FRIDA trifft
Podcast af FRIDA Magazin, Mathias Balzer und Helena Krauser
«FRIDA trifft» ist der neue Interviewpodcast der Schweizer Kulturszene. Mathias Balzer und Helena Krauser treffen die spannendsten Kulturschaffenden d...
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13 episoderFür die zwölfte Folge des Kulturpodcasts «FRIDA trifft» haben wir Lyn Bentschik im Kunstmuseum Winterthur getroffen. Lyn berichtet von den vielen Erfahrungen mit den Langzeitperformances von Marina Abramović und wie diese in die eigene Arbeit einfliessen. Die extremste Erfahrung sei das Durchleben von Abramovićs Langzeitperformance «House with the ocean view» in Bonn gewesen: Zwölf Tage und zwölf Nächte ohne Essen und ohne zu sprechen vor Publikum zu performen. Lyn erzählt, warum Lyn danach für einen Moment kaum mehr klar kam, erklärt aber auch, warum Kontrollverlust sehr interessant und das Verlassen jeglicher Komfortzone spannend sein kann. Letztendlich gehe es um die Magie von Langzeitperformances. Und Lyn erklärt auch, was es bedeutet, vom eigenen Körper zu lernen, anstatt ihn über den Kopf disziplinieren zu wollen. Lyn wohnt gemeinsam mit Frau und Kindern in Winterthur. Um sich die künstlerische Freiheit zu bewahren, arbeitet Lyn lieber als Gärtnerin oder als Velokurierin, als in der Kunst Kompromisse einzugehen. Im Wissen, mit Performance kaum viel Geld verdienen zu können, sagt Lyn: «Reichtum ist für mich nicht unbedingt an Geld gekoppelt. Es gibt ja auch sozialen oder seelischen Reichtum. Ich hab mich einfach sehr früh an einen Lebensstandard gewöhnt, der ultra-low-budget ist.» Lyn Bentschik zeigt bei der Eröffnung der Dezemberausstellung im Kunst Museum Winterthur, am Freitag, 29. November 2024, die Performance «fragile».
Für die elfte Folge des Kulturpodcasts «FRIDA trifft» haben wir Niki Reiser in Basel besucht. Der renommierte Filmkomponist spricht über seinen Werdegang, die Tücken des Metiers und über Musikförderung. Niki Reiser hat die Musik für Filme wie «Jenseits der Stille», «Nirgendwo in Afrika», «Fliegendes Klassenzimmer», «Im Winter ein Jahr» oder «Heidi» geschrieben. Und für seinen Freund Dani Levi, Regisseur von u.a. «Meschugge», «Alles auf Zucker» oder «Mein Führer – die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler», hat er sämtliche Soundtracks komponiert. Der Regisseur und der Musiker sind in Sachen Film beide als Autodidakten gestartet. Niki Rieser erzählt, wie es dazu kam und wie er vom international tourenden Jazz- und Klezmer-Musiker zum Filmkomponisten geworden ist. Er hat uns erklärt, wie Filmmusik überhaupt entsteht, und gesteht auch ein, dass Regisseur zu sein, für ihn ein ein Albtraum wäre. Seine Rolle ist die des Musikers im Hintergrund, den zwar meistens niemand kennt, der aber derjenige ist, der mit seiner Handschrift die Endproduktion jedes Films massgeblich mitprägt. Warum er, wenn er könnte, gerne einmal mit John Coltrane telefonieren würde, warum er in der Not einmal Hans Zimmer um Rat gefragt hat und warum er sich noch nicht klar ist, wie er bei der anstehenden Musikvielfalts-Initiative in Basel abstimmen wird, das alles ist auf «FRIDA trifft» zu hören.
Die Künstlerin Isabelle Krieg spricht bei «FRIDA trifft» über Politik und Humor in der Kunst und darüber, wie sie zu diesem Metier kam. Vor dem Haus der Kunst Uri in Altdorf schwimmt derzeit eine Frau im Teich des Vorgartens; im Wasser liegend blickt sie entspannt gegen den Himmel. Im Innern des Museums begegnen wir ihr als Porzellanfigur wieder. Die entspannte Frau ist ein Sinnbild für das Schaffen der Schweizer Künstlerin Isabelle Krieg. In ihrem Werk treffen die Katastrophen und Bedrohungen der Zeit, politisches Engagement oder Existenzängste auf poetischen Witz, Lebensfreude – und speziell im Fall dieser Ausstellung – auf das Prinzip Hoffnung. «Active Hope» ist denn auch der Titel der Schau, die zahlreiche grosse Installationen der Künstlerin zeigt: Etwa eine Nachbildung von Putins groteskem Sitzungstisch, bestückt mit Tassen, die mit Porträts bekannter Persönlichkeiten bemalt sind. Oder ein riesiges Collier aus Weltkugeln, von denen aber nur eine leuchtet… Im Estrich windet sich eine gigantische Nabelschnur ins Leere; und ein Raum tiefer sehen wir das Langzeitprojekt mit Dutzenden Blumensträussen, welche die Künstlerin seit Jahren jede Woche erneuert. Isabelle Krieg erzählt im Gespräch mit Helena Krauser und Mathias Balzer, wie sie, nach einem gewundenen, auch beschwerlichen Weg, als Autodidaktin Künstlerin und Performerin geworden ist. Und sie sagt: «Ich hatte immer sehr grosses Misstrauen gegenüber der Idee, freie Kunst zu studieren. Wieso muss ich das studieren? Ich mach das einfach selbst! Die freien Kunstklassen seinen ihr suspekt gewesen, zumindest damals in Luzern. «Es hat mich zwar gelockt, aber gleichzeitig abgestossen. Ich wusste: Das will ich auch, aber ich mache das selber.» Und Isabelle Krieg verrät uns auch, warum sie seit den Neunzigerjahren ihre Lebenstage zählt, und warum sie manchmal denkt: «Eigentlich wollte ich etwas anderes.» Link zur Ausstellung im Haus für Kunst Uri [https://www.hausfuerkunsturi.ch/ausstellungen/aktuell/] Weitere Ausstellungen laufende Ausstellungen von Isabelle Krieg: MONDI COSTRUITI Sala Viaggatori, Castasegna 31.03.2024–13.04.2025 sala-viaggatori.ch [http://sala-viaggatori.ch/] Objets de récit Exposition collective au Musée Charmey 21.09.2024 - 02.02.2025 Vernissage Samedi 21 septembre 18h musee-charmey.ch [http://musee-charmey.ch/] Voodoo Gruppenausstellung in der Kunsthalle Schlieren 30.6. - 29.9. 2024 kunsthalle-schlieren.ch [http://kunsthalle-schlieren.ch/] Schimelrych bis Chrottehalde – Kunst und Natur in Laufenburg Gruppenausstellung mit mutualistischer Kunst im Bereich der Ökologie Rehmann Museum Laufenburg 23.03. – 27.09.2024 www.schimelrych.ch [http://www.schimelrych.ch/]
Hannah Weinberger, Künstlerin, Dozentin und Erfindern des Social Club Basel im Gespräch mit «FRIDA trifft» Fernab des ART-Trubels, oberhalb der Stadt auf den Feldern und Wiesen zwischen Mathishoff und Predigerhof findet 2024 der Basel Social Club statt – eine Veranstaltung, die sich sowohl als Kritik als auch als Ergänzung zur ART Basel versteht und im vergangenen Jahr von rund einem Drittel aller ART-Gäste besucht wurde. Die erste Ausgabe des Basel Social Club fand vor zwei Jahren in einer alten Villa auf dem Bruderholz statt. «Wir hatten damals kein Konzept. Das Haus hat sich uns angeboten, unser Netzwerk hat die Veranstaltung dann möglich gemacht. Menschen haben uns vertraut und ihre Kunst zur Verfügung gestellt», erzählt Mitgründerin Hannah Weinberger im Gespräch mit «FRIDA trifft». Die zweite Ausgabe fand auf dem Thomi+Franck-Areal mitten im Kleinbasel statt. Die Veranstaltung wurde grösser – rund 1000 Werke wurden ausgestellt, gerahmt von diversen Performances, Veranstaltungen und verschiedenen Bars und Verpflegungsständen. 50 Hektaren für die Kunst Was tun, wenn man alle Formen der unkonventionellen Ausstellungskunst, die innerhalb von Räumen stattfinden kann, ausgereizt hat? Raus aufs Land, dachten sich Hannah Weinberger und ihr Team. «Wir sind in unserem Umfeld zuerst auf viel Skepsis gestossen. Was wollt ihr denn da ausstellen, was macht ihr, wenn es regnet oder die Sonne scheint?», so Weinberger. Eigentlich sei es aber überhaupt kein Problem draussen auszustellen, sagt sie. Schliesslich gäbe es unzählige Werke, die explizit nicht für Museumsräume geschaffen wurden. Und dafür gibt es in dieser Landschaft mehr als genug Platz. 50 Hektaren umfasst das ganze Areal. «Man trifft hier eine grosse Diversität an Agrikulturen an. Wir wollten explizit nicht die Landwirtschaft kapern und eine Art Festival veranstalten», so Weinberger. Auch wenn es vom Ausmass und den Besucherströmen wohl einem Musikfestival gleichkommt, würden sie viel Wert darauf legen, die Umgebung sorgsam zu behandeln und nichts zu zerstören. Die umliegenden Höfe sind dementsprechend auch in die Veranstaltung mit einbezogen. Auf dem Mathis-Hof findet unter anderem ein Künstler:innen-Markt statt und auf dem Predigerhof gibt es neben kulinarischen Angeboten auch Veranstaltungen und Performances. Auf den Wiesen und Wegen aussenrum «kommen immer wieder Werke auf einen zu» wie Weinberger sagt, so zum Beispiel riesige artifizielle Tomaten, runde Objekte auf Stöcken, die von indischen Farmarbeiter:innen aus Saris genäht wurden, die Installation mit Hängematten von einem Kollektiv indigener Menschen aus Mexiko oder der «Shrine for Boju» von Aqui Tami in Kaspars Teegarten. Unkommerziell und niederschwellig Eröffnet wird der Basel Social Club am Sonntag mit einer Fahrt der Skulptur «Klamauk» von Jean Tinguely, gefahren von seinem ehemaligen Assistenten Jean-Marc Gaillard. Ob das tatsächlich so stattfinden kann, ist allerdings noch nicht sicher – schuld daran ist die Wetterlage – auf das Werk darf kein Tropfen Regen fallen. Der Basel Social Club versteht sich als unkommerzielles Projekt. Das Team arbeitet grösstenteils ehrenamtlich und, obwohl einzelne ausgestellte Werke auch verkauft werden, nimmt der Verein keine Kommission. Langfristig wäre Weinberger aber sehr froh, wenn den Mitarbeiter:innen ein Grundeinkommen garantiert werden könnte. «Es wäre toll, wenn wir ein System aufbauen könnten, das sich selbst trägt und man von der Arbeit, die man reinsteckt leben könnte», sagt sie und betont, dass es sich schliesslich um ein Projekt handelt, von dem viele in der Kunstwelt, die eine Geldmaschine ist, auch finanziell profitieren. «Da wäre es seltsam, wenn wir dem einfach nur zudienen.» Der niederschwellige Zugang zum Basel Social Club ist der Künstlerin und Kuratorin aber wichtig. Deshalb gibt es auch keine Eintrittspreise. «Ich hätte einen guten Lohn, wenn wir einen oder zwei Franken pro Person verlangen würden. Aber das Problem ist, dass der Jugendliche aus dem Quartier den Preis dann bezahlen würde, aber der Museumsdirektor aus New York nicht, weil er einen Pass für die ganze Messe zur Verfügung gestellt bekommt.» Diese Haltung spiegelt für Weinberger allerdings nicht eine Anti-Haltung gegen Kunsthandel. «Ausserhalb der Schweiz gibt es kaum noch Kulturförderungssysteme. In Italien zum Beispiel ist eine Künstlerin davon abhängig, dass ihr Werk gekauft wird. Sie kann es sich gar nicht leisten, nur im Atelier zu arbeiten.» Ausserdem profitiert der Basel Social Club auch von den Synergien mit der ART Basel und fragt beispielsweise Galerien, die sowieso nach Basel kommen, an, ob sie nicht noch ein zusätzliches Werk mitbringen und bei ihnen ausstellen wollen. «Im Februar würde die Veranstaltung keinen Sinn machen», so Weinberger. Das Programm des Basel Social Club 2024 [https://www.baselsocialclub.com/2024.html]
Das Künstlerpaar Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger im Gespräch bei «FRIDA trifft» Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger zeigen im Kloster Schönthal ihre Totalinstallation «Der Eilige Geist kommt zur Ruhe». Am 27. April 2024 wurde die Ausstellung mit einer Prozession und einem rauschenden Pilgerfest eröffnet. In der Kirche zeigen sie Altäre zu den Themen Brot, Salz, Wasser – aber es gibt auch solche für Regenwürmer, Sex, die Häuser oder «für Orte in deinem Gehirn, wo du noch nie warst». Draussen wächst ein Kornfeld heran, in dessen Mitte ein Bett zur Ruhe ladet. Im Hof kann immer am letzten Wochenende des Monats Brot gebacken werden. Ein Reigen von Veranstaltungen lädt bis im November zum Besuch. Und eine digitale Wanderkarte weist den Pilgernden Wege zum Ort. Im Podcast erzählt das Künstlerpaar von der Entstehung dieser Totalinstallation. Sie berichten darüber, wie sie die Menschen im nahe gelegenen Dorf Langenbruck, dem Wohnort von Steiner&Lenzlinger, dazu gebracht haben, mitzutun. Sie erzählen, was es mit der weissen Fahne, der geschmückten Linde, der Pilgerstation für den Feuersalamander und den Altären in der Kirche auf sich hat. Und wir haben mit ihnen über Spiritualität und Humor gesprochen – und darüber, wieso sie ihre Arbeit eigentlich ungern als Kunst bezeichnen.
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