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Anna Katharina Fröhlichs neues Buch ist ein poetisches Memoir, eine Erinnerung an die erste Begegnung und die ersten Monate mit dem berühmten Mailänder Verleger und Autor Roberto Calasso. EINE LITERARISCHE BEGEGNUNG Sie lernt ihn 1995 kennen – an einem Stand des Verlags Matthes & Seitz auf der Frankfurter Buchmesse, die sie zusammen mit ihrer Mutter besucht. > Auch wenn ich in meinem grünen Kleid mit den Puffärmeln wie eine Komparsin aus einem Goldoni-Stück neben meiner Mutter stand, muss ich etwas so Heiteres und Verlockendes verströmt haben, dass Roberto nicht die Flucht ergriff, wie es oft seine Art war. Er war neugierig auf mich, bodenlos neugierig. Später schrieb er mir in einem Brief, dass meine Erscheinung eine Epiphanie für ihn gewesen sei. > > > Quelle: Anna Katharina Fröhlich – Roberto und Ich Die Puffärmel, Goldoni, eine Epiphanie: Von Anfang hat diese Annäherung in der Beschreibung Fröhlichs nicht nur etwas Überbordendes, sondern vor allem etwas Literarisches. Die nun beginnenden und sich immer weiter fortsetzenden Gespräche mit Calasso drehen sich um Bücher und Autoren, nicht um irgendwelche, sondern die absoluten und übergroßen der Weltliteratur. Für das Mittelmäßige sind sie beide nicht geschaffen. Aber das Szenario, das Fröhlich aus ihrer Erinnerung hervorzaubert, ist selbst Literatur. Ihre Protagonisten „Roberto und Ich“ verwandeln sich in Figuren aus Prousts „Recherche“ oder Balzacs menschlicher Komödie. > Die junge Frau, die vor [Roberto Calasso] saß, war, wie eine Flickendecke aus verschiedenen Stoffresten, aus all den Büchern gemacht, die sie bis dahin gelesen hatte. > > > Quelle: Anna Katharina Fröhlich – Roberto und Ich LIEBE, LITERATUR UND EROS Anna Katharina Fröhlich schildert die Wochen und Monate der Verliebtheit, die Verlustängste und Eifersucht, die gemeinsamen Reisen und Beschwörungen einer Zukunft mit einer großen Intensität: Da ist einerseits die noch sehr junge, von ihrem Äußeren überzeugte, mit ihren Reizen spielende Frau, die sich bei Fröhlich in eine Novellenfigur aus dem späten 19. Jahrhundert verwandelt. Sie will gefallen und lernen, wird angezogen von der intellektuellen Brillanz dieses Mannes, der ihr Vater sein könnte. Da ist andererseits der mit der Schriftstellerin Fleur Jaeggy verheiratete Calasso, der zwischen Abgeklärtheit und Enthusiasmus schwankt, diszipliniert ist und doch zu uneingeschränktem Genuss fähig. Ihm widmet Fröhlich ein liebevolles Porträt. En passant stellt sie Themen seines Werks vor, verbeugt sich voller Bewunderung vor dem geistreichen Schriftsteller. Gleichwohl flirrt dieses Buch von Erotik, auf eine zugleich kokette und dezente Weise, wie sie auch in einem Roman des 19. Jahrhunderts nicht schöner zu finden wäre. ZWISCHEN RAUSCH UND ABSCHIED Der ornamentale Stil hat etwas Berauschtes. Die gemeinsamen Lektüren von Calasso und Fröhlich sind förmlich in „Roberto und Ich“ eingesickert – als Spuren einer Literatur, die ästhetisch weder kompromissbereit ist noch Scheu vor Detailversessenheit und Grandezza hat. Man könnte das epigonal nennen. Vielleicht auch lasziv. Sogar ein bisschen angeberisch. > Das Liebespaar von 1995, die modernen Nachfolger von Pluto und Proserpina, Venus und Zeit, Venus und Vulkan, das damals viel Staub aufgewirbelt hatte, existierte nicht mehr auf der Bühne der Welt, doch lebte es in mir weiter. > > > Quelle: Anna Katharina Fröhlich – Roberto und Ich Es ist bei Fröhlich aber zugleich von so schöner Originalität und von Lust befeuert, dass man ihr gerne zurück ins romanhaft entrückte Glück folgt und alle Maßlosigkeit verzeiht. Aber auch auf das Glück legt sich früh schon ein Schatten. EIN LEIDENSCHAFTLICHES MEMOIR Im Januar 1996 stirbt Calassos bester Freund, der große Dichter Joseph Brodsky. Anna Katharina Fröhlich, nur die Geliebte Calassos, darf der Trauerfeier nicht beiwohnen. Knapp 30 Jahre später besucht sie das Grab Brodskys in Venedig. Das Buch endet dort auf dem Friedhof San Michele, wo Brodsky seinerzeit beigesetzt wurde. Und wo auch Roberto Calasso 2021 seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Die angemessene Nachbarschaft. Und das adäquate Finale dieses leidenschaftlichen Memoirs.

Die Zahl der Drogentoten in Baden-Württemberg ist mit 195 Todesfällen im Jahr 2024 auf einem neuen Höchststand seit 20 Jahren. In der Szene beobachte man einen zunehmend unreflektierten Konsum synthetischer Drogen, sagt Justus Bartlewski, Vorstandsvorsitzender von Clubkultur BW, im Gespräch mit SWR Kultur. Diese Entwicklung sei durch die Corona-Pandemie zusätzlich verstärkt worden: „Wir sehen einen gefährlichen Mischkonsum, vor allem bei jungen Menschen, die oft gar nicht wissen, was sie einnehmen“, erklärt Bartlewski. FLÄCHENDECKENDES DRUG-CHECKING Er fordert deshalb dringend ein flächendeckendes Drug-Checking, also die Möglichkeit, Drogen anonym auf ihre Inhalte testen zu lassen: „Die Menschen müssen wissen, was in den Substanzen drin ist. Das kann Leben retten.“ Die gesetzliche Lage mache Drug-Checking zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Gleichzeitig fordert Bartlewski auch politische Unterstützung: „Wir brauchen Drogenkonsum-Räume, Aufklärung und echte Förderungen.“ Im Herbst 2024 habe man intensiv versucht, auf den Landeshaushalt einzuwirken – vergeblich. „Da hat die Landesregierung bis jetzt versagt“, fasst Bartlewski zusammen.

Der Rechtsstreit zwischen der Elite-Universität Harvard und US-Präsident Trump ist grundsätzlicher Natur. Anlässlich einer gerichtlich Anhörung in dem Verfahren meint der Journalist und USA-Kenner Martin Klingst im Gespräch mit SWR Kultur: „Hier geht es wirklich ans Eingemachte – einerseits um Regierungsgeld, andererseits um die Freiheit der Lehre und um freie Meinungsäußerung.“ Klingst ist sich allerdings sicher, dass es im Hintergrund bereits Verhandlungen gibt, um den Streit unter Gesichtswahrung beizulegen. KÜRZUNGEN FÜR ÖFFENTLICHES RADIO-NETZ NPR Auch das rückwirkende Streichen von Geldern für das öffentliche Radio-Netz NPR, die das US-Parlament auf Betreiben Trumps vergangene Woche beschloss, hat aus Klingsts Sicht prinzipiellen Charakter. Von einer möglichen Schließung betroffen seien vor allem viele Lokalsender in ländlichen Regionen der USA. „Der staatliche Geldhahn ist existentiell“, sagt Klingst, „denn die Sender haben eine wesentliche Informationsrolle in den Weiten Amerikas.“

Die Künstlerin Nevin Aladağ überschreitet gerne Grenzen: Basketbälle verkleidet sie mit Teppichen aus aller Welt. Sessel oder Kommoden bekommen Saiten aufgespannt und werden zu Musikinstrumenten. Aus Pfotenabdrücken von Igeln macht sie bunte, ornamentale Kunstwerke. „Ich sammle aus unterschiedlichen Städten und Ländern Muster, die mir in der Architektur und im öffentlichen Raum begegnen“, erklärt sie gegenüber SWR Kultur. Für diese Vielfalt und dem Spiel mit Zuschreibungen, Bedeutungen und Materialen wurde Nevin Aladağ mit dem baden-württembergischen Landespreis für Bildende Kunst ausgezeichnet.

1856 war in Bad Wildbad im Schwarzwald ein berühmter Kurgast: Der Komponist Gioachino Rossini, er suchte dort Erholung und nutzte die Thermalquellen der Stadt. Ihm zu Ehren findet in Bad Wildbad jedes Jahr ein Opernfestival statt, Rossini in Bad Wildbad. Dieses Jahr ist die 36. Ausgabe des Festivals und gezeigt wird die märchenhafte Rossini-Oper „La Cenerentola“.