
ÄrzteTag
Podcast von Ärzte Zeitung
Nimm diesen Podcast mit

Mehr als 1 Million Hörer*innen
Du wirst Podimo lieben und damit bist du nicht allein
Mit 4,7 Sternen im App Store bewertet
Alle Folgen
732 Folgen
9. Folge „Kindergarten Gesundheitspolitik“ Die neunte Folge von „Kindergarten Gesundheitspolitik“ führt uns diesmal direkt zum Kinder- und Jugendärztetag nach Berlin. Dort spricht Dr. Michael Hubmann, der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), über die Lage der Pädiatrie – aber wie immer geht es um viel mehr als das. Es geht in dieser Podcast-Reihe ums große Ganze: die Frage, ob unser Gesundheitssystem ein Selbstbedienungsladen bleibt – oder endlich eine Strategie bekommt. Den Einstieg? Ein Rückblick – auf den Kongress selbst: eine Mischung aus Fortbildung, Jahrespressekonferenz und politischer Standortbestimmung. Themen wie das Primärarztsystem, Antibiotic Stewardship und Verhältnisprävention zeigen, dass die Kinder- und Jugendmedizin nicht nur über Impfpläne und U-Untersuchungen redet, sondern systemisch denkt. Und: Sie handelt. Beim Kindergesundheitsgipfel in Berlin wurde der sogenannte „Pakt“ erneut unterzeichnet – ganz physisch. Mit dabei: Holetschek, Storm, DGKJ, DGSP, Bundesärztekammer. Die Botschaft: Kindergesundheit muss mitgedacht werden, in jeder Debatte. Dann geht es ans Eingemachte – nämlich an die Finanzierung. Der Haushaltsentwurf von Finanzminister Klingbeil lässt im Gesundheitsministerium und bei den Krankenkassen gleichermaßen die Alarmglocken schrillen. Die Milliarden Euro, die es geben soll, kommen als Darlehen – und führen zur altbekannten Frage: Was ist eigentlich mit den versicherungsfremden Leistungen? Michael Hubmann bringt es auf seine typische Weise auf den Punkt – mit einem Bild aus dem Fußballfernsehen: „Das war wie damals, als Lothar Matthäus in ein Stadion geschickt wurde, aber keiner mit ihm sprach.“ Der Vorwurf: Ausweichmanöver statt Ehrlichkeit. Politik müsse sagen dürfen: Wir haben das Geld nicht. Punkt. Dann könne man wenigstens damit umgehen. Gesundheitsministerin Warken bekommt von Hubmann Unterstützung. Ihr Einsatz sei spürbar, aber sie werde im Kabinett schon jetzt ausgebremst. Wo sei eigentlich ihre Fraktion, fragt Hubmann. Und was ist eigentlich die Strategie in der Mauerstraße? Er findet keine. Hubmanns Befund: Unser Gesundheitssystem ist auf Kante genäht, aber keiner traut sich an die Substanz. Notfallreform, Rettungsdienstreform, Primärarztsystem – alles dringend notwendig, alles im Koalitionsvertrag verankert. Aber kaum etwas davon kommt voran. Stattdessen: Flickwerk, Angst, Lobbydruck. Besonders die ambulante Versorgung sei gefährdet – nicht nur finanziell, sondern strukturell. Hubmann warnt: Wenn die Politik nicht handelt, werden viele Praxen schlicht früher schließen. Nicht aus Bosheit, sondern aus Erschöpfung. Ein zentrales Thema: das All-you-can-eat-Prinzip. Jahrzehntelang wurde den Versicherten suggeriert, sie könnten sich ihre Versorgung zusammenstellen wie ein Buffet im KaDeWe. Nun aber, wo die Ressourcen schrumpfen, fehlt der Mut, die Nachfrage zu steuern. Hubmann bringt es auf ein prägnantes Bild: „Wenn Sie 27 weiße Hemden kaufen, sagt vielleicht Ihre Frau zu Hause irgendwann: Sag mal, geht‘s noch?“ In der GKV aber fragt das niemand. Dabei sei genau das nötig – auch, um Überversorgung zu vermeiden. Was das bedeutet? Die Wirtschaftlichkeitsprinzipien müssten auch auf der Nachfrageseite gelten. Patienten müssten ein Stück weit mitverantwortlich gemacht werden für die Inanspruchnahme von Leistungen – nicht im strafenden Sinne, sondern mit klaren Regeln und Grenzen. Und: Wer sich trotz klarer ärztlicher Beratung für einen weiteren Facharztbesuch entscheidet, müsse diesen vielleicht auch mal selbst zahlen. Ganz ohne ideologischen Furor – sondern als Teil einer erwachsenen Diskussion über Verhältnismäßigkeit. Am Ende wagt Interviewer Nößler noch eine Wette: Welche Reform kommt als erstes? Für Hubmann ist klar: Die Notfallreform könnte es noch in diesem Jahr schaffen. Beim Primärarztsystem sei man näher dran, als viele denken – auch wenn das Ministerium derzeit eher abschreckt als motiviert. Die Rettungsdienstreform sei hingegen ein echter Brocken: zu viele Zuständigkeiten, zu viel Angst. Und doch sagt Hubmann: „Eigentlich müsste alles gleichzeitig kommen.“ Denis Nößler verabschiedet sich mit dieser Folge aus seiner Rolle bei der Ärzte Zeitung – und damit formal auch aus diesem Podcast-Format. Doch „Kindergarten“ soll weitergehen. In welcher Form, bleibt offen. Aber das Fazit dieser Folge ist klar: Die Herausforderungen sind zu groß, um die Diskussion jetzt zu beenden.

Der TI-Berater gibt Tipps zum Austausch der TI-Hardware Im ersten Teil des „ÄrzteTag“-Podcasts mit TI-Berater Mark Langguth ging es vor allem darum, was in Sachen elektronische Patientenakte in naher bis mittlerer Zukunft auf Praxen zukommt. Im zweiten Teil spricht Langguth in erster Linie über zwei Themen: Das erste ist der Austausch der TI-Hardware, der bis zum Jahresende ansteht. Betroffen sind einige Konnektoren sowie Karten in Terminals, Praxiskarten und elektronische Arztausweise. Die KBV hatte angesichts der noch anstehenden Wechsel bei manchen Konnektoren, Kartenlesegeräten und SMC-B sowie Arztausweisen vor Chaos gewarnt. Hintergrund ist ein längst bekannter Wechsel des Verschlüsselungsalgorithmus, um auch künftig die Sicherheit der TI garantieren zu können. **Rechtzeitig Austausch angehen! ** Langguth sieht die Anbieter beim Austausch der Hardware überwiegend auf gutem Wege. Im Gespräch warnt er aber, dass Praxisinhaberinnen und -inhaber darauf achten sollten, den Austausch rechtzeitig anzugehen. So erläutert er im Gespräch, warum es wichtig werden könnte, die Post – online wie Briefpost – im Blick zu behalten, um Informationen der Anbieter nicht zu verpassen. Wer nicht aufmerksam sei, dem könne es passieren, dass er plötzlich im kommenden Jahr nicht mehr E-Rezepte, eAU oder KIM-Nachrichten digital signieren kann. Im Podcast erläutert er, wie Praxen sich auf den Austausch vorbereiten können. Das zweite Hauptthema ist der TI-Messenger, der bislang noch kaum im ambulanten Sektor genutzt wird, obwohl es bereits mehrere zertifizierte Anbieter gibt. Langguth beschreibt, was Praxen tun können, damit sie von der neuen Technik profitieren können und warum es nicht allein um Technik geht, wenn man neue Prozesse ins Laufen bringen will.

Geschlechtsunterschiede bei Herzerkrankungen Frauen mit Herzproblemen haben häufig einen langen Leidensweg hinter sich, bevor die Ursache ihrer Probleme erkannt wird. Darüber berichtet Kardiologe Professor Michael Becker, Gründer des ersten Frauenherzzentrum, der Rhein-Maas-Klinik in Würselen, im „ÄrzteTag vor Ort“ vom Hauptstadtkongress in Berlin. Immer noch wüssten viele Ärztinnen und Ärzte nicht, was für relevante geschlechtsspezifische Unterschiede bei Symptomen von Erkrankungen es gibt – und das beziehe sich nicht nur auf Herzerkrankungen, so Becker im Gespräch. Die Patientinnen, die ins Frauenherzzentrum kommen, hätten daher häufig eine lange Odyssee hinter sich – Hausarzt, Gastroenterologe, Kardiologe – aber das eigentliche Problem werde nicht erkannt. Im Podcast erläutert Becker, worauf Hausärztinnen und Hausärzte achten sollte und wann bei unspezifischen Symptomen an kardiologische Ursachen zu denken ist. Selbst Grenzwerte von Laborwerten seien bei Frauen und Männern unterschiedlich zu interpretieren. Welche Folgen das hat, erklärt Becker am Beispiel des Troponin-Tests. Auch beim Medikamenteneinsatz gelte es, Spezifika zu beachten. Nicht zuletzt beschreibt der Kardiologe den Weg der Erkenntnisse über geschlechtsspezifische Unterschiede in Studien und Leitlinien. (Dauer: 19:52 Minuten)

Ein Podcast vom Hauptstadtkongress Was in Deutschland die 116 117 ist beziehungsweise werden soll, das soll in Österreich die Telefonnummer 1450 werden. „Wir wollen die Patientenwege über die 1450 optimieren“, berichtet Dr. Katharina Reich im Podcast „ÄrzteTag vor Ort“ vom Hauptstadtkongress 2025 in Berlin – allerdings so, dass die Patientinnen und Patienten diese Wege gerne gehen. Das solle ähnlich wie in Deutschland nicht nur über das Telefon, sondern ebenso über telemedizinische Angebote bewerkstelligt werden, so die Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Pflege. Die Ärztin beschreibt im Gespräch, wie Österreich beim Etablieren der Plattform vorgeht und warum für so ein Projekt ein langer Atem weit über eine Legislaturperiode hinaus nötig ist. Im Podcast wird klar, dass ähnlich wie in Deutschland die Umsetzung der Plattform in den Bundesländern nicht deckungsgleich erfolgt, sondern teilweise sehr unterschiedlich. Man bemühe sich aber, hier einheitliche Vorgaben zu machen – so wie in Deutschland, wo es die 116 117 sogar in den Koalitionsvertrag geschafft hat. „Wir wollen Versorgung zu den Menschen bringen, ein Gatekeeping-Modell brauchen wir nicht“, betont Reich im Gespräch. Aber zu den Hausärztinnen und Hausärzten sollten Patienten auch ohne vorherige Konsultation der 1450 gehen können. Gibt es eine App zur 1450? Soll es ein Bonus-Malus-System für Patienten geben? Im „ÄrzteTag vor Ort“ beantwortet Reich Fragen, die auch in Deutschland zur 116 117 gerade gestellt werden. (Dauer: 10:41 Minuten)

Der TI-Berater über die nächsten Schritte bis zum Pflichtstart am 1. Oktober 2025 Die Unterschiede zwischen den Praxisprogrammen könnten größer kaum sein: Einige haben die E-Patientenakte (ePA), die seit Ende April im allgemeinen Roll-out ist, gut umgesetzt, weiß Telematikinfrastruktur-Berater (TI-Berater) Mark Langguth, bei anderen trauen sich viele Anwender noch gar nicht richtig, in die ePA einzusteigen. Dort, wo es gut umgesetzt ist, „da fluppt das, ein neuer Arztbrief landet mit einem Klick in der ePA“, so Langguth im „ÄrzteTag“-Podcast über die Top-Performer in der Telematikinfrastruktur. Dass noch nicht alle Anbieter so weit sind, führt Langguth vor allem auf die Vielzahl der Aufgaben zurück, die von Anbietern von Praxisverwaltungssystemen auf einmal umgesetzt werden müssten. Die ePA mit dem Pflichtstart 1. Oktober sei da nicht immer ganz oben auf der Prioritätenliste. Der TI-Berater erwartet allerdings, dass mit der Zeit die Umsetzung immer besser wird. So sei es für PVS-Anbieter verpflichtend die elektronische Medikationsliste (eML) als PDF umzusetzen, aber erst im Frühjahr 2026 müsse jeder Anbieter auch eine strukturierte Version der eML anbieten, aus der heraus zum Beispiel ein neues E-Rezept generiert werden könne. **Neue Prozesse für den eMP? ** Im Gespräch führt Langguth aus, warum die eML dennoch ein großer Schritt nach vorne in der Versorgung ist – und er erläutert die nächsten Schritte, die dann im kommenden Jahr folgen werden – und welche Projekte derzeit noch in der Warteschlange stehen. Von vielen ersehnt ist der zentral gespeicherte Bundeseinheitliche Medikationsplan (eMP), der, gespeichert auf der elektronischen Gesundheitsakte, noch ein Schattendasein fristet. Langguth erläutert, warum sich die Einführung des eMP verzögert hat und wie aus seiner Sicht in Zukunft die Prozesse in Praxen laufen müssten, damit der Medikationsplan ein Erfolg werden kann. Nicht zuletzt beschreibt er, wie im kommenden Jahr die Einführung des eMP laufen könnte. **Endlich bald Feierabend für den Nadeldrucker? ** Außerdem erläutert der IT-Spezialist, wie die weitere Umsetzung strukturierter Labordaten, des Impfpasses oder der Anbindung Digitaler Gesundheitsanwendungen laufen könnte – und ob nicht doch irgendwann auch Praxen auf den Nadeldrucker verzichten können werden – wenn auch das Betäubungsmittelrezept auf elektronisch umgestellt wird.