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Zwei Menschen, eiskalte, perfekt gemixte Drinks und eine Menge Zeit für inspirierende Bargespräche: Mach es Dir an unserem Tresen gemütlich und lerne interessante Menschen mit unterschiedlichsten Passionen, Professionen und Geschichten kennen! Mehr Podcasts und Inhalte gibt es unter: https://48forward.com Moderation: Daniel Fürg Produktion: The 48forward Studios
Sophia Maier über Krieg, Angst und Menschlichkeit
Die vermissten Geschichten des Krieges Kriegsreporterin Sophia Maier hat in den vergangenen Jahren erlebt, wie sehr sich Konflikte in unsere Gegenwart hineindrängen – und wie schnell dabei die Menschen hinter den Schlagworten verschwinden. Sie spricht von „existenziellem Angstgefühl“, das sie erstmals in der Ukraine erfasste, und davon, dass der natürliche Reflex in solchen Momenten nicht Flucht, sondern Arbeit sein kann: „Was gibt mir Halt? Reporterin sein.“ Ihre Erfahrung verweist auf ein größeres Problem unserer Zeit: Der Krieg ist in unseren Feeds allgegenwärtig, aber die individuellen Lebensgeschichten, die ihn ausmachen, verlieren an Platz. Stattdessen dominiert eine Sprache der Entmenschlichung, die Geflüchtete in Kategorien sortiert und politische Verantwortung oft ausblendet. Maier erlebt, wie komplexe Zusammenhänge im öffentlichen Diskurs verschwinden. Flucht werde behandelt, „als wäre sie eine Naturkatastrophe“, sagt sie, obwohl westliche Politik, Klimawandel und jahrzehntelange geopolitische Entscheidungen zentrale Ursachen sind. Gleichzeitig verlieren viele Menschen das Vertrauen in Medien – nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil sie sich nicht mehr gesehen fühlen. Das ungefilterte Übermaß an Bildern aus Kriegsgebieten überfordert zusätzlich. Selbst sie, die beruflich daran gewöhnt ist, sagt: „Ich habe Bilder gesehen, die ich in meine Träume mitgenommen habe.“ In dieser Gemengelage gewinnen Personenmarken an Einfluss, während institutioneller Journalismus an Autorität verliert – eine gefährliche Verschiebung, die demokratische Öffentlichkeit unter Druck setzt. Ihre Arbeit führt Maier immer wieder zu jenen, deren Geschichten sonst unsichtbar bleiben – zu Familien in Syrien, Kindern in Aleppo, Zivilisten in der Ukraine, aber auch zu Akteuren wie der Hamas oder den Taliban. Objektivität sei unter solchen Bedingungen ein schwieriges Ideal, wichtiger sei Haltung dort, wo es um Unverhandelbares geht: Menschenrechte, Menschenwürde, Überleben. Für all das zahlt sie einen persönlichen Preis: Jahre voller Bedrohungen, Übergriffen und traumatischer Erfahrungen haben Spuren hinterlassen, und erst spät lernte sie, sich selbst Pausen zuzugestehen. Alle Informationen zu DEMOCRACY DOWN gibt es unter: https://democracy-down.com [https://democracy-down.com] Folgt uns bei Instagram: https://instagram.com/ginandtalk [https://instagram.com/ginandtalk] Mehr Podcasts gibt es auf: https://48forward.com [https://48forward.com]
Eric Wrede über Rituale, Trauerarbeit und emotionale Selbstwirksamkeit
Wenn der Tod die Tür öffnet Der Tod ist ein Tabu, das sich hartnäckig hält – obwohl er das Einzige ist, was uns alle mit Gewissheit verbindet. Wir planen unser Leben bis ins Detail, sichern uns ab, sorgen für die Rente vor – und doch trifft uns der Tod meist unvorbereitet. Eric Wrede, ehemaliger Musikmanager und heutiger Bestatter, plädiert für einen offeneren Umgang mit dem Sterben. Trauer, sagt er, sei kein Ausnahmezustand, sondern ein Teil des Lebens. Wer sich ihr stellt, wachse daran. Nicht selten werde ein gesunder Trauerprozess zum Katalysator für mehr Empathie, Selbstreflexion und Klarheit im Leben. Was wie ein persönlicher Weg klingt, hat tiefere gesellschaftliche Konsequenzen. Studien zeigen: Menschen, die Verluste nicht verarbeitet haben, sind anfälliger für einfache Antworten und rückwärtsgewandte politische Versprechen. Wer nicht gelernt hat, mit unwiderruflichen Veränderungen umzugehen, sehnt sich nach der Wiederherstellung eines Idealzustands – so entstehen politische Resonanzräume für Populismus. Der Tod ist also nicht nur individuell schmerzhaft, sondern auch politisch bedeutsam. Wrede sieht seine Aufgabe daher nicht allein im Organisieren von Bestattungen, sondern darin, Menschen zu befähigen, in einer extremen Situation handlungsfähig zu bleiben – emotional, organisatorisch, gesellschaftlich. Der Dokumentarfilm "Der Tod ist ein Arschloch", der Wrede über zwei Jahre begleitet hat, zeigt, wie dieser Anspruch in der Praxis aussieht – nah an den Menschen, nie pathetisch, aber stets mitfühlend. „Ich habe mich an tote Körper gewöhnt, aber nicht an tote Kinder“, sagt Wrede. Es ist dieser ehrliche, unprätentiöse Ton, der seine Arbeit so besonders macht. Wer den Film sieht, begreift: Der Tod ist nicht das Ende. Er ist ein Moment der Entscheidung, wie wir mit dem Leben umgehen wollen. Alle Informationen zum 48forward Festival gibt es unter: https://festival.48forward.com [https://festival.48forward.com] Folgt uns bei Instagram: https://instagram.com/ginandtalk [https://instagram.com/ginandtalk] Mehr Podcasts gibt es auf: https://48forward.com [https://48forward.com]
Peter Freudenthaler über Lemon Tree, Musik und Haltung
Der Zitronenbaum und das, was blieb Es gibt Songs, die klingen wie ein Zeitstempel. Lemon Tree ist so einer. Fast jeder kennt ihn, fast jeder kann ihn mitsingen – und das seit fast 30 Jahren. Für Peter Freudenthaler, den Sänger von Fools Garden, war der Erfolg dieses Liedes nie planbar, nie kalkuliert. Der Song sei einfach da gewesen, sagt er. Nicht er habe ihn geschrieben, sondern er sei ihm passiert. Dass dieser eine Moment ihn bis heute begleitet, weltweit Türen geöffnet und sein Leben geprägt hat, beschreibt er nicht mit Eitelkeit, sondern mit Dankbarkeit. „Lieber auf einen Song angesprochen werden als auf keinen“, sagt er - und meint das ernst. Freudenthaler erzählt nicht nur von Ruhm und Tourneen, sondern auch von der Verantwortung, die mit öffentlicher Aufmerksamkeit einhergeht. Als politischer Mensch setzt er leise, aber klare Zeichen. In seinen Konzerten spricht er über Dankbarkeit, über das Vergessen der Selbstverständlichkeiten - und über die Notwendigkeit, Haltung zu zeigen. Songs wie Those We Lost at Sea, die dem Sterben Geflüchteter im Mittelmeer gewidmet sind, zeigen, wie Musik zum Träger von Mitgefühl werden kann. Gleichzeitig ist da die Sorge um eine Gesellschaft, die sich in digitalen Möglichkeiten verliert und in der KI bald glaubwürdiger klingt als der Mensch selbst. Vielleicht, sagt Freudenthaler, wächst gerade deshalb das Bedürfnis nach Nähe, nach Echtheit, nach echter Verbindung. Sein Buch "Mein Leben als Zitronenbaum" ist kein Vermarktungstrick, sondern ein persönlicher Versuch, Erfahrungen festzuhalten - für seine Kinder, für sich selbst. Erinnerungen, die beim Schreiben zurückkamen, Fragen, die unbeantwortet blieben, Momente, die sich mit Musik verbinden. Über 150 Songs hat Fools Garden geschrieben, viele davon abseits der öffentlichen Wahrnehmung. Dass einer von ihnen die Welt erobert hat, versteht Freudenthaler nicht als Bürde, sondern als Geschenk. Ein Geschenk, das er weiterträgt - mit neuen Liedern, auf der Bühne, im Gespräch. Und in der Hoffnung, dass Musik noch immer der Ort ist, an dem wir uns begegnen können, jenseits von allem, was uns trennt. Alle Informationen zu DEMOCRACY DOWN gibt es unter: https://democracy-down.com [https://democracy-down.com] Alle Informationen zum 48forward Festival gibt es unter: https://festival.48forward.com [https://festival.48forward.com] Folgt uns bei Instagram: https://instagram.com/ginandtalk [https://instagram.com/ginandtalk] Mehr Podcasts gibt es auf: https://48forward.com [https://48forward.com]
Joshi (ZSK) über Punk, Antifaschismus und Zivilcourage
Zwischen Wut und Widerstand Es ist eine seltsame Zeit: Während die politischen Extreme lauter werden, wächst bei vielen die Sehnsucht nach einfachen Antworten. Für Musiker wie Joshi von ZSK ist diese Entwicklung nicht theoretisch, sondern täglich spürbar. „Ich hätte wirklich nie gedacht, dass wir nochmal eine Situation bekommen, in der eine offen antisemitische, rechtsextreme Partei überall in den Parlamenten sitzt“, sagt er. Was früher undenkbar schien, ist zur neuen Normalität geworden – befeuert durch digitale Echokammern, gezielte Desinformation und eine Gesellschaft, die zwischen Überforderung und Abgestumpftheit schwankt. Wenn konservative Stimmen rechte Narrative übernehmen, verschiebt sich der Diskurs weiter; erreicht werden jene, die längst postfaktisch leben, damit jedoch kaum. Für Joshi ist Punkrock mehr als Musik – es ist ein politisches Werkzeug, ein Ventil gegen Resignation und eine Form der Selbstbehauptung. „Ich habe keine Angst vor Nazis. Aber Nazis haben Angst vor uns“, sagt er und meint damit eine widerständige Zivilgesellschaft, die sich nicht einschüchtern lässt. Sein Blick auf die Kulturlandschaft ist klar: Künstlerinnen und Künstler sollten sich stärker zeigen, nicht als moralische Instanz, sondern als solidarische Kraft. Er träumt von großen Acts, die bewusst in Regionen auftreten, „wo es brennt“, um denen den Rücken zu stärken, die dort häufig allein stehen. Parallel dazu sieht er eine zweite Verantwortung – die der Eltern. Kindern könne man weit mehr zutrauen, wenn es um Demokratie, Menschenrechte und Rassismus geht; politische Bildung beginne im Alltag, nicht erst im Lehrplan. Seine Kinderkonzerte zeigen, wie niedrigschwellig Haltung vermittelt werden kann: keine weichgespülte Kindermusik, sondern echte Punkkonzerte für junge Menschen. Dort erlebt man nicht nur, wie Musik verbindet, sondern auch, wie früh politische Grundhaltungen wachsen können. Und doch bleibt am Ende eine Sorge: Wie erreicht man Menschen, die keine Argumente mehr zulassen? „Wenn jemand bei allem sagt: ‚Glaube ich nicht‘, kommen wir nicht weiter“, sagt Joshi. Was er sich wünscht, ist schlicht – und zugleich radikal: eine Gesellschaft, die wieder zuhört. Alle Informationen zu DEMOCRACY DOWN gibt es unter: https://democracy-down.com [https://democracy-down.com] Alle Informationen zum 48forward Festival gibt es unter: https://festival.48forward.com [https://festival.48forward.com] Folgt uns bei Instagram: https://instagram.com/ginandtalk [https://instagram.com/ginandtalk] Mehr Podcasts gibt es auf: https://48forward.com [https://48forward.com]
Julian Heißler über Geld, Einfluss und die Zukunft der USA
Wie eine kleine Elite Superreicher die Demokratie aushöhlt In den Vereinigten Staaten ist politischer Einfluss längst käuflich. Durch sogenannte Super-PACs können Superreiche nahezu unbegrenzt Geld in Wahlkämpfe lenken – legal, aber mit dramatischen Folgen für die Demokratie. Die politische Aufmerksamkeit verschiebt sich weg von der Bevölkerung und hin zu einer winzigen Spenderklasse. „Die Politiker müssen sich an den Interessen der Milliardäre orientieren, nicht an denen der Wähler“, sagt der Journalist Julian Heißler, der sich in seinem Buch "Amerikas Oligarchen" mit der wachsenden Macht des Geldes im politischen System beschäftigt. Wer über die größten Schecks verfügt, entscheidet heute mit darüber, welche Themen gesetzt werden – und wer überhaupt sichtbar bleibt. Dabei ist dieses System keineswegs neu. Schon bei der Gründung der USA wurde Eigentum rechtlich massiv geschützt – ein Erbe, das sich bis heute fortsetzt. Neu ist jedoch das Ausmaß der Einflussnahme. „Seit einer Entscheidung des Supreme Court ist es rechtlich möglich, unbegrenzt in Wahlkämpfe zu investieren“, so Heißler. Die Folge: Eine kleine Elite lenkt politische Debatten, meist aus dem Schatten heraus. Während Figuren wie Elon Musk durch öffentliche Auftritte polarisieren, agieren andere – wie Timothy Mellon oder Erbinnen alter Bankiersdynastien – im Verborgenen. Ihre Spenden verändern Wahlausgänge, verhindern Reformen und verschieben Machtverhältnisse – ganz ohne demokratisches Mandat. Julian Heißler schildert eindrücklich, wie tief dieser Wandel das politische System der USA verändert hat. Er beschreibt eine Demokratie im Stresszustand – formal intakt, inhaltlich jedoch zunehmend ausgehöhlt. Sein Buch ist keine Abrechnung, sondern eine nüchterne Diagnose eines Systems, das seine Spielregeln längst selbst geschrieben hat. Wer wissen will, wie Demokratie stirbt, ohne je ganz zu verschwinden, findet darin eine präzise Beschreibung. Alle Informationen zu DEMOCRACY DOWN gibt es unter: https://democracy-down.com [https://democracy-down.com] Alle Informationen zum 48forward Festival gibt es unter: https://festival.48forward.com [https://festival.48forward.com] Folgt uns bei Instagram: https://instagram.com/ginandtalk [https://instagram.com/ginandtalk] Mehr Podcasts gibt es auf: https://48forward.com [https://48forward.com]