
SWR2 Kultur Aktuell
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Welche Bücher sind neu, was läuft im Kino, wie sieht die Festivalsaison aus und worüber diskutieren Kulturwelt und Kulturpolitik? Im Podcast SWR Kultur Aktuell widmen wir uns täglich den Nachrichten, mit Hintergründen, Gesprächen, Kritiken und Tipps. Damit Sie nichts Wichtiges mehr verpassen! Zur Sendung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-kultur-aktuell/12779998/
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Das israelisches Autorenduo Yael Ronen und Itai Reicher haben eine schwarze Komödie über die Themen Klimakatastrophe und Artensterben geschrieben. Die Inszenierung wird von Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main gespielt. Regie führt Mark Reisig, der bereits am Mainzer Staatstheater das Stück „Philoktet“ inszeniert hat.

Am 16. Mai feiert „Victory im Sonnengruß“ am Pfalztheater Kaiserslautern Premiere – das erste Theaterstück von Deborah von Wartburg. Die Handlung: Im Jahr 2064 entscheidet eine Künstliche Intelligenz über Politik und Gesellschaft. „Die Menschen haben Mist gebaut – also übernehmen jetzt Algorithmen die Macht“, sagt die Journalistin und Autorin. Das Stück fragt: Was bleibt vom Menschen, wenn alles um ihn herum berechnet ist? WERBUNG FÜR DIE DEMOKRATIE Victory, so heißt nicht nur das Stück, sondern auch eine fiktive Werbefigur, die im Auftrag einer Agentur das politische Comeback des Menschen orchestrieren soll. Von Wartburg beschreibt sie als „Propaganda-Werkzeug“ – ein Versuch, die Demokratie emotional zu retten. Indirekt stellt sie damit die Frage: Muss politische Selbstermächtigung heute über Image und Storytelling laufen? GRUNDEINKOMMEN UND GEFÜHLE Trotz aller Düsternis gibt es Lichtblicke: ein garantiertes Grundeinkommen, eine Liebesgeschichte, Humor. „Ganz viele Probleme sind in dieser Zukunft gelöst“, sagt von Wartburg. Und doch bleibt die Gesellschaft leer, entmenschlicht. Die Autorin, selbst Journalistin, schrieb das Stück als Masterarbeit. Heute Abend hebt sich der Vorhang zur Uraufführung.

GRÖSSTE EINZELAUSSTELLUNG AUSSERHALB DER USA Richard Pousette-Dart gehörte zu den Pionieren des „Abstrakten Expressionismus“, der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA entstand. Sein Werk ist vor allem durch seine tiefe Spiritualität geprägt. Das Museum Frieder Burda widmet dem 1992 verstorbenen Künstler die bislang größte Einzelausstellung in Europa. Gleich am Eingang zur Ausstellung strahlt einem ein Gemälde entgegen, als hätte es einen Kern aus Licht: Ein weißer, hell leuchtender Kreis, um den tausende blaue, weiße und schwarze Punkte flirren. Es ist, als ob man in dieses kreisrunde Bild eingesogen würde. Der passende Titel: „Verloren am Anfang der Unendlichkeit“. Die Ausstellung beginnt mit diesem späten Werk von Richard Pousette-Dart, entstanden 1991, ein Jahr vor seinem Tod. POUSETTE-DART BEGEISTERTE SICH FÜR ALTE KIRCHENFENSTER Doch im Erdgeschoss des Museums lernen wir erst einmal seine frühen Werke aus den 40er-Jahren kennen: Gemälde auf meist schwarzem Untergrund. Mit ungestümem Gestus werden da mit weißen Pinselstrichen grobe Linien gezogen, aber auch mal Umrisse von Tieren und menschlichen Körperteilen angedeutet und wild ineinandergeschoben. Daneben gibt es strenger komponierte Bilder: geometrische Elemente wie Kreise und Dreiecke in leuchtenden Farben, in schwarze Raster gesetzt. Einer der Titel: „Fenster, Kathedrale“ verrät, worauf sich diese Bildkompositionen beziehen: auf die Begeisterung des Künstlers für alte Kirchenfenster. STILISIERTE FRAUENKÖRPER, FISCHE UND VÖGEL LIEGEN WIE SCHMUCKSTÜCKE IN DER VITRINE Einige Messing-Objekte sind auch in der Ausstellung zu sehen: archaische Formen, Sonnen, stilisierte Frauenkörper, Fische und Vögel. Wie Schmuckstücke liegen sie in der Vitrine – aber sie tauchen als schwarze Umrisse auch immer wieder in den Gemälden des multimedial arbeitenden Künstlers auf. Im Zwischengeschoss dann plötzlich: lauter Bilder in Schwarz-Weiß. Pousette-Dart hat die Ölfarbe direkt aus der Tube auf die Leinwand gedrückt. Der Farbauftrag ist so pastos, dass die Gemälde aus der Entfernung wie flauschige Wandteppiche wirken. MALEN WAR FÜR POUSETTE-DART EINE SPIRITUELLE REISE Im Obergeschoss trifft man auf das Alterswerk des Künstlers mit großformatigen Bildern, die aussehen, als würde man durch ein Teleskop in den Sternenhimmel schauen. Tausende bunte Lichtpunkte bilden unendliche Farbräume. Das hat durchaus etwas Psychedelisches, sagt Charles Duncan, Leiter der Stiftung, die sich um das Vermächtnis des Künstlers kümmert: „Kunst zu schaffen war für ihn ein geheimnisvolles, wunderbares Unterfangen, bei dem man tief aus sich selbst schöpfen sollte, auf niemand anderen hören oder irgendwelche Regeln befolgen sollte. Der Kunstmarkt war ihm nie wichtig. Malen war ein Abenteuer, eine spirituelle Reise für ihn.“ POUSETTE-DART HATTE NIE DEN INTERNATIONALEN ERFOLG WIE POLLOCK, ROTHKO UND DE KOONING Seine unkonventionelle Eigenständigkeit und große Freiheitsliebe, sein Drang, seine Arbeitsweise ständig zu verändern und weiterzuentwickeln, waren sicher auch Gründe dafür, dass Richard Pousette-Dart nie den großen, internationalen Erfolg wie seine Kollegen der sogenannten „New Yorker Schule“ hatte, also wie Pollock, Rothko und de Kooning. In den USA fanden die Arbeiten von Pousette-Dart ihren Weg in die großen Museen und Sammlungen, aber in Europa ist er weitgehend unbekannt. Es ist das Verdienst des Museums Frieder Burda, dass man nun seine Kunst in ihrer großen Bandbreite auch außerhalb der USA erleben kann.

Wer sich im Kino gerne überraschen lässt, hat es oft schwer: In der sogenannten Sneak Peak laufen nicht immer die geistreichsten Filme und die üblichen Kinotrailer verraten meist schon die gesamte Filmhandlung. Ganz anders geht es derzeit SWR-Filmexperten Rüdiger Suchsland, der bei den Filmfestspielen in Cannes eine positive Überraschung nach der anderen erlebt, wie er im Gespräch mit SWR Kultur verrät.

DURCH HUNGERSTREIK ZUM MÄRTYRER DER RAF Der RAF-Terrorist Holger Meins sollte den Weg nach Stuttgart Stammheim nicht mehr antreten, er starb an den Folgen eines Hungerstreiks in der Haftanstalt Wittlich in der Eifel und wurde so für die RAF zum Märtyrer. Den Tod hätten wohl auch die vier anderen RAF-Mitglieder in Kauf genommen. Mit Hungerstreiks versuchen sie auch in Stammheim, Ziele zu erreichen. Aber der Vollzugsbeamte Horst Bubeck wacht darüber, dass es nicht dazu kommt. JVA-WG STATT FOLTER UND ISOLATIONSHAFT Bubeks Perspektive nimmt der Film immmer wieder ein. So erscheint die lang aufrecht erhaltene Legende von Folter und Isolationshaft in anderem Licht: da wirkt der Trakt sieben in Stammheim, den die vier Terroristen für sich exklusiv haben, fast wie eine JVA-WG. Zugestanden wurden ihnen stundenlange gemeinsame Treffen im Flur, Bücher, Arbeitsmaterial, Zigaretten, Schallplatten. Teilweise mögen sie sich selbst im Gefängnis wie ein vorrevolutionärer Thinktank gefühlt haben. Aber das konzentrierte Dokudrama von Niki Stein lässt keinen Raum zur Glorifizierung. Er zeigt auch die toxische und teilweise anachronistische Gruppendynamik der ersten RAF-Generation: um den machohaften Andreas Baader kreisen die Frauen wie die Motten. NIKI STEIN ZEIGT DIE TOXISCHE GRUPPENDYNAMIK DER ERSTEN RAF GENERATION Dabei zeigen sich Baader und vor allem die gnadenlose Gudrun Ensslin als die eigentlichen Köpfe, die die frühere Journalistin aus bürgerlichem Haus Ulrike Meinhof immer wieder frontal und persönlich angreifen. Und mit welcher Vehemenz das vor allem Lilith Stangenberg und Tatiana Nekrasov verkörpern, ist große Klasse. Filmische Umsetzungen der RAF-Geschichte gibt es reichlich, von Reinhard Hauff über Heinrich Breloer bis Uli Edel. Auch Niki Steins Dokudrama basiert auf den Recherchen von Stefan Aust, auf Protokollen, Erinnerungen und vor allem auf vor einigen Jahren gefundenen Prozessmitschnitten. Was den Film besonders macht, ist der kammerspielartige Charakter, der die Gefängnisperspektive konsequent beibehält. HYSTERIE IM SOGENANNTEN DEUTSCHEN HERBST Auch bei den Szenen im Gerichtssaal die Bunkermentalität der Terrorgruppe deutlich macht, die die Welt in schwarz und weiß, „Menschen und Schweine“ einteilt. Linksintellektueller Duktus und vulgäre Sprache prallen aufeinander. Von der popkulturellen Faszination für eine Gangsterbande als radikal aufsässige Geistes-Boheme bleibt jedenfalls wenig übrig. „Stammheim - Zeit des Terrors“ vermittelt durch die collageartig eingebauten Originalaufnahmen ein ganz gutes Bild der gesellschaftlichen Atmosphäre, auch der Hysterie im sogenannten Deutschen Herbst. Mit heimlichen Abhöraktionen von Angeklagten und Verteidigern brach auch der Staat das Recht. t Dass auch die Zellen in der Nacht des kollektiven Selbstmords abgehört wurden, legt der Film nahe. Aber ein bisschen Mythos wird Stammheim wohl immer behalten. „STAMMHEIM-ZEIT DES TERRORS“ DOKUDRAMA VON NIKI STEIN
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