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Acerca de SWR Kultur lesenswert - Literatur
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Willi Winkler – Hannah Arendt. Ein Leben
Die politische Philosophin Hannah Arendt [https://www.swr.de/kultur/literatur/winfried-kretschmann-ueber-hannah-arendt-der-sinn-von-politik-ist-freiheit-100.html] fasziniert – eine Frau im Männerclub der großen Denker, zudem eine Überlebende des Holocaust, Emigrantin erst in Frankreich, dann den Vereinigten Staaten, wo sie zur Star-Intellektuellen avancierte. HEIMLICHES LIEBESVERHÄLTNIS MIT HEIDEGGER Sie studierte Philosophie bei Martin Heidegger, mit dem sie ein heimliches Liebesverhältnis hatte. Die beiden kamen zeitlebens nicht los voneinander, obwohl Arendt eine verfolgte Jüdin war und Heidegger sich für den Nationalsozialismus begeisterte. Auch nach 1945 wollte er von Schuld und Reue wenig wissen. Seine Lieblingsschülerin hielt ihm dennoch die Treue. Willi Winkler schreibt: > Nicht Heidegger hatte sich also geirrt, zum Beispiel, als er sich in die schönen Hände Hitlers vergaffte, sondern sie, die vorübergehend an ihm gezweifelt hatte. Heidegger ist ein Genie und deshalb unantastbar. > > > Quelle: Willi Winkler – Hannah Arendt. Ein Leben Das Auf und Ab dieser philosophischen Liebesfreundschaft bildet die erzählerische Achse von Winklers Biographie – heikler, befremdlicher, aber immer wieder fesselnder Stoff. Eine Kontrastfigur ist Arendts zweiter Ehemann, der Berliner Ex-Revolutionär und gelernte Antikommunist Heinrich Blücher. Er wirkt im Hintergrund, gibt ihr Bodenhaftung, ist ein ergiebiger Gesprächspartner und Zuarbeiter: > Vom Nimbus des Revolutionärs ist nur geblieben, dass er als wissenschaftliche Hilfskraft der schreibenden Frau in der Bibliothek hockt und Bücher exzerpiert, die sie für ihre Arbeit braucht. > > > Quelle: Willi Winkler – Hannah Arendt. Ein Leben HASSERFÜLLTER STREIT MIT ADORNO Winklers Biographie überrascht nicht mit neuen Forschungsdetails, überzeugt aber durch die reichhaltigen politischen und kulturellen Kontexte. Winkler zeigt Arendt als unerhört kommunikationsfreudigen Menschen im Spannungsfeld der Theorien und Diskurse. Sie pflegte Freundes-Bündnisse ebenso wie intellektuelle Feindschaften, etwa gegenüber Adorno [https://www.swr.de/kultur/literatur/gespraeche-ueber-baeume-gedichte-zur-demokratie-100.html], mit dem sie sich einen hasserfüllten Streit über das Vermächtnis Walter Benjamins lieferte. Lau war Hannah Arendt nie, nicht im Verhältnis zu Menschen, nicht als passionierte und polemische Denkerin. Ihre Texte atmen keine Seminarluft, sondern warten auf mit Ironie und Sarkasmus. Davon hat sich Winkler einiges abgeschaut. Das gilt vor allem für die Kapitel über Arendts berühmtesten, meistskandalisierten Text: die Reportage „Eichmann in Jerusalem“. Der Organisator des Holocaust steht vor Gericht. > Sie erwartet in Jerusalem den Menschheitsfeind und trifft dann auf Eichmann, ein Eichmännchen nur, ein ‚Hanswurst‘, einer, dessen ‚Dummheit‘ sie empört. > > > Quelle: Willi Winkler – Hannah Arendt. Ein Leben Arendts Formel von der „Banalität des Bösen“ wurde sprichwörtlich. Solche Bezeichnungen empfanden viele Menschen angesichts von Millionen Toten jedoch empörend unangemessen. Zum Teil hatte sich Arendt von der Selbstinszenierung des fanatischen Antisemiten als mediokrem Beamten und „Schräubchen in der Maschinerie“ des Verwaltungsmassenmords täuschen lassen; Winkler schreibt, dass sie überhaupt nur an einem Viertel der Prozesstage im Gericht war. Viele Juden waren zudem verärgert darüber, dass sie nicht nur den Täter zu verharmlosen schien, sondern den Opfern in Gestalt der Judenräte eine komplizenhafte Mitschuld gab. In Israel wurde Arendt zur „Persona non grata“. Umso gefragter aber war sie fortan bei den Podien und Redaktionen, sie wurde zur bekanntesten Medienintellektuellen ihrer Zeit. HANNAH ARENDT UND IHRE VIELFÄLTIGEN KONTEXTEN: EINE SPANNENDE LEKTÜRE Glänzend legt Winkler die Facetten der kontroversen Rezeption des Jahrhundertessays dar. Er entfaltete nicht zuletzt Wirkung als Polemik gegen den immer brüchiger werdenden Zeitgeist der Restauration und Vertuschung im Adenauer-Deutschland, mit dem Arendt es, mehr als sie wissen konnte, sogar in ihrem eigenen Verlag Piper zu tun bekam. Ihr Lektor und Chef dort war ein ehemaliger SS-Mann. Winklers Biographie bewährt sich als ebenso kenntnisreiche wie süffisante Darstellung der intellektuellen Szenen, Netzwerke und Haifischbecken, in denen sich Arendt zunehmend souverän bewegte, in New York ebenso wie im Nachkriegsdeutschland. Hannah Arendt und ihre vielfältigen Kontexte – eine kluge, spannende Lektüre.
Der elfte Finger der Hand
BEDINGT ECHTES SCHREIBGERÄT Auch Schreibgeräte haben unterschiedliche Temperamente, verfügen über besondere Charaktereigenschaften, ausgewählte Fähigkeiten und eigensinnige Nutzer. Sie können auftrumpfen oder sich zurücknehmen. Das vielleicht unterschätzteste, aber vielseitigste aller Schreibutensilien gibt es seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Und es ist – in seiner Einfachheit – einfach zeitlos. > Der Bleistift bleibt (und tut) bescheiden, anders als die spratzende Tinte, der krakeelende Kugelschreiber und der wichtigtuerische Filzstift. Er ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken, und gerade weil er nur bedingt echt, d.h. zeitfest, dokumentenecht und autoritativ ist, bleibt er doch immer auf Linie: für den Einfall, den Abstrich eines Gedankens, ein verräterisches Zeichen, eine Randnotiz, eine Korrektur, eine Durchstreichung, eine Überschreibung; er ist ein universelles Medium, weich und hart, spitz und stumpf, immer zu gebrauchen, sich selbst genügend und verzehrend, billig und nützlich. > > > Quelle: Hanns Zischler – Der Bleistift Der Schauspieler, Schriftsteller, Übersetzer und bibliophile Privatgelehrte Hanns Zischler [https://www.swr.de/kultur/literatur/hoerbuch-hanns-zischler-liest-heinrich-breloers-ein-tadelloses-glueck-ueber-den-jungen-thomas-mann-100.html], der über Orangenpapier ebenso bezaubernd schreibt wie über Kafkas Kinoleidenschaft, skizziert in seinem neuen, schmalen Essay prägnant die Geschichte des Bleistifts. Selbstverständlich in feinen Strichen. Von der Entdeckung reinen Graphits in den Hügeln des cumbrischen Borrowdale geht es über den Schreiner Kaspar Faber, der 1761 Holzschäfte herstellte, mit denen die Graphitminen ummantelt wurden, bis in unsere nicht mehr ganz so analoge Gegenwart. BRUCHFEST UND ZURECHTGESPITZT Zischler zeichnet geradezu schwärmerisch nach, was der Bleistift alles kann, wie er sich mit der Hand verschwistert und fast zum „elften Finger“ wird, wie er für verschiedenste Zwecke gefertigt und zurechtgespitzt in unterschiedlichen Härtegraden bruchfest seine Aufgaben erfüllt. In welcher Vollendetheit dieses Gerät entwickelt wurde … > … das sich aufbraucht und veräußert und seine Schale in bittersüß duftenden, bunten Holzkringeln abwirft … > > > > Quelle: Hanns Zischler – Der Bleistift … sei geradezu staunenswert. Ja, es verdiene … > … ein kleines Wunderwerk genannt zu werden. > > > Quelle: Hanns Zischler – Der Bleistift DIESE AUTOREN SCHRIEBEN MIT BLEISTIFT Dieser poetische Ton ist durchaus angemessen, und er führt hin zu einem anderen Aspekt des Bändchens: Zischler lässt nämlich Autorinnen und Autoren zu Wort kommen, die selbst mit Bleistift schrieben und ihrem Produktionsmittel in Texten Denkmäler setzten. Vladimir Nabokov [https://www.swr.de/kultur/literatur/vladimir-nabokov-lolita-104.html]und Hans Christian Andersen [https://www.swr.de/kultur/geschichte/zeitwort-20250905-hans-christian-andersen-kommt-nach-kopenhagen-100.html] haben ihre Auftritte, Franz Kafka [https://www.swr.de/kultur/geschichte/zeitwort-20250403-franz-kafka-bewirbt-sich-als-gaertner-100.html] und Warlam Schalamow, Goethe [https://www.swr.de/kultur/geschichte/zeitwort-20250617-goethes-dichtung-und-wahrheit-geht-in-druck-100.html] und Beethoven. Natürlich werden auch Robert Walsers Mikrogramme im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen: 526 Blätter, die 4500 Seiten Drucktext entsprechen, hatte Walser mit dem Bleistift mit Millimeter kleiner Schrift gefüllt. Unlesbar dieses „Bleistiftgebiet“, bis Bernhard Echte und Werner Morlang in 17 Jahre währender Arbeit es doch Wort für Wort entzifferten. Kein Füller und kein Kugelschreiber könnte solch zarte Zeichen setzen. ABNUTZUNGEN UND VERLETZUNGEN Aber der Bleistift ist nicht nur sanft. Zischler schildert eindrücklich, was eigentlich passiert, wenn er auf Papier trifft. > Die Berührung von Bleistift und Papier – in Schrift und Zeichnung – führt auf beiden Seiten zu Abnutzungen, Verletzungen, die durch den Radiergummi nicht nur nicht wettgemacht, sondern tendenziell vergrößert werden: Das Papier zerreibt und schmirgelt die Bleistiftspitze, so wie umgekehrt der Stift die intakte Oberfläche, die Haut des Papiers, ritzt und tätowiert. > > > Quelle: Hanns Zischler – Der Bleistift Ob es auch ein nostalgischer Blick ist, den Zischler auf den Bleistift wirft? Gewiss. Wird er sich gegen elektronische Alltagsgeräte, in die sich eilig alles mögliche einschreiben lässt, behaupten können? Die Frage ist noch nicht entschieden. Bekanntlich können Neues und Altes auch koexistieren. Ein simpleres, unaufwändigeres, praktischeres Schreibwerkzeug, das weder Strom braucht noch viel Platz, lässt sich ja schwerlich noch einmal erfinden.
Requiem für Harlem
Harlem, 1961. Der Drogendealer Clyde „Viper“ Morton hat zum dritten Mal in seinem Leben einen Menschen ermordet. Er ist überzeugt: Dieses Mal kommt er nicht damit davon. Also wartet er in einer privaten Jazz-Bar auf die Polizei. Dort stellt ihm die Besitzerin Nika eine Frage: > ‚Also, Viper‘, sagte die Baroness, ‚was sind deine drei Wünsche?‘ > > > Quelle: Jake Lamar – Viper’s Dream VOM MARIHUANA ZUM HEROIN Schon mit diesem Einstieg ist klar: Jake Lamars „Viper’s Dream“ ist in der Noir-Tradition verankert. Ein erfolgreicher Gangster, kurz vor dem Fall, erinnert sich an seinen Aufstieg, seine Träume. Wie viele Schwarzen Menschen macht sich Viper 1936 inmitten der Großen Depression auf den Weg von Alabama nach New York City. Er hofft auf eine Karriere als Trompeter. Doch sein Talent liegt woanders: Er ist ein begnadeter Verkäufer. Für Marihuana. „Jazz ist 1936 von den Big Bands bestimmt – Swing Orchester von Duke Ellington und Count Basie. In dieser Zeit war Marihuana bei Schwarzen Jazz-Musiker vor allem als harmlose Freizeitdroge oder kreatives Mittel bekannt,“ erzählt Jake Lamar. Doch der Bebop veränderte die Musik – und die Szene. „Jazz wurde dann von einer Musik, zu der man tanzen kann, zu einer Musik, die man wirklich hören muss. Fortan wurde Jazz als Kunstform ernst genommen. Aber zur selben Zeit verbreitet sich Heroin. Insbesondere mit Charlie Parker. Er war süchtig nach Heroin. Viele der Beboper dachten, Heroin würde sie inspirieren. Aber natürlich ist Heroin tödlich. Und viele Musiker liebten die Droge mehr als die Musik.“ SCHWARZE LEBENSREALITÄTEN IM 20. JAHRHUNDERT Jazz und Drogen, dazu eine Jazz-Diva als prototypische Femme fatale - „Viper’s Dream“ erzählt gelegentlich etwas zu melancholisch-nostalgisch von prägenden Jahrzehnten in Harlem. Dazu gibt es in diesem Roman viele gut gesetzte Verweise auf Schwarze Geschichte. Alleine, dass Vipers Bruder – eine Nebenfigur – als Pullman Porter arbeitet, referenziert eine andere Schwarze Lebensrealität jener Jahre und schafft einen reizvollen Gegensatz zum Gangsterleben. „Viele von ihnen waren wirklich gebildet, aber sie verbrachten ihr Leben damit, sich um die Bedürfnisse von weißen Zugpassagieren zu kümmern. Aber es war ein sicherer, ein respektabler Job.“ GRIECHISCHE TRAGÖDIE – MADE IN HARLEM Jake Lamar spielt zudem nicht nur mit Elementen des Noir. Zwar sind die drei Wünsche am Anfang historisch belegt. Die legendäre Jazzmäzenin Pannonica de Koenigswarter hat Musiker nach ihren Wünschen gefragt, deren Antworten wurden erst lange nach ihrem Tod in einem Buch publiziert. Aber im Zusammenspiel mit dem überdramatischen Schlusspunkt des Romans und den gottgleichen Cameos von Miles Davis, Thelonius Monk oder auch Dizzy Gillespie liest sich „Viper’s Dream“ dadurch wie die Harlem-Version einer griechischen Tragödie. „Griechische Mythologie hat mich hier wirklich inspiriert. Griechische Tragödie – aufgelöst wie in einem Roman. In griechischen Tragödien gibt es Mars und Apollo. Ich habe Miles und Monk. Und wie in einer griechischen Tragödie sind die Schicksale der Figuren von den Göttern vorherbestimmt.“ Dadurch sind der Zorn und die Galligkeit, die Lamars früheren Roman „Das schwarze Chamäleon“ prägten, heruntergedimmt. Vielmehr erzählt er auf knapp 200 Seiten von der Great Migration, der Aufbruchsstimmung in Harlem in den 1930er Jahren, den Wandel durch Rassismus, Heroin und organisiertem Verbrechen. „Viper’s Dream“ ist Kultur- und Stadtgeschichte, heruntergebrochen auf das Leben eines Gangsters. Lesenswert.
Fluch und Segen – die Geschichte des World Wide Web
„This is for Everyone“ ist ein Heldenepos, vom Helden selbst zu Papier gebracht – mit den sich daraus ergebenden Gefahren. In diesem Fall: unbändiger, aber rein faktenbasierter Erzähldrang, Fachsprache, Tendenz zum Zwangsoptimismus. Der Held heißt Tim Berners-Lee, und er ist der Erfinder des World Wide Web. Mit 33 als Physiker und Informatiker am CERN angestellt, dem Kernforschungszentrum mit Sitz bei Genf, schuf er eine neue Kommunikationsplattform, damit sich die etwa 250 Wissenschaftler aus aller Welt besser austauschen konnten. Er schuf den ersten Web-Browser. > Ich hoffte, auf diese Weise den Mangel an Interoperabilität zwischen verschiedenen Dokumentensystemen beheben zu können, aber auch ein Tool für Kollaboration zu schaffen. > > > Quelle: Tim Berners-Lee – This is for Everyone. Die unvollendete Geschichte des World Wide Web WIE ES BEGANN: DAS NETZ ZUM WOHLE ALLER Tim Berners-Lee hatte die Vision, dass sein Netz ausschließlich dem Gemeinwohl dienen sollte. Heute sieht er, dass es anders kam. Er zählt auf: Das Web wird heute von Big Tech kommerzialisiert, unsere Daten, mit denen wir Social Media füttern, dienen der genaueren Platzierung von Werbung und politischer Beeinflussung – siehe Cambridge Analytica. Sollte ein autoritäres Regime an die Macht kommen, könnte das WWW auch für Überwachung genutzt werden – Edward Snowden hat bewiesen, wie leicht es geht. Die neueste Entwicklung – künstliche Intelligenz – scheint gleichbedeutend mit der Enteignung der kreativen Branche. Wie die Urheber, die die KI fortlaufend und unfreiwillig mit ihren Daten füttern, entschädigt werden sollen, das betrachtet Berners-Lee als ein sehr kompliziertes, beinahe unlösbares Problem. Auch er, der mit 70 Jahren mit diesem Buch auf sein Lebenswerk zurückblickt, scheint sich in Teilen enteignet zu fühlen. Aber seine Frustration über die, wie er schreibt, „bösartigen Webinhalte“ der Big Tech-Firmen schlägt regelmäßig um in eine massive Problemlösungszuversicht. Wir schaffen das! SCHWANKEN ZWISCHEN ALARM UND ZUVERSICHT > Natürlich wird künstliche Intelligenz eine tragende Rolle dabei spielen, eine bessere Welt aufzubauen. Ich bin begeistert von KI. > > > Quelle: Tim Berners-Lee – This is for Everyone. Die unvollendete Geschichte des World Wide Web Ein paar Seiten weiter dann eine Warnung vor dem Missbrauch von KI, wie sie zu einer schlechteren Welt führen könnte. > Was mir Angst macht, ist die Kombination von Deepfakes, also von KI erzeugte echt wirkende Video-, Foto- oder Audio-Dateien, mit digitaler Mikrotargeting-Werbung. > > > Quelle: Tim Berners-Lee – This is for Everyone. Die unvollendete Geschichte des World Wide Web DIE MASCHINE TRIUMPHIERT „This is for Everyone“ ist keine Autobiographie. Zwar erwähnt Berners-Lee seine Ehrungen und Preise, seine Ehefrauen und Kinder, Wanderrouten, Bootstouren, gibt Einblicke in seine Kindheit mit Eltern, die beide Mathematiker waren. Aber auch wenn Berners-Lee privat wird, liest es sich, als würde er eine Liste aufstellen. Der Journalist Stephen Witt, der gewiss bei der Erstellung des Texts mit ins Boot geholt worden war, um Lesbarkeit und Stil zu verbessern, kam offenbar kaum zum Zug. Trotz aller Härten für die Leser, einige der Anekdoten entschädigen, etwa die, wie Alan Turing bei Berners-Lees Eltern zu Besuch kam. Der Kryptologe, der den Funkcode der Nazis entschlüsselt hatte, sprach von der Idee, ein sogenanntes „Imitation Game“ auszurufen, denn er sah voraus, dass es eines Tages zu einem Wettlauf zwischen Mensch und Maschine kommen würde. Berners-Lee stellt fest, dass die Maschine gewonnen hat und weiter: > Ein neues Zeitalter maschineller Intelligenz bricht an. Die nächsten Ebene des Web wird nicht mehr als Seite dargestellt, sondern als Overlay über die physische Welt. > > > Quelle: Tim Berners-Lee – This is for Everyone. Die unvollendete Geschichte des World Wide Web „This is for Everyone“ mag als Wunsch des Autors für die Offenheit des World Wide Web gelten. Es gilt definitiv nicht für dieses Buch: This is not for everyone. Wie ein höhnischer Kommentar wirkt da am oberen Rand des E-Books das Angebot der KI unter dem Zeichen des Zauberstabs: „Dieses Dokument scheint lang zu sein. Spare Zeit und lies eine Zusammenfassung.“
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