
Inside Alltag
Podcast von Museum der Alltagskultur, Dr. Markus Speidel
Arbeiten, Wohnen, Kochen, Glauben, Lieben, ... Alltag prägt uns Menschen und wir prägen ihn. Früher wie heute. Die vielfältige Kultur und Lebensweisen unserer Gesellschaft spiegelt sich in den Sammlungen und Themen des Museums der Alltagskultur. Denn obwohl unser eigener Alltag für uns ganz unspektakulär scheint, unterscheidet sich unser Alltag erheblich von jedem anderen. Und Alltag verändert sich: was früher normal war ist heute außergewöhnlich. Im Podcast reden wir über die großen Themen des Lebens und suchen ihre Spuren im Alltäglichen. Das ist oft charmant, meist überraschend und von Zeit zu Zeit auch frech. Es geht um das Gewöhnliche, in dem wir das Besondere suchen. Und immer ist der Ausgangspunkt das Museum der Alltagskultur und seine Ausstellungen. Der Podcast aus dem Museum der Alltagskultur.
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Familienforschung und -förderung Von Mai 2024 bis April 2025 läuft im Museum der Alltagskultur die Sonderausstellung "We are family". Raffaela Sulzner hat sich deswegen intensiv mit Familie und wie Familie "erlernt" wird auseinandergesetzt. Oft geschieht das über Puppenstuben, und so starten wir unser Gespräch, indem wir uns über die Funktion von Puppenstuben unterhalten, wer von uns eine besessen hat, und wer nicht! Im Gespräch mit den beiden Expertinnen geht es vor allem darum, wie man Familien erforschen kann, und was mit den Forschungsergebnissen dann geschieht. Die Forschung belegt nämlich, dass sich unsere Vorstellungen von Familie in den letzten Jahren massiv verändert haben und sich entsprechend auch die Rollenbilder ändern. Diese Erkenntnis fließt nun in die Politik zurück, und kann im besten Falle zu einer Veränderung von Gesetzen und Maßnahmen führen, so dass am Ende real existierende Familienmodelle davon profitieren. Die Forschung zeigt aber auch, dass viele Veränderungen doch länger brauchen als gedacht und ein neues Rollenmodell, wie der moderne, engagierte Vater, nicht von gestern auf heute plötzlich da ist. Aber auch das "Erlernen" von Familie, und das Leben dieser Vorstellungen und Ideale, also das "Doing family" wird von der Forschung beobachtet und zeigt, dass dies immer anstrengender wird, weil die Erwartungen, die viele an sich selber stellen, fast nicht zu erreichen sind. Und auch hier sind die Politik und die Sozialträger gefragt, um die Familie zu stützen und zu unterstützen, damit sie nicht scheitern und letztlich auch, um mehr Gleichberechtigung in der Elternschaft herzustellen.

Das Angebot, das man nicht ausschlagen kann? Bierdeckel sind wohl auf dem Rückzug. Das ist kaum vorstellbar, da sie doch noch immer zum Einsatz kommen. Denn sie haben ja deutlich mehr Funktionen als nur einen Untersatz für ein Glas oder eine Flasche zu sein: Häuschen, Spiele, Steuererklärung – all dafür dient der Bierdeckel (manchmal auch nur theoretisch). Liane hat ihr Faible für Bierdeckel entdeckt, aber was steckt hinter ihrer Sammelleidenschaft? Warum erweitert sie die Sammlung immer mehr? Wie wird ihre Sammlung aufbewahrt? Wird sie verzeichnet, katalogisiert? Könnte sie überhaupt aufhören zu Sammeln? Wir reden mit Liane viel über den Wert von Sammlungen, und damit vom Wert den wir den Dingen beimessen. Das kann etwas anderes sein als ein monetärer Wert. Was genau? Auch da hat Liane ihre eigene Sicht. Wer die Sammlung haben möchte, darf sich gerne bei uns melden.

Von Knisterpapierchen, die mehr als nur Verpackung sind. Gestartet sind Orangenpapierchen einfach nur als Schutz vor Beschädigung von Orangen und um zu vermeiden, dass sich Schimmel in Kisten weiterverbreitet. Dann wurden sie aber als Werbeträger entdeckt und das ist der Beginn der bunten Welt der Orangenpapiere. Dadurch entstand auch eine kleine Sammlerszene zu der auch unser Gast in der Sendung gehört. Der wichtigste Sammler im deutschsprachigen Raum ist jedoch Dr. Dirik von Oettingen, dessen Sammlung online [http://www.opiummuseum.de/index1.htm]angeschaut werden kann. Das Sammeln von Papieren gestaltet sich jedoch immer schwieriger, da die Papiere zunehmend verschwinden und nicht mehr genutzt werden. Gleichwohl gibt es Stücke, die alle haben wollen und Motive mit individuellen Vorlieben. Und am Ende steht die Frage, ob das Museum die Sammlung übernommen hat.

Oder: Was aus einem Poesiealbum entstehen kann. In unserer aktuellen Sammlungswerkstatt Familie und Migration [https://www.museum-der-alltagskultur.de/museum/projekte] im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch stellen wir ein Poesiealbum mit Migrationsgeschichte aus. Zu dieser Sammlungswerkstatt fand das Projekt Neues Sammeln statt, in dem wir uns gemeinsam mit Community Kurator*innen die Frage stellten, wie Familie und Migration gesammelt werden können. Kristína Janačková arbeitete als Community Kuratorin mit. Sie studiert Literatur- und Kulturtheorie an der Uni Tübingen und ist an den Forschungsbereichen Disability und Mad Studies interessiert. Als Aktivistin engagiert sie sich in der Behindertenbewegung und Bewegung von Psychatrieerfahrenen. Sie schreibt Poesie auf Deutsch und Slowakisch. 2023 war sie "Writer in residence" im norwegischen Stavanger. Viele Jahre war sie Stipendiatin der Slowakischen Plattform für junge Literatur, die literarischen Nachwuchs fördert. Nicht nur wurde Kristína von unserem Poesiealbum inspiriert, sondern auch von den Poet*innen Robin Coste Lewis und Alan Pelaez Lopez u.a.: Robin Coste Lewis hat mit Fotopoetry als Genre in To the Realization of Perfect Helplessness [https://www.penguinrandomhouse.com/books/553767/to-the-realization-of-perfect-helplessness-by-robin-coste-lewis/] ihre eigene Migrationserfahrung verarbeitet. Und in Intergalactic Travels: poems from a fugitive alien [http://theoperatingsystem.org/wp-content/uploads/2020/03/Intergalactic-Travels_Alan-Pelaez-Lopez.pdf] setzt sich Alan Pelaez Lopez literarisch mit their Migrationsbiografie auseinander.

Was Häckerle zum besonderen Gericht einer Familie macht Warum streiten sich Menschen darüber, ob bspw. Spätzle gehobelt oder gepresst werden? Warum ist es manchmal wichtig für uns, wie ein bestimmtes Gericht zubereitet wird? - Wir sprechen über Essen als ein soziales und kulturelles Phänomen, das mehr als nur Nahrungsaufnahme ist. Vielmehr sind Emotionen, Identität(en) und 'Heimat(en)' mit Essen verbunden. Essen und ganz besonders der Geschmack unserer Kindheit prägt uns also. Über die Art und Weise wie etwas gegessen wird, entstehen so Gemeinsamkeiten und Barrieren zwischen Menschen. Insbesondere bei Migration nimmt Essen oftmals eine wichtige Rolle ein: Essen kann eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen und wird so zum 'Erinnerungsvehikel'. Um Essen aber auf ganz bestimmte Art und Weise zuzubereiten, brauchen wir ein paar Dinge: Wir brauchen ein Rezept, die passenden Zutaten und eventuell ganz spezifische Geräte oder Hilfsmittel. Davon haben wir auch einiges in unserer Museumssammlung: Von Spätzlepressen, über Schnellkochtöpfe, bis hin zu Fleischwölfen haben wir eine große Auswahl an Küchengeräten. Und genau so ein Fleischwolf hat uns im Rahmen unserer Sammlungswerkstatt Familie und Migration [https://www.museum-der-alltagskultur.de/museum/projekte] Sylvia Stieler angeboten. Im Gespräch mit uns erzählt sie, was es mit ihrem Fleischwolf auf sich hat, warum sie nur Häckerle damit zubereitet und welche Migrationsgeschichte damit in Verbindung steht. Das Rezept brachte ihre Großmutter nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertriebene aus Schlesien mit. Das Gericht gibt es bei ihrer Familie an Neujahr mit Pellkartoffeln. Für sie und ihre Familie hat der Fleischwolf und Häckerle eine besondere Bedeutung. Frau Stieler hat uns auch verraten, wie Häckerle in ihrer Familie zubereitet wird: Salzhering, Zwiebeln, saure Gurken, Speck (oder Schinken) und Eier werden mit dem Fleischwolf „gewolft“ – heraus kommt eine sehr würzige Masse. Wer sich den Fleischwolf einmal aus nächster Nähe anschauen möchte: Im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch ist er noch bis Ende 2025 in der Sammlungswerkstatt Familie und Migration [https://www.museum-der-alltagskultur.de/museum/projekte] zu sehen.
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