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Mehr mit Milch und Zucker
Wir alle kennen Menschen die uns auf die eine oder andere Art beeindrucken. Menschen die eine Geschichte haben die erzählt werden muss. Manchmal ist sie lustig, manchmal traurig oder tragisch. Oft erkennen wir uns in anderen Geschichten wieder oder können etwas daraus lernen. Meistens aber bringen sie uns zum Nachdenken. Wir wollen Menschen Raum geben, von sich zu erzählen und ihre Geschichte zu teilen. Und alles beginnt bei Kaffee und Kuchen und mit der Frage: Mit Milch und Zucker?
Matthias Klissenbauer - Wenn zwei sich streiten und eine gemeinsame Lösung finden
Was ist Collaborative Law? IHR STECKT IN EINER KONFLIKTSITUATION FEST UND WOLLT DEN WEG VOR DAS GERICHT VERMEIDEN? MATTHIAS LEGT EUCH DIESE SEITE ANS HERZ: AVM.OR.AT [https://www.avm.or.at/] DORT FINDET IHR EINE AUFLISTUNG ALLER ANWÄLTINNEN IM BEREICH DES COLLABORATIVE LAW. WENN ER NICHT ZWISCHEN PARTEIEN VERMITTELT, SPIELT MATTHIAS IN DER BRATFISCH. IHRE MUSIK FINDET IHR AUF DER HOMEPAGE BRATFISCH.OR.AT [https://www.bratfisch.or.at/] AUF SPOTIFY [https://open.spotify.com/intl-de/artist/57MHoxIDnbBeea7g9V3BM6?si=STenKZRWR6ytErtIzcanlw] ODER AUF DER MUSIKPLATTFORM EURER WAHL. UNSERE PODCAST FOLGE MIT IRENE UND KLAUDIJA ZUM MUSEUM OF SURVIVORS FINDET IHR HIER [https://mitmilchundzucker.podigee.io/289-museum-of-survivors]. ALLES WEITERE ERFÄHRST DU UNTER WWW.MITMILCHUNDZUCKER.AT [http://www.mitmilchundzucker.at] AUF INSTAGRAM @MIT.MILCH.UND.ZUCKER [https://www.instagram.com/mit.milch.und.zucker] ODER FACEBOOK @MITMILCHUZUCKER [https://www.facebook.com/mitmilchuzucker] (05:23) Ich habe mir dieses Jahr den Wunsch erfüllt, nach Finnland zu fahren. (09:18) Nach einer kurzen Recherche über Collaborative Law habe ich mich entschlossen, die Ausbildung zu beginnen und kann sagen, dass das eine der größten Bereicherungen meiner beruflichen Fortbildung war. (09:29) Collaborative Law hat mir nochmal einen ganz anderen Fokus gegeben. (09:34) Collaborative Law hat mir gezeigt, auf wie viele Arten man Rechtsanwalt sein kann und auf wie viele Arten man in Konflikten agieren kann, ohne auf destruktive Muster zu verfallen. (10:37) Die Parteienvertreter haben im Collaborative Law Verfahren eine ganz andere Funktion als bei einer Mediation. (10:50) Der Mediator ist zur strikten Neutralität verpflichtet, darf also keine der beiden Parteien vertreten. (11:04) Der Rechtsanwalt ist eigentlich von der Berufsausbildung her eher darauf trainiert, sozusagen eine der beiden Parteien gegen die jeweils andere zu vertreten. (11:17) Ein Anwaltsmediator darf keine der beiden Parteien gegen die andere beraten. (11:29) Ein Anwaltsmediator darf am Schluss einer Mediation die getroffene Vereinbarung verschriftlichen und zum Beispiel auch einen Scheidungsvergleich für die Verwendung bei Gericht vorbereiten, aber er muss trotzdem neutral bleiben. (11:58) Im Collaborative Law Verfahren ist es so, dass jede Partei ihren eigenen Anwalt hat. (12:20) Der Unterschied allerdings zu einem streitigen Verfahren ist, dass man beim Collaborative Law Verfahren nicht nur die Interessen des jeweils eigenen Mandanten im Auge haben soll, sondern auch die Interessen des Gegners und die Gesamtsituation den Vorrang hat. (13:08) Im Collaborative Law Verfahren sieht man den gegnerischen Anwalt nicht als Gegenspieler, sondern als Teampartner, der gemeinsam dieselben Zielsetzungen hat, nämlich für die Gesamtsituation eine möglichst optimale Lösung zu finden. (13:46) Der Teamaspekt ist besonders wichtig, nämlich dass man mit den Klienten und den Anwälten gemeinsam versucht, jeder mit seinen eigenen Ressourcen zu einer möglichst guten Lösung zu kommen. (14:40) Wenn ich als Anwalt im Collaborative Law Verfahren vertrete, dann darf ich nachher im streitigen Verfahren dieselben Mandanten in dieser Sache nicht vertreten. (15:00) Weder der Klient noch der Gegner muss befürchten, dass Informationen und Gespräche, die in dem sicheren Rahmen geführt werden, später im Verfahren gegen einen verwendet werden, wenn es wider Erwarten doch nicht zu einer Lösung kommt. (15:38) Es hat ja auch durchaus Vorteile, wenn man sich sagt, man unterwirft sich den Regeln des Gesetzgebers und ernennt einen Unabhängigen, der darüber entscheiden soll. (16:09) Es ist schon so, dass man eigentlich in der Ausbildung praktisch gar keine oder nur sehr wenige Tools lernt, wie man in Konflikten überhaupt agiert und wie man mit Emotionen umgeht, wie man mit Kommunikationsthemen umgeht. (16:32) Das Lösen der Rechtsfragen, wie man es auf der Uni lernt, nimmt eigentlich gar nicht so einen großen Teil ein. (16:52) Aber in der Praxis ist es doch so, dass die Kommunikation mit dem Klienten und die Strategie gegenüber dem Gegner auch sehr viele außerrechtliche Fragen berührt, mit denen man in der Ausbildung eigentlich nicht konfrontiert wird. (19:04) Man ist als Rechtsanwalt in jedem Konflikt auch selber Teil des Systems. (19:18) Man muss selbst analysieren, wo man in dem Konflikt steht und wie man mit dieser Rolle umgeht und ob man sich vielleicht mit dem einen oder anderen Problem auch irgendwie identifiziert oder solidarisiert. (19:69) Eine große Challenge ist die, die immer bleibt, weil man natürlich auch als Rechtsanwalt, so wie als Mediator, aber auch als Therapeut oder Psychologe, Mensch bleibt mit seinen eigenen Emotionen und mit manchen Situationen schlichtweg einfach schlecht umgehen kann als mit anderen. (22:35) Das Collaborative Law Verfahren kommt aus dem Familienrecht und wurde primär für Scheidungen erdacht. (22:51) Es gibt vielleicht gemeinsame Interessen, und es gibt vor allem vielleicht Kinder, wo man auch in einer Konfliktsituation dem anderen nicht mehr Schaden zufügen möchte, als unbedingt sein muss. (26:18) Es gibt im Collaborative Law Verfahren auch die Möglichkeit, psychologische Betreuung dazuzunehmen, externe Experten für den psychosozialen Bereich. (26:50) Wenn man sich über Monate oder sogar Jahre damit beschäftigen muss, was der andere falsch gemacht hat, ist es unvermeidlich, dass man sich selber in diesen Emotionen bestärkt. (31:12) Ich muss sagen, dass sich durch die Zusatzausbildung für mich der Zugang zum Streit geändert hat, weil ich es einfach als Variante wahrnehme, die manchmal ihre Vorteile hat. (31:30) Wenn die Parteien schlichtweg nicht bereit sind, in einer Mediation im Collaborative Law Verfahren eine Lösung zu finden, dann ist der Gang zu einem Richter eine durchaus konstruktive Art und Weise, weil ein externes Organ, das dazu geschult wurde, nach gewissen Regeln den Streit beendet. (32:11) Die emotionalen Phasen und dort, wo der Konflikt aufbricht, sind immer ein Fingerzeig dafür, wo eigentlich die Probleme liegen. (32:24) Die schwierigsten Fälle oder die, die auch unbefriedigend zu lösen sind, sind eigentlich die, wo die Parteien die heißen Themen nicht ansprechen können oder wollen. (32:39) Zu einer Lösung kommt man eigentlich oft erst dann, durch und mit dem Streit. (32:48) Ein guter Konflikt ist der, aus dem man etwas mitnimmt und aus dem man etwas lernen kann. (34:17) Wenn man selber Streitpartei ist, dann sind wahrscheinlich die Psychotherapeuten noch die schwierigeren Streitpartner. (34:56) Es gibt meiner Meinung nach kein Rezept, das man über alle Verfahren und alle Situationen drüberlegen kann. (38:34) Worauf man schon aufpassen muss, ist, dass man in einer emotionalen Situation nicht beleidigend wird. (39:05) Man bleibt natürlich trotzdem Rechtsanwalt, ich kann nicht beanspruchen oder mir anmaßen, den Klienten psychologisch zu betreuen. (41:29) Ich glaube, dass es generell eine psychohygienische Herausforderung ist für Anwälte. (44:06) Wenn jemand in der Lage ist, über sich selbst zu scherzen, dann zeigt das eine Form der Reflexion, dass sich jemand selbst nicht zu wichtig nimmt. (46:12) In einer sehr eskalierten Situation sind die Parteien natürlich für Humor wenig zugänglich. (47:24) Die Stresssituation verhindert, dass das Gehirn die Informationen auf eine sachliche Art und Weise verarbeiten kann. (49:41) Das Collaborative Law Verfahren ist eigentlich vor allem überall dort besonders naheliegend, wo es um die Erhaltung, um die Aufrechterhaltung von Beziehungen geht. (49:53) Wo Parteien möglicherweise nach einem Rechtsstreit trotzdem miteinander zu tun haben, wie zum Beispiel im Nachbarschaftsstreit, aber auch im Erbschaftsstreit, dort ist besonders wichtig zu schauen, ob man nicht durch ein Gerichtsverfahren Kollateralschaden anrichtet, der dann schwer wieder gutzumachen ist. (50:16) Was habe ich von einem gewonnenen Gerichtsverfahren gegen einen Nachbarn, mit dem ich dann über Jahre oder Jahrzehnte verfeindet nebeneinander lebe? Dann muss ich mir schon klar werden darüber, dass auch ein Sieg möglicherweise nicht das Ende ist. (54:04) Ich habe durch die Beschäftigung mit diesen Themen extrem viel gelernt, was mein Leben beruflich, aber auch privat sehr bereichert hat, dafür bin ich sehr dankbar. (54:43) In fünf Jahren würde ich mir wünschen, nicht nur auf diesem Weg weiter fortzuschreiten und diesen Austausch noch zu intensivieren, auch über die Grenzen Österreichs hinaus. (55:58) Ich glaube, dass sowohl Mediation als auch das Collaborative Law Verfahren eine friedensstiftende Wirkung hat, im wahrsten Sinne des Wortes. (56:15) Wenn man aus jedem Konflikt, den man auf konstruktive Art und Weise bewältigen lernt, etwas mitnimmt und, wie ich glaube, unbewusst oder bewusst in den nächsten Konflikt auch hineinnimmt und dann sieht, dass es eigentlich emotional viel besser geht. (57:35) Man muss kein Idealist sein und den allgemeinen Frieden wollen, wenn man für den eigenen Konflikt einen konstruktiven Zugang findet. (59:46) Es gibt auf der anderen Seite auch nichts, was von vornherein aussichtslos wäre. (59:52) Es kann zwar manchmal schwierig erscheinen, aber es gibt immer Wege und Mittel und es gibt immer Leute, die einem helfen können.
Patricia Otuka-Karner - The Rain Workers
Wie kann man Wissen über sexuelle Gesundheit und reproduktive Rechte regnen lassen Patricia findest du auf Bluesky unter @otukakarner.bsky.social Linkbeschreibung [https://bsky.app/profile/otukakarner.bsky.social] ALLES ÜBER THE RAIN WORKERS ERFÄHRST DU UNTER THERAINWORKERS.ORG [https://www.therainworkers.org/] WENN DU IHRE ARBEIT UNTERSTÜTZEN MÖCHTEST, SCHAU HIER [https://www.therainworkers.org/spenden]VORBEI. ALLES WEITERE ERFÄHRST DU UNTER WWW.MITMILCHUNDZUCKER.AT [http://www.mitmilchundzucker.at] AUF INSTAGRAM @MIT.MILCH.UND.ZUCKER [https://www.instagram.com/mit.milch.und.zucker] ODER FACEBOOK @MITMILCHUZUCKER [https://www.facebook.com/mitmilchuzucker] (05:55) Die Kaffees in der Pause mit den KollegInnen aus Nairobi waren besonders gut, in einem mehr oder weniger tropischen Garten sitzend. (06:39) Ich kann Kaffee schwarz sehr gut genießen oder mit richtig viel warmer Milch. (07:17) Ich habe auch eine witzige "SPÖ wacht früher auf"-Kaffeetasse, die finde ich auch ganz lustig. (08:30) Wir arbeiten vor allem über lokale Partnerorganisationen. (08:48) Wir haben im letzten Jahr 14 Partnerorganisationen in 7 afrikanischen Ländern gehabt. (08:54) Wir bieten Trainings an für Menschen, die z. Bsp. schon in Gesundheitsberufen sind. (09:04) Wir bilden Rainworkers aus und die geben das Wissen dann in lokalen Sprachen weiter. (09:45) Als Kind wollte ich immer Medizin studieren. (09:59) Bei mir hat sich der Weg immer ein bisschen ergeben. (10:19) Was mir großen Spaß macht, ist, Themen, für die ich brenne und die mir wichtig sind, so zu präsentieren, dass vielleicht andere es aufgreifen und darüber schreiben oder auch Denkanstöße dadurch kriegen. (11:43) Als ich in Uganda gelebt habe, war ich in einer Region, wo es weibliche Genitalverstümmelung gibt, und mit Frauen unterm Mangobaum zum Reden gekommen, und für sie war ihre eigene Beschneidung so extrem verbunden mit dem Frausein. (12:58) Mir wurde durch den Dialog mit den Frauen bewusst, dass es wahnsinnig lange Zeit braucht, bis sich Verhalten ändert, wenn das Muster so tief verwurzelt ist. (13:56) In einer unserer Projektregionen in Kenia sind fast 80 % der Frauen beschnitten. (14:34) Die drei Partnerorganisationen in Kenia machen Aufklärungssessions, immer mit Menschen, die vor Ort entweder gut eingebunden sind oder vielleicht schon ein Standing haben. Die male champions sind da immer ganz wichtig. (14:47) Es ist ganz wichtig, die Männer reinzuholen, weil auch die die Annahme haben, sie heiraten eine Frau, die beschnitten ist. (14:56) Es ist immer wichtig zu schauen, welche Persönlichkeiten in der Gemeinschaft man ins Projekt holen kann, die auch Sprachrohr sind, und wie man das Wissen verbreiten kann. (15:16) In einer Region haben wir erkannt, dass die Boda-Boda-Driver, das sind Mopedtaxis, eine ganz wesentliche Rolle spielen, weil es ganz viele davon gibt und die viel im Gespräch sind, und die bekommen extra Trainings und Aufklärung. (15:43) Es sind maßgeschneiderte Zugänge, wie man schauen kann, Wissen herunterzubrechen auf das, was in den Regionen funktioniert. (16:52) The Rainworkers hat früher Aktion Regen geheißen und eine Gynäkologin war ausschlaggebend, dass da ganz viel passiert ist. (17:04) Damals wurde die Zykluskette bekannt, die wir heute noch verwenden, mit der Frauen sehr niederschwellig anhand von Perlen, über die ein Gummiringerl gezogen wird, ihren Zyklus monitoren. (18:16) Wir haben im letzten Jahr ca. 22.500 Menschen erreicht mit Aufklärungssessions oder "Treetings", wie wir es nennen. Also Meetings unter Bäumen. (19:20) Was The Rainworkers gut geschafft haben, ist, ein echt sehr fundiertes, auch wissenschaftlich fundiertes Trainingsmanual zu entwickeln und anzubieten und über die Partnerorganisationen vor Ort Rainworkers auszubilden. (19:58) Manchmal ist es rein rechtlich nicht erlaubt, bestimmte Dinge anzusprechen. Zum Beispiel darfst du in manchen Ländern in den Schulen nicht über Verhütung sprechen. (20:21) Was ich spannend finde, ist, wie wissbegierig, wie wahnsinnig aufgeschlossen, emanzipiert und feministisch unsere KollegInnen vor Ort sind. (21:03) Manchmal geht’s nicht darum, was man sagen kann von der Haltung her, sondern es fehlen einfach die Worte. In den lokalen Sprachen fehlen manchmal die Worte für Sexualorgane. (22:28) Wir arbeiten mit einer Partnerorganisation in Nairobi, in einem Gebiet, wo die Menschen wenig Perspektiven haben. Es gibt viel sexualisierte Gewalt, die Anzahl der Teenage-Schwangerschaften ist sehr hoch, Mädchen werden dort sehr früh Mütter und sehr viele auch ungewollt. Das Projekt hat einen Fokus auf Teenage Mums und bietet eine Kombination aus psychologischer Betreuung, aber auch eine Berufsausbildung. (24:23) Die Aufklärung ist in diesem Projekt sehr niederschwellig, z. Bsp. zeigen die AusbildnerInnen anhand von Sketches, wie Kinder entstehen. (25:20) Die Rainworkers gehen auch in die Schulen für Aufklärungssessions und decken auch Wissen ab, das die Lehrpersonen nicht haben oder das auch nicht Teil des Curriculums ist. (26:58) Ich habe gerade einen Einführungskurs zur Trauerbegleitung gemacht. (27:22) Ich übe gerade das Zuhören. (28:04) Ich sehe es als wirklich positiv und ein Geschenk, etwas beizutragen, dass es besser ist. (28:43) Für mich ist es total erfüllend, dass ich mir denke, ich habe diese Arbeitszeit, die ich verwenden muss, und dann kann ich vielleicht einen kleinen Beitrag leisten, dass es besser ist. (35:16) Wir achten bei den Rainworker-Ausbildungen darauf, dass wir Männer und Frauen ausbilden. (36:45) Der Ansatz, Frauen zu stärken und dass sie selbstbestimmte, informierte Entscheidungen treffen können, funktioniert nur, wenn man die andere Seite auch reinholt. (37:59) Ich bin grundsätzlich sehr neugierig und offen, auch wenn ich oft behaupte, dass ich auf Menschen gar nicht so gut zugehen kann. (38:16) Es ergeben sich total witzige Situationen, wenn man von total außen wo reinkommt. (38:23) Oft sind es Kleinigkeiten, die man tut, gerade wenn so große kulturelle Unterschiede sind. Ich war zum Beispiel schon sehr lange in Uganda, bis mir jemand gesagt hat, dass es total unhöflich ist zu sagen, dass das Essen gut riecht. (38:47) Ich habe gelernt, dass man in Uganda in die Küche geht und mit einem Löffel kostet und den Geschmack kommentiert, nicht den Geruch. (40:48) Ich als Person bin schon eher Panzer durch Türe. (41:47) Ich versuche, dass andere Arbeiten für andere spannend zu machen, die wiederum damit arbeiten. (41:45) Ich finde, es gibt keine Themen, die man nicht auch beim Kaffee in der Pause diskutieren kann, vorausgesetzt, man retraumatisiert nicht andere damit. (42:05) Bei Tabus sehe ich oft ganz wenig Notwendigkeit, die noch weiter zu tabuisieren. Ganz im Gegenteil, klare Sprache oder das Angebot, über etwas zu sprechen, ist wichtig. (44:41) Ich glaube, dass der Bedarf an sexualpädagogischer Aufklärung größer werden wird. (48:00) Das Schöne an der Arbeit der Rainworkers ist, dass Wissen angeboten wird, aber trotzdem geht’s dann darum, dass die Frauen und Mädchen selbstbestimmt informierte Entscheidungen treffen.
Brenda - Die Kunst, Menschen zu verbinden
Was kann echtes Zuhören bewirken? Brenda kannst du auf Instagram unter @brendaannerl [https://www.instagram.com/brendaannerl/] begleiten. Noch mehr findest du auf Bluesky unter @brendaannerl.bsky.social [https://bsky.app/profile/brendaannerl.bsky.social] JÜRGENS FOLGE ÜBER "ANDERS SEIN - GEHEN WIR ZU SPÄT IN THERAPIE?" VOM 12.5.2019 KANNST DU DIR HIER [https://mitmilchundzucker.podigee.io/33-juergen]ANHÖREN. ALLES WEITERE ERFÄHRST DU UNTER WWW.MITMILCHUNDZUCKER.AT [http://www.mitmilchundzucker.at] AUF INSTAGRAM @MIT.MILCH.UND.ZUCKER [https://www.instagram.com/mit.milch.und.zucker] ODER FACEBOOK @MITMILCHUZUCKER [https://www.facebook.com/mitmilchuzucker] (08:30) Da gibt’s Kaffees, die wir zu dritt am Sziget getrunken haben, die besonders waren. Nicht besonders gut, aber sie sind ein Teil der Geschichte, an den ich mich gerne zurückerinnere. (08:47) Es sind immer die besten Kaffees, die man mit Menschen trinkt, die man mag. (09:31) Ein besonderer Kaffee der letzten Zeit war, als ich letztes Jahr in Sarajevo auf der Baščaršija gesessen bin, mit einem bosnischen Kaffee, und mich ein bisschen daheim gefühlt habe. (10:14) Gespräche, bei denen man etwas erarbeiten will, fangen mit Kaffee an. (11:44) In jedem Gespräch geht es für mich darum, der anderen Person Raum zu geben und nicht nur einen Oarschlochdaumen hinzuknallen. (13:07) Ungerechtigkeit ist etwas, das ich nicht aushalte. (17:07) Was außerhalb unserer Grenzen passiert und wie wir Menschen behandeln – diese Grausamkeit ist für mich unerträglich. (21:09) Wir als Zivilgesellschaft schaffen mehr, als wir glauben, und mehr, als uns die Politik zutraut. (22:08) In der Politik zu sein heißt, ein großes Ego zu haben und sehr viel über sich selbst zu sprechen. (23:06) Es fehlt in der Politik komplett, pragmatische Lösungen zu finden – es wird eher darauf geschaut, wie viel 0,00001 % diese Lösung meiner Partei bringt. (25:13) Es ist ein Vorteil, einen Podcast zu haben, bei dem man ganz viel von anderen Menschen lernen kann. (29:53) Es gab schon die eine oder andere Podcastfolge, bei der wir mit dem Thema woanders hinwollten als unsere GästInnen. (30:07) Wir folgen dir im Gespräch, wohin du willst. (30:31) Wenn wir die Geschichten von Menschen erzählen wollen, dann sollen sie sie auch so erzählen können, wie sie wollen. (32:14) Wenn’s in meinem Leben die Frage geben würde, wen ich als Pressesprecherin haben möchte, würde ich immer und ausschließlich Christiane auswählen. (34:18) Am Anfang von mit Milch und Zucker hatten wir beide eine bestimmte Podcaststimme. (38:45) Das Schöne ist: In einem eigenen Podcast kann man machen, was man will. (41:55) Wie man weiß, flieg ich nicht so gern, und meine Leber findet Fliegen auch blöd. (42:18) Es ist ein bisschen ein Fluch, dass man glaubt, man muss immer etwas verändern. (42:56) In der momentanen Weltlage ist ein Hoffen, dass es so bleibt, wie es ist, und nicht schlimmer wird, schon ein guter Wunsch. (48:50) Zum Schauen hat’s genug gegeben am Sziget. (49:13) Hört mehr Podcasts. (49:43) Seid’s wachsam und schaut auf die Menschen um euch herum, von denen ihr vielleicht schon länger nichts gehört habt.
Christiane - Wo Worte ein Zuhause finden
Wie verändert sich unser Blick auf die Welt, wenn wir beginnen, unsere eigene Geschichte zu erzählen. Christiane kannst du auf Instagram unter @diekoernerinschreibt [https://www.instagram.com/diekoernerinschreibt/] auf ihrem Weg ins Autorinnen-Dasein begleiten. Noch mehr Geschichten findest du auch auf ihrem story.one Profil [https://www.story.one/de/author/diekoernerin/]. AKIMS FOLGE "DIE BESTE BILDUNG FINDET EIN GESCHEITER MENSCH AUF REISEN" VOM 7.10.2019 KANNST DU HIER [https://mitmilchundzucker.podigee.io/54-akim]ANHÖREN. ALLES WEITERE ERFÄHRST DU UNTER WWW.MITMILCHUNDZUCKER.AT [http://www.mitmilchundzucker.at] AUF INSTAGRAM @MIT.MILCH.UND.ZUCKER [https://www.instagram.com/mit.milch.und.zucker] ODER FACEBOOK @MITMILCHUZUCKER [https://www.facebook.com/mitmilchuzucker] (07:43) Ich habe keine Ahnung, was der beste Kaffee war, den ich getrunken habe. (08:33) Wir waren in der Tanzschule, auch ein seltsames Kapitel unserer Geschichte. (08:59) In Oberösterreich ist immer alles ruhig und stressfrei und schön. (09:24) Vor sieben Jahren hat noch eine ganz andere Person dieses Leben gelebt. (09:53) Irgendwann denkt man sich: Nehmt’s mich, wie ich bin, oder halt nicht. (11:00) Nicht nur mein Selbstvertrauen ist in den vergangenen sieben Jahren größer geworden, auch das Vertrauen in andere Menschen. (11:40) Ich hab irgendwann ein Bild gesehen von einem Leuchtturm und mir gedacht: „Oh schön, da will ich hin.“ (12:33) Ich war noch nie außerhalb von Europa, also warum nicht gleich dorthin ziehen? (14:38) Ich find's schön, wenn man den Leuten im Hintergrund mehr Beachtung schenkt. (14:50) Ich bin sehr offen, wenn man mich nach etwas fragt. (16:05) Für mich ist der Beginn der Corona-Zeit auch der Beginn meiner Patrick-Zeit. (19:05) Sehr viel wird nicht oder anders erzählt, wenn wir im Vorfeld schon zu viel mit dem Gast oder der Gästin sprechen. (21:54) Ich bin immer noch nicht in der Kultur angekommen und bin jetzt seit vier Jahren hier. (22:21) Wir sind nicht aus Simmering-Simmering, sondern aus Kaiserebersdorf-Simmering. (23:08) Ich verstehs vollkommen, wenn man nicht jeden anlacht. (23:28) Ich freu mich für alle, die immer freundlich dreinschauen, ich finds anstrengend. (24:46) Man hat nicht den gleichen Grundbausatz. (27:30) Ich hab gekündigt, weil ich wusste, wenn ich mich jetzt nicht ernsthaft hinsetze und ausprobiere, dann werd ich das nie wieder tun. (28:20) Ich schreib meine Kurzgeschichten mit der österreichischen Seele im Kopf. (29:40) Ich kann Menschen organisieren, die nicht ich sind. (30:13) Ich glaub, dass ich eine gute Freundin bin. (31:20) Komplett crazy war zu meinem 30. Geburtstag die Reise nach Hawaii. (33:54) Jedes Mal, wenn ich mich hinsetze, denke ich mir: Was willst du jetzt schon wieder schreiben? (34:15) Gar nicht mal so blöd gemacht, Christiane. (36:03) Das leere Blatt ist ein Schas. (37:20) Meine Finger sind oft schneller als mein Kopf. (37:37) Der Trick ist hinsetzen und weiterschreiben. (42:40) Es lässt die kreativen Juices flowen. (45:11) Oft sind's kleine Momente, in denen ich mir denke: „Lustig, dass das mein Leben ist.“ (46:17) Eigentlich ist das ein Buch und eigentlich hab ich das geschrieben. (46:31) Ich kann noch nicht sagen, dass ich ein Buch veröffentlicht hab, aber ich hab eins geschrieben. (52:57) Ich würd den Podcast so weitermachen, wie wir es jetzt machen. (54:00) Mei, das arme Hascherl. (54:23) Keine Angst, wird alles gut. You do you.
Lukas Gahleitner-Gertz - Asylpolitik zwischen Realität und Rhetorik
Haben wir uns an Grausamkeit gewöhnt? Mehr zur Asylkoordination und ihrer Arbeit findest du auf der Homepage asyl.at [https://www.asyl.at/de/] und auf Instagram unter @asylkoordination_oesterreich [https://www.instagram.com/asylkoordination_oesterreich/]. LUKAS ERSTE FOLGE ZU FLUCHT UND ASYL [https://mitmilchundzucker.podigee.io/232-lukas] VOM 5.2.2023 FINDEST DU HIER [https://mitmilchundzucker.podigee.io/232-lukas]. ALLES WEITERE ERFÄHRST DU UNTER WWW.MITMILCHUNDZUCKER.AT [http://www.mitmilchundzucker.at] AUF INSTAGRAM @MIT.MILCH.UND.ZUCKER [https://www.instagram.com/mit.milch.und.zucker] ODER FACEBOOK @MITMILCHUZUCKER [https://www.facebook.com/mitmilchuzucker] (06:22) Wir stehen in der Spirale nach unten wieder ein Stück weiter unten, und es geht weiter nach unten. (08:48) Wir haben momentan die niedrigste Anzahl von Asylwerberinnen in Österreich in Grundversorgung, seit es Aufzeichnungen gibt. (09:12) Wir sind aber in einer Spirale drinnen, dass man glaubt, ganz arge Zeichen setzen zu müssen. (09:59) Der Krieg in Syrien war Österreich relativ wurscht. Das Einzige, um was es uns gegangen ist, war, dass wir geflüchtete Personen da hatten. (10:08) Österreich hat keine nennenswerten Initiativen gesetzt, dass dieser Krieg aufhören sollte. Wir haben uns nur beklagt, dass geflüchtete Menschen zu uns kommen. (13:38) Der Rechtsstaat muss jeden Tag neu erkämpft werden. (16:11) Die Exekutive probiert derzeit Sachen aus, die bisher nicht gemacht wurden, und das erhöht den Druck auf die Gerichtsbarkeit, und es heißt: Wir würden ja eh, aber die Gerichte stoppen uns. (16:36) Wo sind wir hingekommen, dass immer weniger kritisch die Regierungen hinterfragt werden, sondern eigentlich die Gerichtshöfe an den Pranger gestellt werden? (16:56) Faktisch wird das umgesetzt, was eigentlich die FPÖ vor einiger Zeit verlangt hat. (19:09) Ein großes Thema momentan ist das sogenannte GEAS, das gemeinsame europäische Asylsystem. (19:20) Es wurde vor den Wahlen zum Europäischen Parlament beschlossen und ist ein Riesen-Ding, wo keiner genau weiß, wo genau es hingehen wird. (19:30) Es sind neun verschiedene Rechtsakte, die in den nationalen Rahmen umgesetzt werden müssen. (19:40) Wir stehen vor der größten Asylreform der letzten 30 Jahre. (19:58) Ich glaube, dass sehr viele kleine Bösartigkeiten versteckt werden. (20:04) Es wird der Weg weiterverfolgt, dass man die Lösung nicht durch mehr Zusammenarbeit schafft, sondern durch mehr Schikanen gegen Schutzsuchende. (20:41) Diese Taliban-Besuchsgeschichte ist etwas, was mich sehr intensiv beschäftigt. Das muss man sich vorstellen – das sind Mitglieder einer Terrororganisation. (20:57) Wenn ich zu den Taliban fahren würde und sage, ich unterstütze die Taliban auf technischer Ebene, dann hätte ich eine Anklage wegen Terrorismus – und ich hätte sie zurecht. (23:42) Beim neuen gemeinsamen europäischen Asylsystem ist es schon so, dass es eigentlich darum geht, dass man die Leute schon etwas wegkriegt vom Recht, Rechte zu haben. (24:01) Es wird hier schon versucht, starken Druck auszuüben auf genau jene Personen, die Schutz suchen. (24:43) Die Fetischisierung der Außengrenze ist schon bemerkbar. (26:57) In Österreich im Asylbereich hatten wir nie einen Mangel an Regeln, wir hatten einen Mangel an Durchsetzung dieser Regeln. (27:08) Man hat ein Regelwerk, was im Prinzip nicht umgesetzt wird, und nun hat man ein neues Regelwerk, das noch komplizierter ist – nämlich massiv komplizierter. (28:31) Ich glaube nicht, dass in einer Situation, wo was nicht funktioniert, dass man dann Komplexität erhöht und glaubt, in der Realität funktioniert es dann besser. (30:53) Durch das verstärkte Verschieben an die Außengrenzen soll es aus dem Sinn kommen – wir sollen es nicht sehen. (32:01) 2017 gab es in Österreich rund 240.000 Sozialhilfebezieherinnen insgesamt und 2023 rund 200.000 – also 40.000 weniger, obwohl wir eine steigende Bevölkerung haben, obwohl wir eine arge Inflation haben. (32:28) Ich würde mir auch wünschen, dass es weniger Menschen gibt, die auf diese sozialen Leistungen angewiesen sind, aber ich kann’s mir in der Realität nicht vorstellen, weil die äußeren, objektiven Bedingungen schwieriger sind. (33:35) Man muss zwischen Asyl und Migration trennen, was immer wieder eingefordert wird – aber wenn’s nicht passt, macht man’s nicht. (36:12) Wir reden viel zu wenig darüber, wo wollen wir denn eigentlich hin und was sind die geeigneten Maßnahmen – sondern über die Maßnahme, und die Maßnahme ist die Kürzung. (39:57) Die Menschenrechte wurden nicht für Zeiten gemacht, wann’s leiwand ist, sondern für Zeiten, wo’s zur Sache geht. (40:57) Wir haben einen Staat, wir erlauben ihm gewisse Sachen, er kann uns auch zwingen, Sachen zu tun – aber es ist kein schrankenloses Recht. (41:21) Der Staat darf Individuen gewisse Rechte nicht einschränken. (42:05) Ich glaube nicht, dass die Menschenrechte als solche zur Disposition stehen, sondern dass sie für alle gleich gelten sollen. (42:54) Gewisse Rechte gelten auch für Arschlöcher. (46:26) Gewisse Rechte haben alle, und dafür müssen wir kämpfen, dass die alle haben. (48:37) Wir in Österreich kämpfen gegen den radikalen Islam, wir versuchen ein Kopftuchverbot durchzudrücken – zum Schutz von unter 14-jährigen Mädchen, damit sie kein Kopftuch in der Schule tragen dürfen – und gleichzeitig laden wir jene, die die Menschen gezwungen haben, ihr Land zu verlassen, nach Österreich ein. (50:18) Im besten Fall reden wir in fünf Jahren weniger über das Thema Asyl. (52:22) Wir haben in Europa eine Krise der regulären Migration, nämlich dass wir nicht ermöglichen, dass Menschen nach Europa kommen – auch um hier zu arbeiten. (55:23) Bleibt empathisch. Empathisch im Sinne von: Perspektiven von anderen einzunehmen, zu verstehen – das heißt nicht, dass man diese dann übernehmen muss, aber wir müssen diese Empathie fördern. (56:34) Bitte bleibt den Regierenden gegenüber kritisch – egal, wer an der Regierung ist. (57:02) Wenn die anderen das machen, was die Rechten machen würden, bringt’s ja auch nichts.