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Kommissar Gennat ermittelt – Mord & Sünde im Berlin der 20er-Jahre
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Tauchen Sie ein in das Berlin der 20er- und 30er Jahre, und begleiten Sie den legendären Kommissar Gennat bei seinen Ermittlungen, die Geschichte gesc...
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22 FolgenKapitel III – Kommissar Gennat im Dritten Reich Gennat wurde von Himmler, Göring und Heydrich misstrauisch beobachtet, hatte er sich doch gegen ihre Indoktrinierungsversuche der Nationalsozialisten als immun erwiesen. Sicher wären die neuen Machthaber den Dicken von der Mordkommission gerne losgeworden, doch auf seine nunmehr 30-jährige Berufserfahrung mochten und konnten sie wohl nicht verzichten. Seine Beförderung zum Regierungsrat 1934 ließ sich nicht verhindern. Er war eben an der Reihe. Dass er aber 1935 „nur“ der ständige Vertreter des Leiters der Berliner Kriminalpolizei geworden ist, lässt vermuten, dass das Misstrauen der nationalsozialistischen Machthaber gegenüber Gennat groß war. Doch noch einmal schrieb er Kriminalgeschichte …
Kapitel III – Kommissar Gennat im Dritten Reich Beißender Gestank schlägt Otto Jünemann entgegen, als er durch das Fenster in die armselige Kellerwohnung seines Bruders und seiner Schwägerin klettert. Eine Nachbarin hatte sich Sorgen gemacht und ihn zu Hilfe geholt. Otto knipst das Licht an. Der vierjährige Bernd kauert auf dem Boden des schmalen, mit Gerümpel vollgestellten Korridors. Trotz der Kälte ist der Junge barfuß. Er zittert. Seine Windeln sind völlig verdreckt, das dünne Hemdchen starrt vor Schmutz. Im Schlafzimmer findet er die fünf Monate alte Inge und den zwei Jahre alten Wolfgang. Sie liegen in einem verrosteten Kinderbettgestell auf einer verdreckten und durchnässten Matratze. Wie sein Bruder trägt Wolfgang nur ein dünnes Hemd, Inge ist in eine zerrissene Gardine gewickelt. Beide geben kein Lebenszeichen von sich. Der diensthabende Gerichtsmediziner stellt fest, dass die Kinder schon vor zwei Tagen verstorben sein müssen. Sie sind verdurstet und verhungert. Kommissar Gennat ermittelt …
Kapitel III – Kommissar Gennat im Dritten Reich Ein lauer Spätsommerabend im September des Jahres 1934. In einer luxuriösen Wohnung in der Bleibtreustraße trifft regelmäßig ein illustrer Kreis zusammen. Die Damen in Abendkleid und Nerzstola, die Herren im Smoking. Einmal im Monat gibt Baron von Helmersdorf – der nicht so heißt, aber sich gerne so nennt – eine seiner berühmten Soireen. Eingerahmt von Darbietungen attraktiver Nachtclubtänzerinnen, die er von seinen Reisen an die Côte d’Azur mitzubringen pflegt, widmet man sich, wie er es nennt, „parapsychologischen Experimenten“: Tischrücken bei Kerzenschein und Konversation mit den lieben Verstorbenen im Jenseits. Nach dem Ende der obskuren Vorführung bittet der Baron seine Gäste ans Büfett und lässt Champagner in Kristallgläsern reichen. Die beiden Hausdiener stecken einigen Gästen kleine Briefchen mit einem weißen Pulver zu. Dass hier Kokain konsumiert wird, ist ein offenes Geheimnis. Da tritt einer der Hausdiener plötzlich an den Baron heran und flüstert ihm zu: „Die Grünfinken sind wieder ausgeflogen.“ Der Baron weiß um die Bedeutung dieses Hinweises: Eine Razzia steht ins Haus.
Kapitel III – Kommissar Gennat im Dritten Reich Die Arbeit von Gennats Mordinspektion, die nun Kriminalgruppe M heißt, ändert sich in den 30er-Jahren zunächst nicht wesentlich, denn die Art der Verbrechen und deren Motive unterscheiden sich kaum von denen der 20er-Kahre. Die soziale Situation der „kleinen Leute“ ist unverändert. Der von der NS-Propaganda verheißene Wohlstand bleibt für weite Teile der Bevölkerung ein leeres Versprechen. Am 22. Februar 1933 erklärt der kommissarische preußische Innenminister Hermann Göring SA und SS zur „Hilfspolizei“. Sie verfügt über schwarze Listen mit Namen etwa von unliebsamen Politikern, Andersdenkenden oder jüdischen Fabrikanten und Geschäftsleuten. SA-Einheiten versetzen die Bürger immer häufiger durch ihr brutales Vorgehen in Angst und Schrecken. Selbst die berühmt-berüchtigten Ganovenvereine, die Ringvereine, sollen sich im Laufe des Jahres 1933 nicht etwa aus Furcht vor der Polizei weitgehend aufgelöst haben, sondern aus Angst vor dem Terror der SA.
Kapitel III – Kommissar Gennat im Dritten Reich Als bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 der Weg für die NSDAP geebnet wurde, bricht auch für die Kriminalpolizei eine neue Zeit an. Das Hauptaugenmerk der Nationalsozialisten galt zunächst der Schutzpolizei, die so rasch wie möglich gefügig gemacht werden sollte, indem man die eigenen Reihen säuberte. Solche Aktionen blieben in den Reihen der Kriminalpolizei von 1933 und 1934 weitgehend aus. In den Folgejahren verschärfte das NS-Regime dann jedoch seinen Kurs. Vermehrt kam es zu Straf- und Disziplinarverfahren gegen Kommissare, die den neuen Machthabern nicht genehm waren. Der Vorwurf lautete in der Regel: Bestechlichkeit. Viele der Beschuldigten wurden inhaftiert, manche verübten Selbstmord. Selbst Gennat sollte etwas angehängt werden. Die Ernennung zum Regierungsrat 1934 war für ihn, der nicht daran dachte, in die NSDAP einzutreten, die letzte Beförderung.
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