
SWR2 Kultur Aktuell
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Welche Bücher sind neu, was läuft im Kino, wie sieht die Festivalsaison aus und worüber diskutieren Kulturwelt und Kulturpolitik? Im Podcast SWR Kultur Aktuell widmen wir uns täglich den Nachrichten, mit Hintergründen, Gesprächen, Kritiken und Tipps. Damit Sie nichts Wichtiges mehr verpassen! Zur Sendung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-kultur-aktuell/12779998/
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Ein Baby liegt schlafend in seiner Wiege – ein zerbrechliches Menschenleben. Die Erzählerin betrachtet es andächtig, will es schützen vor allen Gefahren und fühlt sich doch tief im Innern genauso verletzlich wie das Baby. Mit dieser Szene beginnt Guadalupe Nettels Roman „Die Tochter“. Die Autorin zieht uns gleich hinein in ihr Thema: Das komplexe Verhältnis der Frauen zur Mutterschaft. Für die Ich-Erzählerin namens Laura steht fest: Sie selbst will keine Kinder. > Anders als in der Generation meiner Mutter, für die es undenkbar war, keine Kinder zu bekommen zu wollen, entschieden sich in meiner Generation viele dagegen. Meine Freundinnen ließen sich in zwei gleich große Gruppen aufteilen: Die einen wollten ihre Freiheit aufgeben und sich für den Erhalt der Spezies opfern. Die anderen waren bereit, in den Augen von Gesellschaft und Familie in Ungnade zu fallen, um ihre Autonomie zu bewahren. > > > Quelle: Guadalupe Nettel – Die Tochter So wie Laura, der ihre Unabhängigkeit heilig ist. Dagegen ändert ihre Freundin Alina – auch sie zunächst gegen das Kinderkriegen – mit Anfang dreißig ihre Meinung: Alina will nun schwanger werden. Es klappt erst, nachdem sie mit ihrem Partner eine Kinderwunsch-Behandlung gemacht hat. Anders als zuerst befürchtet, bekommt die Freundschaft zwischen den beiden Frauen keine Risse – trotz ihres so unterschiedlichen Umgangs mit dem Thema Mutterschaft. Im Gegenteil: Als Alina erfährt, dass ihr Baby mit einer Fehlbildung des Gehirns auf die Welt kommen und wahrscheinlich kurz nach der Geburt sterben wird, kann sie auf Lauras Nähe und Unterstützung zählen. DRAMA EINER MUTTER – OHNE SENTIMENTALITÄT ERZÄHLT Die mexikanische Schriftstellerin Guadalupe Nettel erzählt in ihrem Roman von einem menschlichen Drama, das ihr nicht fremd ist, weil es einer Freundin von ihr tatsächlich widerfahren ist. Die aufwühlenden Arzttermine der schwangeren Alina, die quälende Ungewissheit, die angstvolle Geburt und das herausfordernde Leben mit der kleinen Inés, die, anders als prognostiziert, nicht sofort stirbt – all das schildert Nettel in einer äußerst nüchternen, kargen Sprache. Und es ist gerade dieses Fehlen jeglicher Sentimentalität, das die schmerzvolle Geschichte so eindringlich macht. > Das Schlimmste war, sich Spekulationen über die Zukunft hinzugeben, sich Inés‘ Tod vorzustellen oder sich auszumalen, wie Alina einen Rollstuhl durch die unebenen, mit Schlaglöchern übersäten Straßen der Stadt bugsierte, darin eine Frau, die sie bis ans Ende ihrer Tage würde baden und ernähren müssen. Was sollte zum Beispiel werden, wenn ihre Tochter sie überlebte? Wer würde sich um sie kümmern? > > > Quelle: Guadalupe Nettel – Die Tochter Zwar dominiert die Situation von Alina und ihrem Baby mit Behinderung den Roman, aber es wird auch noch eine andere Geschichte erzählt: die der Ich-Erzählerin Laura und ihrer alleinerziehenden Nachbarin Doris, die große Probleme mit ihrem Sohn hat: > Er flucht und schimpft, irgendwie befremdlich bei einem Kind seines Alters. Außerdem knallt er die Türen und wirft alles Mögliche an die Wand. Seit sie eingezogen sind, habe ich drei Ausbrüche erlebt. Er schreit so laut und verzweifelt, dass ich nur die Flucht ergreifen kann. > > > Quelle: Guadalupe Nettel – Die Tochter MUTTER SEIN ODER NICHT: GUADALUPE NETTEL ERZÄHLT DAVON FREI VON KLISCHEES Irgendwann allerdings flüchtet Laura nicht mehr, sondern freundet sich an – erst mit dem schwierigen Jungen und dann mit seiner überforderten Mutter. Eine Art Kümmer-Gen wird in Laura wach – ausgerechnet in ihr, die die Mutterschaft so vehement ablehnt. „Die Tochter“ ist ein Roman, der sich, frei von Klischees, mit einer der folgenreichsten Entscheidungen im Leben der Frauen beschäftigt. Mutter sein oder nicht, von diesem Dilemma erzählt Guadalupe Nettel in all seiner Ambivalenz, ohne zu idealisieren, ohne zu verdammen, ohne Leid, Härten und Bedauern zu verschweigen. Aber der Roman vermittelt auch eine positive Vision: von Freundschaft zwischen Frauen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen. Ein empathisches, ehrliches und glänzend geschriebenes Buch!

"Das fand ich außerordentlich unverhältnismäßig", sagt die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin über die Verunglimpfung der "Letzten Generation" als terroristische Vereinigung. Die Klimaaktivisten nennen sich heute "Neue Generation" und wollen einen weniger radikalen Protest kultivieren. Es sei aber immer wichtig, die Bevölkerung mitzunehmen, glaubt Däubler-Gmelin. Am Dienstagabend sitzt die Juristin in Stetten im Remstal auf einem Podium zum Thema Klimaprotest.

Zu den Konzerten mit barocker Musik (vom 10. Mai bis zum 7. November 2025) [https://klassikfavori.de/mit-der-gambe-durch-die-eifel-11-konzerte-in-kirchen-und-kapellen/]gesellen sich immer auch literarische Teile und Rahmenprogramme, die sich mit der Historie des jeweiligen Veranstaltungsortes befassen. Dieses Konzept schafft eine Klammer zwischen Gästen und Einheimischen, Stadt und Land, Kunstprofis und Laien.

NEUN OSCARS FÜR BERTOLUCCIS KINOKLASSIKER Die Musik zu diesem Film hat jeder schon mal gehört: Ausgerechnet von einem Japaner, von Ryushi Sakamoto, stammen die für unsere westlichen Ohren ur-chinesischen Töne. Der Komponist bekam dafür 1987 einen Oscar – dies war nur einer von insgesamt neun Oscars, unter anderem für den „Besten Film“ und die „Beste Regie“, die Bernardo Bertoluccis „Der letzte Kaiser" zu einem der erfolgreichsten Filme überhaupt machten. HOLLYWOODS EINTRITTSKARTE IN DIE VERBOTENE STADT Auch in anderer Hinsicht war dieser Film ein Meilenstein: Die erste gemeinsame Produktion zwischen einem Hollywood-Studio und dem damals noch ganz und gar kommunistischen China, knapp 15 Jahre nach der Annäherung der beiden Welten durch die berühmte Peking-Reise von US-Präsident Richard Nixon. Erstmals war es einen westlichen Team gestattet, in der damals tatsächlich noch vollkommen abgeschlossenen „Verbotenen Stadt" in Peking, dem berühmten jahrhundertealten Kaiserpalast, zu drehen. VOM KAISERREICH ZUR WELTMACHT Der Film von Bertolucci umfasst ein ganzes Jahrhundert. Es ist das Jahrhundert des chinesischen Aufstiegs: aus einem zerrütteten, dekadenten und erniedrigten Kaiserreich hin zur kommenden Weltmacht des 21. Jahrhunderts. Dieser Weg war mit Blut und Tränen gepflastert: Auf die Revolution 1911 folgte kurz eine Republik, ab 1934 die extrem brutale japanische Besatzung, dann ein Bürgerkrieg, den die chinesischen Kommunisten unter Mao gewannen, und der die Spaltung in die kommunistische Volksrepublik und das US-hörige Taiwan zur Folge hatte. DER EHEMALIGE KINDKAISER IST NUR SPIELBALL IM KAMPF UM DIE MACHT Der Regisseur erzählt anhand des symbolisch signifikanten, aber historisch unwichtigen letzten chinesischen Kaisers Pu Yi, der nur als Kind regierte, sehr elegante und emotionale von den Irrungen und Wirrungen der chinesischen Geschichte im 20 Jahrhundert. Wie ein Schlafwandler, wie ein absurder Fremdkörper, driftet dieser ehemalige Kindkaiser in Bertoluccis Film durch das China des 20. Jahrhunderts. Er ist für nur Spielball und Objekt im Machtkampf, zugleich aber auch eine Projektionsfläche: die alten Monarchisten wollen ihn genauso benutzen, wie die Japaner, wie die Militärdiktatur um Chiang Kai-tschek, wie die Kommunisten unter Mao. SCHNELLKURS IN CHINESISCHER GESCHICHTE Dieser Film erzählt von der Faszination des Westens für das Reich der Mitte. Es ist aber auch der Film des historischen Moments, in dem China sich dem Westen gegenüber öffnet, aber immer noch verschlossen ist. Der Westen wusste 1987 fast nichts von Chinas Anschauungen, sondern nur das, was in mehr oder weniger ideologisch gefärbten Büchern und in veralteten Geschichtswerken stand. ERST MIT DEM GOLDENEN BÄREN FÜR „DAS ROTE KORNFELD" WIRD CHINESISCHES KINO WAHRNEHMBAR Knapp zwei Jahre später gewann mit „Das rote Kornfeld" der erste Film aus China den Goldenen Bären des Filmfestivals Berlin Welt. Ein halbes Jahr danach kam es zur blutigen Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens – ein traumatisches Ereignis in der chinesischen Geschichte, das zugleich zum Moment des Aufbruchs wurde für Reformen und Öffnungspolitik durch Deng Xsiaoping. Noch ein paar Monate später endete mit dem Fall des Eisernen Vorhangs sehr plötzlich der Kalte Krieg und damit jedes Gegenmodell zum westlichen Kapitalismus. TRAILER „DER LETZTE KAISER“, AB 1.7. WIEDER IM KINO HOFFNUNG UND BEDROHUNG FÜR DEN WESTEN Wenn „Der letzte Kaiser" jetzt wieder im Kino gezeigt wird, dann kann uns dieser Film helfen, wie damals Distanz zu gewinnen zu aktuellen Debatten und ideologischen Vereinfachungen. Auf der Leinwand sehen wir: China ist viel spannender und viel facettenreicher, als alle scheinbar klaren Thesen über das Land - als große Hoffnung für das 21. Jahrhundert oder als große Bedrohung für den Westen. China ist beides. Und vielleicht auch nichts von all dem.

Was die „Suhrkamp-Kultur“ ausmacht, sei die Kommunikation zwischen Lektoren und Autoren, denn die finde auf Augenhöhe statt, sagt SWR Literaturchef Frank Hertweck. Peter Suhrkamp habe immer gesagt: „Wir verlegen keine Werke, sondern Autoren.“ Bis heute ist der Verlag unabhängig und gehört keinem großen Konzern. Etwas, das sich der Verlag leisten könne „aufgrund seiner fantastischen Backlist“, so Frank Hertweck. Zu den ersten und wichtigsten Autoren gehörten Hermann Hesse, Bertolt Brecht und Max Frisch.
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