
SWR Kultur lesenswert - Literatur
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Zugegeben: Es ist ein ungewöhnlicher Ansatz, vom deutschen Herbst 1989 von Paris aus zu erzählen, und eben nicht aus der DDR. Aber Patricia Holland Moritz hat aus der Begegnung einer gelernten DDR-Bürgerin mit der Stadt des Lichts einen Roman mit mehreren Ebenen geschaffen: eine Geschichte vom Einwandern, eine kleine Liebesgeschichte – einen scharfen Blick auf den Umbruch in der DDR und zugleich eine feinfühlige Skizze der Metropole. > Die Stadt war ein Kinosaal, in dem ein Film in Endlosschleife lief und ich kommen und gehen konnte, wann ich wollte. In Paris redete jede Straßenecke zu dem, der die Geschichten hören wollte. Besonders laut tuschelten die Gässchen mit ihren eingerückten Mauern. > > > Quelle: Patricia Holland Moritz – Drei Sommer lang Paris PARISER KULTURGESCHICHTE - INDIVIDUELL ERKUNDET Es sind besondere Pariser Geschichten, für die sich Ulrike interessiert. Sie ist von jeher eine begeisterte Leserin; und jetzt spürt sie teils jung verstorbenen Schriftstellern und Künstlern nach, die einst hier arbeiteten: Gertrude Stein und Ernest Hemingway - James Joyce - Samuel Beckett, aber auch Jim Morisson, Frédéric Chopin. Deren Welt entdeckt sie auf eigenwillige Art: mit einer alten Kamera, einer stilechten Rolleiflex, auf deren Mittelformat-Film gerade einmal zwölf Aufnahmen passen. Das totale Gegenteil der digitalen Bilderflut von heute. > Die Fotos waren von der schwarz-weißen Eleganz der Vergangenheit. Selbst beim Betrachten verspürte ich noch jenen seltsamen, fast morbiden Reiz, an denselben Orten zu stehen, dieselbe Luft zu atmen, in denselben Himmel zu schauen wie jene, deren Zeitfaden zu früh abgerissen war. Tragische und kurze Leben riefen in mir das Gefühl verpasster Möglichkeiten hervor. Der flüchtige Kontakt mit den Verstorbenen ließ mich glauben, ich könne einen Teil ihres Mythos berühren und mich gegen verpasste Möglichkeiten wappnen. > > > Quelle: Patricia Holland Moritz – Drei Sommer lang Paris DER UMBRUCH IN DER DDR - DISTANZIERT BETRACHTET Denn Ulrike selbst hat sich in den Kopf gesetzt, einen Paris-Roman zu schreiben. Den beginnt sie auf der letzten Seite des Buches, und herausgekommen ist natürlich jener Roman, den man jetzt in der Hand hält. Ulrike hat sich zwar mit Haut und Haaren ins Leben in Paris gestürzt; was gerade in der DDR passiert, das nimmt sie nur aus der Distanz wahr. Aber ihr Zorn erwacht: auf die Diktatur – zugleich darauf, wie die von ihr so lange Gegängelten mit der neuen Freiheit umgehen. Und darauf, wie jene Gegängelten jetzt von den bislang unverdient Privilegierten der Geschichte – den Westlern – behandelt werden. Das ist keine Ex-Post-Besserwisserei der Autorin – wer es denn wollte, der konnte die Probleme schon Anfang 1990 heraufziehen sehen. Die neuen deutsch-deutschen Brüche, auch den damaligen Blick des Auslands auf den Wandel in Deutschland – all dies hat die Autorin souverän in Dialoge zwischen ihren Figuren gegossen. PARIS HAUTNAH UND AUTHENTISCH Gewürzt wird es mit feinem ironischem Humor und mit liebevollen Detailschilderungen: wenn Ulrike etwa zur tiefgründigen Ballade Nantes der Chansonnette Barbara langsam über die Stadtautobahn Péripherique fährt; und dass einmal in Ulrikes Großraumbüro die ungemein tanzbare Zouk-Musik aus der Karibik ertönt, verrät, wie 'tief drin' Patricia Holland Moritz damals in Paris gelebt hat. Wohl sind ein paar sprachliche Details a-historisch geraten; und etwas ärgerlich, dass der Autorin ausgerechnet in einem ihrer elegantesten Dialog-Sätze gegen Ende ein Grammatikfehler unterläuft: Aber wenn man auf einer Sache besteht, dann stand diese Sache jedenfalls 1989 im Dativ. Immerhin, diese abschließenden dreißig Seiten bringen noch eine überraschende, dabei aber schlüssige und vor allem ganz und gar zeittypische Wendung. Dieser Roman bleibt bis zuletzt spannend und birgt trotz seiner über vierhundert Seiten keinerlei Leerlauf. Eine feinfühlige, authentische und dabei vielschichtige Erzählung über Paris und über eine junge Ostdeutsche vor 35 Jahren.

Neue Bücher von Juan S. Guse, Sebastian Haffner, Maureen Duffy und Marlene Streeruwitz

Statt Beifall gibt es am Ende jedes Vortrags ein Klopfen auf den Tisch – wie ihren Heimat-Universitäten Stuttgart, Tübingen und Bamberg nach einer Vorlesung üblich. Rund 30 Studierende sitzen an diesem Donnerstagnachmittag im modernen Konferenzraum des Literaturarchivs Marbach [https://www.swr.de/swrkultur/literatur/comics-im-literaturarchiv-marbach-sucht-den-anschluss-100.html]. Bei einer Tagung, die sich ganz dem Thema Literatur und Podcast widmet. Studentin Antonia stellt einen Podcast in ihrem knapp 30-minütigen Vortrag vor. PRAXIS UND THEORIE KOMBINIERT Wir sind im wissenschaftlichen Teil der Studierendentagung, zu der das Literaturarchiv die jungen Podcasthörer und -macher geladen hat. An zwei Tagen treffen sie sich in Marbach. Heike Gfrereis ist Honorarprofessorin am Deutschen Literaturarchiv und hat die Tagung mitorganisiert. Für sie stehen heute zwei Dinge im Fokus: „Zum einen literaturwissenschaftliche Vorträge: Was passiert, wenn ein Fach wie die Germanistik sich diesem neuen Medium Podcast – und zwar Podcast über Literatur und Podcast als Literatur annimmt? Und: Was uns besonders interessiert, welche Ideen haben die Studierenden wenn sie selber Podcasts machen dürfen? Das heißt, was lesen die, wie lesen die, wie realisieren sie dieses Medium? Das ist auch für uns spannend, weil es nochmal eine andere Generation ist, die damit umgeht, die einen anderen Literaturbegriff hat. Wie wir heute gesehen haben – mit ganz ungewöhnliche und tolle Ideen bei der Umsetzung.“ PODCAST ALS LITERATURVERMITTLUNG Podcasts sind längst kein Nischenphänomen mehr. Für viele ist das Medium ein neuer Weg, Literatur jenseits der klassischen Kritik zu erleben. Eine Studentin meint: „Da ist der Podcast wahrscheinlich eine gute Möglichkeit auch jüngere Leute anzusprechen. Auch mit dem, was sie lesen, dass sie sich da eben mehr repräsentiert fühlen.“ Man ist sich einig. Die Landschaft der Literaturvermittlung befindet sich im Wandel. Digitale Formate werden immer beliebter. Wie sieht die Zukunft der Podcasts aus? Können sie bei der literarischen Vermittlung den traditionellen Formen den Rang ablaufen? Ja – sagt diese Studierenden: „Auf jeden Fall. Also, ich würde auch sagen, das ist auf jeden Fall das neue Medium. Wer hat noch Zeit wirklich aktiv zu lesen, es ist viel einfacher zu hören. Man kann nebenbei Sport machen, Haushalt... Deswegen würde ich schon sagen, Podcasts erobern das Feld.“ EXPERIMENTIEREN MIT NEUEN PODCAST-IDEEN Die eigenen Podcast-Ideen haben die Teilnehmer bereits am Mittag in kleinen Gruppen erarbeitet. Nancy Hünger, Mit-Organisatorin und Leiterin des Studios Literatur und Theater an der Universität Tübingen ist von den ersten Entwürfen begeistert. „Das sind ganz unterschiedliche Formate, die Studenten haben quasi auch nach Leerstellen gesucht. Was interessiert sie, was gibt es noch nicht? Es gibt z.B. die Idee für einen „Nature Writing Podcast“, wo jetzt schon eine erste Folge konzipiert wurde. Es gibt einen Podcast, der heißt „Verstehst du mich?“ Da geht es um Muttersprache, Fremdsprache, aber auch verschiedene Ebenen der Kommunikation und des Verstehens. Dann haben wir eine Literaturpodcast, der versucht die Literaturwissenschaften besser zu vermitteln. Also ist das, was für alle? Was können die Leute lernen im Umgang mit Literatur? Dann gibt’s die Idee für einen Schullektüre begleitenden Podcast, der für Schüler quasi die gängigen Schulbücher aufschlüsseln kann. Kapitel für Kapitel, damit sie quasi Lust aufs Lesen bekommen haben.“ PODCASTS MACHEN LITERATUR NAHBAR Lyrikerin Carolin Callies [https://www.swr.de/swrkultur/literatur/carolin-callies-teilchenzoo-swr2-lesenswert-kritik-2023-06-02-100.html] steht mit in der Runde und lacht. Sie gehört ebenfalls zum Organisationsteam. Als Host des Podcasts „Kapriolen“, den sie gemeinsam mit dem Literaturhaus Stuttgart produziert, weiß sie was den Reiz an diesem relativ neuen Medium ausmacht: „Warum unbedingt Podcasts? Weil ich finde es ist ein unglaublich nahbares Erleben miteinander über Literatur zu sprechen. Es ist ein sehr intimes Sprechen, was man auf sein Ohr bekommt, wenn sich zwei Leute über Literatur unterhalten. Es macht Lust, es ist ein sehr persönliches Sprechen, es ist ein sehr persönlicher Zugang, mit anderen Menschen sich über Literatur auszutauschen und insofern etwas, das die Literatur vom hohen Ross runterholt und nahbar macht. Und deswegen sollte man ganz viel hören und vielleicht sogar selbst machen.“ Das Digitale hält schon länger Einzug ins Deutsche Literaturarchiv Marbach. Und Podcasts? Sie werden in Zukunft eine deutlich größere Rolle bei der Arbeit im Literaturarchiv einnehmen. Vom Austausch profitieren also sowohl die Gastgeber als auch die Studierenden. DISKUSSIONSRUNDE ZUM ABSCHLUSS Am Abend: Vortrag und Diskussion. Literaturwissenschaftler und Journalist Johannes Franzen [https://www.swr.de/swrkultur/literatur/johannes-franzen-wut-und-wertung-warum-wir-ueber-geschmack-streiten-100.html], Podcasterin und Literaturkritikerin Linn Penelope Rieger sowie Markus Gottschling vom Seminar für Allgemeine Rhetorik in Tübingen nehmen an der Stirnseite der Diskussionsrunde Platz. Gut 90 Minuten geht es um die Zukunft der Literaturkritik, praktische Podcasts-Tipps und persönliche Erfahrungen der Teilnehmer. Johannes Franzen resümiert: „Ich finde, es ist sehr schön gelaufen. Die Stimmung ist sehr produktiv, es kommen viel Fragen, aber das liegt natürlich auch daran, dass es eine Studientagung ist. Ich denke, da sind interessante Impulse dabei rumgekommen. Es ist auf jeden Fall so, dass ich selbst begeistert Podcasts höre und ich viele Menschen kenne, die das tun. Dementsprechend bin ich tatsächlich zuversichtlich, was zumindest diese Form von kultureller Betätigung angeht.“ Ein langer, aber interessanter Tag geht zu Ende. Und weil jetzt auch keine Tische mehr aufgebaut sind, gibt’s dann ganz zum Schluss von allen Teilnehmern statt Klopfen doch noch Applaus.

Was passiert, wenn eine dänische Autorin Thomas Manns „Tod in Venedig“ durch den Meta-Fleischwolf dreht, die Erzählung in der Gegenwart verankert und eine Portion nordischer Ironie dazu gibt? Christina Hesselholdts „Venezianisches Idyll“ wagt genau dieses Experiment. Aus Gustav Aschenbach wird Gustava, eine erschöpfte Psychiaterin Mitte fünfzig. Sie will im norwegischen Tromsø ihrem Leben ein Ende setzen. Nach einem Zusammenbruch (bei dem ein ausgestopfter Eisbär eine Rolle spielt), entscheidet sie sich für das Leben. Statt Tod folgt – Venedig. Dort sucht sie Erholung, Abstand, vielleicht sogar einen Neuanfang. Ihr Bruder Mikael, ein exzentrischer Einzelgänger, findet ihren Abschiedsbrief und reist ihr hinterher. Hesselholdt baut ihre Geschichte als Mosaik: wechselnde Perspektiven, eine unzuverlässige Erzählstimme, und immer wieder Referenzen – an Thomas Mann, an Casanova, Visconti, Nietzsche. Was tragisch beginnt wird zu einer scharfsinnigen Komödie. „Venezianisches Idyll“ ist keine Nacherzählung, sondern eine Umdeutung und eine Hommage – glänzend übersetzt von Ursel Allenstein. „Über Venedig zu schreiben, ist so, als würde man ein Glas Wasser ins Meer kippen", sagt der Erzähler in Hesselholdts Roman an einer Stelle. Dieser Roman behandelt weder Venedig noch Thomas Mann museal, sondern fährt seinen Vorbildern liebevoll in die Parade – mit Witz, Tiefe und einem klaren Blick auf das moderne Scheitern. Ein Abgesang auf das Überleben.

Und wer jetzt wirklich keine Lust mehr hat Thomas Mann zu lesen, für den kam jetzt gerade eine Playmobil-Figur heraus vom Thomas Mann, zusammen mit dem S. Fischer Verlag und dem Buddenbrooks Haus in Lübeck. Ich schaue mir das mal an und schüttele sie heraus. Man hat vier Teile, hat einmal ein Männchen mit einem ockerfarbenem Anzug mit einem Hut, den ich hier jetzt mal aufsetze. Und er hat noch einen Gehstock, naja auch interessant! Und da gibt es noch hat ein Buch was er in der Hand hält, das sind die Buddenbrooks. Ich muss zugeben, mit dem Gehstock sieht er etwas alt aus. Aber in Wirklichkeit war er zum Erscheinen der Buddenbrooks Bücher 25 Jahre alt. In 1929 hat er dann auch den Literatur Nobelpreis dafür bekommen. Das Ganze ist erlaubt für Kinder ab 4 Jahren. Ich weiß nicht, ob die schon Thomas Mann lesen wollen, aber wenn Eltern die Kinder früh zu Thomas Mann bringen wollen, dann schenkt ihnen die Figur. Dann werden sie vielleicht mal später Zauberberg von Thomas Mann lesen!
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