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Pistolenschüsse, Petticoats und Philosophie – Alessandro Baricco hat einen metaphysischen Wild-West-Roman verfasst

Der neue Roman „Abel“ von Alessandro Baricco trägt den Untertitel: „Ein metaphysischer Western“. Baricco verbindet das klassische Wild-West-Genre mit philosophischen, aber auch mythischen Elementen. Sein Held heißt Abel Crow. Mit dem biblischen Abel hat er an sich wenig zu tun. Abel Crow ist nämlich von Beruf „Pistolero“, Revolverheld und Sheriff in Personalunion.   DIE PHILOSOPHIE DES PISTOLEROS  > Wenn du beide Pistolen ziehst, um zwei Ziele gleichzeitig zu treffen, dann heißt dieser Schuss der Mystiker. Ich weiß nicht warum, aber ich liebe den Mystiker. Ich führe ihn als überkreuzten Schuss aus. > > > Quelle: Alessandro Baricco – Abel Diese Form von schusstechnischer Mystik führt Abel allerdings in den Bereich der Mathematik.  > Im Übrigen war Gott, so behauptete Kepler, Geometrie in Reinform, bevor die Dinge zu Dingen wurden. > > > Quelle: Alessandro Baricco – Abel Der Naturwissenschaftler und Naturphilosoph Johannes Kepler wird auch als pythagoreischer Mystiker bezeichnet. Dies deswegen, weil er mathematische Beziehungen als Grundlage für das Verständnis von Schöpfergott und Schöpfung ansah. Abel Crow hat auch einen „Meister“, der ihm nicht nur Schusstechnik, sondern Existentielles beibringt. Beide studieren gemeinsam Platons „Symposion“ – ein Muss für jeden denkenden Pistolero. Eines Tages fragt der Meister Abel Crow, ob er bei Pistolenduellen Angst verspüre. Da Abel zögert, lässt ihn der Meister wissen.  > Wer schießt, ohne Angst zu haben, ist entweder dumm, oder er konnte seine Angst von der Oberfläche seiner Welt verscheuchen, um sie in einem Verließ zu begraben, wo sie auf unsichtbare und grausame Weise wachsen wird. Darum gibt es in Wirklichkeit niemanden, der die Angst so kennt wie die Pistoleros, die keine Angst haben. > > > Quelle: Alessandro Baricco – Abel Das ist eine entwaffnende Existenzphilosophie. Denn „Angst“ ist für den Philosophen Martin Heidegger eine Grundkonstante des menschlichen Seins. Wer sich die eigene Angst bewusst macht, ob im Pistolenduell oder sonst wo, der hat eben keine Angst mehr – vor der Angst.   DER PISTOLERO UND DIE BIBEL  Abel Crow ist Pistolero und damit von biblischen Gestalten weit entfernt. Doch die Menschen, die ihn umgeben, haben Namen, die genau in diese Richtung weisen: Abels Schwester heißt „Lilith“. Lilith galt in vorhebräischer Zeit als Dämonin und bei späteren Mystikern als Adams erste Frau. Abel Crows Schwester hingegen ist wenig dämonisch, dafür klug und verbrecherisch veranlagt. Abels Brüder heißen wiederum David, Isaac, Joshua und Samuel. Alles biblisch gewichtige Namen!   DER PISTOLERO UND DIE LIEBE   Und noch jemand zählt zu dieser illustren Runde: Abel Crows Geliebte. Sie trägt einen unwiderstehlichen Namen: „Hallelujah Wood“. Hallelujah ist halb Indianerin. Deshalb ist sie wild wie der Wilde Westen, schön, aber stachelig wie eine Kaktusblüte und schlau wie eine Präriefüchsin. Hallelujah liebt ihren Abel Crow und er sie. Und doch geht er zuzeiten fremd. Hallelujah schüttelt nur den Kopf: Ihr geliebter Pistolero muss halt nach gewonnenem Schießduell irgendwo seine Angst abladen – und sie ist nicht immer gleich zur Stelle.   Alessandro Baricco ist nicht der Erste, der hinter Western-Sterotypen Tiefsinn festmacht. Doch vielleicht ist er der Erste, der einen metaphysischen Wild-West-Roman verfasst hat. Pistolenschüsse, Petticoats und feiste Flüche verflüchtigen sich nicht einfach in aneinandergereihten Bildfolgen, sondern werden durch biblische, philosophische und mythische Elemente auf eine andere, höhere, zum Teil auch witzige Ebene gebracht. Mit seinem Roman „Abel“ liefert Baricco ein Meiserstück unangepasster Wild-West-Romantik. Abel Crows „Schuss der Mystiker“ ist ebenso erdverbunden wie gen Himmel gerichtet.

26 nov 2025 - 4 min
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Runter vom Sofa! Demokratie-Training mit Satirikerin Sarah Bosetti

Ausgangspunkt von Sarah Bosettis Essay ist die Feststellung, dass viele mittlerweile so frustriert sind, dass sie „die Serie, die sich ‚Weltgeschehen‘ nennt“ nur noch kopfschüttelnd beobachten. Aber, so Bosetti:   > Die Endgegnerin im Kampf für eine bessere Welt ist die Gewöhnung an das gruselige Jetzt.   > > > Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again KREATIVE FORMATE MACHEN AUCH FRUSTRIERENDE DEBATTEN ERTRÄGLICH  Ihr Buch ist deshalb ein Weckruf an alle: An ‚die da oben‘, aber auch an uns ‚hier unten‘ – denn in Demokratien ist die Beteiligung aller gefragt. An verschiedenen Beispielen zeigt die Autorin, was schiefläuft und wer an welcher Stelle etwas ändern sollte: Sie kommentiert den Ampelbruch, die Debatten um das AfD-Verbotsverfahren, Taurus-Lieferungen und Grenzkontrollen. Es geht um Mediendiskurse zu sexualisierter Gewalt und Wokeness, aber auch um Bayerns ‚Bierzelt-Monarchie‘. Der Essay ist also thematisch dicht – und oft ziemlich sprunghaft.   Es mag an Struktur fehlen, nicht aber an kreativen Erzählformaten. Bosetti bastelt Fantasie-Dialoge zwischen Politikern, schaltet einen aberwitzigen Nachrichtenblock mit skurrilen – leider nur ausgedachten – Kurzmeldungen und versucht sich als Dolmetscherin. Wenn Friedrich Merz etwa sage „Was in der Sache richtig ist, wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen“, meine er eigentlich:  > Das Tolle daran, dass die Falschen zugestimmt haben, ist, dass jetzt niemand mehr darüber redet, dass es auch in der Sache falsch war. > > > Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again Die Satirikerin bringt uns damit trotz der oft frustrierenden und ernsten Bestandsaufnahmen oft zum Lachen. Und immer wieder gibt es auch Seitenhiebe der derberen Art:  > Eine [Partei] hatte ein sehr seltsames Verständnis davon, wie eine Firewall funktioniert (CDU), eine hatte eine Programmiersprache, die nur aus Metaphern bestand (Grüne), auf einer lief noch das Betriebssystem Windows 33 (AfD), und alle, wirklich alle hielten ihre eigene Prozessorleistung für größer, als sie war. > > > Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again AUF DEN PUNKT GEBRACHT: GRUNDSATZFRAGEN STATT PARTEIPOLITISCHER BEFINDLICHKEITEN  Bei Grundsatzfragen positioniert sich Bosetti deutlich: Häusliche Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit werden klar verurteilt. Auch zu Parteien nimmt sie teilweise Stellung, etwa wenn sie die AfD kategorisch als faschistisch und rechtsextrem bezeichnet. Der Autorin geht es aber weniger um parteipolitische Fragen, sondern um demokratische Grundsätze: Kritik ist ebenso legitim wie Zustimmung, wenn sie begründet ist. Und man darf Vorschläge ablehnen – aber nur, wenn man eigene, konstruktive Ideen zur Problemlösung einbringt. Denn weg-reden lassen sich Probleme nicht. Und:  > Es ist nicht unsere Aufgabe, uns zu überlegen, welche Erzählung uns am besten gefällt, und die durchzuboxen, bis sie als Wahrheit gilt. Es ist unsere Aufgabe, Realitäten anzuerkennen und mit ihnen umzugehen.   > > > Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again Die meisten Debatten, die Bosetti aufgreift, sind altbekannt und die Argumente nicht wirklich neu. Aber sie bringt absurde Zustände satirisch zugespitzt auf den Punkt und legt so die eigentlichen Probleme in Gesellschaft und Politik offen.   DEMOKRATIETRAINING STATT BEQUEMLICHKEIT   Pflichten von Politikerinnen und Politikern werden ebenso klar benannt, wie die von Wählerinnen und Wählern. Doch Dank der gewitzten Formulierungen, Metaphern und Gedankenspiele lässt man sich auf den Dialog mit der Autorin gerne ein. Zumal sie mit mancher Feststellung wohl vielen aus der Seele spricht.  > Es ist das 21. Jahrhundert, und der Satz «Die Ausländer sind schuld!» bringt immer noch mehr Wählerstimmen als jeder konstruktive Lösungsansatz für politische Probleme. > > > Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again Drei Mal setzt Bosetti mit einem Schlusskapitel an, bevor sie tatsächlich zum Ende kommt – und nach vielen frustrierenden Erkenntnissen doch noch motivierende Worte für uns bereithält:  > Und wenn das Schicksal schon will, dass ich zum Abschluss klinge wie eine übermotivierte Fitnesstrainerin, dann auch richtig: If you don’t use it, you’ll lose it! Wir müssen unsere Demokratiemuskeln benutzen. Also streichelt euer Sofa noch mal kurz, sagt ihm, dass ihr gleich wiederkommt und dann geht raus, redet mit Menschen, die ihr seltsam findet, gründet Vereine, geht wählen, guckt Nachrichten und vor allem: Streitet euch gut. > > > Quelle: Sarah Bosetti – Make Democracy Great Again

25 nov 2025 - 4 min
episode Martin Oesch – Fleischeslust artwork

Martin Oesch – Fleischeslust

Fleisch ist im Comic „Fleischeslust" allgegenwärtig. In den Dialogen, auf Werbetafeln und der Menükarte im Lokal. Erst recht in den Bildern. Das strahlende Rosa der Mortadella und das Dunkelrot von Rindersteak und Kalbsleber ziehen sich durch die ganze Graphic Novel. Sie dominieren die Metzgereitheke und leuchten im Rot der Äpfel, in Häuserfassaden oder dem Karo einer Tischdecke. Nicht zuletzt ist die Haut der Figuren schweinchenrosa – der Mensch ist schließlich auch ein Tier – und den pinken Einband des Comics kann man selbst in einem Bücherstapel sofort finden. Sogar überzeugte Fleischesser dürften sich nach dieser Lektüre erstmal für ein Gemüsegericht entscheiden.  JEDE MENGE FLEISCH UND AUFSCHNITT IN ROT- UND ROSATÖNEN  Dabei setzt Zeichner Martin Oesch nicht auf Ekeleffekte. Er zeigt nur in aller Deutlichkeit und in kräftigen Farben, was es heißt, mit Fleisch zu arbeiten. Seiner Hauptfigur Erwin Merz, einem Metzger in einer fiktiven Schweizer Stadt, folgt er durch dessen Alltag: Aufstehen um sechs, umziehen und sofort in den Laden, um das Fleisch hinter der Theke zu drapieren. Und dann die nervende Kundschaft!  > Erwin: Da lesen sie etwas in der Zeitung und denken, sie wissen Bescheid. Die wissen nichts über das Handwerk und die Konservierungsmethoden.(...) Die Leute haben Angst vor dem Pökelsalz, vor dem Rauchharz und dem Fett. Aber ohne das alles kannst du eine schöne Charcuterievitrine vergessen! Das Zeug wäre blass, grau und schmecken würde es auch nicht.  > > > Quelle: Martin Oesch – Fleischeslust So weit, so vertraut die Argumente von Metzger Erwin. In seinem Nein zu jeder Veränderung könnte er leicht zum Unsympathen werden. Zumal er äußerlich dem Klischee eines Metzgers entspricht: um die 60, grobschlächtig, Glatze, Schnurrbart. Doch Erwin verbirgt hinter seinem Poltern ein empfindsames Gemüt. Sein Schöpfer Martin Oesch treibt ihn seitenlang durch kunstvoll komponierte Alpträume, getaucht in kühles Blau und Rot. In ihnen offenbaren sich Erwins wachsende Skrupel gegenüber den Tieren, was ihn schleichend, aber deutlich sein Leben in Frage stellen lässt. Erst recht, als er einen Bekannten trifft, der seinen Hof auf Ökolandbau umgestellt hat.  HIER DIE BILDER VON GLÜCKLICHEN KÜHEN – DORT DIE REALITÄT DES SCHLACHTHOFS  Leider wirkt das Pro und Contra zum Fleischkonsum an vielen Stellen arg didaktisch. Zu oft lässt Oesch den Metzger in Denkblasen und Monologen Dinge erklären, die für ihn selbstverständlich sein müssen. Besser gelingt dem Zeichner das Ins-Bild-setzen von Stadtleben und Landwirtschaft: hier kühle Fassaden mit Werbetafeln von glücklichen Kühen - dort die Tierkörpersammelstelle inmitten strahlend gelber Felder. Überhaupt wirkt der Comic dort am originellsten, wo die Künstlichkeit der grellen Farben, der eher grobe Strich und die Umgangssprache der deutsch-schweizerischen Figuren aufeinandertreffen. BEZIEHUNGSPROBLEME MAL ANDERS Seine größte Stärke beweist Martin Oesch, wenn er das Zwischenmenschliche in den Blick nimmt. Und damit die zweite Ebene der titelgebenden Fleischeslust. Erwins Frau Margrit lässt er in einem Nebenstrang ebenfalls in eine Sinnkrise abgleiten. Ihr Alltag langweilt sie.  > Margrit: In vierzig Jahren Ehe geht halt einiges vergessen... schade eigentlich. (...) Der Erwin hat immer nur die Arbeit im Kopf. Da is er voller Leidenschaft. Manchmal wünsch ich mir...er würde mich mit derselben Leidenschaft wieder einmal anfassen. Er dürfte ruhig mal zupacken. > > > Quelle: Martin Oesch – Fleischeslust Margrits Tagträumerei hält Martin Oesch auf einer hinreißend komischen Seite fest: Er zeichnet sie dabei als Rollbraten in Erwins Händen. Was leicht zu Klamauk hätte werden können, ist nur eine Nuance in einer Beziehung, in der wortlose Vertrautheit, Mangel an Empathie und eine Spur Eifersucht einander die Waage halten. Dass am Ende Hoffnung über der Metzgerei liegt, obwohl offen bleibt, wie es weitergeht – das spricht für die Feinfühligkeit des Comic-Debütanten Martin Oesch. Bei allem Pro und Contra ums Fleisch verliert er seine Figuren nie aus den Augen.

24 nov 2025 - 4 min
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Wenn die KI die Kontrolle übernimmt

Kann eine KI der Menschheit helfen, sich selbst zu retten? Auf diese Idee sind Politiker in Tom Hillebrands „Hologrammatica“-Reihe Mitte des 21. Jahrhunderts gekommen: Der Supercomputer Æther sollte Maßnahmen entwickeln, um den Klimawandel aufzuhalten. Er ist eine künstliche Intelligenz – und zwar wirklich intelligent, nicht eines der Sprachlernmodelle, die gegenwärtig als KI firmieren. „Sie hat ein Bewusstsein, sie hat Erinnerungen, sie hat einen Sense of Self, sie hat Theory of Mind, das heißt, sie kann also auch antizipieren, was denken denn andere Menschen eigentlich, was fühlen andere Lebewesen, und kann dies auch alles einsetzen, um langfristig zu planen und Strategien zu entwickeln, um eigene Ziele auch zu verwirklichen“, erzählt Tom Hillenbrand. EINE KI, DIE SELBSTÄNDIG HANDELT Deshalb war Æther auch so klug zu wissen, dass die Menschen seine radikalen Maßnahmen niemals umsetzen würden. Also handelte er selbständig: Setzte ein Virus in die Welt, kopierte sich selbst auf leistungsstarke Quantencomputer, breitete sich im Datagrid aus. Doch die Menschen bekamen mit, dass sie – nicht zum ersten Mal – etwas entwickelt haben, was sie nicht verstehen. > Wenn eine KI erst einmal da ist, liegt die weitere Zukunft jenseits unseres Vorstellungsvermögens. Genauso wenig wie Ameisen abschätzen können, was für Auswirkungen Albert Einsteins Gedanken haben werden, können Menschen sich ausmalen, was eine superintelligente KI tun könnte. > > > Quelle: Tom Hillenbrand – Hologrammatica Dieses Szenario ist der Ausgangspunkt der Reihe, die im Jahr 2088 einsetzt – und es ist ein treffender Verweis auf die Gegenwart, in der viele Menschen mit Begriffen und Anwendungen hantieren, die sie nicht verstehen. „Da kann man sich sagen, okay, das ist den Leuten halt egal, weil es convenient ist. Das ist natürlich nur Teil der Erklärung. Ich glaube, ein ganz wichtiger Teil ist auch, dass wir häufig sehr gerne Verantwortung abgeben“, so Hillenbrand. „Das hat natürlich auch so eine politische Entlastungsfunktion, dass die Entscheider sagen können, also nicht wir bürden euch das auf, sondern die Maschine sagt, das muss so sein. Und das ist ein Satz, den wir in Zukunft, glaube ich, noch sehr oft hören werden.“ In der Romanwelt haben die Menschen die Kontrolle über Æther verloren. Sie wollen ihn abschalten. Aber superintelligente KIs lassen sich nicht so einfach abschalten: Der Rechner hatte vorgesorgt und versucht nun seinerseits innerhalb der drei bisher erschienenen Bände, die Kontrolle über die Menschheit zu bekommen. Um sie zu retten, meint Æther. Um sie zu zerstören, meinen andere. EINE WISSENSCHAFTLERIN VERSCHWINDET In Hillenbrands Zukunftswelt ist die Erde größtenteils nicht mehr bewohnbar. Vieles ist verfallen, nur die Technologie schreitet voran: Statt Internet gibt es das Grid, ein hochleistendes globales Datennetz, in dem das sogenannte Holonet läuft: Ein Netzwerk von holographischen Projektionen, die Objekte, Texturen oder auch ein Aussehen erschaffen. Längst haben auch einige Menschen, sogenannte Quandts, ihr Gehirn digitalisieren lassen: Aus dem Organ wird eine Art kleiner Computer, den sie in jede beliebige Hülle einsetzen können. Dieses Zukunftsszenario verbindet Hillebrand mit aus Spannungsliteratur bekannten Erzählmustern: In „Hologrammatica“ bekommt ein Privatdetektiv den Auftrag, eine verschwundene Wissenschaftlerin zu suchen. Der zweite Teil „Qube“ ist stärker als Thriller aufgezogen: Verschiedene Parteien machen Jagd auf den titelgebenden Qube, ein Kästchen, in dem ein weiterer Supercomputer steckt. Und im 2025 erschienenen dritten Teil „Thanatopia“ wird in Wien in der Donau die Leiche einer Frau angeschwemmt. Eigentlich Routine für Kommissar Wenzel Landauer. Doch dann gibt es eine weitere Leiche, die exakt so aussieht wie die erste tote Frau. > An der Polizeihochschule hatte man ihnen seinerzeit erzählt, in Zukunft werde es praktisch keine Morde mehr geben – zu viele Kameras, zu viele digitale Spuren, zu viele DNA-Sniffer. Heute jedoch wusste Wenzel: Das war Schmarrn gewesen. > > > Quelle: Tom Hillenbrand –Thanatopia „Ich glaube, dass die Krimi-Handlung es den Leuten viel einfacher macht in ein Genre wie die Science-Fiction, das ihnen vielleicht nicht so geläufig ist, reinzukommen“, erläutert der Autor. Zu diesen vertrauten Erzählmustern kommen kulturelle Anker: Der Privatdetektiv lernt Saxophon mit einem Hologramm von John Coltrane. Es gibt viele Bezüge zur griechischen Mythologie. Referenzen auf Jules Verne, im dritten Teil erscheint Æther sogar in einem menschlichen Avatar wie Kapitän Nemo. Das funktioniert. Außerdem steht im Mittelpunkt der Handlung stets ein Mensch, dessen Gehirn noch nicht digitalisiert ist. DARF MAN UNGESTRAFT EINEN KLON TÖTEN? „Das ist natürlich ein narrativer Griff, weil ich kann ja auch nicht davon ausgehen, dass die Leser im Zweifelsfall alle Bände gelesen haben. Die sind ja auch so als Stand-alone im Prinzip lesbar. Und jemand, der das nicht so gut versteht, wie denn das jetzt funktioniert mit dieser neuen Technologie, der kann das natürlich dem Leser, der es auch nicht so gut versteht, besser nahebringen oder erklären.“ Damit sich die Bücher eigenständig lesen lassen, kommt es zu Redundanzen: Stets wird noch einmal erklärt, warum die Welt ist, wie sie ist und wie wichtige Technologien funktionieren. Für diejenigen, die alle Bände kennen, gibt es immerhin ein Wiedersehen mit bekannten Figuren. Auch wird im Verlauf der Reihe die Künstliche Intelligenz wie die schwarz-weißen Muster auf den Covern immer raffinierter: Im ersten Teil sichert Æther sein Überleben, im zweiten Teil beginnt er zunehmend, das Bewusstsein der Menschen zu kontrollieren. Und in „Thanatopia“ nimmt er es mit dem Tod auf. > Man lebt. Man stirbt. Das sind die Optionen.« > »Nicht mehr.« > > > Quelle: Tom Hillenbrand –Thanatopia Hillenbrand greift interessante Fragen auf. Kleinere wie beispielsweise: Wenn man einen Klon tötet, ist es dann Sachbeschädigung oder Mord? Aber auch: Was passiert nach dem Tod? Verpackt in gute Unterhaltung, oft sehr nah an der Realität. Genau das macht diese Romane, die vor allem vom Plot, den Dialogen und gelegentlichem Humor leben, so interessant. Schafft es denn die KI, die Menschheit zu retten? Eine eindeutige Antwort liefern die Romane nicht. Noch sind die Menschen am Leben. Aber Hillenbrand macht auch sehr deutlich, zu welchem Preis. Technologiefeindlich oder gar pessimistisch sind die Romane und Tom Hillenbrand dennoch nicht. „Wir malen uns das immer so aus, dass alles immer schlimmer wird. Aber wir wissen natürlich in Wahrheit gar nicht wie die Gesellschaft als Ganzes auf dieses dauernde Fake und dieses Hypervirtuelle am Ende reagiert.“ CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN Er ist überzeugt: In der Technologie stecken Chancen – aber eben auch große Herausforderungen. „Aber was ich extrem beunruhigend finde, dass wir hier eine Technologie haben, die eigentlich der gesamten Menschheit gehören müsste, die auch aus dem Wissensschatz der gesamten Menschheit gebaut wird, dass die kontrolliert wird von einer sehr kleinen Gruppe von Leuten. Und zwar teilweise von Personal, das deckungsgleich ist mit den Typen, die das mit Social Media komplett versemmelt haben. Diese Leute haben jetzt die Kontrolle über künstliche Intelligenz. Wie ist das gegangen? Das muss man sich mal fragen. Und was kann man dagegen tun?“

21 nov 2025 - 7 min
episode „Viel mehr als Liebesgeschichten“: Eva Pramschüfer über Jane Austen artwork

„Viel mehr als Liebesgeschichten“: Eva Pramschüfer über Jane Austen

„Verstand und Gefühl“, „Stolz und Vorurteil“, „Emma“, um nur drei Titel zu nennen. Innerhalb von 6 Jahren, zwischen 1811 und 1817, schrieb Jane Austen sechs Romane, allesamt unter dem Pseudonym „by a lady“, das erst nach ihrem frühen Tod im Jahr 1817 gelüftet wurde. In diesem Jahr, am 16. Dezember, wäre Jane Austen 250 Jahre alt geworden. EINE KULTFIGUR AUF BOOKTOK Jane Austens Bücher begeistern bis heute – oder gerade heute – Leserinnen und Leser weltweit. Nicht zuletzt auch dank zahlreicher Adaptionen in Filmen und Fernsehserien. Gerade af BookTok ist Jane Austen eine Kultautorin. Rund um das Jubiläum erscheinen zahlreiche zum Teil aufwendig gestaltete Neuausgaben, beispielsweise im Reclam Verlag: Eine 2000-seitige Gesamtausgabe mit Farbschnitt und Illustrationen. ZAHLREICHE NEUAUSGABEN ZUM 250. GEBURTSTAG Das Nachwort zu dieser Ausgabe hat die Journalistin und Autorin Eva Pramschüfer geschrieben. Sie ist Jahrgang 1997, gehört also zur jungen Generation von Austen-Leserinnen. Und Eva Pramschüfer postet auch in den sozialen Netzwerken Videos zu literarischen Klassikern. EIN WEIBLICHER BLICK AUF DIE KLASSENGESELLSCHAFT Im Gespräch erzählt Eva Pramschüfer, deren literarisches Debüt „Weißer Sommer“ im April 2026 erscheint, wie schwer sie selbst in die Romanwelt der Jane Austen hineingekommen ist, warum die Romane sehr viele unterschiedliche Bedürfnisse von Leserinnen und Lesern bedienen – und vor allem, dass Austens Blick auf die patriarchalisch geprägte Gesellschaft aus weiblicher Sicht bis heute aktuell ist.

21 nov 2025 - 11 min
Soy muy de podcasts. Mientras hago la cama, mientras recojo la casa, mientras trabajo… Y en Podimo encuentro podcast que me encantan. De emprendimiento, de salid, de humor… De lo que quiera! Estoy encantada 👍
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