
Der Gangster, der Junkie und die Herrin
Podcast von SWR3, Maximilian Pollux, Roman Lemke, Nina Workhard, Steffi Lingscheidt
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Ex-Gangster Maximilian Pollux weiß um sein großes Ego, aber für einen Narzissten hätte er sich nicht gehalten. Doch bei einer Therapiesitzung kommt raus: Er ist sehr wohl ein Narzisst, ziemlich typisch sogar. Immer und bei jeder Gelegenheit zuerst an sich zu denken, ist das krank? Für ein Buchprojekt beschäftigt sich Maximilian tiefgehend mit narzisstischen Mördern, Sexualstraftätern und Hochstaplern. Er will über diese Leute schreiben und erkennt widerstrebend, dass er selbst auf dem narzisstischen Spektrum sehr weit vorne liegt. Fakt ist: jeder Mensch hat narzisstische Anteile. Maximilian erklärt, wie sich gesunder Narzissmus bei kleinen Kindern äußert und was zu einer krankhaften Entwicklung führen kann. Er beschreibt typische Verhaltensweisen von pathologischen Narzissten und warnt vor Gefahren im Umgang mit ihnen. Zusammen mit Roman und Nina ergründet er: Wie schafft es seine Ehefrau [https://www.swr3.de/podcasts/maximilian-neustart-in-die-polyamore-beziehung-100.html], sich gegen seine Persönlichkeitsstörung abzugrenzen? Warum sind besonders emphatische und harmoniebedürftige Menschen so stark gefährdet, mit Narzissten in eine negative Beziehungsdynamik zu geraten? Maximilian nervt der inflationäre Umgang mit dem Begriff Narzissmus. Die Diagnose ist für ihn aber kein Urteil sondern ein Arbeitsauftrag. Das heißt Therapie. Da Heilung nicht möglich ist, geht es dabei um die Verbesserung der Lebensumstände, vor allem für seine Mitmenschen. Er ist ein Self-Aware-Narzisst geworden: ein bewusster Narzisst. Schreibt uns unter gjh@swr3.de [gjh@swr3.de]. Podcasttipp: „Raus aus der Depression [https://www.ardaudiothek.de/sendung/raus-aus-der-depression/urn:ard:show:93ca346649b48631/]“ Hilfe bei häuslicher Gewalt: https://www.malteser.de/aware/hilfreich/richtig-verhalten-bei-haeuslicher-gewalt.html#c748847 [https://www.malteser.de/aware/hilfreich/richtig-verhalten-bei-haeuslicher-gewalt.html#c748847] Frauen gegen Gewalt e. V. Hilfe & Beratung: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/hilfsangebote.html [https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/hilfsangebote.html]

Ex-Junkie Roman hat ADHS [https://www.swr3.de/aktuell/service/adhs-symptome-diagnose-100.html], eine bekanntermaßen anerkannte psychische Störung. Aktuell unterwirft er sich freiwillig einem stark strukturierten Tagesplan mit sehr viel Sport. Dabei hat er Struktur lange als Gefängnis für seine individuelle Freiheit betrachtet. Doch jetzt stellt er fest, wie viel Halt ihm der Plan im Alltag gibt und wie positiv sich das auf sein ADHS [https://www.swr3.de/podcasts/roman-neuanfaenge-als-adhsler-100.html] auswirkt. Er kann fast komplett auf Medikamente verzichten! Ist das nicht krank? Roman erlebt, wie gut es tut, sich nur auf einzelne Aufgaben zu konzentrieren und Pausen und gesundes Essen einzubauen. Nina ist ein großer Fan von To-Do-Listen. Maximilian hat ebenfalls ADHS, weiß um die Notwendigkeit von Struktur und kämpft – wie wir alle – immer wieder damit. Sein größter Feind dabei: das Handy. Was bei Roman funktioniert, muss nicht für alle gelten. Gerade bei jungen Betroffenen kann es herausfordernd sein, Struktur schmackhaft zu machen. Regeln und Disziplin sind erstmal nicht cool. Was könnte Lehrern dabei helfen? Warum ist es wichtig, ein Ziel zu haben? Wie gewöhnt man sich am besten an neue Routinen? Und welcher Satz aus der Therapie hilft Nina heute noch? Beim Thema Konsumkompetenz konzentriert sich Roman mittlerweile nicht mehr nur auf psychotrope Substanzen, sondern schaut auch auf Ernährung, Medienkonsum, Stress- und Energiemanagement. Das klingt schon mal sehr gesund und muss nun nur noch im Berufsalltag standhalten. Schreibt uns unter gjh@swr3.de [gjh@swr3.de]. Podcasttipp: „1LIVE Ikonen [https://www.ardaudiothek.de/sendung/1live-ikonen/urn:ard:show:21b8b6099f66ffe3/]“

Zu Gast ist die forensische Gutachterin Nahlah Saimeh. Seit zwei Jahrzehnten beurteilt sie für deutsche Gerichte Straftäter, die durch extreme Gewalt und psychische Störungen aufgefallen sind. Dazu führt sie mehrstündige Gespräche mit Tätern in Gefängnissen oder psychiatrischen Einrichtungen. Sie beurteilt, ob ein Gewalttäter durch eine psychische Krankheit eventuell vermindert schuldfähig ist und liefert als Psychiaterin neutral aufbereitetes Fachwissen, mit dem das Gericht eigenständig Urteile sprechen kann. Nahlah erklärt den Begriff Forensik, wann jemand strafmündig oder schuldunfähig ist und wie unser zweispuriges Strafsystem funktioniert. Sie sieht klar, wann jemand krankhaft – also pathologisch – handelt und geht auch auf pädophile Veranlagung ein. Nina, Maximilian und Roman haben viele Fragen: Wie laufen Begutachtungen ab? Können sich Täter verstellen? Was beeinflusst Täterbiografien? Sie sprechen gesunde und krankhafte Formen von Narzissmus und Gründe für Hass im Netz. Nahlah wollte eigentlich Chirurgin werden und erzählt, welches berührende Erlebnis dazu führte, sich mit psychischen Störungen zu beschäftigen und was genau sie bei ihrer Arbeit antreibt. Wichtig findet sie, sich ehrlich die Frage zu stellen: Könnte mir das auch passieren? Ihren Job hat sie dann gut gemacht, sagt sie, wenn sich Täter in ihrem Gutachten wiedererkennen, auch wenn es nicht schmeichelhaft ist. Fazit: Extreme Gewalttaten beruhen selten auf psychischer Krankheit, Schuldunfähigkeit von Tätern ist die absolute Ausnahme. Schreibt uns unter gjh@swr3.de [gjh@swr3.de]. Podcasttipp: „Telephobia - Dieser eine Anruf [https://www.ardaudiothek.de/sendung/telephobia-dieser-eine-anruf/urn:ard:show:e13974e2a7cbbebd/]“

Wer legal leben will, braucht Arbeit, Wohnung und ein Bankkonto. Nina Workhard arbeitet legal als Domina. Doch mit ihrem Beruf stößt sie an Grenzen, wenn es um Wohnungssuche und Finanzen geht. Da wird Sexarbeit oft ausgeschlossen. Ist das krank? Oder nachvollziehbar? Oder krankt das System, wenn man mit seiner Arbeit nur überlebt, in dem man trickst? Seit 2014 arbeitet Nina selbstständig als Domina [https://www.swr3.de/podcasts/domina-nina-mit-einem-sklaven-ins-nagelstudio-100.html]. Sie hat Stundensätze für reale Treffen und Online-Sessions, bietet Onlinecontent zum Runterladen an. Sie zahlt Steuern. Aber sie bekommt keine Kreditkarte und kein Paypal-Konto. Denn Allgemeine Geschäftsbedingungen schließen Erotikdienstleistungen aus. Um Zahlungen ihrer Kunden abzuwickeln, muss sie in Grauzonen ausweichen, Lücken im System finden. Bei Wohnungsbesichtigungen hätte sie keine Chance, wenn sie ehrlich angibt, womit sie ihr Geld verdient. Da wäre Lügen einfacher. Eigentlich möchte Nina aber nichts Illegales tun. Mit Maximilian und Roman diskutiert sie über gesperrte Paypal-Konten, das Strafmaß für Urkundenfälschung und kreative Lösungen. Warum werden Finanztransaktionen für das Rotlicht-Gewerbe erschwert? Was ist Deplatforming? In welcher Weise ist die Cannabis-Branche davon genauso betroffen? Wenn man Steuern auf etwas bezahlen soll, dann sollte man die gleichen Rechte haben, wie alle anderen, finden die Drei. Nina kann gut mit Geld umgehen. Selbstständig zu arbeiten, gibt ihr das Gefühl frei zu sein. Deswegen nimmt sie Papierkram, Ärger mit säumigen Kunden und auch die besonderen finanziellen Herausforderungen ihrer Branche weiterhin in Kauf. Schreibt uns unter gjh@swr3.de [gjh@swr3.de]. Podcasttipp: „Based on a true Story – Die Könige von Malle [https://www.ardaudiothek.de/sendung/based-on-a-true-story-die-koenige-von-malle/urn:ard:show:1f142786eabca2e3/]“

Wenn jeder Mensch absolut ehrlich wäre, käme vielleicht heraus, dass jeder schon mal gestohlen hat. Aber was ist, wenn jemand in einen Laden geht und nicht anders kann, als immer heimlich etwas einzustecken? Maximilian Pollux war früher so ein zwanghafter Dieb. Die drohende Strafe war dem Ex-Straftäter [https://www.swr3.de/podcasts/maximilian-pollux-das-special-100.html] komplett egal. Ist das krank? Ab wann ist das eine psychische Störung? Kleptomanie? Mit 9 Jahren wird Max das erste Mal erwischt, als er ein Päckchen Süßigkeiten klaut. Doch er hört nicht auf damit, lässt jahrelang massenweise Kleinkram mitgehen und schleust mit schauspielerischer Unverschämtheit sogar Elektrogeräte an Supermarkt-Kassen vorbei. Obwohl er die Sachen nicht wirklich braucht, obwohl er Geld hat, sie zu kaufen und immer wieder geschnappt wird. Im Gegenteil, er perfektioniert seine Methoden, fühlt sich als Versager, wenn er einen Tag nichts abgestaubt hat. Irgendwann wird ihm bewusst, dass er ein Problem hat. Doch Aufhören ist nicht so einfach. Nina und Roman wollen wissen, wie er es trotzdem geschafft hat. Max erzählt, wie wichtig Einsicht, Information, Austausch und Therapie für ihn waren. Mit welchen Tricks konnte er seine fehlende Impulskontrolle überlisten? Und welche Rolle spielt ein schwarzer Riesendildo dabei? Was hat Kleptomanie mit selbst verletzendem Verhalten gemeinsam? Maximilian hatte damals kein Unrechtsbewusstsein. Eine Erkenntnis, die für seine heutige Arbeit mit jugendlichen Straftätern wesentlich ist. Seine Abkehr vom Gangstertum führte zu der Überzeugung: „Ich klau nichts mehr, weil ich nichts haben will, dass ich mir nicht verdient habe!“ Schreibt uns unter gjh@swr3.de [gjh@swr3.de].