Ganzheitlich DU - Psychologie Podcast

Ganzheitlich DU - Psychologie Podcast

Podkast av Michael Schramm

Bewusstsein, Psychologie, Hypnose

Tidsbegrenset tilbud

3 Måneder for 9,00 kr

Deretter 99,00 kr / MånedAvslutt når som helst.

Kom i gang

Alle episoder

10 Episoder
episode Scham artwork
Scham

Was ist Scham und wie erleben wir diese? Warum schämen wir uns? Wie ist dieses Gefühl entstanden? Und wie können tiefsitzende Schamgefühle mithilfe von Psychotherapie aufgelöst werden? Kaum ein anderes Gefühl ist für uns so schwer auszuhalten wie das Schamgefühl. Scham kann als isolierend und entfremdend erlebt werden und zu einem Gefühl von Einsamkeit führen. Alle Menschen und Kulturen kennen das Scham-Gefühl. Scham ist die Erfahrung, dass das, was ich bin, nicht annehmbar ist. Scham ist das Gefühl, das mich begleitet, wenn ich meine, nicht OK zu sein, unzulänglich, wenig wertvoll nicht respektiert oder nicht geschätzt.. bei iTunes abbonieren [https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195] | bei Android abbonieren [http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/] | bei Spotify abbonieren [https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ] youtube-Kanal abbonieren [https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1] | bei amazon hören [https://music.amazon.de/podcasts/5faa4757-e871-41bc-b32f-7d220a4b9397] Scham entwickelt sich ab dem ersten Lebensjahr im zwischenmenschlichen Kontakt. Entscheidend für die Entwicklung von Scham ist „der Blick des anderen“. Der Gesichtsausdruck, den das Kind wahrnimmt, wenn es seine Mutter ansieht, ist bedeutend dafür, ob es sich angenommen und bestätigt oder abgelehnt fühlt. Und dieser Gesichtsausdruck hängt davon ab, wie sie ihr Kind wahrnimmt. Und ob sie die Äußerungen ihres Kindes als zugehörig und als Teil ihrer Selbst begreifen kann. Ist ihr das „So-Sein“ des Kindes fremd, weil sie es für sich selbst aufgrund ihrer kulturellen und biographischen Prägung ablehnt, wird sich dies an ihrem Gesichtsausdruck zeigen. Insofern ist Scham das Gefühl, das wie kein anderes mit unserem kulturellen Erbe zusammenhängt. Die Erfahrung, dass Interesse und Erregung oder Genuss und Freude durch die Reaktion der Bezugsperson gedämpft wird, aber nicht vollständig aufgehoben, führt zu einem Empfinden von Scham. Der Säugling, der sein freudiges, neugierig-interessiertes „auf-die-Welt-zugehen“ als unerwünscht erlebt, zieht sich zurück, wenn er den abweisenden Gesichtsausdruck der Mutter sieht. Auf diese Weise verinnerlicht das Kind die sozialen „Spielregeln“. Scham dient also dazu, dass das Kind lernt, die Grenzen einzuhalten, die ihm durch sein soziales Umfeld auferlegt werden. Sehr viele gefühlsmäßige Probleme sind daher nicht nur die Folge von frustrierten Trieben, wie dies in der klassischen Psychoanalyse angenommen wurde, sondern von frustrierten Anerkennungsbedürfnissen. Viele Probleme, die Menschen zu Psychotherapie [https://www.hypnosepraxis.info/] führen, sind auf tief sitzende Kränkungs-erfahrungen und Schamgefühle zurückzuführen. Doch wie können diese in der Psychotherapie aufgelöst werden? Da Scham ein Beziehungsgeschehen ist, d.h. Schamgefühle im sozialen Kontakt entstanden sind, kann wird Heilung letztendlich auch erst im sozialen Kontakt möglich. In der Therapiesituation ist der Betroffene einerseits auf sein schamhaftes Erleben aus der Vergangenheit bezogen. Zusammen mit dem Therapeuten oder der Therapeutin versucht er das, was er dabei empfindet, auszudrücken. Andererseits steht er dadurch gleichzeitig im hier-und-heute in Verbindung mit seinem Gegenüber, dem Therapeuten. Dieser hört aufmerksam-interessiert zu und versucht dem Betroffenen in seiner Ganzheit zu sehen. Der Betroffene erlebt, dass auch die von ihm selbst abgelehnten Aspekte, die er selbst aufgrund seiner Scham ausblenden oder verneinen musste, verstanden und angenommen werden. Dies erfährt er als Unterstützung. Diese neue Erfahrung ist gegensätzlich zu der alten, auf die er sich in seiner Erinnerung bezieht. Die neuen heilsamen Eindrücke werden quasi wie ein neues Bild über das alte gelegt. Auf diese Weise kommt es zu einer Veränderung der traumatisch-geprägten Netzwerke im Gehirn. Musik: * Jürgen Heieck [https://www.simplay.de/team/juergen-heieck-e-gitarre-klassische-gitarre] * Ekko San [https://ekkosan.bandcamp.com/] Sprecher: * Katrin Haber alias KatHa * Thorsten von Daemmergrau * STORYoshi [https://www.youtube.com/c/STORYoshi] * Anja Klukas [http://anja-klukas.de] * NadineVA [https://soundcloud.com/user-424627513?p=a&c=1&si=aeeccf73cc0d4616b3e5c05effbbfc8b&utm_source=other&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing] * Adam * bolwini aus der hoer-talk-community [https://www.hoerspielprojekt.de/] sowie Dr. Frank M. Staemmler [http://www.frank-staemmler.de/] Literaturhinweise: * Baer, Udo, Frick-Baer, Gabriele (2008): Vom Schämen und Beschämtwerden. * Marks, Stephan (2007): Scham – die tabuisierte Emotion [https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/scham-die-tabuisierte-emotion-011307.html]. * Staemmler, Frank-M. (2016): Kränkungen [https://www.klett-cotta.de/buch/Psychotherapie_allgemein/Kraenkungen/70144]. * Thiedeman, Jens (2016): Scham. [https://www.psychosozial-verlag.de/2229] * Wheeler, Gordon (2006): Jenseits des Individualismus [https://www.bod.de/buchshop/jenseits-des-individualismus-gordon-wheeler-9783750418677] * Wurmser, Leon (1998): Die Maske der Scham [https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-642-80457-1]. Abonniere meinen Audio Podcast: Psychologie Podcast in Apple iTunes abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-itunes.png]https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195 Psychologie Podcast in Android abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-android.png]http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/ Psychologie-Podcast auf Spotify [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/Spotify-button-e1617011787707.png]https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ Abonniere meinen youtube-Kanal: youtube Kanal abonnieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/btn-yt-subscribe.png]https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1 The post Scham [https://online-psychologie.info/scham/] first appeared on Psychologische Onlineberatung | Videosprechstunde [https://online-psychologie.info].

02. mars 2023 - 27 min
episode Shavayatra Bodyscan artwork
Shavayatra Bodyscan

In der letzten Folge dieses Podcasts habe ich über die heilsame Wirkung von Achtsamkeitsmeditation gesprochen und eine Meditationsanleitung gegeben. Darauf habe ich viele gute Rückmeldungen erhalten und HörerInnen haben den Wunsch geäußert, ich solle noch mehr Mediationen zu unterschiedlichen Themen aufnehmen, z.B. Einschlafmediation. Diese Anregung möchte ich in dieser 9ten Episode gleich aufgreifen und eine klassische Meditationsübung vorstellen, die mir persönlich meist zu einem guten Schlaf verhilft. bei iTunes abbonieren [https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195] | bei Android abbonieren [http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/] | bei Spotify abbonieren [https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ] youtube-Kanal abbonieren [https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1] | bei amazon hören [https://music.amazon.de/podcasts/5faa4757-e871-41bc-b32f-7d220a4b9397] Bei der Übung handelt es sich um eine Tiefenentspannungsübung, die im Yoga unter dem Namen Shavayatra bekannt ist. Sie ist integraler Bestandteil des Yoga Nidra, des „yogischen Schlafs“. Shavayatra ähnelt sehr dem buddhistischen Bodyscan, wie er z.B. in der MBSR, also der Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nach Jon Kabat-Zinn geübt wird. „Shavayatra“ bedeutet soviel wie „Reise durch den Körper“ und wird im Liegen, also in „Shavasana“ geübt. Ziel dieser Körpergewahrseinsübung ist es, den Körper in einen sehr entspannten Zustand zu führen, während das Bewusstsein wach bleibt. Während der Reise durch den Körper in einer liegenden Haltung geistig wach und aufmerksam zu bleiben, ist gar nicht so einfach. Und so ist vollkommen okay, wenn Sie einschlafen, während Sie meiner Stimme lauschen. Das kann ein Zeichen sein, dass Sie tatsächlich sehr müde sind und es gut ist, wenn Sie ruhig einschlafen. Beginnen Sie Ihre Meditation [https://www.hypnosepraxis.info/nuernberg/meditation-eckental] dann das nächste mal vielleicht ein wenig früher. Ich habe mich in Nächten, in denen ich aufgewacht bin und nicht mehr einschlafen konnte, manchmal selbst überlistet. Ich habe mir dann fest vorgenommen, diesmal wach und aufmerksam zu bleiben und durch die Übung zu kommen, ohne dabei einzuschlafen. Dreimal können Sie raten, was meist passiert ist … Während der Übung werden wir die Aufmerksamkeit auf 61 Punkte bzw. Regionen des Körpers richten. Musik: * Jürgen Heieck [https://www.simplay.de/team/juergen-heieck-e-gitarre-klassische-gitarre] * Ekko San [https://ekkosan.bandcamp.com/] Literaturhinweise: * Ralph Skuban (2017): Pranayama. Die heilsame Kraft des Atems. Grafing: Aquamarin Verlag. Abonniere meinen Audio Podcast: Psychologie Podcast in Apple iTunes abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-itunes.png]https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195 Psychologie Podcast in Android abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-android.png]http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/ Psychologie-Podcast auf Spotify [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/Spotify-button-e1617011787707.png]https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ Psychologie Podcast auf amazon hören [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2023/02/amazon-e1677444932757.png]https://music.amazon.de/podcasts/5faa4757-e871-41bc-b32f-7d220a4b9397 Abonniere meinen youtube-Kanal: youtube Kanal abonnieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/btn-yt-subscribe.png]https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1 The post Shavayatra Bodyscan [https://online-psychologie.info/shavayatra/] first appeared on Psychologische Onlineberatung | Videosprechstunde [https://online-psychologie.info].

06. feb. 2023 - 28 min
episode Achtsamkeitsmeditation artwork
Achtsamkeitsmeditation

In dieser heutigen 8ten Episode möchte ich darüber sprechen, wie Du Deine Fähigkeit, mit Stress zurecht zu kommen. Ich möchte Dir konkrete Hilfestellungen an die Hand geben, um Dich in schwierigen Zeiten wieder mehr ins Lot zu bringen. Du bekommst eine Anleitung zur Achtsamkeitsmeditation. Und es geht um die Fragen: Was kannst Du für Dich tun, um wieder mehr in Deine Mitte zu kommen? Und wie kannst Du Belastungen durch Stress vorbeugen? bei iTunes abbonieren [https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195] | bei Android abbonieren [http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/] | bei Spotify abbonieren [https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ] youtube-Kanal abbonieren [https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1] | bei amazon hören [https://music.amazon.de/podcasts/5faa4757-e871-41bc-b32f-7d220a4b9397] GEFÜHLSREGULATION Unter Emotions- bzw. Gefühlsregulation versteht man alle Prozesse, mit Hilfe derer eine Person die Intensität, Dauer und Qualität ihrer Emotionen beeinflusst. Bei einer gut entwickelte Fähigkeit zur Gefühlsregulation können wir – unsere eigenen Emotionen bewusst wahrnehmen, – diese korrekt benennen – und sie bei Bedarf sozialverträglich verbal und nonverbal ausdrücken. Wir sind in der Lage, die Bedürfnisse zu erkennen, die durch die eigenen Gefühle und die der anderen zum Ausdruck kommen. Wir haben gelernt, die Gefühle anderer zu unterscheiden und zu verstehen, sind also in der Lage, uns quasi in die Perspektive des anderen hinein zu versetzen. Wir haben gelernt, unangenehme Gefühle zu akzeptieren und auszuhalten. Dadurch haben wir den Mut, uns Situationen auszusetzen, die unangenehme Gefühle auslösen, wenn wenn es zum erreichen wichtiger persönlicher Ziele notwendig erscheint. Grundsätzlich gibt es zwei Arten, Gefühle zu regulieren. Die erste Art erfolgt im Austausch mit dem sozialen Umfeld. Co-Regulierung nennt man diesen Prozess. Was es dafür braucht ist ein empathisches Gegenüber – das kann die Mutter oder der Vater, eine verständnisvolle Freundin oder ein Lehrer genauso sein wie ein dafür geschulter Psychologe [http://www.psychotherapie-nuernberg.info/psychologe/] oder eine Psychotherapeutin [http://www.psychotherapie-nuernberg.info/psychologe/psychotherapeut/]. Eine wertschätzende Haltung, die Bereitschaft sich empathisch einzulassen sowie eine gute Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu regulieren sind Voraussetzungen beim anderen, dass dies gelingt. Vielleicht hast auch Du schon die Erfahrung gemacht, dass es Dir besser geht und es Dich tröstet, wenn Du merkst, dass Dein Gegenüber zum Ausdruck bringt, dass er Dich versteht und die Bedürfnisse, die hinter Deinen Gefühlen stecken, als grundsätzlich berechtigt anerkennt. Die Fähigkeit zur zweiten Art, Gefühle zu regulieren, ist die innerpsychische Gefühlsregulation. Diese erlernt man im Laufe der emotionalen Entwicklung durch Trost spendende Beziehungen zu wichtigen Bezugspersonen. Hast Du dies gelernt, übernimmst Du praktisch selbst den Part des anderen und begegnest Dir selbst mit Empathie. ACHTSAMKEIT Ein wichtiger Schlüssel dazu ist die viel beschworene Achtsamkeit bzw. Bewusstheit. Sie entsteht durch achtsame, absichtslose Beobachtung der Phänomene. Bewusstheit bedeutet, sich von Sekunde zu Sekunde dessen bewusst machen, was gerade geschieht. Es geht nicht so sehr um eine Fokussierung von Aufmerksamkeit, sondern eher um eine Wahrnehmung der ganzen Person. Wenn wir uns bewusst werden, was gerade geschieht, sind wir präsent in der Gegenwart. Warum nun ist Achtsamkeit zur Gefühlsregulation so wichtig? Nun: Erst wenn ich mir bewusst bin, dass ich angespannt bin, kann ich auch etwas dagegen unternehmen. Erst, wenn ich merke, dass ich ärgerlich bin, kann ich etwas tun, um dies zu ändern, z.B. indem ich meine Perspektive, d.h. die Bewertung der Situation ändere. Bewusstheit ist die Voraussetzung dafür, dass Emotionen überhaupt wahrgenommen werden können. Achtsamkeit alleine ist deshalb schon heilsam, weil sie es uns ermöglicht, eine Beobachterposition zu etablieren. Sind wir in der Rolle eines Beobachters, haben wir inneren Abstand gewonnen zu dem, was vor sich geht. Wir sind nicht mehr so sehr beteiligt und verstrickt in unsere inneren Prozesse und gewinnen dadurch mehr innere Freiheit, weil wir nicht mehr automatisch reagieren oder überwältigt sind von dem, was um uns herum und in uns geschieht. Achtsamkeit hilft uns, etwas Raum zu schaffen zwischen uns und unseren Reaktionen und dadurch unsere konditionierten, d.h. erlernten Reaktionen aufzulösen. ACHTSAMKEITSMEDITATION Bei jeder Art von Meditation gibt es ein Meditationsobjekt, auf das man sich konzentriert. Bei der Achtsamkeitsmeditation [https://www.hypnosepraxis.info/nuernberg/meditation-eckental] ist dies der eigene Atem. Dieser ist sozusagen der Anker zum gegenwärtigen Moment. Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass es bei Meditation darum geht, zu entspannen. Entspannung kann beim Meditieren eintreten, ist aber nicht das Ziel. Es kann passieren, dass wir uns während der Übung überhaupt erst einmal bewusst werden, wie angespannt wir überhaupt sind, bevor es uns gelingt, diese Anspannung los zu lassen. Paradoxerweise ist es häufig so, dass wir das, was wir durch Meditation anstreben, weniger erreichen, je mehr wir es erreichen wollen. Setze ich mich zur Meditation einfach nur mit dem Ziel, zu meditieren, dann gelingt es mir meist viel schneller, in einen Zustand des inneren Friedens zu kommen, als wenn ich meine, entspannen zu müssen, weil ich mich so unangenehm angespannt fühle. MEDITATIONSÜBUNG Wenn Du nun bereit bist für eine Achtsamkeitsmeditations-Übung, dann setze Dich bequem, aber am besten aufrecht hin, ohne Dich anzulehnen. Es gibt verschiedene traditionelle Sitzhaltungen für Meditation, die häufig empfohlen werden. Ich selbst halte es eigentlich nur wichtig, aufrecht zu sitzen ohne sich anzulehnen, denn sonst besteht die Gefahr einzuschlafen, und das wollen wir nicht. Empfehlen möchte ich auch, darauf zu achten, dass der Stuhl oder das Kissen so hoch ist, dass sich die Knie unterhalb der Hüften befinden. Wenn Du auf einem Stuhl sitzt, dann stelle außerdem die Fußsohlen auf den Boden. Lege Deine Handflächen auf den Oberschenkeln ab. Senke Deinen Blick sanft nach unten und lassen Deine Augenlieder auch nach unten fallen. Es ist nicht unbedingt nötig, dass Du die Augen ganz schließt. Nun suche Dir eine Stelle, wo Du Deinen Atem gut spüren kannst. Das kann die sich hebende oder senkende Bauchdecke sein, sich bewegende Brustkorb oder die Stelle an Deiner Nase, an der Du den Luftstrom des ein- und austretenden Atems spüren kannst. Wichtig ist, den Atem nicht nur zu denken, sondern tatsächlich körperlich anhand einer Körperempfindung wahrzunehmen. Beobachte nun einfach Deinen Atem. Nimm wahr, wie er kommt … und geht. Um dies zu unterstützen kannst Du anfangs bei jedem Einatmen zu Dir selbst sagen: „Ein“ und bei jedem Ausatmen „aus“. Oder, wenn Du auf den Bauch oder die Brust fokussierst „heben“ … „senken“. Während Du so dasitzt und Deinen Atem beobachtest, kann es passieren, dass Deine Aufmerksamkeit abdriftet und wo anders hin wandert. Dies lässt sich kaum vermeiden. Besonders dann, wenn Du noch wenig geübt bist, passiert es ständig, dass Deine Aufmerksamkeit abschweift. Doch es geht auch gar nicht darum, nichts zu denken, nichts zu fühlen oder nichts zu empfinden. Ganz im Gegenteil. Wenn Du merkst, dass Deine Aufmerksamkeit abschweift, dann nimm dies einfach zur Kenntnis und kehre zurück zur Beobachtung Deines Atems. Es wird ganz sicher passieren, dass Du anfängst, zu denken … an den vorherigen Moment, den gestrigen Tag oder an Pläne für morgen … Wenn Du dies bemerkst, dann nimm dies einfach zur Kenntnis, indem Du es als „Denken“ benennst, dem Vorgang sozusagen mit einem Ettiket „Denken“ versiehst … und lenke Deine Aufmerksamkeit wieder zum Atemempfindung zurück … Lass die Gedanken einfach vorbeiziehen wie ein Blatt auf einem Fluss, dass Du einen Moment lang beobachtest … und lenke Deine Aufmerksamkeit wieder zum Atemempfindung zurück. Während der Meditation wird es ganz sicher passieren, dass Du durch Körperempfindungen abgelenkt wirst – ein Jucken … ein Ziehen … eine Verspannung … Schmerzen … oder etwas anderes, was Du körperlich spüren kannst … Nimm es einfach wahr … so wie es ist … angenehm, unangenehm oder neutral … nimm es zur Kenntnis … Du kannst es auch benennen, z.B. als „Körperempfindung“ … und lenke dann Deine Aufmerksamkeit wieder zurück zur Atemempfindung. Und es kann vorkommen, dass Du abgelenkt wirst durch Geräusche … nimm sie einfach zur Kenntnis … und nimm auch zur Kenntnis, wie Du womöglich auf sie reagierst … durch bestimmte Gedanken … oder Empfindungen … benenne den Vorgang z.B. als „Hören“, „Denken“, „Fühlen“… und kehre mit Deiner Wahrnehmung zurück zu Deinem Atem. Und während Du Deinen Atem spürst … kann es sein, dass Du bestimmte Emotionen hast … Trauer, Ärger, Angst, Freude … werde Dir bewusst, wie sie sich bemerkbar machen, durch welche Körperempfindungen sie begleitet werden … welche Gedanken sie auslösen … oder durch welche Gedanken sie ausgelöst wurden … benenne es als das, was es ist: Gefühl, Empfindung, Gedanken … und spüre Deinen Atem … kehre zurück zum Atem … ohne zu urteilen oder zu werten … … und selbst das ist okay … zu merken, wie Du wertest und urteilst … angenehm, unangenehm, neutral … willkommen oder nicht willkommen … erwünscht oder unerwünscht … selbst das ist okay … das ist vollkommen normal … Du wirst Dir bewusst, dass Du urteilst und wertest … und lenkst Deine Aufmerksamkeit zurück zum Atem … … und wenn Du Deine Meditation beendest,nimm Dir einen Moment Zeit und beachte alle Geräusche in deiner Umgebung … Spüre, wie sich dein Körper anfühlt … öffne Deine Augen … und beende Deine Meditation. MEDITIEREN LERNEN Wenn Du ohne Anleitung meditieren lernen [https://www.hypnosepraxis.info/nuernberg/meditation-eckental] möchtest, dann stelle Dir am besten eine Uhr, die Dich nach einiger Zeit durch einen unaufdringlichen Ton auf das Ende der Meditationszeit aufmerksam macht. Ein guter Einstieg in die Meditation sind 5 oder 10 Minuten ein oder zweimal am Tag. Am besten zu einer festgelegten Zeit, z.B. morgens gleich nach dem Aufstehen oder bevor Du aus dem Haus gehst … und abends nachdem nachhause kommen oder vor dem Schlafengehen. Wenn Du merkst, wie gut Dir Meditation tut, kannst Du, die Zeit auf 20, 30, 40 oder sogar 50 min ausdehnen. Je regelmäßiger Du zu einer bestimmten Zeit meditierst, desto mehr kann Meditation zu einem festen Ritual im Tagesablauf werden und je mehr wird Dir Meditation im Alltag helfen . DIE HEILSAME KRAFT DER MEDITATION Auch wenn Meditation sicherlich kein Allheilmittel ist, so haben doch wissenschaftliche Studien belegen, dass Achtsamkeitsmeditation nicht nur helfen, Stressbelastungen im Alltag zu reduzieren, sondern auch heilsame Wirkung zeigen bei einer Reihe von Erkrankungen, wie z.B. Depressionen, Ängsten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien und Autoimmunerkrankungen, Schmerzen, ADHS oder Suchterkrankungen. Jedoch sollten Betroffene gut angeleitet werden durch einen in Meditation erfahrenen Therapeuten oder Meditationslehrer [https://www.hypnosepraxis.info/nuernberg/meditation-eckental], um unerwünschte Effekte zu vermeiden. In vielen Städten werden Meditationskurse [https://www.hypnosepraxis.info/nuernberg/meditation-eckental] von buddhistischen Meditationslehrern angeboten. DER KÖNIG UND DER DÄMON Was kann außer Achtsamkeit noch helfen, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen? Oft führt der Versuch, unangenehme Gefühle zu vermeiden oder weg machen zu wollen dazu, diese zu verstärken. Dies verdeutlicht folgende Geschichte: Ein weiser König verließ seinen Palast und als er zurückkehrte, saß ein Dämon auf seinem Thron, der sich dort niedergelassen hatte und nicht daran dachte, das Feld zu räumen. „Was habt ihr bisher unternommen?“ fragte der König seine Diener. „Wir haben ihm gesagt, er solle abhauen, zur Hölle fahren, dorthin gehen, wo er hergekommen ist. Wir haben versucht, ihn mit Schwertern und Lanzen zu vertreiben. Zuletzt haben wir sogar einen Priester kommen lassen, um den Dämonen auszutreiben. Aber das alles hat nur dazu geführt, dass er noch größer geworden ist und mehr Macht bekommen hat. Wir wissen nicht weiter, oh König.“ „Dann müssen wir uns etwas anderes überlegen“, sprach der weise König. Und er ging zu dem Dämon, fing an, sich freundlich mit ihm zu unterhalten und schenkte ihm Aufmerksamkeit und Mitgefühl. IMGINATIONS-ÜBUNG FÜR MITGEFÜHL Um Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln, gibt es wunderbare Imaginations-Übungen, also Übungen, bei der wir unsere Vorstellungskraft nutzen. Eine sehr wirkungsvolle werde ich Dir in einem der nächsten Folgen vorstellen. Es lohnt sich also, meinen Podcast zu abonnieren, damit Du auf neue Episoden aufmerksam gemacht wirst. GEFÜHLE AUSDRÜCKEN Wie kann man sich in schwierigen Zeiten sonst noch unterstützen? Seine Gefühle durch kreatives Schaffen auszudrücken hilft vielen Menschen bei der Verarbeitung von Erlebnissen. Man kann seine Gefühle malen, ihnen durch Singen oder mit einem Instrument Ausdruck verleihen und auf diese Weise in eine andere Form bringen. TROST FINDEN DURCH MUSIK Auch das Hören von Musik, die zur Stimmung passt, kann tröstlich wirken. Durch das Hören von Musik kann man einen Ersatz für die menschliche Berührung und Verbundenheit schaffen, die man gerade schmerzlich vermisst. Ähnlich wie bei Meditation fokussiert man beim Musikhören oder künstlerischem Gestalten auf das Hier-und-Jetzt: Dies wirkt einem Grübeln entgegen. Zusätzlich wird das Zeitempfinden auf eine Weise beeinflusst, die in der Regel positiv erlebt wird. VERBUNDENHEIT FINDEN IN DER NATUR Nicht nur in schwierigen Zeiten ist ein Aufenthalt in der Natur für viele Menschen heilsam, weil sie hier eine natürliche Verbundenheit mit der Welt erfahren. STRESS ABBAUEN DURCH SPORT UND BEWEGUNG Zum Schluss möchte ich aus eigener langjähriger Erfahrung eine Lanze für körperliche Betätigung brechen als ein wichtiges Element zum Stressabbau. Sport und allgemein Bewegung bringt mehr Sauerstoff in unsere Zellen. Der Stoffwechsel wird gesteigert. Blutdruck, Blutzucker, Blutfette und auch der Spiegel von Stresshormon wie Adrenalin und Cortisol sinkt, während gleichzeitig die Produktion von Glückshormonen wie Endorphin und Serotonin angekurbelt wird. Musik: * Jürgen Heieck [https://www.simplay.de/team/juergen-heieck-e-gitarre-klassische-gitarre] * Ekko San [https://ekkosan.bandcamp.com/] Literaturhinweise: * Frank-M. Staemmler (2021): Resonanz und Mitgefühl: Wie Trost gelingt. Stuttgart: Klett-Cotta. * Jack Kornfield (2007): Meditation für Anfänger. * Benoît Laborde (2017): Die heilsame Kraft der Meditation (Arte Doku) [https://www.youtube.com/watch?v=_5SOsXqpptI&ab_channel=BuddhasLehre] Abonniere meinen Audio Podcast: Psychologie Podcast in Apple iTunes abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-itunes.png]https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195 Psychologie Podcast in Android abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-android.png]http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/ Psychologie-Podcast auf Spotify [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/Spotify-button-e1617011787707.png]https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ Abonniere meinen youtube-Kanal: youtube Kanal abonnieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/btn-yt-subscribe.png]https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1 The post Achtsamkeitsmeditation [https://online-psychologie.info/achtsamkeitsmeditation/] first appeared on Psychologische Onlineberatung | Videosprechstunde [https://online-psychologie.info].

22. des. 2022 - 26 min
episode Traumdeutung artwork
Traumdeutung

Diese siebte Folge beschäftigt sich mit Traumdeutung. Hattest Du schon einmal einen Traum, bei dem Du Dich gefragt hast, was dieser wohl zu bedeuten hat? Träumst Du vielleicht sogar einen bestimmten Traum immer wieder und überlegst: Was bedeuten wiederkehrende Träume? Oder gehörst Du zu den Menschen, die sich nicht oder nur selten an Träume erinnern und sich Fragen: Wie kann ich mich an Träume erinnern? Bist Du eher skeptisch und fragst Dich: Haben Träume eine Bedeutung? Welche Bedeutung haben Träume? Wie kann man Träume deuten? Wie kann man Träume verstehen? Wie arbeitet ein Therapeut bei einer psychologischen Traumdeutung? Wie funktioniert online Traumdeutung [https://online-psychologie.info/traumdeutung-online/]? bei iTunes abbonieren [https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195] | bei Android abbonieren [http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/] | bei Spotify abbonieren [https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ] youtube-Kanal abbonieren [https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1] | bei amazon hören [https://music.amazon.de/podcasts/5faa4757-e871-41bc-b32f-7d220a4b9397] TRAUMDEUTUNG IM ALTERTUM UND MITTELALTER Das Alte Testament der Bibel enthält rund zwanzig Träume und auch im neuen Testament und im Koran finden sich Träume. In den antiken Hochkulturen war es üblich, Träume zu deuten: bei den Sumerern, im alten Ägypten, bei den Babyloniern, im antiken Griechenland und bei den Römern. Man verstand Träume als Botschaften von Gott bzw. der Götter oder Dämonen und hatten prophetischen Inhalt. Die Menschen glaubten, mittels Traumdeutung Hinweise auf die Zukunft zu bekommen. In schamanischen Kulturen ist der Traum ein Zugang zu einer anderen Wirklichkeit, die als genauso real angesehen wird, wie unsere Alltagswirklichkeit. Ab dem Zeitalter der Aufklärung, das um das Jahr 1700 einsetzte, war der Glaube daran, dass Träume Botschaften einer höheren Macht seien, philosophisch nicht mehr haltbar. Weissagung durch Traumdeutung wurde als Aberglauben abgetan. TRAUMDEUTUNG NACH SIGMUND FREUD Erst mit dem Erscheinen Sigmund Freuds „Die Traumdeutung“, am 4. November 1899 wurde die Beschäftigung mit Träumen für die Psychotherapie wichtig. Welchen Stellenwert Freud der „Traumdeutung“ für seine Psychoanalyse zuschrieb, zeigt sich daran, dass er das Erscheinungsdatum seines Werkes auf 1900 vordatierte. Für ihn war der Traum die „via regia“, d.h. der Königsweg zu einem von ihm postulierten Unbewussten. Träume verstand er als eine symbolische Wunscherfüllung. Die aus der Kindheit stammenden tabuisierte Sehnsüchte würden sich im Traum auf verschlüsselte Weise zeigen. Freuds Technik der Traumdeutung war die freie Assoziation. Seine Patient*innen sollten auf der Couch liegend ihren Einfällen zu den Trauminhalten freien Lauf lassen. Sie sollten ihrem Psychoanalytiker alles unzensiert erzählen, was ihnen zu einem Traum in den Sinn kam. Freud deutete die Traumsymbolik auf der Grundlage seiner eigenen psychoanalytischen Triebtheorie. Er ging davon aus, dass die Träume in Verbindung zu einer von der Gesellschaft unterdrückten Sexualität stehen. Für ihn repräsentierten die im Traum vorkommenden Personen und Dinge real existierende andere Personen oder Dinge aus der Biographie des Patienten. Freud sah seine Aufgabe als Therapeut darin, durch passende Deutung die Traumsymbole zu übersetzen. Er wollte als Archäologe der Seele eine Verbindung zur biographischen Realität herzustellen und so die unbewussten seelischen Konflikte der Patienten und Patientinnen aufdecken. TRAUMDEUTUNG IN DER ANALYTISCHEN PSYCHOLOGIE C.G. JUNGS Für Freuds Schüler Carl Gustav Jung war diese Sicht auf Träume zu beschränkt. Zwar betrachtete auch Jung Träume als Ausdruck des Unbewussten. Doch war er nicht wie Freud der Meinung, jeder Traum sei sexueller Natur. Vielmehr verstand er den Traum als einen metaphorischen Ausdruck der inneren Wirklichkeit des Träumers. C.G. Jung führte den Begriff des „kollektiven Unbewussten“ in die Psychotherapie ein. Nach Jungs Vorstellung gibt es einen Bereich der Psyche, die nicht der persönlichen Lebenserfahrung eines Menschen entspringt, sondern dem kulturellen Erbe. Traummotive, die aus dem kollektiven Unbewussten kommen, speisen sich aus Religion, Mythen, Märchen, Sagen und anderen Überlieferungen der Menschheitsgeschichte. Jung war anders als Freud an den direkten Einfällen der Patient*innen zu ihren Träumen interessiert. Im Dialog mit seinen Patient*innen lenkte er die Aufmerksamkeit jedoch auch gezielt auf bestimmte Inhalte des Traumes, in denen er Ähnlichkeiten zu Elementen aus Mythologie und archaischen Symbolen erkannte. Auf diese Weise wollte er Verständnis für Traumerlebnisse schaffen, die sich allein aus dem Zusammenhang der Biographie nicht erklären lassen. TRAUMDEUTUNG IN DER GESTALTTHERAPIE Eine weitere Herangehensweise zur Traumdeutung praktizierte Fritz Perls, der Begründer der Gestalttherapie. Perls war überzeugt, dass jeder Teil des Traums ein Aspekt der Persönlichkeit des Träumers ist – nicht nur die Person, sondern jede Einzelheit, jede Stimmung, alles, was dem Träumer über den Weg läuft. Perls ließ seine Klient*innen nacheinander alle Traum-Elemente wie in einem Theaterstück spielen. So wollte er erreichen, dass die Klientin sich voll mit allen ihren Persönlichkeitsaspekten identifiziert, besonders mit denen, die ihr fremd und nicht zu ihr gehörig erschienen. Die Klientin sollte also z.B. so tun, als ob sie der Weg wäre, den sie im Traum gesehen hatte, die Mülltonne am Wegesrand, die achtlos weggeworfene Zeitung usw. Den Traumteilen sollte sie dann nacheinander eine Stimme geben, also z.B. „Ich bin der Weg, ich bin schmal und gerade und sorge für die Verbindung von …“ Meinte Perls in diesem Prozess Konflikte oder andere Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Traumaspekten zu erkennen, regte er seine Klientin dazu an, einen Dialog zwischen diesen Teilen zu führen. Das Ziel von Perls Vorgehensweise war die Integration von entfremdeten Persönlichkeitsanteilen. Er wollte seinen Klient*innen zu einer Ganzheit verhelfen, die er mit Heilung gleichsetzte. WAS SAGT DIE NEUROWISSENSCHAFT ÜBER TRAUMDEUTUNG? Im Laufe der Zeit haben Psychotherapeuten viele weitere Methoden und Herangehensweisen zur Traumdeutung entwickelt. Doch was sagt die moderne Neurowissenschaft über Träume? Die Traumforschung steht vor dem grundsätzlichen Problem: Ein Traum kann, anders als z.B. Handlungen, nicht unmittelbar beobachtet werden. Ein Wissenschaftler kann zwar feststellen, dass sein Probant träumt: anhand von Messungen der Hirnströme oder Hautleitfähigkeit und Beobachtung von Herzschlag, Atmung, Augenbewegungen, Körperbewegungen und Muskelzucken. Er kann die verschiedenen Gehirnaktivitäten mittels Tomographie sichtbar machen. Über den Inhalt eines Traumes und das gefühlsmäßige Traumerleben kann der Träumer aber nur hinterher, also nach dem Aufwachen, anhand der Erinnerungen Auskunft geben. Kein Wunder also, dass sich auch Neurowissenschaftler über die Funktion des Träumens nicht einig sind. Ich finde Hypothesen, die besagen, dass Träumen der Gehirnreifung dient … oder zum Verarbeiten und Lösen von Problemen aus dem Tagesbewusstsein … Einige Forscher meinen in den neuronalen Aktivitäten, die sie mittels Tomografie beobachten konnten, Belege für Freuds Strukturmodell der Psyche gefunden zu haben, das der Freud‘schen Traumdeutung zugrunde liegt. Andere sind der Ansicht, dass wir Träumen, um zu vergessen, die Trauminhalte also quasi mentaler Abfall sind, mit dem wir uns nicht weiter beschäftigen sollten. HABEN TRÄUME EINE BEDEUTUNG?? So komme ich letztendlich zu der Frage: Haben Träume nun eine Bedeutung oder nicht? Und wenn ja, welche Bedeutung haben Träume? Ganz ehrlich: Ich kann diese Frage nicht allgemein beantworten, ich weiß es nicht. Fest steht für mich: In dem Moment, in dem mich ein Traum beschäftigt, hat er eine Bedeutung für mich. Ich messe ihm sozusagen Bedeutung bei. Indem ich über ihn nachdenke, wird er bedeutungsvoll für mich. Wir Menschen sind von Natur aus so angelegt, Ereignissen in unserem Leben einen Sinn zuzuschreiben, Begebenheiten Bedeutungen zu verleihen. Für mich und für viele Menschen scheint es wichtig zu sein, das eigene Leben zu verstehen. Selbst dann, wenn es möglicherweise gar nichts zu verstehen gibt. Das ist vielleicht so, weil wir etwas brauchen, das uns Orientierung gibt. Träume sind so gesehen genau so vielsagend oder bedeutungslos wie alles andere im Leben auch. Nebenbei bemerkt: In dem Moment, in dem wir über einen Traum nachdenken und ihn zu erklären versuchen, befinden wir uns in einem anderen Bewusstseinszustand, als dem, dem der Traum entsprungen ist. Denn ein Traum ist das geistige Produkt des Traumbewusstseins während des Schlafes. Er ist nicht unabhängig von dem Bewusstseinszustand, dem er entsprungen ist. Der Träumer konstruiert beim Erzählen des Traums also genau genommen eine aktuelle Bedeutung. WARUM SOLL MAN TRÄUME DEUTEN? Was heißt das nun für meine Herangehensweise bei der Traumdeutung? Wie gehe ich damit um, wenn mir ein Klient von seinen Träumen erzählt? Warum sollte man überhaupt Träume deuten? Ich bin in dieser Hinsicht ein Pragmatiker: Alles, was dazu dient, meinen Klienten zu unterstützen, mehr Bewusstheit über sich selbst, mehr Klarheit über seine Wünsche und Ziele im Leben zu bekommen, herauszufinden, was er möchte und was nicht, alles was ihm hilft, ein sinnerfülltes, selbstbestimmtes Leben zu führen oder alte seelische Wunden zu heilen – alles das, was dazu beiträgt nutze ich. So auch Träume, die er mit in die Therapiesitzung bringt. Ich nutze den Traum als ein Medium im Dialog mit dem Klienten. Er dient dazu, in Berührung zu kommen mit Gefühlen, Sehnsüchten, Hoffnungen, Konflikten und un- bzw. unheilvoll verarbeiteten Ereignissen seines Lebens. Manchmal liegen im Traum auch kreative Lösungen für Probleme wie Schätze verborgen, die sich zeigen, wenn man sie mit den neugierig-interessierten Augen eines Schatzsuchers betrachtet. WIE DEUTET MAN TRÄUME? Ich möchte betonen, dass ich mich beim Traumdeuten in der Rolle eines Geburtshelfers sehe. Nicht ich bin der Experte für den Traum einer Klientin, der ihn deutet. Die Deutung entsteht vielmehr im Raum, der im Dialog zwischen uns geschaffen wird. Dabei entscheidet immer die Klientin, was stimmig für sie ist und was nicht. Ich habe in soweit Einfluss auf die Deutung, als dass ich eine mir passend erscheinende Methode vorschlage, wie sie mit dem Traum arbeiten kann., Ich leite den Prozess an, gebe durch interessiertes Nachfragen Anregungen oder versuche durch aktives Zuhören das Verständnis meines Gegenübers zu vertiefen. Bei der Auswahl der Methodik lasse ich von meiner Intuition leiten. Um eine Ahnung zu bekommen, welche der vielen Herangehensweisen hilfreich ist, muss ich den Träumer kennenlernen. Ich benötige Informationen über seine Biographie und seine derzeitige Lebenssituation. Ich möchte wissen, welche Lebensfragen ihn beschäftigen und welche Ziele er hat. Wichtig ist mir Transparenz, denn das schafft Vertrauen. Deshalb erkläre ich dem Klienten meist nicht nur die Methode, sondern auch, warum ich genau diese vorschlage. Kommen wir mit einem Ansatz nicht weiter, verwerfen wir diesen und versuchen es mit einem anderen. WAS BEDEUTEN WIEDERKEHRENDE TRÄUME? Vor einiger Zeit erzählte mir eine Klientin von einem Traum, den sie nicht nur einmal, sondern im Laufe der Jahre in Abständen immer wieder träumte. Auch aus der Literatur sind mir wiederkehrende Träume oder Recurring Dreams bekannt. Wiederholungsträume sind häufig Alpträume. Ich gehe davon aus, dass ein ungelöster Konflikt oder ein Trauma mit dem wiederkehrenden Traum verbunden ist, das gelöst werden will. WAS KANN MAN BEI EINEM ALPTRAUM MACHEN? Es gibt eine einfache, aber oft sehr erfolgreiche Methode, auch zuhause mit Alpträumen zu arbeiten: Stell Dir vor, Du bist ein Drehbuchautor oder Regisseur und könntest dem Traum eine neue Wendung geben, indem Du ihn umschreibst. Welche Veränderungen würdest Du vornehmen? Welche Figuren und Requisiten würdest Du entfernen, welche neu dazu nehmen? Welche Rollen würdest Du wie neu besetzen? Nimm Dir einen Block und einen Stift und schreibe den veränderten Traum auf. Aber verändere nicht zuviel und nicht alles – es sollte schon noch erkennbar sein, dass der ursprüngliche Traum dem veränderten Traum zugrunde liegt. Ändere nur die Details, die entscheidend dafür sind, dass sich Deine Gefühle beim Vorstellungserleben auf eine Dir angenehme Weise verändern. Welche Auswirkungen hat es womöglich auf Dein zukünftiges Leben, wenn Du den Traum auf diese neue Weise träumst? Wenn Du Dich auf diese Weise mit dem Alptraum beschäftigst, bin ich sicher, dass sich auch Dein nächtliches Traumerleben im Laufe der Zeit zum positiven zu verändern beginnt. Wenn nicht, dann melde Dich bei mir! WIE KANN MAN SICH AN TRÄUME ERINNERN? Grundsätzlich träumen alle Menschen während des nächtlichen Schlafes. Es gibt aber Personen, die sich nicht oder nur sehr selten an ihre Träume erinnern. Wenn auch Du zu diesem Personenkreis gehörst aber neugierig auf Deine Träume bist, dann kannst Du folgendes tun: Lege Dir ein Notizbuch und einen Stift neben das Bett. Nimm Dir fest vor, sofort nach dem Aufwachen den Stift zur Hand zu nehmen und alles aufzuschreiben, was Du noch weißt – auch wenn es anfangs vielleicht nur wenige Bruchstücke sein mögen. Dieser Vorsatz gilt auch dann, wenn Du nachts aufwachst. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Du Dich auf diese Weise im Laufe der Zeit immer besser und intensiver an Deine Träume erinnern wirst. Ich habe diese Methode eine Zeitlang während meiner Psychotherapie-Ausbildungszeit praktiziert und kann Dir sagen: Es funktioniere. Allerdings habe ich es dann irgendwann auch wieder sein lassen, denn es ist richtig anstrengend geworden, mehrmals nachts ganze Seiten zu füllen. Musik: * Jürgen Heieck [https://www.simplay.de/team/juergen-heieck-e-gitarre-klassische-gitarre] * Ekko San [https://ekkosan.bandcamp.com/] Literaturhinweise: * Staemmler, Frank-M. (1995): Der ‚leere Stuhl‘. Ein Beitrag zur Technik der Gestalttherapie. München: Pfeiffer * Perls, Frederick S. (1974): Gestalt-Therapie in Aktion: Stuttgart: Ernst Klett Verlag. * Yalom, Irvin D.(2002): Der Panama-Hut oder Was einen guten Therapeuten ausmacht. München: Goldmann Verlag. * Gendlin, Eugene / Wiltschko, Johannes (2007): Focusing in der Praxis – Eine schulenübergreifende Methode für Psychotherapie und Alltag. Stuttgart: Klett-Cotta. Abonniere meinen Audio Podcast: Psychologie Podcast in Apple iTunes abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-itunes.png]https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195 Psychologie Podcast in Android abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-android.png]http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/ Psychologie-Podcast auf Spotify [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/Spotify-button-e1617011787707.png]https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ Abonniere meinen youtube-Kanal: youtube Kanal abonnieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/btn-yt-subscribe.png]https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1 The post Traumdeutung [https://online-psychologie.info/traumdeutung/] first appeared on Psychologische Onlineberatung | Videosprechstunde [https://online-psychologie.info].

29. juni 2022 - 21 min
episode Autonomes Nervensystem und Traumatherapie artwork
Autonomes Nervensystem und Traumatherapie

In dieser sechsten Episode geht es um das autonome Nervensystem. Ich beschäftige mich mit den Fragen: Warum ist es schwierig bis unmöglich, für mich alleine emotionale Probleme zu lösen? Warum reagiere ich trotz guter Vorsätze und Handlungsstrategien in bestimmten Situationen mit Stresssymptomen? Wie kann Traumatherapie helfen, besser mit Stresssituationen zurecht zu kommen? bei iTunes abbonieren [https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195] | bei Android abbonieren [http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/] | bei Spotify abbonieren [https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ] youtube-Kanal abbonieren [https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1] | bei amazon hören [https://music.amazon.de/podcasts/5faa4757-e871-41bc-b32f-7d220a4b9397] WIE ENTSTEHEN GEFÜHLE? In Folge 4 [https://online-psychologie.info/was-sind-gefuehle/] hatte ich erklärt, was Gefühle sind, wie sie entstehen und welche Funktion sie in unserem Leben haben. Ich hatte ausgeführt, dass Gefühle aus einem aktiven Denkprozess entstehen, der durch unsere Erfahrungen geprägt ist. Kurz gesagt hatte ich behauptet, dass wir uns so fühlen wie wir uns fühlen, weil wir auf eine bestimmte Weise denken. Ich hatte erläutert, dass eine Wechselwirkung zwischen Körperempfindungen und Gefühlen besteht. Ein Gefühl hat einerseits immer eine Körperempfindung zu Folge. Andererseits können Gefühle auch durch bestimmte Körperempfindungen ausgelöst werden. LASSEN SICH GEFÜHLE DURCH DENKEN VERÄNDERN? In Folge 5 [https://online-psychologie.info/gefuehlsregulation/] habe ich eine Methode zur Gefühlsregulation vorgestellt. Mit dem modifizierten ABCZ-Modell der integrativen kognitiven Verhaltenstherapie kann man lernen, sein Gefühlsleben zu verändern, indem man Situationen anders bewertet. Diese Methode ist sehr „kopflastig“. Denn wir nutzen bei dieser Methode unsere Fähigkeit zum analytischen Denken und Reflektieren erlernter Denk- und Verhaltensweisen, um diese dann Schritt für Schritt zu verändern. Und zugegeben: Nicht nur mein Freund Jürgen Heieck, der die wunderbare Musik für diesen Podcast komponiert, fragt sich zweifelnd: Funktioniert das wirklich bei jedem Menschen? Inzwischen kommen auch einige Psychotherapieforscher zu dem Schluss, dass kognitive Verhaltenstherapie bei vielen Menschen zwar zu guten Ergebnissen führt. Gleichzeitig sind sie jedoch der Auffassung, dass deren zentrale Annahme, Gefühle ließen sich alleine mithilfe des kognitiven Denkens verändern, nicht oder nur begrenzt zutrifft. Vielmehr müssten Betroffene erst neue Beziehungserfahrungen machen, die Auswirkungen auf ihre emotionale Befindlichkeit haben. Dies führe dann in der Folge zu Veränderungen des Denkens und Handelns. WIE ENTSTEHEN GLAUBENSSÄTZE? Wir Menschen sind von Beginn unseres Lebens auf andere Menschen bezogen. Unsere innere Welt wird im Kontakt zu wichtigen Bezugspersonen geprägt. Es geht nicht nur darum, dass unsere menschlichen Bedürfnisse angemessen befriedigt werden, sondern dass diese auch als berechtigt anerkannt werden. Diese Anerkennung erfolgt in kommunikativen Austausch mit anderen Menschen. Wir sind darauf angewiesen, im Gegenüber eine gefühlsmäßige Resonanz auszulösen, damit wir verstanden werden. Verläuft dieser Abstimmungsprozess größtenteils unbefriedigend, hat dies weitreichende Folgen für unser emotionales Erleben. Dies gilt besonders dann, wenn diese Frustration in den ersten Lebensjahren stattfindet. Denn ein Kind ist in seiner Existenz anhängig vom Wohlwollen der versorgenden Bezugspersonen. Ablehnung ist dann gleichbedeutend mit Vernichtung. Das Kind beginnt, sich selbst aus den Augen der anderen zu sehen. Es lernt, dass bestimmte Aspekte der Selbstäußerung und die damit verbundenen Bedürfnisse unannehmbar sind. So formen sich Glaubenssätzen wie – „Wenn ich zornig bin, werde ich verlassen.“ – „Wenn ich weine, werden andere wütend.“ – „Wenn ich aufgeregt bin, bin ich nicht auszuhalten.“ – „Egal, was ich mache, irgendwie bin ich immer falsch.“ WIE LERNT DAS AUTONOME NERVENSYSTEM SICH ZU REGULIEREN? Auch die Regulationsvorgänge des Autonomen Nervensystems werden vor allem im Säuglings- und Kleinkindalter in sozialen Interaktion mit den primären Bezugspersonen, insbesondere mit der Mutter erlernt. Das Autonome Nervensystem ist für die unbewussten und unwillkürlichen Funktionen unseres Körpers zuständig, es regelt z.B. Herzschlag, Atmung, Körpertemperatur, Muskeltonus, Verdauung, Hormonhaushalt und andere lebenswichtige Vorgänge. Die Regulation des kindlichen Organismus erfolgt in enger Anlehnung an die Mutter. Reagiert die Mutter auf bestimmte Reize der Außenwelt, z.B. laute Geräusche, ruhig und gelassen, so werden diese auch vom Kind als ungefährlich wahrgenommen. Gleiches gilt auch für Reize aus dem Inneren des Kindes: Hat es z.B. Blähungen oder Hunger und die Mutter versteht dies und kann beruhigend auf die Signale des Kindes reagieren, dann lernt auch das autonome Nervensystem des Kindes sich zu beruhigen. Ist die Mutter aufgeregt oder ängstlich, merkt dies das Kind und reagiert darauf unwillkürlich mit einer Veränderung seines autonomen Zustands. Den Prozess durch den Kinder die Fähigkeit entwickeln, belastende Emotionen und Empfindungen von Anfang an durch die Verbindung mit fürsorglichen und zuverlässigen primären Bezugspersonen zu beruhigen und zu bewältigen, nennt man Co-Regulation. Wir Menschen haben während unseres ganzen Lebens den Wunsch nach Co-Regulierung, auch wenn bei Menschen, die eine gesunde frühkindliche Entwicklung gemacht haben und dadurch die notwendigen Fähigkeiten verinnerlicht haben, dieser Wunsch im Laufe des Jugendalters abnimmt. WELCHEN EINFLUSS HAT DAS AUTONOME NERVENSYSTEM AUF UNSEREN KÖRPER? Bei tatsächlicher oder gefühlter Belastung wird die nach außen gerichtete Aktionsfähigkeit erhöht. Denn unsere Muskeln benötigen Energie. Auch wenn ich hier nicht auf die genauen biochemischen Zusammenhänge eingehen möchte, meine ich mit Energie nicht den unklar definierten Begriff, der oftmals in esoterischen Zusammenhängen gebraucht wird. Sondern ich meine ganz konkret den für die menschlichen Zellen wichtigen Energieträger Adenosintriphosphat, kurz ATP. Damit diese Energie im Moment des Verbrauchs bereit gestellt werden kann, muss unser Herz schneller schlagen, wir müssen schneller und tiefer atmen, die Skelettmuskeln werden stärker durchblutet usw. Wenn die tatsächliche oder gefühlte Belastung vorbei ist, muss sich der Organismus regenerieren. Der Blutdruck sinkt; das Herz schlägt wieder ruhiger; die Atmung beruhigt sich; Magen und Darm nehmen ihre Tätigkeit auf, damit die verbrauchte Energie wieder aufgefüllt werden kann. Du darfst Dir dies natürlich nicht so vorstellen, dass es nur zwei Zustände (aktiv oder passiv) gäbe. Es ist vielmehr ein fein abgestimmter Prozess, der sich mal mehr, mal weniger in die eine oder andere Richtung verschiebt. WELCHEN EVOLUTIONÄREN HINTERGRUND HAT DIE AUTONOME REGULATION? Der Regulationsprozess des vegetativen Nervensystems hat einen evolutionären Hintergrund: Überlebt haben die Spezies, die in der Lange waren, einer drohenden Gefahr passend zu reagieren. Kampf oder Flucht (engl. „fight or flight“) war eine Möglichkeit. Dazu musste, wie eben erläutert, Energie mobilisiert werden. Kämpfen war nur dann erfolgreich, wenn man stärker war als ein Angreifer. Ansonsten war Flucht die erfolgreichere Strategie. Eine dritte Überlebensstrategie war und ist das Totstellen, auch „shutdown“ oder „freeze“ genannt. Wenn die Kraft weder zum Kampf oder noch zur Flucht ausreicht, dann erfolgt vom autonomen Nervensystem eine Regualtion in die krass gegenteilige Richtung, in eine Art „Energiesparmodus“. Dieser kann evolutionär vielleicht so erklärt werden, dass ein hungriges Raubtier das Interesse an einem bereits toten Tier verliert oder es erst gar nicht bemerkt. Auch in Zeiten der Dürre wie im Winter oder wenn man in einer Höhle verschüttet war, konnte das Ausharren in einem auf Energiesparen ausgerichteten Zustand ein überlebensichernder Vorteil sein. Nun gibt es neben diesen drei evolutionären Überlebensstrategien Kampf-Flucht und Totstellen noch eine vierte: Kooperation. Wenn ein Individuum nicht stark genug war, um sich alleine gegen Gefahren zu behaupten, sich jedoch mit anderen Individuen auf irgendeine Weise zusammenarbeitete, so konnte es trotzdem das Überleben sichern. Um mit anderen zu kooperieren ist eines notwendig: Kommunikation. Denn das einzelne Individuum muss sein Verhalten mit dem der anderen Abstimmen. Erst durch Kommunikation wird aus dem individuellen Verhalten koordiniertes soziales Handeln. POLYVAGALTHEORIE? Nach Auffassung der Polyvagaltheoie ist für die Kooperations-Strategie ein Regulationszustand unseres autonomen Nervensystems notwendig, der es möglich macht, mit anderen Menschen nicht nur durch Sprache, sondern auch durch Körperhaltung, Mimik und Gestik zu kommunizieren. Es ist eine Art mittlerer Modus zwischen nach außen gerichteter Aktivität des Kampf-oder-Flucht-Modus und passiver innerer Zurückgezogenheit eines „Shutdowns“. Es ist wie ein Möbiusband oder die Katze, die sich selbst in den Schwanz beißt: Denn nur wenn wir uns sicher genug fühlen – oder besser gesagt unser autonomes Nervensystem – können wir in kooperativen sozialen Austausch treten. Gleichzeitig vermittelt uns kooperativer sozialer Austausch ein Gefühl von Sicherheit. EVOLUTION ODER LEBENSGESCHICHTE? Auf welche äußeren oder inneren Reize unser Nervensystem überhaupt mit einer Veränderung des autonomen Zustands reagiert – und wenn auf welche Weise – ist zum einen evolutionär bedingt: Die Furcht vor bestimmten Tieren – z.B. Schlangen oder Spinnen – oder Situationen wie Höhe, enge, geschlossene Räume, sicherte in der stammesgeschichtlichen Entwicklung das Überleben der menschlichen Spezies und ist damit aus evolotionsbiologischer Sicht eine sinnvolle Reaktion. Auch bestimmte tiefe Geräusche mit Frequenzen, die an das Donnergrollen eines Gewitters, Erdbebens oder Vulkanausbruchs erinnern, sind dazu geneigt, unser Nervensystem zu einer Stressregulation zu veranlassen, … während Töne mit einem Frequenzspektrum ähnlich der menschlichen Sprache, Gesang oder Holzblasinstrumente, beruhigend wirken. Zum anderen spielen lebensgeschichtliche Lernprozesse eine Rolle, wie das autonome Nervensystem des einzelnen reagiert, d.h. ob, in welche Richtung und wie stark sich das Gleichgewicht zwischen leistungsfördernder und regenerativer Prozessen in bestimmten Situationen verschiebt. Auch wie schnell es sich nach einer Stressbelastung wieder soweit in den „Mittleren Modus“ einpendelt, in dem kooperative Kommunikation möglich ist, ist eine Anpassungsleistung, d.h. hier ein Lernprozess. Was wir als Gefahr und damit als Stress wahrnehmen, hängt damit zusammen, wie wir eine Situation bewerten, also mit unserem inneren Weltbild. Unser inneres Weltbild hat sich durch soziale Interaktion geformt. Damit es sich verändern kann, bedarf es also wiederum sozialer Interaktion. Die Einschätzung unserer Lage, ob wir uns sicher oder bedroht, stark und der Situation gewachsen oder schwach fühlen, findet auf der Ebene des autonomen Nervensystems statt. Dies geschieht sehr schnell, ohne dass wir großartig Zeit haben, die Situation durch Nachdenken zu analysieren. Zu welcher Einschätzung wir gelangen ist abhängig von unseren Ressourcen, also ob wir uns also einer Situation mit unseren Fähigkeiten gewachsen fühlen oder nicht. LASSEN SICH EMOTIONALE PROBLEME ALLEINE LÖSEN? Was heißt das alles nun konkret für jemanden, der sein Fühlen, Denken und Handeln verändern möchte? Es heißt, dass sich viele emotionale Probleme sich nicht auf befriedigende Weise alleine im stillen Kämmerlein lösen lassen – weder durch bestimmte Techniken und noch weniger durch durch analytisches Nachdenken. Das gilt im besonderen bei sogenannten psychosomatischen Beschwerden, also körperlichen Beschwerden, für die es keine medizinisch diagnostizierbare organische Ursache gibt. WIE FUNKTIONIERT KÖRPERORIENTIERTE TRAUMATHERAPIE? Was es braucht ist das emotionale Mitschwingen eines Gegenübers, der Raum gibt, auszudrücken und Worte zu finden für das, was bisher nur diffus wahrnehmbar war – nur spürbar – spürbar vielleicht allein über diffuse Körperempfindungen. In der Therapie reicht es nicht aus, über belastende Situationen inhaltlich zu sprechen und mit dem analytischen Verstand nach wünschenswerteren Denk- und Handlungsweisen zu suchen. Für eine Veränderung muss der Körper bzw. die autonomen Regulationsvorgänge des Nervensystems mit einbezogen werden. Dies geschieht im besonderen in einer körperorientierten Traumatherapie. Das Erleben, das der Klient verändern will, muss in der Therapiestunde unmittelbar spürbar werden. Da dieses Erleben mit sozialen Situationen zusammenhängt, müssen Therapeut und Klient ihre Aufmerksamkeit auf das richten, was in diesem Augenblick, also zwischen ihnen in aktuellen sozialen Situation vorgeht. Wenn der Klient merkt, welche psychischen Aktivitäten dies in ihm hervorruft, entsteht eine Verdichtung in seinem Erleben. Er nimmt deutlicher und emotional intensiver wahr. Dies führt unweigerlich auch zu einer Veränderung des autonomen Regulationszustands, die der Klient körperlich spürt. Diese körperlichen Reaktionen kann der Therapeut wiederum aufgreifen. Die wertschätzende Einladung des achtsamen Wahrnehmens und respektvollen Erforschens der belastenden Gefühle und den damit verbundenen körperlichen Vorgängen bewirkt eine Beruhigung und damit eine Veränderung über den schon angesprochenen Mechanismus der Co-Regulation. Hilfreich ist dafür die warme, ruhige Präsenz des Therapeuten, der auf die sich verändernden emotionalen und körperlichen Signale seines Klienten achtet und gleichzeitig in der Lage ist, seinen eigenen emotionalen und physiologischen Zustand zu regulieren. Der Klient merkt, dass sein Gegenüber sein „So-in-der-Welt-Sein“ wahrnimmt und akzeptiert. Er bekommt inmitten seiner emotionalen Erregung gefühlsmäßig passende Antworten. Mit Antworten meine ich nicht ausschließlich den Inhalt gesprochener Sätze, sondern auch die Art, WIE etwas gesagt wird. Es beinhaltet Tonfall und Lautstärke der Stimme, Mimik, Gestik und Körperhaltung. Auch Schweigen kann manchmal eine passende Antwort sein. Eine Antwort muss auf der emotionalen Beziehungsebene passen. Wenn wir nun davon ausgehen, dass die emotionalen Probleme des Klienten durch frühere Beziehungserfahrungen entstanden sind, dann fallen die Antworten des Therapeuten anders aus als erwartet. Auf diese Weise ist er mit einer neuen Erfahrung konfrontiert, die nicht so recht in sein bisheriges Weltbild passt. Es ist so, als ob neue Puzzelsteine dazu kommen, die irgendwie mit eingepasst werden müssen. Alte Steinchen werden ausgetauscht. So verändert sich das innere Weltbild. Und weil dies geschieht, kommt es zu Veränderungen des eigenen Erlebens. Vielleicht sind diese Veränderungen anfangs noch sehr klein. Doch da sie Veränderungen des eigenen Verhaltens nach sich ziehen, bewirken sie auch Veränderungen in der Interaktion mit anderen Menschen, die wiederum auf mich zurückwirken. Und so können kleine Anstöße, die man in der Therapie oder Coaching bekommt, nach und nach größere Veränderungen im Leben nach sich ziehen. Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, wieso bestimmte Methoden, die im Kontext einer Psychotherapie oder eines Coachings funktionieren und hilfreich sind, um positive Veränderungen im Fühlen, Denken und Handeln zu bewirken, während sie vielleicht wirkungslos bleiben, wenn Du sie zuhause für Dich alleine anwendest. Eine Methode oder Technik ist häufig eben nur so etwas wie das Bindeglied im sozialen Kontakt zwischen zwei Menschen. So wie das Schachbrett und die Figuren nicht das Schachspiel ausmachen, das zwischen zwei Spielern entsteht. Das Schachspiel lebt durch die Züge der Spieler. Jeder Zug eines der Beteiligten ist eine Antwort auf den des Anderen, für sich allein nicht verständlich, sondern erst im Zusammenhang der Interaktion. Musik: * Jürgen Heieck [https://www.simplay.de/team/juergen-heieck-e-gitarre-klassische-gitarre] Literaturhinweise: * Staemmler, Frank-M. (2021): Resonanz und Mitgefühl: Wie Trost gelingt. Stuttgart: Klett-Cotta. * Staemmler, Frank-M. (2009): Das Geheimnis des Anderen – Empathie in der Psychotherapie. Stuttgart: Klett-Cotta. * Staemmler, Frank-M. (2017): Kontakt und Verbundenheit – Relationalität in der Gestalttherapie. Grevelsberg: EHP. * Fuchs, Christian (2021): Der Körper‚ das Trauma und der Affekt – Theorie und Praxis der Polyvagaltheorie in der Psychotherapie. Grevelsberg: EHP. * Roth, Gerhard; Stüber, Nicole (2018): Wie das Gehirn die Seele macht. Stuttgart: Klett-Cotta. Abonniere meinen Audio Podcast: Psychologie Podcast in Apple iTunes abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-itunes.png]https://podcasts.apple.com/de/podcast/ganzheitlich-du/id1558286195 Psychologie Podcast in Android abbonieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/icon-android.png]http://subscribeonandroid.com/online-psychologie.info/feed/mp3/ Psychologie-Podcast auf Spotify [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/Spotify-button-e1617011787707.png]https://open.spotify.com/show/2ZlSTNYeJ2ewzO7vfcEXqL?si=OzSIWps3Q3eXxyNPpJFpBQ Abonniere meinen youtube-Kanal: youtube Kanal abonnieren [https://online-psychologie.info/wp-content/uploads/2021/03/btn-yt-subscribe.png]https://www.youtube.com/channel/UCCLcfNNLXq-3NGdaTX6U7yA?view_as=subscriber?sub_confirmation=1 The post Autonomes Nervensystem und Traumatherapie [https://online-psychologie.info/traumatherapie/] first appeared on Psychologische Onlineberatung | Videosprechstunde [https://online-psychologie.info].

14. apr. 2022 - 24 min
Enkelt å finne frem nye favoritter og lett å navigere seg gjennom innholdet i appen
Enkelt å finne frem nye favoritter og lett å navigere seg gjennom innholdet i appen
Liker at det er både Podcaster (godt utvalg) og lydbøker i samme app, pluss at man kan holde Podcaster og lydbøker atskilt i biblioteket.
Bra app. Oversiktlig og ryddig. MYE bra innhold⭐️⭐️⭐️

Tidsbegrenset tilbud

3 Måneder for 9,00 kr

Deretter 99,00 kr / MånedAvslutt når som helst.

Eksklusive podkaster

Uten reklame

Gratis podkaster

Lydbøker

20 timer i måneden

Kom i gang

Bare på Podimo

Populære lydbøker