s zum Healthy-Volunteer-Bias. Und Pubmed als Recherche-Instrument? Hat zwar nichts mit der NoKo-GroKo zu tun, wackelt womöglich aber auch bald. 🧪 🧠 Psychische Gesundheit & Einsamkeit. Einsamkeit hat krankmachendes Potenzial – erste Studien zeigen positive Effekte durch Besuchsdienste oder kreative Gruppenangebote. Aber: „Es gibt erste Lichtblicke, aber noch keinen belastbaren Standard.“ 🧑⚕️ Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD): Lichtblick mit Professuren. Der ÖGD wird akademisiert und bleibt wichtig – da sind sich alle einig. Immerhin. 📊 Daten, Daten, Daten! Scherer fordert besseren Zugang zu Routinedaten: „Es gibt sehr fähige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die noch viel mehr machen könnten, wenn der Zugang besser wäre.“ 🧒 Kinder- und Jugendgesundheit: Gute Idee, wacklige Basis. Ein Pakt für Kindergesundheit soll kommen. Klingt gut – wäre da nicht das Bildungssystem, das oft schon an den Basics scheitert. „Es mutet ein bisschen so an, als ob jemand zerrissene Klamotten anhat und sich dann eine schöne Mütze aufsetzt.“ 🍭 Sucht & Zucker – Aufklärung reicht nicht. Medien-, Nikotin- und Alkoholsucht sollen angegangen werden. Aber Zuckersteuer? Fehlanzeige. „Entweder scheitert die Verhältnisprävention an der Feigheit der Politik oder an ihrer Ignoranz.“ 🫀 Organspende: Spanien kann‘s besser. Opt-out funktioniert – Spanien zeigt‘s, nur gehören zum Erfolg dort noch viele andere Dinge dazu. Deutschland diskutiert erst einmal weiter. „Wir sind gut darin, die Dinge kompliziert zu machen.“ 🚑 Primärärztliche Steuerung: Endlich? Ein verbindliches Hausarztsystem soll kommen – zumindest als Ziel. Doch mit Ausnahmen und Parallelregelungen (z. B. Termingarantie mit Krankenhauslösung) droht das nächste Chaos. „Wir wollen doch eigentlich Ordnung bringen ins System.“ 📉 Fazit von Scherer: „Das, was wir an Unterversorgung haben, ist die Kehrseite der Überversorgung an falscher Stelle.“ 🧩 Alles in allem: Viele kleine Ideen – aber kein großes Bild. Oder wie Scherer es nennt: ein „Patchwork-Themengebilde“. Für eine echte Reform braucht es mehr Mut, mehr Struktur und vor allem ein Zielbild. 🧭 Anregungen? Kritik? Wünsche? Schreiben Sie uns: evidenzupdate@springer.com Shownotes 1. Koalitionspläne: So wollen Union und SPD das Gesundheitswesen reformieren. ÄrzteZeitung. 2025. https://www.aerztezeitung.de/Politik/Koalitionsplaene-So-wollen-Union-und-SPD-das-Gesundheitswesen-umkrempeln-457469.html [https://www.aerztezeitung.de/Politik/Koalitionsplaene-So-wollen-Union-und-SPD-das-Gesundheitswesen-umkrempeln-457469.html] (accessed 8 Apr 2025). 2. Mallapaty S. ‚Omg, did PubMed go dark?‘ Blackout stokes fears about database’s future. Naturecom Published Online First: 4 March 2025. doi:https://doi.org/10.1038/d41586-025-00674-3 [https://doi.org/10.1038/d41586-025-00674-3] 3. Butz S, Hügel MG, Kahrass H, et al. Soziale Isolation und Einsamkeit im Alter. Welche Maßnahmen können einer sozialen Isolation vorbeugen oder entgegenwirken? Health Technology Assessment im Auftrag des IQWiG. 2022. https://www.iqwig.de/download/ht20-03_massnahmen-gegen-soziale-isolation-und-einsamkeit-im-alter_hta-bericht_v1-0.pdf [https://www.iqwig.de/download/ht20-03_massnahmen-gegen-soziale-isolation-und-einsamkeit-im-alter_hta-bericht_v1-0.pdf] (accessed 8 Apr 2025). 4. Scherer M, Nößler D. „EvidenzUpdate“-Podcast: Was haben Leitlinien eigentlich mit Armut und Gerechtigkeit zu tun? ÄrzteZeitung. 2022. https://www.aerztezeitung.de/Podcasts/Was-haben-Leitlinien-eigentlich-mit-Armut-und-Gerechtigkeit-zu-tun-432919.html [https://www.aerztezeitung.de/Podcasts/Was-haben-Leitlinien-eigentlich-mit-Armut-und-Gerechtigkeit-zu-tun-432919.html] (accessed 8 Apr 2025). 5. Social Prescribing EU: Charité – Universitätsmedizin Berlin. Institut für Allgemeinmedizin - Charité – Universitätsmedizin Berlin. 2025. https://allgemeinmedizin.charite.de/forschung/arbeitsgruppen/arbeitsgruppe_stadtmedizin/social_prescribing_eu [https://allgemeinmedizin.charite.de/forschung/arbeitsgruppen/arbeitsgruppe_stadtmedizin/social_prescribing_eu] (accessed 8 Apr 2025). 6. Positionspapier der DEGAM: Lessons learned aus der Pandemie. 2023. https://www.degam.de/files/inhalt/pdf/positionspapiere_stellungnahmen/positionspapier_neues_verzeichnis/2023_pp_pandemie_lessons_learned.pdf [https://www.degam.de/files/inhalt/pdf/positionspapiere_stellungnahmen/positionspapier_neues_verzeichnis/2023_pp_pandemie_lessons_learned.pdf] (accessed 8 Apr 2025). 7. NDR Story: Brennpunkt Schule: Tagebuch einer Lehrerin. ARD Mediathek. 2025. https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM1OTUxMl9nYW56ZVNlbmR1bmc [https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM1OTUxMl9nYW56ZVNlbmR1bmc] (accessed 8 Apr 2025). 8. Kolbe J, Simonsen S, Ways M, et al. BILD-Herzgipfel: Vorsorge kann viele Herzkrankheiten verhindern | Leben & Wissen. BILD. 2025. https://www.bild.de/leben-wissen/events/bild-herzgipfel-vorsorge-kann-viele-herzkrankheiten-verhindern-678a29886f10d97bb391c534 [https://www.bild.de/leben-wissen/events/bild-herzgipfel-vorsorge-kann-viele-herzkrankheiten-verhindern-678a29886f10d97bb391c534] (accessed 8 Apr 2025).

... und Koronarkalk 🎙️ „Verlängere ich mein Leben, wenn ich mich ins CT lege?“ – Diese Frage bringt Martin Scherer im neuen EvidenzUpdate-Podcast mitten ins Herz der Kritik an der aktuellen CAUGHT-CAD-Studie aus Australien. Und so viel vorweg: Die Antwort ist ein klares Jein mit Tendenz zu Nein. 🏥 Die Studie untersuchte, ob ein CAC-Score (Koronararterien-Kalzium-Score) bei Menschen mit familiärer Vorbelastung und intermediärem Risiko nützlich ist – mit dem Ziel, Plaque-Progression zu verhindern. Die Methode: CT und Statine für die einen, „Usual Care“ für die anderen. 🧪 Das Ergebnis? Statine wirken. Und das wussten wir bereits. „Surrogatparameter sind irreführend“, bringt es Scherer auf den Punkt. Denn: „Die Studie zeigt nicht, ob man durch das CT länger lebt.“ 📉 Was fehlte? Harte Endpunkte wie Herzinfarkt oder Todesfälle. Und weil die Interventionsgruppe großzügig Statine bekam, war es am Ende eher eine Lipidstudie statt eine Untersuchung zum Nutzen des CT an sich. 💬 Scherer resümiert trocken: „Was man weiß: dass Lipide helfen und dass Surrogatparameter nicht helfen.“ 📦 Fazit der beiden: * CT ja, aber nur gezielt, z. B. bei unklaren Symptomen im Marburger Herz-Score-Graubereich. * Kein Screening-Werkzeug für die breite Masse. * Und von der CAUGHT-CAD-Studie bleibt vor allem hängen: „Finger weg vom CT als Screening-Tool.“ 👎 Scherers Urteil? „Die Studie kriegt ein Minus von mir.“ Aber Nößler dreht’s positiv: „Dann hat sie ja auch was Gutes – sie zeigt, was man lieber nicht machen sollte.“ Anregungen? Kritik? Wünsche? Schreiben Sie uns: evidenzupdate@springer.com Shownotes 1. Nerlekar N, Vasanthakumar SA, Whitmore K, et al. Effects of Combining Coronary Calcium Score With Treatment on Plaque Progression in Familial Coronary Artery Disease. JAMA. 5 March 2025. doi: https://doi.org/10.1001/jama.2025.0584 [https://doi.org/10.1001/jama.2025.0584] 2. Nasir K, Blankstein R. Transforming the Cardiovascular Disease Prevention Paradigm. JAMA. 5 March 2025. doi: https://doi.org/10.1001/jama.2025.2323 [https://doi.org/10.1001/jama.2025.2323] 3. Blaha MJ. Filling the Evidence Gaps Toward a Coronary Artery Calcium-Guided Primary Prevention Strategy. JAMA Cardiology. 5 March 2025. doi: https://doi.org/10.1001/jamacardio.2025.0410 [https://doi.org/10.1001/jamacardio.2025.0410] 4. Mandrola J. Coronary Artery Calcium Trial Fails to Impress. Sensible Medicine. 2025. https://www.sensible-med.com/p/coronary-artery-calcium-trial-fails [https://www.sensible-med.com/p/coronary-artery-calcium-trial-fails] (accessed 25 Mar 2025). 5. Scherer M, Nößler D. EvidenzUpdate-Podcast: NVL-„Jubel“, SCOT-HEART-Kritik – und die Soundmaschine. Ärzte Zeitung. 2025. https://www.aerztezeitung.de/Podcasts/NVL-Jubel-SCOT-HEART-Kritik-und-die-Soundmaschine-456276.html [https://www.aerztezeitung.de/Podcasts/NVL-Jubel-SCOT-HEART-Kritik-und-die-Soundmaschine-456276.html] (accessed 25 Mar 2025).

Und von Benzos, Antibiose und fT3/fT4 Salz aufs Ei oder lieber Kräutertee? In dieser Episode des „EvidenzUpdate“-Podcasts nehmen wir uns die salzige Wahrheit hinter natriumarmer Ernährung vor – und wie realistisch eine solche Ernährungsumstellung ist. Martin Scherer muss seinem Co-Host erst einaml die Physiologie erklären. Dann bringt er eine Metanalyse mit, die für Bluthochdruck solide Evidenz liefert, dass eine Reduktion der Salzzufuhr – auf unter 2,3 Gramm täglich – den Blutdruck um bis zu 7 mmHg senken kann. Doch hier beginnt das Problem: Wie misst man das überhaupt? Und wie lässt sich eine solche Reduktion im Alltag umsetzen? Die versteckten Salzmengen in Brot, Käse und Fertiggerichten machen eine gezielte Einschränkung fast unmöglich. Eine vollständige Ernährungsumstellung wäre nötig – inklusive Haferflocken, ungesalzenen Reiswaffeln und gedünstetem Gemüse. Genuss sieht anders aus. Und selbst wenn man sich tapfer daran hält, zeigt die Metaanalyse: Die Blutdrucksenkung ist messbar, aber die Effekte sind vergleichsweise klein. Fazit: Salzrestriktion ist theoretisch sinnvoll, praktisch aber schwer umsetzbar. Der eigentliche Hebel liegt in einer grundsätzlichen Ernährungsumstellung, die insgesamt gesünder ist – aber das bleibt für viele eine Herkulesaufgabe. Nach „dem Frühstück“ geht es in dieser Episode dann an die Überversorgung. Eine neue Studie zur „Low-Value Care“ in Deutschland zeigt, dass jährlich bis zu 10 % der medizinischen Maßnahmen als überflüssig gelten können – von unnötigen Antibiotikaverschreibungen bei Atemwegsinfekten über überflüssige Schilddrüsenhormon-Tests bis hin zu problematischen Benzodiazepinverordnungen für ältere Menschen. Diese „Low-Value Care“ verschwendete in der besprochenen Arbeit nicht nur zwischen 10 und 15 Millionen Euro jährlich, sondern blockiert auch ärztliche Ressourcen, die anderswo dringend gebraucht würden. Aber ist das wirklich alles schlechte Medizin? Oder sind es manchmal auch Patientenwünsche? Eine Denkblase aus der Choosing-Wisely-Kampagne bringt es auf den Punkt: „Ich brauche eine Diagnose!“, „Mein Freund hat das auch bekommen!“, „Meine Frau sagt, ich soll nicht ohne Rezept nach Hause kommen!“ – all das beeinflusst ärztliche Entscheidungen. Die Lösung? Mehr Patientenedukation, finanzielle Anreize für evidenzbasierte Medizin und weniger Vergütung für nachweislich sinnlose Maßnahmen. Doch Scherer mahnt: Bürokratie darf hier nicht noch mehr Überhand nehmen. Zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Wie beeinflusst die geplante Gesundheitsreform die Primärversorgung? Darüber könnte es in einer der nächsten Episoden gehen – vorausgesetzt, die Politik kommt in die Gänge. Bis dahin bleibt als Fazit: Weniger Salz aufs Ei und mehr Evidenz in der Medizin, und immer mit Augenmaß. Quellen: 1. Huang L, Trieu K, Yoshimura S, et al. Effect of Dose and Duration of Reduction in Dietary Sodium on Blood Pressure levels: Systematic Review and meta-analysis of Randomised Trials. BMJ 2020;368:m315. doi: https://doi.org/10.1136/bmj.m315 [https://doi.org/10.1136/bmj.m315] 2. Hildebrandt M, Pioch C, Dammertz L, et al. Quantifying Low-Value Care in Germany: An Observational Study Using Statutory Health Insurance Data From 2018 to 2021. Value in Health Published Online First: November 2024. doi: https://doi.org/10.1016/j.jval.2024.10.3852 [https://doi.org/10.1016/j.jval.2024.10.3852] 3. Clarkson M. What is Choosing Wisely? Health Quality Council. 2020. https://www.saskhealthquality.ca/blog/what-is-choosing-wisely/#win [https://www.saskhealthquality.ca/blog/what-is-choosing-wisely/#win] (accessed 11 Mar 2025).
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