Vom Ende und der Zeit danach
Podcast von Bistum Essen
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8 FolgenStille kann schmerzen. In den Momenten, in denen ich nur mich habe, höre ich alles was mir an Gedanken im Kopf herumschwirren. Die schönen, genauso laut, wie die schmerzhaften. Mit sich allein zu sein, Stille aushalten, bedeutet eben: Sich selbst aushalten. Im Podcast findest Du eine kleine Anleitungen für einen Ausstieg. Sie kann Dir helfen Dich in die Stille zu führen und Dich wieder hinausbegleiten. Dafür brauchst Du nur einen Platz am offenen Fenster.
Input von Bischof Franz Josef Overbeck
Ich liebe Whisky. Keine Angst, nicht flaschenweise, nicht im Übermaß und nicht jeden Tag. Aber zu Besonderheiten. Ich mag die Komplexität des Geschmacks. Das Karamell, die Vanille und die sanften Früchte, vor allem, wenn die Birne sich erschmecken lässt. Gerne auch mal so einen richtig Rauchigen. Wie der eine bekannte Whisky von Islay, der so richtig die Algen, das Meersalz und den Torf der Landschaft auf die Zunge bringt. Mit jedem neuen Whisky, den ich probiere, und jeder Tastingkarte, die ich dazu lese, entschlüsselt sich die Komplexität des Geschmacks. War der erste Whisky noch brennend, undifferenziert und verbarg seine Geschmäcker hinter einer nebulösen Wand von zu vielem, habe ich gelernt genauer hinzuschmecken. Zu differenzieren. Ich habe gelernt Dinge zu schmecken. Indem ich an allen Dingen gerochen habe, gelesen habe, was andere schmecken, nachgeprüft habe, ob ich das auch schmecken kann und mich immer wieder aufs Neue auf die Suche gemacht habe. Jetzt besteht Whisky für mich aus tausend Geschmäckern.Jetzt erst, obwohl schon seit dem ersten Schluck alles da war.
Zwischen ist so ein schönes Wort. Denn es beschreibt Übergänge, die mein Leben ausmachen. Das Studium gleitet in den Beruf über. Ein Zustand, den ich durchaus schätzen gelernt habe. Der aber an Tagen, die ich in den Räumen verbringe, die sieben Jahre lang mein Zuhause waren, Wellen der Nostalgie und des Selbstmitleides auslöst. Inzwischen verändert sich auch dieser Raum, wird umgebaut, und scheint sich damit dem gesamten Prozess, den man so als Uni-nach-7-Jahren-Beenderin durchmacht, anzupassen. Eine Übergangsphase, ein Umbau, unfertig. Zwischen alt und neu, zwischen Vergangenheit und Zukunft (wenn man das so episch sagen will). Ich überlege, ob es nicht immer nur ein Dazwischen gibt, ob dieser Mythos vom „Ankommen“ nicht völliger Quatsch ist. Immer kommt etwas Neues auf uns zu, immer liegt etwas anderes hinter uns, der Horizont (schon wieder so ein episches Wort) zieht. Es gibt Tage, da fällt das weniger auf, da erscheint mir das natürlich und selbstverständlich, immer auf was Neues zu schielen, mich auf Dinge vorzubereiten und die dann hinter mir zu lassen. An anderen Tagen ist das Dazwischen schwer zu ertragen. Wo bin ich denn zu Hause? Wo will ich eigentlich hin? Warum liegen so viele Sachen schon hinter mir? Warum bin ich nie zufrieden mit dem, was gerade ist? Dazwischen. Im Alten Testament bedeutet Gottes Name „Ich bin da.“ Und dass „da“ überall und nirgendwo ist, zeigt er immer wieder ziemlich eindrucksvoll im „Zwischen“. In den Zweigen des Dornbusches, der Feuer fängt, bei den Jüngern, die, nachdem Jesus gestorben war, kopflos durch die Gegend liefen. Und gerade ja auch zwischen den Zeiten, irgendwo zwischen Damals – Jetzt – Ewigkeit. Deshalb: Gott, auf ein Wort im Zwischen.
Es war nicht so einfach, aber das letzte Jahr habe ich nochmal gelernt Schlussstriche zu ziehen. Manche freiwillig, manche unfreiwillig. Manche unter die Geschichte mit einem Menschen, weil der Tod für einen kurzen Moment über ihr Leben siegte. Manche unter eigene Anforderungen, weil sie mehr lähmten als motivierten. Manche Schlussstriche unter Sätze, die mir nachgingen. Sätze, die mich lange begleiteten, ohne mir jemals geholfen zu haben. Die mir gerade dann in den Kopf schossen, wenn ich sie am wenigsten brauchte. Ich habe Schlussstriche gezogen unter Menschen, die Kraft raubten, ohne Halt zu geben. Die immer etwas wollten und ihre eigene Unfähigkeit hinter blumigen Wortgewändern versteckten. Schlussstriche unter Geschichten, die verletzt haben. Die immer noch verletzen. Wo der Schlussstrich angefangen hat und bis zum Ende des Jahres durchgezogen wird. Ein kleines ToDo bis Ostern.
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