Was fasziniert Frauen an True Crime?
“True Crime ist ein weibliches Phänomen”. Zu diesem Schluss kommt eine True Crime Studie von Seven.One Audio von 2022. Demnach sind 93% der True Crime Hörer*innen Frauen. Und nicht nur das: Auch die Hosts von True Crime Podcasts sind überwiegend weiblich.
Faszination True Crime – was hat es damit auf sich?
Warum ist das so und was fasziniert vor allem Frauen an wahren Verbrechen, menschlichen Abgründen und eiskalten Killern? Zum bevorstehenden Weltfrauentag haben wir recherchiert und die verschiedensten Ergebnisse zusammengetragen. Tatsächlich gibt es fast keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Thema, sondern lediglich Anhaltspunkte aus der Forschung und viele Vermutungen.
Wollen Frauen sich vor Verbrechen schützen?
In den USA wurde 2010 eine Studie durchgeführt, bei der untersucht wurde, warum True Crime Bücher über Vergewaltigungen, Morde und Serienkiller bei Frauen beliebter sind als bei Männern. Die Forscher*innen kamen zu dem Ergebnis, dass sich Frauen vor allem für True Crime Bücher interessieren, die zum einen von weiblichen Opfern erzählen und zum anderen die Motive des Täters beleuchten. Sie stellten darauf basierend die These auf: Frauen wollen mit Hilfe von True Crime Büchern lernen, sich selbst vor Verbrechen zu schützen.
Frauen setzen sich aus Unsicherheit mit Verbrechen auseinander
Eine Umfrage des Max-Planck-Instituts und des Bundeskriminalamts aus 2017 zeigt auf, dass Frauen sich insgesamt weitaus unsicherer fühlen und mehr Angst haben als Männer. Daraus ziehen sie den Schluss, dass Frauen sich ohnehin gedanklich mehr mit Verbrechen auseinandersetzen und True Crime Formate daher auch eher ihr Interesse wecken.
Kriminalpsychologin Lydia Benecke hat Einwände
Doch stimmt es wirklich, dass Frauen mithilfe von Geschichten über wahre Verbrechen vor allem etwas für sich selbst lernen wollen? Deutschlands bekannteste Kriminalpsychologin, Lydia Benecke, ist anderer Meinung. Ihr zufolge weckt True Crime allgemein Emotionen und Neugier und Berichte über wahre Verbrechen verursachen Gruseln, Entsetzen und Mitgefühl. Die Taten sind dabei in den meisten Fällen so weit vom eigenen Leben entfernt, dass man verstehen möchte: Was ist der Täter oder die Täterin für ein Mensch?
Frauen wollen die Täter*innen verstehen
Zum Thema Frauen und True Crime sagt Lydia Benecke, dass Frauen True Crime nicht als Ratgeberliteratur konsumieren, dafür gebe es nicht genug harte Fakten. Wenn sie Frauen nach ihren Vorträgen über Psychopathie und sexuellen Sadismus fragt, warum sie gekommen sind, sagen sie, dass sie verstehen wollen, warum Menschen Verbrechen begehen. Nicht, dass sie lernen wollen, sich selbst zu schützen.
Wahre Verbrechen lösen Empathie aus
Frauen setzen sich stärker mit den Schicksalen und dem Erleben anderer Menschen auseinander und schreiben sich beispielsweise häufiger für das Studienfach Psychologie ein als Männer. Sie interessieren sich tendenziell eher für Menschliches, während Männer sich mehr mit sachlichen Themen beschäftigen. Außerdem würde Frauen ein höheres Maß an Empathie nachgewiesen.
Weitere mögliche Gründe, warum Frauen True Crime lieben
Frauen haben ein gesteigertes Interesse daran, in die Abgründe der Gesellschaft und des Einzelnen zu schauen.
Frauen fasziniert der Gedanke, dass in jedem etwas Böses stecken könnte.
True Crime ist eine Mischung aus Unterhaltung und Nachrichten. Man flüchtet aus dem Alltag in eine andere, schaurige Welt.
Frauen sind eher neugierig und werfen gerne einen Blick in das Leben, die Gedanken und die Untaten anderer.
Wenn man sich mit wahren Verbrechen beschäftigt, wird man selbst zu Detektiv*innen, Anwält*innen und Gerichtsmediziner*innen. Gespräche mit Gleichgesinnten schweißen zusätzlich zusammen – somit kann soziale Interaktion ein weiterer Aspekt sein.
Warum wir – und vor allem Frauen – so fasziniert von Geschichten über wahre Verbrechen sind, kann also nicht pauschal gesagt werden. Jede*r hat ganz eigene Gründe, die mehr oder weniger wissenschaftlich belegbar sind. Fakt ist aber: True Crime ist ein (weibliches) Phänomen und aus der Podcastlandschaft nicht mehr wegzudenkenk.
True Crime Podcasts
Zu den in Deutschland beliebtesten True Crime Podcasts zählen unter anderem:
True Crime Podcasts bei Podimo
Bei Podimo findest du noch viele weitere exklusive True Crime Podcasts, die von Frauen gehostet werden oder Frauen (aber auch andere Geschlechter) faszinieren. Einige unserer beliebtesten True Crime Podcasts sind beispielsweise:
Im Dunkeln – Der Fall Rebecca Reusch
Ein Mensch verschwindet – Daniel Küblböck
Podimo-Podcasts über Verbrechen an Frauen:
Zum Weltfrauentag am 8. März wollen wir uns vor allem True Crime Podcasts anschauen, in denen es um wahre Verbrechen an Frauen geht. Warum werden Frauen Opfer von Gewalttaten – nur, weil sie Frauen sind?
12 Leben – Verbrechen an Frauen
Aus der aktuellen Kriminalstatistik geht hervor: Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer, psychischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Statistisch gesehen wird alle drei Tage eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Betroffen sind Frauen aus allen sozialen Schichten. Hinter diesen Zahlen stecken echte Fälle – echte menschliche Schicksale!
Doch warum werden ausgerechnet Frauen oder weiblich gelesene Menschen öfter Opfer von Straftaten aufgrund ihrer Geschlechtszuordnung? In diesem Podcast geht es um Leben, die durch Gewalttaten beendet oder für immer verändert wurden. Zu Wort kommen neben Expert*innen auch die Betroffenen selbst oder deren Hinterbliebene.
Am 6. März 2023 erscheint die bereits dritte Staffel des True Crime Podcasts.
Vergessen: Die Frauenmorde von Juárez
In der mexikanischen Grenzstadt Juárez verschwinden hunderte Frauen, die später tot aufgefunden werden. Einigen wurden merkwürdige Symbole in den Körper geritzt, manche sind an den Handgelenken mit Schnürsenkeln gefesselt. Allesamt wurden sie weggeworfen wie Abfall.
In diesem Podcast gehen Leyla Yenirce und Düzen Tekkal der Frage auf den Grund, wer oder was für diese Taten verantwortlich ist – ein Serienkiller, Organhändler oder etwa ein satanischer Kult? Die Untersuchungen involvieren viele verängstigte Zeug*innen, korrupte Behörden und schließlich auch eine Strafverfolgung auf beiden Seiten der Grenze, in Mexiko und in den USA.
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Quellen: