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Welche Bücher sind neu, was läuft im Kino, wie sieht die Festivalsaison aus und worüber diskutieren Kulturwelt und Kulturpolitik? Im Podcast SWR Kultur Aktuell widmen wir uns täglich den Nachrichten, mit Hintergründen, Gesprächen, Kritiken und Tipps. Damit Sie nichts Wichtiges mehr verpassen! Zur Sendung in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-kultur-aktuell/12779998/

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Volker Reinhardt – Esprit und Leidenschaft

Ein Buch, das verspricht 1000 Jahre französischer Kulturgeschichte Revue passieren zu lassen, erweckt zunächst einmal Argwohn. Die Skepsis verfliegt aber bereits nach wenigen Seiten von „Esprit und Leidenschaft“, dem neuen Buch des Neuzeit-Historikers Volker Reinhardt. Das liegt unter anderem an der Struktur des Werks. Reinhardt geht es nämlich nicht um eine ohnehin unmöglich zu leistende Gesamtdarstellung aller künstlerischen und geistigen Strömungen Frankreichs. In rund 70 Kapiteln wirft er viel mehr Schlaglichter auf bestimmte Personen und Werke, die einen maßgeblichen Einfluss auf die kulturellen Entwicklungen nahmen.   VOM ROLANDSLIED ZU DEN PRESTIGEBAUTEN MITTERRANDS  Die Bandbreite der behandelten Themen ist gewaltig. Sie beginnt beim mittelalterlichen Rolandslied, führt über die Werke der Aufklärer und endet bei den Prestigebauten, die François Mitterrand in Paris errichten ließ. Dazwischen geht es unter anderem um die Neuerfindung des Briefes durch Madame de Sévigné im 17., die Phantasien des Marquis de Sade im 18., oder die Revolution der Mode durch Coco Chanel im 20. Jahrhundert. In diesen Kapiteln, die kaum einmal länger als zehn Seiten sind, vollzieht sich ein erzählerisches Wunder. Über den großen Historiker Fernand Braudel schreibt Reinhardt, dass dieser in einer „sehr französischen Tradition“ als Erzähler brilliere, „der aus scheinbar unbedeutenden Episoden Sinn in Form von ‚historischen Tiefenstrukturen‘ zu filtern“ vermöge. Diese Beschreibung trifft auch auf Reinhardts eigene Darstellungskunst zu, wie ein kurzer Auszug aus einem Kapitel über die höfische Kultur des 18. Jahrhunderts veranschaulicht:    „Obwohl er nicht mehr im Schlafzimmer seines Urgroßvaters nächtigte, begab sich Ludwig XV. jeden Morgen nach dem Aufwachen im höchster Eile dorthin, um wie dieser das lever, das ritualisierte Aufstehen und Sich-Ankleiden bzw. Sich-Ankleiden-Lassen zu vollziehen. Ihm war bewusst, dass diese einst über Rang und Status, Wohl und Wehe der Höflinge entscheidende Handlung ihre politische Dimension eingebüßt hatte und dadurch banal, schlimmer noch: unfreiwillig komisch und kontraproduktiv geworden war. Da er keine zeitgemäße Alternative an die Stelle dieser Zeremonie zu stellen wusste, um das Amt des Monarchen neu zu erfinden, fühlte er sich als Gefangener einer übermächtigen Vergangenheit, dazu verdammt, diese um jeden Preis fortzusetzen. Alles andere hätte für ihn und seinen Hof das Eingeständnis des Versagens, ja Selbstaufgabe bedeutet.“ ENZYKLOPÄDIE OHNE ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT  Die von feiner Ironie getragenen Kapitel stehen jeweils für sich und können trotz vieler Querverweise auch unabhängig und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. So entsteht eine Art Enzyklopädie. Eine Enzyklopädie ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die den kulturellen Kanon zwar ehrt, die unterbelichtete Rolle von Frauen aber auszugleichen versucht. Reinhardt interessiert sich nicht nur für die sogenannte Hochkultur. Über Asterix-Bände oder die Tour de France schreibt er ebenso leidenschaftlich und sachkundig wie über die Gemälde von Antoine Watteau. Da wie dort stellt er erhellende Analysen an, die das Heute nie ganz aus dem Auge verlieren.   > Insgesamt entspricht das Tour[-de-France]-Geschehen nicht dem Bild einer demokratischen Gesellschaft, sondern dem Gefüge der Klientel und ihrem Abhängigkeitsverhältnis, in dem die „Kreatur“ dem „Patron“ unbegrenzten Gehorsam schuldet. Als ein solcher Krieg der Netzwerke kommt das französischste aller Sportereignisse der sozialen und politischen Realität Frankreichs nach Auffassung kritischer BeobachterInnen sehr nahe. > > > Quelle: Volker Reinhardt – Esprit und Leidenschaft VOLLER ESPRIT UND OHNE JEDE BILDUNGSSCHWERE  Ausgestattet mit einem untrüglichen erzählerischen Gespür schlägt Reinhardt Schneisen in das unüberschaubare Dickicht des französischen Geisteslebens der letzten Tausend Jahre. Pointiert, voller Esprit und ohne jede Bildungsschwere: Für an Frankreich Interessierte führt kein Weg an diesem Buch vorbei.

I går - 4 min
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Großer Zapfenstreich für Olaf Scholz – Weshalb der Kanzler „Respect“ einfordern kann

Den Soul-Klassiker „Respect“, den sich Scholz bei der Zeremonie gewünscht hat, findet Schieritz passend: „Da ist schon einiges bewegtworden – bei der Zuwanderung, beim Bürokratieabbau, bei den erneuerbaren Energien.“ Das Problem von Scholz sei gewesen, dies zu vermitteln: „Am Ende ist wohl auch daran gescheitert.“ Den kommenden Regierungschef Merz bezeichnet Schieritz, der für die Wochenzeitung „Die Zeit“ arbeitet, als Gegenpol zu Scholz: „Bei Merz ist eher die Gefahr, dass er zu früh was sagt, ehe er es durchdacht hat.“

I går - 5 min
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Morbider Humor: „Die Erfindung“ von Clemens J. Setz am Schauspiel Stuttgart

NÄCHTLICHE MORDFANTASIEN Geschrei und Streit aus der Wohnung über ihnen hält ein gut situiertes Ehepaar im mittleren Alter jede Nacht wach. Die beiden überlegen sich im Bett, ob die streitenden Eltern von oben auch ihre Kinder schlagen und wie man sie zum Schweigen bringen könnte. Sie diskutieren im Spaß unterschiedliche Mordmethoden: Motorsäge, Anthrax oder Giftgas – nein, zu „nazi“, findet die Frau.  Folter im Darknet Also schlägt ihr Mann für die lästigen Nachbarn eine Foltermethode aus einem österreichischen Gruselroman vor, den er gerade liest: „Wormed“ heißt das Buch. Darin verkauft ein Mann gekidnappte Frauen, denen er Arme und Beine abgeschnitten hat, in einem Versandhandel im Darknet. Frauen, verwandelt in wurmartige Wesen. Eine Fiktion, die zu drastisch und medizinisch sowieso komplett unmöglich ist, um wahr zu sein, finden die beiden. Aus ihrer Wohlstandslangeweile heraus beschließen sie aber genau so eine Fake-Seite im Darknet zu platzieren. Auch wenn sie mit diesem verstörenden Fake die Frauen wieder einmal zu den Opfern der patriarchalen, frauenhassenden Internetwelt machen. Ein Freund, der ihnen helfen soll, ist irritiert.    MORBIDER HUMOR, DER VERSTÖRT „Die Erfindung“ in der Regie von Lukas Holzhausen erzählt überspitzt und mit sehr viel morbidem und trashigem Humor, welche Verwirrungen und Abgründe sich aus einer fiktionalen grausamen Idee ergeben können, wenn sie im Internet landet. Grundsätzlich könnten solche verstörenden Geschichten nur von österreichischen Autoren stammen, heißt es immer wieder. Dieser Running Gag erzeugt einige Lacher im Publikum. Vor allem weil der Ehemann aussieht wie das Alter Ego von Clemens J. Setz selbst – mit schwarzem langem Bart und Brille. IMMER WIEDER TAUCHT DAS MOTIV DES WURMS AUF Im surrealistisch anmutenden plüschig-lindgrünen Schlafzimmer mit riesigem Aquarium im Hintergrund taucht immer wieder das Motiv des Wurms auf. Wenn etwa die Ehefrau zum Beispiel lustvoll an Würmer erinnernde Spagetti isst. Oder der Mann versucht auf tölpelhafte Weise in Hosenbeine zu steigen, die an lebendige Riesenwürmer erinnern. Als erste Reaktionen aus dem Darknet eintreffen, ist das Paar erstaunt. Manche bezeichnen die Fake-Seite als geschmacklos und widerwärtig. Andere halten sie für echt und geben direkt Bestellungen für „gewurmte“ Frauen auf.  FÜR EINEN TEIL DER ZUSCHAUER SCHWER ERTRÄGLICH Angesichts der gewalttätigen Fantasien offenbaren sich unbekannte Abgründe der Beziehung. Das Paar zerfleischt sich zudem, weil es selbst Fake und Wirklichkeit stark miteinander vermengt. So macht die Inszenierung die allgegenwärtige Verrohung durch das Internet mehr als deutlich, genial gespielt vom dreiköpfigen Ensemble. Trotzdem dürfte „Die Erfindung“ für einen Teil der Zuschauer eine nur schwer erträgliche Inszenierung sein.

I går - 3 min
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Reiner Burger – Marlene Dietrich an der Front

Musik: „The Boys in the Backroom” (aus: “Der große Bluff“): „See what the boys in the backroom will have, and tell them, I’m having the same …”  „The Boys in the Backroom“ war der Song zu einer Filmrolle, in der die glamouröse Diva Marlene Dietrich sich auch in Hollywood von ihrer komischen, ihrer Berliner Seite zeigen konnte. Das war Ende 1939, im Western „Der große Bluff“.   > Guck einfach, was die Jungs im Hinterzimmer trinken, und sag ihnen: Ich seufze ... ich heule ... und ich sterbe von demselben Zeug.  > > > Quelle: Reiner Burger – Marlene Dietrich an der Front Musik: s.o. „... Just see what the boys in the backroom will have, and tell them I sighed, and tell them I cried, and tell them I died of the same.”   Wenige Jahre später sollte sie den Song wieder und wieder singen, vor immer neuen, sie bejubelnden US-amerikanischen Soldaten, die in Europa gegen die Achsenmächte kämpften. 1944 war Marlene Dietrich Teil der kulturellen Truppenbetreuung und absolvierte zwei wochenlange Tourneen in Italien und im umkämpften deutsch-belgischen Grenzgebiet.   LEBEN MIT DEN „BOYS“, SCHLAFEN MIT DEN RATTEN  Und sie schaute nicht nur für einen schnellen Auftritt in den Lagern und Lazaretten vorbei. Wie ihre Künstlerkollegen war Marlene offiziell Soldatin der US-Army im Rang eines Captain, sie teilte das Leben der Männer, die sie ihre „Boys“ nannte. Trug Khaki wie sie, aß mit ihnen Feldverpflegung, wusch sich mit Schneewasser, logierte in zerbombten Gebäuden voller Ratten.  > Man liegt auf dem Boden in seinem Schlafsack, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, und diese Biester rasen einem übers Gesicht mit ihren kalten Pfoten. Sie erschrecken einen zu Tode. Da man außerdem durch die Bomben in Angst und Schrecken versetzt wird, kann man sich fragen, was man bevorzugen soll: V1, V2 – oder die Ratten.  > > > Quelle: Reiner Burger – Marlene Dietrich an der Front Diese Geschichte erzählt der FAZ-Journalist Reiner Burger kenntnisreich und lebendig im Bild-Text-Band „Marlene Dietrich an der Front“, und er erzählt sie nicht nur auf Basis historischer Quellen und Lebenszeugnisse, sondern auch anhand einer Fülle vielsagender Fotos aus Marlene Dietrichs Nachlass: die Schauspielerin posierend vor Panzern und auf provisorischen Bühnen, in Schürze vor der Feldküche, beim Eintopfessen mit Kommandeuren und, ein besonders eindrucksvolles Bild, vor Scharen von Fallschirmen, die während eines Manövers vom Himmel schweben.   GUTE FIGUR AUCH IN FELDMONTUR  Bis heute fasziniert die Ausstrahlung einer Frau, die in Feldmontur ebenso gute Figur machte wie im Paillettenkleid. Auf Schnappschüssen wie auf offenkundig gestellten Fotos wirkt Marlene immer zugleich selbstbewusst und authentisch. Von manchen der Fotos wird hier auch die Rückseite gezeigt, von ihr eigenhändig beschriftet während der letzten Lebensjahre in der Pariser Matratzengruft. Die Monate mitten im Krieg waren keine bloße Episode. Nicht nur für Marlene.   KRIEGSMONATE, DIE DAS LEBEN PRÄGTEN  Sich in der Nachkriegswelt zurechtzufinden, war die Herausforderung. Ihrem Freund Ernest Hemingway etwa gelang das wesentlich schlechter als ihr. Sie beide hatten die monatelange blutige Hürtgenwald-Schlacht in den Ardennen erlebt, sie als Truppenunterhalterin, er als Kriegsbericherstatter an vorderster Front. Was er zu ihr gesagt hatte, bevor er sich 1961 umbrachte, ließ sie nicht los.   > Ich werde niemals seinen Satz, 'es war einfacher im Hürtgenwald‘ vergessen. > > > Quelle: Reiner Burger – Marlene Dietrich an der Front Die Schrecken des Krieges hatten ihn traumatisiert, und im Frieden kam er nicht klar. Marlene Dietrich zog eine andere Bilanz der Zeit, als sie nicht nur zur Stärkung der Moral ihrer „Boys“ unterwegs war, sondern auch im Dienst der Anti-Nazi-Propaganda des US-Geheimdienstes. Ihren Einsatz nannte sie wörtlich „das einzig Wichtige, was ich je getan habe.“  Zugleich war es der Wendepunkt ihrer Karriere, auch das wird in diesem lesens- und betrachtenswerten Buch deutlich. Die Erfahrung, live vor begeistertem Publikum aufzutreten, motivierte sie, Anfang der Fünfziger vom Film auf Gesangsshows umzusatteln. Zwanzig Jahre lang hatte sie phänomenalen Erfolg – mit den Songs, die sie für die Soldaten gesungen hatte.  Aus “Marlene Dietrich speaks to American GI's during WW II”): „ …to a speedy victory. Good bye, good luck, godspeed.“

02. mai 2025 - 4 min
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„Wir machen Musik, um uns auszudrücken" – Die Band TEMMIS

Temmis stehen für die Neue Neue Deutsche Welle zugeordnet - Musikerinnern und Musikern, die sich mit den Erfahrungen der Pandemie und dem beständigen Fluss düsterer Nachrichten auf den Sound der 1980er-Jahre beziehen und für ihre manchmal alltagsmüde Generation singen. Popmusik auf Deutsch hatte in der Vergangenheit ein eher schwieriges Image. Zu weichgespült, zu nah am Schlager gebaut, schnell auch ein bisschen schnulzig. In den letzten Jahren kommen aber immer mehr junge deutsche Musiker auf, deren deutschsprachige Musik anders ist. Die Neue Neue Deutsche Welle klingt nach 1980er-Synthesiser und düsteren Texten. Aber warum ist dieser Sound gerade jetzt so beliebt und was hat die Corona-Pandemie damit zu tun? Im Gespräch mit Roman Paetin und Alexander Schießl in SWR Kultur gehen wir auf Spurensuche in der Popmusik.

02. mai 2025 - 5 min
Enkelt å finne frem nye favoritter og lett å navigere seg gjennom innholdet i appen
Liker at det er både Podcaster (godt utvalg) og lydbøker i samme app, pluss at man kan holde Podcaster og lydbøker atskilt i biblioteket.
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