Morde, Macht und Misogynie: True Crime und Frauen

Sie sind häufiger Opfer als Täterinnen. Sie hören öfter Geschichten über wahre Verbrechen als Männer. Sie befinden sich zwischen Faszination und trauriger Realität - Frauen und True Crime.


True Crime fasziniert und erschüttert zugleich – besonders Frauen. Diese Faszination steht in einem Spannungsfeld zwischen bedrückender Realität und dem Bedürfnis nach Aufklärung und Sicherheit. Denn Geschichten über wahre Verbrechen spiegeln häufig strukturelle Gewalt gegen Frauen wider.

Gewalt gegen Frauen - alle vier Minuten

Jeden Tag versucht ein Mann eine Frau umzubringen. Morgen, spätestens übermorgen, hat es einer getan. 155 Frauen wurden 2023 durch ihren Partner oder einen Ex-Freund in Deutschland getötet. Sie waren Mütter, Töchter, Freundinnen. Getarnt als Beziehungstat, verharmlost als Familientragödie, gerechtfertigt als Ehrenmord. Doch es sind Femizide: Morde an Frauen, weil sie Frauen sind. 

Die Realität von Partnerschaftsgewalt und Femiziden in unserer Gesellschaft ist erschreckend. Alle vier Minuten erlebt eine Frau Gewalt durch ihren (Ex-)Partner. Es sind Verbrechen, über die niemand spricht. Verbrechen, die verborgen bleiben und mit ihnen die patriarchalen Macht- und Gewaltstrukturen, die sich durch die DNA unserer Gesellschaft ziehen. Diese Verbrechen sind keine privaten Tragödien, sie sind Ausdruck tief verwurzelter Misogynie.

Podimo-Podcasts über Verbrechen an Frauen:

Femizide und andere Verbrechen an Frauen müssen klar benannt werden, um politische und gesellschaftliche Veränderungen zu ermöglichen und Frauen besser zu schützen. Unsere Podcasts zeigen, dass Verbrechen an Frauen uns alle betreffen. Denn jeder Fall ist einer zu viel und über allen steht die Frage: Warum werden Frauen Opfer von Gewalttaten – nur, weil sie Frauen sind?

12 Leben - Verbrechen an Frauen

Aus der aktuellen Kriminalstatistik geht hervor: Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer, psychischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Betroffen sind Frauen aus allen sozialen Schichten. Hinter diesen Zahlen stecken echte Fälle – echte menschliche Schicksale!

Doch warum werden ausgerechnet Frauen oder weiblich gelesene Menschen öfter Opfer von Straftaten aufgrund ihrer Geschlechtszuordnung? In diesem Podcast geht es um Leben, die durch Gewalttaten beendet oder für immer verändert wurden. Zu Wort kommen neben Expert*innen auch die Betroffenen selbst oder deren Hinterbliebene.

Im Dunkeln - Der Fall Rebecca Reusch

Am 17. Februar 2019 schläft die 15 Jahre alte Rebecca Reusch auf dem Sofa ihrer Schwester Jessica ein. Am nächsten Morgen erscheint sie nicht zur Schule. Für die Ermittler ist die Sache schnell klar: Rebecca wurde von ihrem Schwager Florian getötet. Doch beweisen können sie es nicht. Ist der Fall also wirklich so eindeutig? Ist Florian das perfekte Verbrechen gelungen? Oder hat sich die Polizei zu früh festgelegt und dadurch womöglich die Chance vertan, Rebecca zu finden?

Die Hosts Miriam Arndts und Lena Niethammer sprechen mit Zeug*innen, die sich noch nie öffentlich geäußert haben, stoßen auf Widersprüche und finden neue Spuren. Was ist an diesem Morgen im Maurerweg passiert? Hat Rebecca wirklich nicht das Haus verlassen? Und warum wurde Florian einige Stunden später in einem Wald in Brandenburg gesichtet?

Frauenkriminalität: Warum Frauen weniger Straftaten begehen

Nur knapp sechs Prozent aller Gefängnisinsassen in Deutschland sind Frauen. Der Begriff "Frauenkriminalität" ist daher geradezu irreführend, denn es gibt sie kaum. In der Forschung steht er für die Suche nach Erklärungen. Warum sind Frauen weniger kriminell als Männer? Gesellschaftliche Normen und Rollenerwartungen erziehen Frauen dazu, sich regelkonform zu verhalten. Es gibt einen starken sozialen Druck, moralisch und ethisch zu handeln. Frauen orientieren sich stärker an idealistischen Werten, akzeptieren Rechtsnormen und können sich besser selbst kontrollieren. Zudem sind sie seltener in kriminellen Netzwerken aktiv und weniger risikobereit. Psychologisch neigen Frauen eher zu empathischen und fürsorglichen Verhaltensweisen. Diese Faktoren führen dazu, dass Frauen seltener kriminell werden, was sich auch in den Kriminalstatistiken zeigt.

Wenn Frauen Straftaten begehen

Begehen Frauen Straftaten, weckt das besonderes Interesse. Diese Fälle stehen oft im starken Kontrast zu den gängigen Geschlechterstereotypen, die Frauen als weniger aggressiv und kriminell betrachten. Täterinnen handeln oft aus Notlagen, emotionaler Verzweiflung oder Rache, anders als die gewaltorientierten Verbrechen von Männern.

Wenn Frauen kriminell werden, zeigt das, dass auch sie – trotz sozialer und psychologischer Hemmschwellen – in Extremsituationen zu illegalen Handlungen greifen können. Diese Taten erregen nicht nur mediale Aufmerksamkeit, sondern führen auch zu einer intensiven gesellschaftlichen Debatte über die Ursachen weiblicher Kriminalität und zeigen die Herausforderungen im männlich geprägten Strafjustizsystem auf.

15 Prozent - Wenn Frauen töten 

Nur bei 15% der Menschen, die für „Mord“ gefasst werden, handelt es sich um Frauen. Warum morden Frauen so viel seltener als Männer? Und was bringt sie letztendlich dazu? Sind es die Umstände? Oder kommen einige von ihnen schon böse zur Welt? Um genau diese Fragen geht es in dem True Crime Podcast “15 Prozent”.

Jede Folge erzählt von einem Fall, in dem eine Frau zur Mörderin wurde, und befasst sich mit der Frage nach dem „Warum?“. Gemeinsam mit Expert*innen ordnen die Hosts wichtige Aspekte rund um den Fall psychologisch ein. Unter anderem sprechen sie über die wohl gefährlichste Frau Australiens und darüber, warum eine junge Frau von einer TikTok Berühmtheit zu einer abgebrühten Doppelmörderin wurde.

True Crime Faszination 

True Crime fasziniert, weil es uns in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Natur blicken lässt. Die aufbereiteten Geschichten bieten tiefe Einblicke in die Psyche von Kriminellen und die komplexen Ermittlungsarbeiten. Der Nervenkitzel, reale Fälle zu verfolgen und Geheimnisse zu entschlüsseln, schafft eine Mischung aus Grusel und Faszination. True Crime erlaubt uns, eine schaurige, fremde Welt zu betreten, während wir sicher auf unserem Sofa bleiben.

True Crime und die weibliche Zuhörerschaft

Frauen machen einen großen Teil der True Crime-Fans aus – ein Phänomen, das zunächst überrascht. Viele hören True Crime Podcasts, um sich auf mögliche Gefahren vorzubereiten und die Denkweisen von Täter*innen zu verstehen. True Crime bietet auch Eskapismus: Es ist spannend, sich in die Rolle der Ermittler*innen zu versetzen und Fälle zu lösen. Trotz beunruhigender Inhalte überwiegen die Faszination und das Bedürfnis, zu wissen, was als Nächstes passiert.

Warum wir – und vor allem Frauen – so fasziniert von Geschichten über wahre Verbrechen sind, kann pauschal nicht gesagt werden. Jede*r hat ganz eigene Gründe, die mehr oder weniger wissenschaftlich belegbar sind. 

Wollen Frauen sich vor Verbrechen schützen?

Eine 2010 in den USA durchgeführte Studie ergab, dass Frauen True Crime Bücher über Vergewaltigungen, Morde und Serienkiller bevorzugen, weil sie sich dadurch schützen wollen. Diese Bücher beleuchten oft die Motive der Täter und erzählen von weiblichen Opfern. Eine Umfrage des Max-Planck-Instituts und des Bundeskriminalamts aus 2017 zeigte, dass Frauen sich unsicherer fühlen und mehr Angst haben als Männer, weshalb sie sich mehr mit Verbrechen auseinandersetzen.

Was hat die weibliche Empathie damit zu tun?

Lydia Benecke, Deutschlands bekannteste Kriminalpsychologin, widerspricht dieser These. Sie meint, dass True Crime Geschichten hauptsächlich Emotionen und Neugier wecken. Frauen wollen verstehen, warum Menschen Verbrechen begehen, nicht nur lernen, sich selbst zu schützen. Frauen setzen sich stärker mit den Schicksalen und dem Erleben anderer Menschen auseinander. Sie interessieren sich tendenziell eher für Menschliches, während Männer sich mehr mit sachlichen Themen beschäftigen. Außerdem würde Frauen ein höheres Maß an Empathie nachgewiesen.

Weitere mögliche Gründe, warum Frauen True Crime lieben:

  • Frauen haben ein gesteigertes Interesse daran, in die Abgründe der Gesellschaft und des Einzelnen zu schauen.

  • Frauen fasziniert der Gedanke, dass in jedem etwas Böses stecken könnte.

  • True Crime ist eine Mischung aus Unterhaltung und Nachrichten. Man flüchtet aus dem Alltag in eine andere, schaurige Welt.

  • Frauen sind eher neugierig und werfen gerne einen Blick in das Leben, die Gedanken und die Untaten anderer.

  • Wenn man sich mit wahren Verbrechen beschäftigt, wird man selbst zu Detektiv*innen, Anwält*innen und Gerichtsmediziner*innen. Gespräche mit Gleichgesinnten schweißen zusätzlich zusammen – somit kann soziale Interaktion ein weiterer Aspekt sein.

Andere spannende True Crime Produktionen von Podimo: 


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Quellen: